20-05-2010, 18:05
(20-05-2010, 17:27)petronius schrieb: "bei einem anderen Mann liegen wie bei einer Frau" würde ja eigentlich bedeuten "einen mann penetrieren", d.h. z.b. passiver analsex wäre für einen mann auch ok
Da wird's aber schwierig - ich stelle mir gerade die Beziehungskrise vor, die aus der Frage erwächst, wer denn nun die Sünde auf sich nehmen soll... :icon_cheesygrin:
Hm, mal ernsthaft: So negativ sehe ich die "Trickserei" nicht. Klar, manches kann für Leute, die es nicht gewohnt sind, erstmal komisch anmuten, und gerade wenn man selbst kein Problem damit hat, religiöse Texte als Zeitzeugnisse zu sehen und sie an heutige Gegebenheiten anzupassen, mag man es naheliegender und vielleicht auch wünschenswerter finden, ein solches Gebot ganz aufzuheben.
Andererseits zeigt dieser interpretierende Umgang mit Geboten eben auch, dass es Mittelwege gibt zwischen "wörtlich nehmen und so streng wie möglich auslegen" auf der einen Seite und "nur noch als moralisches Museumsstück der Menschheitsgeschichte sehen" auf der anderen. Zugegeben, für mich persönlich wäre dieses Gebot ein "Museumsstück", aber wenn andere das anders empfinden, ist es mir wesentlich sympathischer, sie gehen so damit um wie der hier zitierte Rabbi, als auf die ganz starre Weise, die ebenfalls möglich wäre.
Unangenehme Heuchelei sehe ich darin nicht. Eher eine gewitzte Kreativität, die beweist, dass in der religiösen Praxis Traditionsbewusstsein und der Wille, diese Tradition für die Menschen so lebbar wie möglich zu gestalten, Hand in Hand gehen können.
"Gottes ist der Osten und der Westen; wohin immer ihr also euch wendet, dort ist Gottes Angesicht." (2:115)