11-05-2010, 14:35
(11-05-2010, 12:50)elwaps schrieb: Schließlich leben wir, vor allem in unserer modernen Gesellschaft, fort. ZunächstDas möchte ich nicht unbedingt unterstreichen... von wievielen Leuten, die vor, sagen wir mal, fünfhundert Jahren in diesem Land lebten, wissen wir noch was? Daß sie überhaupt existiert haben? Von ein paar "Promis" wissen wir´s, sicher, die haben sich schriftlich oder durch Bauwerke oder tolle Grabmäler verewigt. Ein paar haben Nachkommen hinterlassen, die bis heute die Erinnerung hochleben lassen... andere sind zumindest als Erwähnung von Namen bekannt, in Geburts- und Sterberegistern. Aber Register und Schriftstücke gehen verloren, Denkmäler werden eingeschmolzen, Gebäude abgerissen und ganze Familien sterben irgendwann aus, wenn der Nachwuchs zu früh stirbt oder gleich ganz ausbleibt... und wir, die Hinterbliebenen, finden vielleicht hier mal eine alte Grundmauer im Boden, dort eine rostige Münze, ein verlorenes Schmuckstück beim Ausgraben einer alten Latrine, aber wer das alles mal gebaut, besessen, verloren hat, da haben wir schon keine Ahnung mehr... und auf die heutigen Systeme sollte man sich erst recht nicht verlassen. Viele Daten der Mondlandungen in den Siebzigern sind rettungslos verloren gegangen und unlesbar, weil man nicht daran dachte, auch die alten Lesegeräte aufzubewahren bzw. das Material rechtzeitig auf modernere Träger umzukopieren. Floppy-Discs? Wer kennt die heute noch, abgesehen von ein paar hoffnungslosen Freaks? Laser-Discs? (die für Filme)? Langspielplatten - wären beinahe ausgestorben, wenn nicht die Nostalgiker Einspruch eingelegt hätten. Videocassetten - aktuell auf der Roten Liste. Beta-System, Video 2000? Und die heute gerade aktuellen CDs und DVDs haben eine durchschnittliche Lebensdauer von vielleicht 20 Jahren, danach zerfällt das Plastik allmählich, die gespeicherten Daten gehen verloren.
einmal in den Erinnerungen der Angehörigen und Freunde, die sich zumindest
eine Generation, vielleicht sogar zwei oder drei halten.
Vor allem aber durch unsere technischen Errungenschaften, das sollte sich
jeder Technologiefeind einmal durch den Kopf gehen lassen. Techniken, vom
Buchdruck über die Fotografie bishin zum Internet sorgen dafür, dass wir
nach unserem Tod in Form von uns verfasster, schriftlicher Dokumente,
Fotografien und vor allem in Form von Spuren im weltweiten Datennetz
lange bis nach unserem Tod existenz sind. Der vorletzte Punkt hat sich durch
die Einführung der digitalen Fotografie stark verstärkt, der letzte Punkt wird
sich vor allem für die heutigen Jugendlichen und künftigen Generationen als
immer bedeutender erweisen.
Schaut man sich die Entwicklung der digitalen Welt in den letzten 10 Jahren
an, vor allem die Entwicklung der meist kritisch betrachteten Datensammlungen
zu jedem von uns, und geht man davon aus, dass man die nächsten 50 Jahre
überleben sollte, so dürfte man für immer verewigt sein. Mir persönlich reicht
das, um irgendwann das Mindesthaltbarkeitsdatum zu überschreiten und
hoffentlich auf ein reiches Leben zurückblickend seine Existenz zu beenden.
Elwaps, sorry, aber wenn Du noch 50 Jahre lebst (zu wünschen wäre es Dir) dann lebst Du länger als die Daten von Dir, die heute irgendwo auf irgendeinem nichtgeschriebenen Medium herumschwirren. Und selbst das heute hergestellte Papier zerfällt binnen 50 - 100 Jahren, wenn es nicht von Anfang an "säurefrei" hergestellt (oder in einem teuren Verfahren nachträglich "entsäuert") wurde.
Nö, sofern man nicht bald irgendein neues Verfahren zu einer wirklich langlebigen Datenspeicherung findet (Möglichkeiten gäbe es da schon, z. B. Verwendung von synthetischen Korund- oder Diamantkristallen - Diamonds are forever!) werden die Menschen in 500 Jahren über die meisten von uns genauso viel wissen wie wir über die Leute von vor 500 Jahren, nämlich gar nix mehr außer daß sie (rein theoretisch) vermutlich existiert haben, als gesichtslose, anonyme Masse ...

