23-05-2010, 14:35
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23-05-2010, 14:38 von Mensch1972.)
(23-05-2010, 13:44)elwaps schrieb:(23-05-2010, 08:37)Mensch1972 schrieb: Ich persönlich denke nicht, dass wir uns allein nicht aus diesem Kreislauf retten können.Und ich persönlich denke, dass wir uns gar nicht in diesem Kreislauf befinden :icon_wink:
War dieses ursprüngliche Beten im Geheimen nicht dazu gedacht, die verfolgten Christen zu schützen?
Finde ich generell gut, die Idee mit dem für-sich-beten. Das würde zugleich das Missionieren ausschließen...
Nein, mit dem Beten im Stillen hatte es ursprünglich eine ganz andere Bewandtnis. Im Matthäus-Evangelium steht sinngemäß, dass man nicht beten soll wie die Heuchler, die sich in den Straßen und Synagogen aufstellen, damit die Leute sie sehen usw. (Matthäus 6, 5 ff.) Nach Jesus ist das Gebet eine Sache zwischen dem einzelnen und Gott. Die Pharisäer - nach außen fromm und innen Heuchler (natürlich nicht alle!) -
jedoch wollten dabei von den Leuten gesehen werden, um ihre Frömmigkeit zur Schau zu stellen und damit zu prahlen. Dazu beteten sie in sich ständig wiederholenden Phrasen. Jesus verurteilte das "Gemachte" bzw. dieses "Getue". Das Gebet sollte an den Vater (Gott) gerichtet sein und nicht in der Öffentlichkeit stattfinden. Deswegen sagt er auch, dass diejenigen, die so tun, ihren Lohn schon erhalten haben (von den Menschen). Diejenigen jedoch, die im "Verborgenen" handeln, werden von Gott, der weiß und sieht, was sie tun, gehört werden.
Die Pharisäer glaubten, dass Gott es den Menschen, die er liebte, materiell gut gehen ließe. Deshalb waren sie auf Reichtum bedacht und geldgierig, lebten in "geistiger" Finsternis und vergaßen in ihrer Geldgier Gott. Jesus dagegen maß dem keine Bedeutung bei, da irdische Schätze vergänglich sind, Schätze im Himmel aber nicht verloren gehen. Die Haltung zum Reichtum war für ihn eine Art Barometer für Gerechtigkeit.
Es stimmt natürlich, dass die Christen anfangs gnadenlos verfolgt wurden. Jeder, der sich offen dazu bekannte oder "überführt" wurde, war des Todes. Das Christentum galt bei den Römern als "Wahnsinn" oder "perverser" Aberglaube. Vermutlich waren die Christen deshalb so unbeliebt, weil sie sich weigerten, den Kaiser als göttlich zu verehren. Sie stellten damit natürlich das seinerzeitige Staatswesen in Frage. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus schreibt recht eindrucksvoll: "Bei ihrem Tod wurde auch noch Spott mit ihnen getrieben, indem sie, bedeckt mit den Fellen wilder Tiere von Hunden zerrissen oder ans Kreuz geheftet starben oder zum Feuertode bestimmt, sich zur nächtlichen Erleuchtung verbrennen lassen mußten, wenn sich der Tag neigte." In Rom loderten offenbar die Scheiterhaufen wie Nachtbeleuchtungen.
Angesichts dieser Umstände konnte das Christentum natürlich nicht offen gelebt werden.
Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch. Das ist das Gesetz und die Propheten. (Matt. 7, 12)

