02-05-2010, 21:24
(02-05-2010, 20:31)VolkersList schrieb: Gottesvorstellungen
Liebe Diskutanten,
einerseits kann ich mit der Gesamtheit der Beiträge zu den Gottesvorstellungen wenig anfangen, obwohl es einige Passagen gibt, die mich berühren.
Mir fällt es schwer, meine Gottesvorstellung zu beschreiben, aber ich versuche es.
Alles, was ich sehe oder nicht sehe, alles, was existiert, hat seinen Schöpfer, das ist mein Glaube.
Aber jetzt kommt etwas Wesentliches hinzu, nämlich ich glaube, daß der Schöpfer in allem steckt, was existiert.
Gott wohnt in den Menschen, in den Tieren, in den Pflanzen, in den Viren, in allen Lebewesen und in jeglicher Materie, z.B. auch in den 6 Meter hohen Bergkristallen, die in 1,5 Millionen Jahren in einem Berg in Mexiko gewachsen sind.
Das von mir eben Gesagte bedeutet, daß Gott für mich auch in einem welken Blatt, das vom Baum in den Staub gefallen ist, existiert. Ja, ich wage die Behauptung, daß dieses welke Blatt ein Ebenbild Gottes ist.
Das bisher Gesagte ist aber nur der statische Teil meines Gottesbildes. Jetzt kommt der dynamische Teil, oder bescheidener ausgedrückt, der lebende oder lebendige Teil meiner Gottesvorstellung.
Gehe ich richtig in der Annahme, daß die meisten Menschen ihre Fähigkeiten und Talente sich selbst zurechnen oder allenfalls sagen, das habe ich von meinen Vorfahren geerbt ?
Für mich aber ist zutiefst klar: Mindestens die Hälfte meiner Fähigkeiten und Talente sind Gottesgeschenke, die ich verbessern kann und vielleicht auch schon verbessert habe aus einem mir unheimlichen Willen der Natur zur Leistungssteigerung heraus.
Diese religiöse Geschenkidee geht soweit, daß ich Gott nicht nur für meine Fähigkeiten danke, sondern auch für jedes Bein, jeden Arm, jede Hand, jeden Fuß, jedes Organ, also für die Ganzheit meines Körpers und das umso mehr, wenn ich an die 13jährige contergangeschädigte Denise denke, die nur einen rechten Fuß und ein rechtes Bein besitzt.
An dieser willkürlichen Stelle mache ich erstmal Schluß. Es wird sonst zuviel.
Danke für Eure Anregungen.
Volker
P.S. Die Zeit, in der der Religion ein Ghetto zugewiesen wurde, ist vorbei.
Hallo Volker,
die Ansicht die du hier beschreibst klingt sehr interessant und würde ich bis zu einem gewissen Grad vieleicht sogar teilen.
Aber wenn du nun beschreibst dass du dankbar für jeden Arm und jedes Bein bist und erst recht wenn du die kranke Denise siehst, dann frage ich mich weshalb du dafür diesen Vergleich mit einem scheinbar "nicht so perfekten" Menschen (eben keine zwei Beine) benötigst? Resuliert deine Dankbarkeit daher dass es anderen schlechter geht? Ist dieser Vergleich nötig um Dankbarkeit zu empfinden? Du sagst dass welke Blatt ist ebenso Gottes Ebenbild wie alles andere. Ist dann nicht auch ein behinderter Mensch Gottes Ebenbild genauso wie ein nicht-behinderter? Der Mensch "Denise" ist doch dann laut dir auch ein Ebenbild Gottes oder nicht. Weshalb werden dann die verschiedenen Ebenbilder Gottes von dir anscheinend in besser und schlechter eingeteilt? Sicher, in unserer Gesellschaft und im Alltag etc... mag eine Behinderung ein Nachteil sein. Bei deiner Gottesvorstellung müsste sie doch aber den anderen "Ebenbildern Gottes" ebenbürtig und gleichwertig sein, und ebenso Beachtung und Bewunderung erfahren, oder nicht?