(04-07-2010, 06:38)Hikikomori schrieb: Die Frage ist, wäre Dein Sohn auch christlichen Gemeinden aktiv wenn Du Moslem wärst? Oder religiös wenn Du eben nicht gläubig wärst? Ich frage mich immer, was wenn die Antwort Nein lauten würde, was sagt das über den Wert der Werte und Weltbilder aus? Der Sprung von christlicher Konfession zu christlicher Konfession ist jetzt ja nicht so weit, ob nun Du diesen Sprung gemacht hast oder Dein Sohn. Das sagt wenig über die Eigenständigkeit der Entscheidung aus. Darüber Aussagen zu treffen ist so schon schwer bis unmöglich, freier Wille gegen Determinismus, das gleitet schon schnell mal ins philosophische ab. Selbst wenn Dein Sohn Moslem geworden wäre, oder sogar Atheist wäre es schwer zu sagen inwieweit er beeinflußt wurde durch die Menschen denen er begegnete und die Bücher die er las, und was nun Wille und was Manipulation zuzurechnen wäre. Von einem Christen zu einem anderen Christen zu werden, sofern er evangelisch und Du katholisch sein solltest, ist noch weniger dazu geeignet hier freien Willen zu verorten.
Klar ist wenig schlechtes daran wenn man Mitgefühl und Nächstenliebe vermittelt. Aber ich finde es etwas seltsam wenn man diese ethischen Maßstäbe selbstverständlich unter dem Überbegriff der Religiösität zusammenfaßt. Das hat immer den Geschmack eines Vorurteils, nämlich dem daß diese Dinge etwas sind daß (meine) Religion zumindest stärker befördert als andere oder gar gottlose Weltbilder. Wenn nicht sogar, in extremen Fällen, anderen manche Werte generell abgesprochen werden.
Vorurteile hat jeder, keine Frage, Vorurteile sind bis zu einem gewissen Grad sogar nützlich(2 Meter Hühne, gefährlich.).
Interessant ist lediglich welche man hat und wie stark und unumstößlich beziehungsweise wie abwertend sie sind. Es besteht ein bedeutender Unterschied zwischen dem Vorurteil "Religiösität schränkt die Fähigkeit selbst zu denken schnell mal ein." und dem Vorurteil "Kein Gott, keine Moral." Selbst wenn beide hastig mit "ja, aber natürlich nicht immer/alle" versehen werden.
Es gibt aber sicherlich schlechtere Wege zu erziehen, und wichtigere Aspekte und Inhalte bei Erziehung als Gott oder kein Gott, keine Frage.
Merhaba Hikikomori,
nun, ich bin Muslima auf einem interreligiösen Sufiweg und mein Sohn hat sein eigenes Leben. Er findet das was ich tu manchmal etwas seltsam, aber mit mir als Mensch und Mutter kann er gut leben und ich finde das ist das wichtigste. Ethische Werte gehören für mich nicht nur zu religiösen Wegen, können aber auch zu religiösen Wegen gehören, wie eben auch zu nicht religiösen, deshalb das auch, wie ich schon Einsiedler geantwortet habe.
Ich sortiere Menschen nicht in Schubladen, sondern versuche in jedem einzelnen ein eigenes Individuum zu sehen. Das lebe ich, und vermutlich wurde mein Sohn dadurch auch geprägt. Grenzen setzten wo es gefährlich wird (Straßeverkehr, heiße Herdplatte, usw) Freiheit lassen wo immer es möglich ist für eigene Erfahrungen. Egal ob religiöse oder weltliche. Das macht in meinen Augen Erziehung zu einem eigenständigen Menschen aus. Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg, der zuerst durch die Eltern, Großeltern und Geschwister, später durch Lehrer, Freunde, Umgebung, Bücher, Medien mitgeprägt wird.
@Alle
Es tut mir leid dass ich immer wieder durch meine Ausdrucksweise verwirre, manchmal sogar verärgere. Vermutlich liegt das daran, dass ich ein etwas unübliche Sichtweise habe über Gott und die Welt, was mir aber oft erst klar wird wenn ich die Reaktionen lese. Bitte entschuldigt.
As Salamu Aleikhum

