(10-05-2010, 14:00)miriam schrieb: Wenn du nach der Unvollkommenheit Gottes fragst und nach seiner Allmächtigkeit, darfst du nicht erst bei den Neandertalern und bei den Dinosauriern anfangen, du muss fragen warum gibt es den Tod!Hier lässt sich eine meiner Meinung nach durchaus befriedigende Antwort geben.
Finde ich, denn mit Tod und Vergänglichkeit beginnt die Anfrage an Gottes Allmacht.
Find ich...
Wir, als die komplexesten, uns bekannten Lebewesen, zahlen den Preis dafür mit
unserer Lebensdauer. In ganz großem Maßstab hängt die Lebensdauer eines
Lebewesens von seiner Komplexität ab. Einfache Analogie: je komplexer eine
Maschine ist, desto eher geht irgendwas kaputt, desto mehr Teile gibt es, die
im Laufe der Zeit verschleißen können.
Bakterien sind potentiell unsterblich. Würde man ein Bakterium von Strahlung
und anderen, schädlichen Umwelteinflüssen abschirmen und für ein perfektes
Nährmedium sorgen, würde es nicht nur uns, unsere Kinder, Enkel, Urenkel und
so weiter überleben sondern vermutlich sogar die Menschheit.
Dafür besteht es eben nur aus einer Zelle, hat kein Bewusstsein, kann nicht
denken und reagiert so direkt auf seine Umwelt wie kein anderes Lebewesen.
Eine aus naturwissenschaftlicher Sicht vertretbare Sichtweise, die sich auch
dem Gläubigen erschließen sollte. Gott hat euch ein Bewusstsein geschenkt,
Empfindungen, Intelligenz und einen Platz in der am höchsten entwickelten
sozialen Struktur sowie der fortgeschrittensten Zivilisation, die wir kennen.
Der Preis für all die Türen, die sich schon durch unser Genom und den Status
als Mensch (beides haben wir uns nicht aktiv erarbeitet, wir wurden damit
in die Welt gesetzt) für uns öffnen, ist nunmal die generelle Sterblichkeit und
die relativ kurze Lebensdauer. Ein fairer Tausch wie ich finde.
Und zwar unabhängig davon, ob beim Tod einfach sämtliche Lichter ausgehen
und die Existenz jedweder Form der Vergangenheit angehört (so seh ich die
ganze Geschichte) oder ob es eine Existenz irgendeiner Form nach dem
physischen Ableben gibt.
Schließlich leben wir, vor allem in unserer modernen Gesellschaft, fort. Zunächst
einmal in den Erinnerungen der Angehörigen und Freunde, die sich zumindest
eine Generation, vielleicht sogar zwei oder drei halten.
Vor allem aber durch unsere technischen Errungenschaften, das sollte sich
jeder Technologiefeind einmal durch den Kopf gehen lassen. Techniken, vom
Buchdruck über die Fotografie bishin zum Internet sorgen dafür, dass wir
nach unserem Tod in Form von uns verfasster, schriftlicher Dokumente,
Fotografien und vor allem in Form von Spuren im weltweiten Datennetz
lange bis nach unserem Tod existenz sind. Der vorletzte Punkt hat sich durch
die Einführung der digitalen Fotografie stark verstärkt, der letzte Punkt wird
sich vor allem für die heutigen Jugendlichen und künftigen Generationen als
immer bedeutender erweisen.
Schaut man sich die Entwicklung der digitalen Welt in den letzten 10 Jahren
an, vor allem die Entwicklung der meist kritisch betrachteten Datensammlungen
zu jedem von uns, und geht man davon aus, dass man die nächsten 50 Jahre
überleben sollte, so dürfte man für immer verewigt sein. Mir persönlich reicht
das, um irgendwann das Mindesthaltbarkeitsdatum zu überschreiten und
hoffentlich auf ein reiches Leben zurückblickend seine Existenz zu beenden.
P.S.: So wie es aussieht muss ich nochmal was zu den Dinosauriern anmerken.
Zumindest die Theropoden (zu denen u.a. der Tyrannosaurus Rex, der zu den
größten, je an Land lebenden Fleischfressern zählte und die Raptoren, die wohl
die intelligentesten Wesen ihrer Zeit waren, gehören) haben mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit in Form der heutigen Vögel überlebt...
Der Wissenschaftler denkt über seine Umwelt nach, entwirft eine Theorie die sie erklären soll, überprüft seine Theorie anhand von Experimenten an der Realität, verwirft sie wenn sie sich als falsch erweist und sucht nach einer besseren Erklärung.