(01-07-2010, 21:50)Ekkard schrieb: Allerdings sind die "theologischen Überbauten" - ich nenne diese Geschichten: 'Mythen' - bisweilen vollkommen verschieden. Auf der praktischen Ebene laufen sie aber auf die gleichen Wertungen (ethische Forderungen) hinaus.
Die Mythen der Völker sind ein Teil ihrer Kulturgeschichte, und dieser gilt, zugegebenermaßen, mein hauptsächliches Interesse.
Die "Urgeschichte", die Heldensagen und andere Erzählungen der Bibel sind modifiziert zum Teil auch bei anderen Völkern (und deren Religion) rund um das Mittelmeer anzutreffen.
Da solche Erzählungen nun einmal in heiligen Schriften aufgegangen sind, war es nötig, sie theologisch mit Sinn auszustatten. Teilweise ist das einfach und führt zu annehmbaren Ergebnissen, teilweise tut man sich schwer. Insbesondere bei Texten, die von gottbefohlenem (oder gottgenehmem) Krieg, Völkermord oder Menschenopfern berichten und eine grauenhafte Ethik vermitteln, ist es nicht leicht möglich, dem annehmbaren Sinn zu geben.
Schwer ist es auch, auf einen vernünftigen Nenner zu kommen, wenn beansprucht wird, dass das, was wir Mythen nennen, historische Abläufe beschreibt. Wenn jemand ein "verlogenes Weltbild von Evolution und Urknall" rügt, soll das doch heißen, dass man hinter biblischen und koranischen Erzählungen, die dazu anderes berichten, nicht ausschließlich "theologische Wahrheit" vermutet?
Die altarabische Geisterwelt, die im Koran verarbeitet wurde, lässt sich theologisch einigermaßen aufarbeiten. Als der Koran entstand, waren die Geschichten allerdings Konzession an das religiöse Denken einer Wüstengemeinschaft, die auf ihre Elementargeister und sonstigen Dämonen nicht so ohne weiteres verzichten wollte.
Den Sinn in heiligen Texten zu suchen, ist für den Kulturhistoriker zumindest ebenso spannend, wie für den Theologen. Man möge mir daher Ausflüge in die Kulturgeschichte von Völkern und Religionen nicht übelnehmen.
MfG B.