Hi :)
Paulus spricht auf der letzten Reise der Missions-Reisen davon, dass er diesmal sein Nazirat in Jerusalem abschliessen will und tut es auch diesmal in Jerusalem.
Generell ist das Nazirats-Gelübde (das "z" ist als Laut ein "s" wie in "sie", es ist also auch korrekt "Nasirat" schreibbar) keine jüdische Besonderheit, sondern damals schon international ein frommer und sehr viel aelterer Brauch sowie ein verbreiteter Volks-Glaube vermutlich undefinierbarer Herkunft.
Die Thorah kennt kein Gebot für lebenslaengliches Nazirat, und hat sowieso nicht vorgesehn, dass ein anderer - etwa Eltern - einen anderen Menschen mit solchen Erschwerungen des Alltags belastet, denn im Judentum haftet ja jeder individuell fuer etwas, was er selber tut. Geluebde legt man selöbst ab und erfuellt sie auch selbst, allenfalls geloben Eltern etwas fuer sich, sterben aber drueber und ein Kind bringt er zur Vollendung zuende, als Erbe.
Es gibt unter den Thorah-Geboten unter den jüdischen "Mitzvoth" lediglich 1 selbst-erbringbares und selbst-beendbares Zeit-Nazirat. Es heisst da z.B.falls man in dieser Phase einen Toten beruehrte, muss man von vorne anfangen, diese Zeit abzuzaehlen, wielange man das Verzichten aufs Haarschneiden und die Produkte vom Weinstock einhalten wollte. Das Dankopfer kann man nur einmal pro Gelübde erbringen, indem man es vollendet hat.
St.Paulus wusste, dass sein Unternehen, ganz Kleinasien selbst zu durchwandern und dort die Gemeinden selbst ueber Jesus und die Ereignisse um dessen Tod und messianische Fort-Existenz in einer Gemeinde zu informieren, anstrengend und sogar gefaehrlich sein wuerde. Man sieht ja in der Apostelgeschichte, der Recherche des St.Lukas, dass es auch wirklich sehr happig wurde, was ihm dann passierte. Einmal resumiert es Paulus selbst: er wurde gegeisselt, mit Steinen beworfen, vor Gericht gezerrt, geschlagen, und sowas war zu erwarten, auch unter Noachiten, denen ein Messias genauso, wenn nicht noch mehr bedeutsam war wie damals den Judaeern - schon allein gegen Roms Kaisertum. Hinzu kamen ja auch noch die Strecken, meist zu laufen, die Unbequemlichkeiten der Versorgung mit Proviant in der Fremde, Strassen-Raeuber, Unwetter zu Lande und zu Wasser, und was noch so ueblich war.
Genau fuer solche Aktionen nahm man im Volksbrauch ein Nazirats-Geluebde auf sich - nicht nur Juden, wie gesagt. Ein Spruch, der dazu passt, ist "Wirf die Schuhe ueber den Graben, und dann spring" - denn die willst du ja sicherlich wiederhaben, das gibt dem Sprung zur Kraeftigung, ihn zu schaffen, die Traute. Ganz modern gesagt ist das eine Art tiefen-psychologischer "Gangschaltung".
Das Juedische, worum es in der Thora geht, ist so zu verstehen:
Wenn einer schon meint, er moechte so ein Geluebde ablegen, um sozusagen den "Reservetank" seiner Kraefte zu aktivieren (was die dahinter-stehende international-fromme Idee ist), dann ist es verdienstlich, dies am Heiligtum zu Jerusalem zu beenden, vor unserem G0TT, Den daran ja nur interessiert, dass jeder seine Versprechen halte, und Geluebde, wenn er denn schon welche verspricht, wozu ihn kein Gebot auffordert, dann auch nicht bricht. Wir sind gewiss, dass ER Seinerseits auch der Schoepfer solcher Kraefte ist, die alltags nicht benoetigt werden.
Es macht sozusagen kaum einen Sinn, daraus bereits den Alltag zu machen, und erst recht, wenn nichts ansteht, wofuer, und gar in einer Verpflichtung, die zu halten ein anderer gebunden sein soll, ein darüber erstmal ganz argloses Kind.
Die Sonderfaelle mit dem "extrem-starken" Richter Schimschon von Dan, den auf Vermeldung des Engel-Boten seine Eltern zum Nazir weihten
- dann die Abgabe des Klein-Kinds Schmuel (des Propheten) zum Dienst beim Priester Eli am Zelt-Heiligtum Israels
- und auch die Bestimmung des Priesters Zacharias, ueber seinen Sohn St.Johannes d.T., den er nach langem Warten ja schon gar nicht mehr zu bekommen erhofft hatte, dass der ein Nazir fuer sein ganzes Leben lang sein sollte
- diese sind insofern grenzwertig, nicht Vorbild, wie man mit Kindern, welche immer G0TT verleiht, die aber selbst jemand mit Chancen zu freien eigenen Entscheidungen sind, milde gesagt.
Eine lebenslaengliche solche Verpflichtung macht es doch diesem Kind - also einer anderen Person - von vornherein unmoeglich, jemals diese Mitzvah des zeitlich begrenzten Versprechens, fuer eine Weile auf im-Prinzip-erlaubte Dinge zu verzichten und dann G0TT zu danken, dass ER einem half, das zu schaffen, beitragen zu koennen.
Das kann rabbinisch sogar kaum begehrenswert sein, bei unserem Gesamt-Konzept, wie liebenswert die ganze Welt fuer ihren - also auch unseren - Schoepfer dasteht, wenn wenigstens schonmal die Juden ihre sie betreffenden Gebote reichlich gerecht beachten.
Dass auch unter Noachiten, also Andersglaeubigen, gute Regeln, praktizierte Erkenntnisse und fromme Leute existieren, und auch Anstaendigkeit unter gar-nichts-Glaeubigen etwas ist, wozu sie menschlich imstande sind, weiss man im Judentum auch, weil wir ja sagen, dass G0TT direkt ins Herz hineinschaut, mit-weiss, was der glaubt, denkt und empfindet (und sogar, warum genau), weil ER auch jeden da-hinein direkt-beraet, unter allen eben auch uns.
Wir haben ein Dankgebet dafuer, dass es a) so ist und b) dass wir die Freude haben, dies explizit auch zu wissen bekommen zu haben.
Daher wird es biblisch eben erwaehnt, aber auch nicht kritisiert, als das zu berichten war, dass solche Lebens-Weihen eines Anderen, des Kindes, in genannten Faellen auch bei Juden vorkam.
Man muss sich diese "Kraftlocke" nicht als "wirre Haartracht" vorstellen. In aegypt.Darstellungen vom Zeitraum nach Echnaton an sieht man oft eine Gestalt, die einen jungen Pardel im Arm traegt, es sieht aus wie ein diagonal uebergeworfenes Raubtierfell, war aber schon zu Beginn des Alten Reichs zu sehn und parallel in Sumerien bei der Darstellung des Starken Enkidu aus der Wildnis, des jung verstorbenen Freundes von Koenig Gilgamesch, wo es noch gut erkennbar eine lebende kleine Raubkatze sein soll.
Dieses als Amts-Tracht im Neuen Reich Aegyptens, ab wann sie haeufig erwaehnt wird, ist gut anzuschauen im Grab Ramses I, da steht er am Knie von dessen Osiris und spricht offenbar das Wort dieses Thron-Ahnen an den freudigen Koenig und dessen ganze zutrauliche Familie.
Das Amt entspricht dem biblischen Nawi, die Propheten-Art, aus der sich das Rabbinertum entwickelt hat. Deren Aufgabe ist nicht das profane Hellsehn und Zukunft-Wahrsagen, sondern die aktuelle Diagnose einer vorhandenen Situation und eine Aussage, was der hier zustaendige G*tt - bei Israel also unser G0TT, nun dazu meldet - was anders gemacht werden soll, was besonders falsch laeuft, auch, was Gutes schon keimt, und ob nun Busse oder Freude mit IHM angebracht ist - es ist stets auf deren Gegenwarts-Befund bezogen, und auf der land-eigenen bzw.kultus-eigenen Gebots-Lehre basierend, allerdings auf besondere Weise ermittelt
- dies gab es parallel in mehreren Kulturen, sie "ueberbringen" ein Wort, hueten die korrekte Tradieren der Gebote, und dass man sie korrekt verlesen kann, und dienten noch in allerlei Situationen zum Weihen mit Öl, Weihrauch und Wasser. Im "Totenbuch des Ani" mit seinen 77 Bildern (1250 vdZ) sieht man sie dauernd. Sie geleiten auch die beiden "Parteien" zur Klaerung eines Rechtsfalls zum Sanhedrin, demm Grossen-Gerichtshof, und erteilen die "Messias-Salbung" als Vollmacht, die einen Thron-Kandidaten gegen alle anderen Bewerber abhebt.
Da sieht man bei denen vom Gerichtshof die "Kraft-Locke" am kahl geschorenen Kopf, adrett zum kurzen Zopf geflochten, im Haarnetz gebunden, seitlich oberhalb der Schlaefe. Wie dick das Bueschel Haare sein soll, das man wachsen lassen soll, um ein "Nazir" zu sein, war offenbar nicht festgelegt, und sie heisst auch manchmal "Ringer-Locke", man sieht sie auf griech. Bildern.
Es gab vor einigen Jahren im Fernsehn einen netten Film ueber einen frommen alten Saddhu (Hindu-Religion) und seine Pilgerfahrt hinauf in die Gebirge von Nepal. Das gesamte Haar von inzwischen wohl fast 5m Länge trug er in Zöpfchen geflochten kunstvoll auf den Kopf gewickelt, also das waren garantiert mehr als ein paar Monate, was man dazu an Jahren brauchte. Sein junger Helfer half ihm, sie ab und zu unterwegs an einem Bach zu waschen, und zum Trocknen legte er sich baeuchlings auf eine flache Felsplatte, um diese Zöpfchen neu geflochten und radial ausgebreitet, nun in der Sonne zu trocknen, ein ruehrendes Bild von Gluecklichkeit.
- Das sind ja auch praktische Probleme.
Achtet man darauf, kann einem auch der "Fez" einfallen, das rote "Tuerken-Huetchen", unter dem eine lange Scheitellocke verborgen ist ("an diesem Schopf werden die Engel einen zum Richter-Thron G0TTES tragen" hiess es dazu), und um den Fez konnte man den Turban wickeln, der hielt dann auch gut.
Insofern, wenn man Bilder sieht, wo Jesus mit langem Haar ohne Kopfbedeckung den "Nazir markiert" waehrend St.Johannes der Taeufer mit kurzhaarigem "Strubbelkopf" doch im Bild eher die Haartracht des erwähnten Saddhu tragen muesste, und Jesus ganz normal-juedisch irgend-etwas als Kopfbedeckung trüge und evtl. sichtbare Schlaefen-Locken beiderseits - die man aber auch hinter den Ohren dezent unterbringen kann - das beweist nur, dass die Maler und ihre Auftraggeber nicht einen Moment darüber nachgedacht oder sich erkundigt haben.
Jesus heisst wegen des Ortes Nazareth, in dem sie wohnten, eben ein "Nazarener", wird eigens in den Evangelien betont - er gelobt aber tatsaechlich auch einmal - beim letzten Abendmahl - ein Nasirat, angedeutet in dem Satz "Von nun an werde ich vom Produkt des Weinstocks nichts mehr geniessen, bis ..." - also bis zur Kreuzigung am naechsten Morgen, denn mit dem Tod gilt es auch als erfuellt.
Dass er genau beim selben Abendmahl noch Wein und Brot segnete und mit den Versammelten im Rahmen des Pessach-Festes genoss, und sein oeffentliches Auftreten mit dem Weinwunder bei der Hochzeit zu Kana begann, weist darauf hin, dass er kein Nasir oder Abstinenzler war. Vegetarier uebrigens auch nicht: sie assen das dazu vorgesehene Pessach-Lamm.
Und dass St.Johannes der Unter-Tauch-Helfer am Jordan nur von Honig und Heuschrecken lebte und "haerenes Gewand" mit Guertel trug, war halt dessen Variante:
das "haerene" Gewand kann zwar vom Wort her ein Pelz sein, aber scheint hier zu formulieren, wie er seine nach 30-33 Jahren doch nun meterlange Haar-Pracht unterbrachte: als zu einem Mantel verflochtene und untereinander dicht vernetzte Zoepfchen aus Kopfhaar und Bart, eben nicht auf den Kopf gestapelt. Der Gürtel hielt sie "schicklich" in Position. Und wenn er so predigte, war das sicherlich etwas eigenartig anzuschauen, weshalb er nun eben die Wildnis vorzog.
- Aber diese Weihe hinderte ihn nun ja auch in jeder Woche am rituellen Begruessen des Sabbath - dem Wein-Segen zu Eingang und Ausgang der Festtage - und am Mit-Feiern von Pessach - da sind zu geniessen vorgeschrieben 4 Glaeser Wein pro Person (Alkohol-Kranke nehmen frisches Wasser mit Rosinen drin, was er ja auch nicht darf).
Auch das zeigt doch, dass die Idee solcher Vaeter nicht sehr traditionell Lehre-juedisch war - erst recht unverstaendlich fuer eine Priester-Familie.
Und sogar in die Roemer-Legion zu gehn, falls man sie eingezogen haette, waere da (ausser der "Frisur") ein Problem: zum Legionaers-Norm-Proviant im "Buendel" dienten ihnen mit starkem Jung-Wein gesaettigte Tonscherben, die warf man in einen Becher und goss beliebiges Fluss-oder Teichwasser darauf, so 2-3 Mal pro Scherbe ergab das einen halbwegs desinfizierten ("von Miasmen freien") leichten Tisch-Wein und hielt die Jungs bei Kraeften in fremden Regionen, ohne dass man grossartige Mengen zerbrechlicher Wein- oder Bier-Kruege haette mitschleppen muessen, denn dass nicht jedes Wasser unbedenklich ist, war der Legion gelaeufig.
Vielleicht war das mit dem Haar-Mantel sogar zum Dienst am - und immer wieder im - Wasser praktisch. Das "Material" vertraegt ja das haeufige Waschen besser als Kleiderstoffe anderer Art.
Er goss ja kein "Haendchen voll Wasser" auf ein Haupt (was beim "Taufen" einem Libations-Guss der An-Weihung an eine Menschen-Gemeinde entspricht (Juden tun das rituell nie) - sondern stand nur dabei am Ufer, wenn die Frommen sich selbst komplett unter Wasser tauchten und sprach die korrekten Gebete vor, oder stieg bei Bedarf mit hinunter, um dem Frommen zu helfen, falls dieser es z.B.alters-halber nicht allein schaffte, sich kurz komplett selbst ins Wasser zu tunken und wieder hinaus zu kommen.
Das wurde oft aus Gruenden der Volksmission in Verbindung mit Unterrichtung in der Lehre und anlaesslich der Ankunft aus dem fremden Land getan, ob zum Pilgern oder bei Geschaeftsreisen, bei Heimkehr von Verwandtschaft-Besuchen. Das veranlasste oft zur Königszeit auf Wunsch der fromm-religioesen Koenige, der Heiligtums-Dinst, also durchgefuehrt von Leviten und Cohanim, ab deren 30. bis 50.Lebensjahr, in dem sie dem Heiligtum zu dienen verpflichtet sind - auch tat das nach Esra die Priesterschaft von sich aus, und nicht die Rabbinen, denn die gehn davon aus, dass der achtsame Jude sich staendig selbst vergewissert, wo er sich korrekt untertauchen kann, und der weiss, wie das geht und was fuer Segen man dazu sagt.
Seine Wuesten-Diaet - 4 essbare Heuschrecken-Arten sind in der Thorah erlaubt, und Honig - sind zwar als Eiweiss und Kalorien wohl vollwertig, aber nicht so einfach in saettigender Menge taeglich zu beschaffen - und sein Aufenthalt in der Wildnis (am Jordan war das keine Trocken-Sahara, sondern mehr ein Ufer-Dschungel, damals) und so etwas hat nichts mit dem Gelübde seines Vaters, das den Sohn auf dem Wege der "Eltern-Ehrung" bindet, zu tun.
Nur das, sich daran zu halten, dem Vater Respekt und Vertrauen zu gewaehren, dass es zu irgendetwas gut sein soll, weil dieser es wollte, ist eine Mitzvah, die der Sohn selber erwirbt, dass er etwas beitragen konnte.
Bei Schimschon, dem Richter aus einem ungelehrten Elternhaus, hatte es der Bote so befohlen. Wesentlich an seiner fabelhaften Geschichte ist eigentlich nur der Satz, dass er 20 Jahre lang ansonsten eiwandfrei ein Satzungsrichter (Schofet) war, und dass die Aktivitaeten unter Einfluss des Heilig-Geist-Sturmes die Philister zu seiner Zeit auch etwas daempften und das Volk Israel hatte mehr Ruhe. Bei seiner Novelle klingen auf "Loewe" und "Honig" als Themen mit an.
Bei Schmuel, dem Ueberbringer-Propheten, wurde nur erhoert, dass seine Mutter still, murmelnd, vor G0TT ihr Leid erklaerte, ohne Kind ihrerseits so verachtet dazustehn. - Da hat sie es denn - und bringt es gleich zum Heiligtum, zu demselben Priester Eli, der sie fast rausgeschickt haette, weil er sie fuer betrunken hielt (weil damals Beter im In und Ausland zu schreien pflegten, irgendwie in der Ansicht, ein "so-grosser" G0TT sei ziemlich weit weg), um nun dort zu bleiben und zu lernen. Aber Schmuels Eltern legen ihn nicht fest auf ein Nazirat.
Das ungefaehr ist zu dieser Thematik der Zeit-Hintergrund
mfG WiT :)
Paulus spricht auf der letzten Reise der Missions-Reisen davon, dass er diesmal sein Nazirat in Jerusalem abschliessen will und tut es auch diesmal in Jerusalem.
Generell ist das Nazirats-Gelübde (das "z" ist als Laut ein "s" wie in "sie", es ist also auch korrekt "Nasirat" schreibbar) keine jüdische Besonderheit, sondern damals schon international ein frommer und sehr viel aelterer Brauch sowie ein verbreiteter Volks-Glaube vermutlich undefinierbarer Herkunft.
Die Thorah kennt kein Gebot für lebenslaengliches Nazirat, und hat sowieso nicht vorgesehn, dass ein anderer - etwa Eltern - einen anderen Menschen mit solchen Erschwerungen des Alltags belastet, denn im Judentum haftet ja jeder individuell fuer etwas, was er selber tut. Geluebde legt man selöbst ab und erfuellt sie auch selbst, allenfalls geloben Eltern etwas fuer sich, sterben aber drueber und ein Kind bringt er zur Vollendung zuende, als Erbe.
Es gibt unter den Thorah-Geboten unter den jüdischen "Mitzvoth" lediglich 1 selbst-erbringbares und selbst-beendbares Zeit-Nazirat. Es heisst da z.B.falls man in dieser Phase einen Toten beruehrte, muss man von vorne anfangen, diese Zeit abzuzaehlen, wielange man das Verzichten aufs Haarschneiden und die Produkte vom Weinstock einhalten wollte. Das Dankopfer kann man nur einmal pro Gelübde erbringen, indem man es vollendet hat.
St.Paulus wusste, dass sein Unternehen, ganz Kleinasien selbst zu durchwandern und dort die Gemeinden selbst ueber Jesus und die Ereignisse um dessen Tod und messianische Fort-Existenz in einer Gemeinde zu informieren, anstrengend und sogar gefaehrlich sein wuerde. Man sieht ja in der Apostelgeschichte, der Recherche des St.Lukas, dass es auch wirklich sehr happig wurde, was ihm dann passierte. Einmal resumiert es Paulus selbst: er wurde gegeisselt, mit Steinen beworfen, vor Gericht gezerrt, geschlagen, und sowas war zu erwarten, auch unter Noachiten, denen ein Messias genauso, wenn nicht noch mehr bedeutsam war wie damals den Judaeern - schon allein gegen Roms Kaisertum. Hinzu kamen ja auch noch die Strecken, meist zu laufen, die Unbequemlichkeiten der Versorgung mit Proviant in der Fremde, Strassen-Raeuber, Unwetter zu Lande und zu Wasser, und was noch so ueblich war.
Genau fuer solche Aktionen nahm man im Volksbrauch ein Nazirats-Geluebde auf sich - nicht nur Juden, wie gesagt. Ein Spruch, der dazu passt, ist "Wirf die Schuhe ueber den Graben, und dann spring" - denn die willst du ja sicherlich wiederhaben, das gibt dem Sprung zur Kraeftigung, ihn zu schaffen, die Traute. Ganz modern gesagt ist das eine Art tiefen-psychologischer "Gangschaltung".
Das Juedische, worum es in der Thora geht, ist so zu verstehen:
Wenn einer schon meint, er moechte so ein Geluebde ablegen, um sozusagen den "Reservetank" seiner Kraefte zu aktivieren (was die dahinter-stehende international-fromme Idee ist), dann ist es verdienstlich, dies am Heiligtum zu Jerusalem zu beenden, vor unserem G0TT, Den daran ja nur interessiert, dass jeder seine Versprechen halte, und Geluebde, wenn er denn schon welche verspricht, wozu ihn kein Gebot auffordert, dann auch nicht bricht. Wir sind gewiss, dass ER Seinerseits auch der Schoepfer solcher Kraefte ist, die alltags nicht benoetigt werden.
Es macht sozusagen kaum einen Sinn, daraus bereits den Alltag zu machen, und erst recht, wenn nichts ansteht, wofuer, und gar in einer Verpflichtung, die zu halten ein anderer gebunden sein soll, ein darüber erstmal ganz argloses Kind.
Die Sonderfaelle mit dem "extrem-starken" Richter Schimschon von Dan, den auf Vermeldung des Engel-Boten seine Eltern zum Nazir weihten
- dann die Abgabe des Klein-Kinds Schmuel (des Propheten) zum Dienst beim Priester Eli am Zelt-Heiligtum Israels
- und auch die Bestimmung des Priesters Zacharias, ueber seinen Sohn St.Johannes d.T., den er nach langem Warten ja schon gar nicht mehr zu bekommen erhofft hatte, dass der ein Nazir fuer sein ganzes Leben lang sein sollte
- diese sind insofern grenzwertig, nicht Vorbild, wie man mit Kindern, welche immer G0TT verleiht, die aber selbst jemand mit Chancen zu freien eigenen Entscheidungen sind, milde gesagt.
Eine lebenslaengliche solche Verpflichtung macht es doch diesem Kind - also einer anderen Person - von vornherein unmoeglich, jemals diese Mitzvah des zeitlich begrenzten Versprechens, fuer eine Weile auf im-Prinzip-erlaubte Dinge zu verzichten und dann G0TT zu danken, dass ER einem half, das zu schaffen, beitragen zu koennen.
Das kann rabbinisch sogar kaum begehrenswert sein, bei unserem Gesamt-Konzept, wie liebenswert die ganze Welt fuer ihren - also auch unseren - Schoepfer dasteht, wenn wenigstens schonmal die Juden ihre sie betreffenden Gebote reichlich gerecht beachten.
Dass auch unter Noachiten, also Andersglaeubigen, gute Regeln, praktizierte Erkenntnisse und fromme Leute existieren, und auch Anstaendigkeit unter gar-nichts-Glaeubigen etwas ist, wozu sie menschlich imstande sind, weiss man im Judentum auch, weil wir ja sagen, dass G0TT direkt ins Herz hineinschaut, mit-weiss, was der glaubt, denkt und empfindet (und sogar, warum genau), weil ER auch jeden da-hinein direkt-beraet, unter allen eben auch uns.
Wir haben ein Dankgebet dafuer, dass es a) so ist und b) dass wir die Freude haben, dies explizit auch zu wissen bekommen zu haben.
Daher wird es biblisch eben erwaehnt, aber auch nicht kritisiert, als das zu berichten war, dass solche Lebens-Weihen eines Anderen, des Kindes, in genannten Faellen auch bei Juden vorkam.
Man muss sich diese "Kraftlocke" nicht als "wirre Haartracht" vorstellen. In aegypt.Darstellungen vom Zeitraum nach Echnaton an sieht man oft eine Gestalt, die einen jungen Pardel im Arm traegt, es sieht aus wie ein diagonal uebergeworfenes Raubtierfell, war aber schon zu Beginn des Alten Reichs zu sehn und parallel in Sumerien bei der Darstellung des Starken Enkidu aus der Wildnis, des jung verstorbenen Freundes von Koenig Gilgamesch, wo es noch gut erkennbar eine lebende kleine Raubkatze sein soll.
Dieses als Amts-Tracht im Neuen Reich Aegyptens, ab wann sie haeufig erwaehnt wird, ist gut anzuschauen im Grab Ramses I, da steht er am Knie von dessen Osiris und spricht offenbar das Wort dieses Thron-Ahnen an den freudigen Koenig und dessen ganze zutrauliche Familie.
Das Amt entspricht dem biblischen Nawi, die Propheten-Art, aus der sich das Rabbinertum entwickelt hat. Deren Aufgabe ist nicht das profane Hellsehn und Zukunft-Wahrsagen, sondern die aktuelle Diagnose einer vorhandenen Situation und eine Aussage, was der hier zustaendige G*tt - bei Israel also unser G0TT, nun dazu meldet - was anders gemacht werden soll, was besonders falsch laeuft, auch, was Gutes schon keimt, und ob nun Busse oder Freude mit IHM angebracht ist - es ist stets auf deren Gegenwarts-Befund bezogen, und auf der land-eigenen bzw.kultus-eigenen Gebots-Lehre basierend, allerdings auf besondere Weise ermittelt
- dies gab es parallel in mehreren Kulturen, sie "ueberbringen" ein Wort, hueten die korrekte Tradieren der Gebote, und dass man sie korrekt verlesen kann, und dienten noch in allerlei Situationen zum Weihen mit Öl, Weihrauch und Wasser. Im "Totenbuch des Ani" mit seinen 77 Bildern (1250 vdZ) sieht man sie dauernd. Sie geleiten auch die beiden "Parteien" zur Klaerung eines Rechtsfalls zum Sanhedrin, demm Grossen-Gerichtshof, und erteilen die "Messias-Salbung" als Vollmacht, die einen Thron-Kandidaten gegen alle anderen Bewerber abhebt.
Da sieht man bei denen vom Gerichtshof die "Kraft-Locke" am kahl geschorenen Kopf, adrett zum kurzen Zopf geflochten, im Haarnetz gebunden, seitlich oberhalb der Schlaefe. Wie dick das Bueschel Haare sein soll, das man wachsen lassen soll, um ein "Nazir" zu sein, war offenbar nicht festgelegt, und sie heisst auch manchmal "Ringer-Locke", man sieht sie auf griech. Bildern.
Es gab vor einigen Jahren im Fernsehn einen netten Film ueber einen frommen alten Saddhu (Hindu-Religion) und seine Pilgerfahrt hinauf in die Gebirge von Nepal. Das gesamte Haar von inzwischen wohl fast 5m Länge trug er in Zöpfchen geflochten kunstvoll auf den Kopf gewickelt, also das waren garantiert mehr als ein paar Monate, was man dazu an Jahren brauchte. Sein junger Helfer half ihm, sie ab und zu unterwegs an einem Bach zu waschen, und zum Trocknen legte er sich baeuchlings auf eine flache Felsplatte, um diese Zöpfchen neu geflochten und radial ausgebreitet, nun in der Sonne zu trocknen, ein ruehrendes Bild von Gluecklichkeit.
- Das sind ja auch praktische Probleme.
Achtet man darauf, kann einem auch der "Fez" einfallen, das rote "Tuerken-Huetchen", unter dem eine lange Scheitellocke verborgen ist ("an diesem Schopf werden die Engel einen zum Richter-Thron G0TTES tragen" hiess es dazu), und um den Fez konnte man den Turban wickeln, der hielt dann auch gut.
Insofern, wenn man Bilder sieht, wo Jesus mit langem Haar ohne Kopfbedeckung den "Nazir markiert" waehrend St.Johannes der Taeufer mit kurzhaarigem "Strubbelkopf" doch im Bild eher die Haartracht des erwähnten Saddhu tragen muesste, und Jesus ganz normal-juedisch irgend-etwas als Kopfbedeckung trüge und evtl. sichtbare Schlaefen-Locken beiderseits - die man aber auch hinter den Ohren dezent unterbringen kann - das beweist nur, dass die Maler und ihre Auftraggeber nicht einen Moment darüber nachgedacht oder sich erkundigt haben.
Jesus heisst wegen des Ortes Nazareth, in dem sie wohnten, eben ein "Nazarener", wird eigens in den Evangelien betont - er gelobt aber tatsaechlich auch einmal - beim letzten Abendmahl - ein Nasirat, angedeutet in dem Satz "Von nun an werde ich vom Produkt des Weinstocks nichts mehr geniessen, bis ..." - also bis zur Kreuzigung am naechsten Morgen, denn mit dem Tod gilt es auch als erfuellt.
Dass er genau beim selben Abendmahl noch Wein und Brot segnete und mit den Versammelten im Rahmen des Pessach-Festes genoss, und sein oeffentliches Auftreten mit dem Weinwunder bei der Hochzeit zu Kana begann, weist darauf hin, dass er kein Nasir oder Abstinenzler war. Vegetarier uebrigens auch nicht: sie assen das dazu vorgesehene Pessach-Lamm.
Und dass St.Johannes der Unter-Tauch-Helfer am Jordan nur von Honig und Heuschrecken lebte und "haerenes Gewand" mit Guertel trug, war halt dessen Variante:
das "haerene" Gewand kann zwar vom Wort her ein Pelz sein, aber scheint hier zu formulieren, wie er seine nach 30-33 Jahren doch nun meterlange Haar-Pracht unterbrachte: als zu einem Mantel verflochtene und untereinander dicht vernetzte Zoepfchen aus Kopfhaar und Bart, eben nicht auf den Kopf gestapelt. Der Gürtel hielt sie "schicklich" in Position. Und wenn er so predigte, war das sicherlich etwas eigenartig anzuschauen, weshalb er nun eben die Wildnis vorzog.
- Aber diese Weihe hinderte ihn nun ja auch in jeder Woche am rituellen Begruessen des Sabbath - dem Wein-Segen zu Eingang und Ausgang der Festtage - und am Mit-Feiern von Pessach - da sind zu geniessen vorgeschrieben 4 Glaeser Wein pro Person (Alkohol-Kranke nehmen frisches Wasser mit Rosinen drin, was er ja auch nicht darf).
Auch das zeigt doch, dass die Idee solcher Vaeter nicht sehr traditionell Lehre-juedisch war - erst recht unverstaendlich fuer eine Priester-Familie.
Und sogar in die Roemer-Legion zu gehn, falls man sie eingezogen haette, waere da (ausser der "Frisur") ein Problem: zum Legionaers-Norm-Proviant im "Buendel" dienten ihnen mit starkem Jung-Wein gesaettigte Tonscherben, die warf man in einen Becher und goss beliebiges Fluss-oder Teichwasser darauf, so 2-3 Mal pro Scherbe ergab das einen halbwegs desinfizierten ("von Miasmen freien") leichten Tisch-Wein und hielt die Jungs bei Kraeften in fremden Regionen, ohne dass man grossartige Mengen zerbrechlicher Wein- oder Bier-Kruege haette mitschleppen muessen, denn dass nicht jedes Wasser unbedenklich ist, war der Legion gelaeufig.
Vielleicht war das mit dem Haar-Mantel sogar zum Dienst am - und immer wieder im - Wasser praktisch. Das "Material" vertraegt ja das haeufige Waschen besser als Kleiderstoffe anderer Art.
Er goss ja kein "Haendchen voll Wasser" auf ein Haupt (was beim "Taufen" einem Libations-Guss der An-Weihung an eine Menschen-Gemeinde entspricht (Juden tun das rituell nie) - sondern stand nur dabei am Ufer, wenn die Frommen sich selbst komplett unter Wasser tauchten und sprach die korrekten Gebete vor, oder stieg bei Bedarf mit hinunter, um dem Frommen zu helfen, falls dieser es z.B.alters-halber nicht allein schaffte, sich kurz komplett selbst ins Wasser zu tunken und wieder hinaus zu kommen.
Das wurde oft aus Gruenden der Volksmission in Verbindung mit Unterrichtung in der Lehre und anlaesslich der Ankunft aus dem fremden Land getan, ob zum Pilgern oder bei Geschaeftsreisen, bei Heimkehr von Verwandtschaft-Besuchen. Das veranlasste oft zur Königszeit auf Wunsch der fromm-religioesen Koenige, der Heiligtums-Dinst, also durchgefuehrt von Leviten und Cohanim, ab deren 30. bis 50.Lebensjahr, in dem sie dem Heiligtum zu dienen verpflichtet sind - auch tat das nach Esra die Priesterschaft von sich aus, und nicht die Rabbinen, denn die gehn davon aus, dass der achtsame Jude sich staendig selbst vergewissert, wo er sich korrekt untertauchen kann, und der weiss, wie das geht und was fuer Segen man dazu sagt.
Seine Wuesten-Diaet - 4 essbare Heuschrecken-Arten sind in der Thorah erlaubt, und Honig - sind zwar als Eiweiss und Kalorien wohl vollwertig, aber nicht so einfach in saettigender Menge taeglich zu beschaffen - und sein Aufenthalt in der Wildnis (am Jordan war das keine Trocken-Sahara, sondern mehr ein Ufer-Dschungel, damals) und so etwas hat nichts mit dem Gelübde seines Vaters, das den Sohn auf dem Wege der "Eltern-Ehrung" bindet, zu tun.
Nur das, sich daran zu halten, dem Vater Respekt und Vertrauen zu gewaehren, dass es zu irgendetwas gut sein soll, weil dieser es wollte, ist eine Mitzvah, die der Sohn selber erwirbt, dass er etwas beitragen konnte.
Bei Schimschon, dem Richter aus einem ungelehrten Elternhaus, hatte es der Bote so befohlen. Wesentlich an seiner fabelhaften Geschichte ist eigentlich nur der Satz, dass er 20 Jahre lang ansonsten eiwandfrei ein Satzungsrichter (Schofet) war, und dass die Aktivitaeten unter Einfluss des Heilig-Geist-Sturmes die Philister zu seiner Zeit auch etwas daempften und das Volk Israel hatte mehr Ruhe. Bei seiner Novelle klingen auf "Loewe" und "Honig" als Themen mit an.
Bei Schmuel, dem Ueberbringer-Propheten, wurde nur erhoert, dass seine Mutter still, murmelnd, vor G0TT ihr Leid erklaerte, ohne Kind ihrerseits so verachtet dazustehn. - Da hat sie es denn - und bringt es gleich zum Heiligtum, zu demselben Priester Eli, der sie fast rausgeschickt haette, weil er sie fuer betrunken hielt (weil damals Beter im In und Ausland zu schreien pflegten, irgendwie in der Ansicht, ein "so-grosser" G0TT sei ziemlich weit weg), um nun dort zu bleiben und zu lernen. Aber Schmuels Eltern legen ihn nicht fest auf ein Nazirat.
Das ungefaehr ist zu dieser Thematik der Zeit-Hintergrund
mfG WiT :)

