04-07-2010, 12:29
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04-07-2010, 12:44 von Hikikomori.)
(04-07-2010, 10:01)zahira schrieb: Merhaba Hikikomori,
nun, ich bin Muslima auf einem interreligiösen Sufiweg und mein Sohn hat sein eigenes Leben. Er findet das was ich tu manchmal etwas seltsam, aber mit mir als Mensch und Mutter kann er gut leben und ich finde das ist das wichtigste. Ethische Werte gehören für mich nicht nur zu religiösen Wegen, können aber auch zu religiösen Wegen gehören, wie eben auch zu nicht religiösen, deshalb das auch, wie ich schon Einsiedler geantwortet habe.
Ich sortiere Menschen nicht in Schubladen, sondern versuche in jedem einzelnen ein eigenes Individuum zu sehen. Das lebe ich, und vermutlich wurde mein Sohn dadurch auch geprägt. Grenzen setzten wo es gefährlich wird (Straßeverkehr, heiße Herdplatte, usw) Freiheit lassen wo immer es möglich ist für eigene Erfahrungen. Egal ob religiöse oder weltliche. Das macht in meinen Augen Erziehung zu einem eigenständigen Menschen aus. Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg, der zuerst durch die Eltern, Großeltern und Geschwister, später durch Lehrer, Freunde, Umgebung, Bücher, Medien mitgeprägt wird.
@Alle
Es tut mir leid dass ich immer wieder durch meine Ausdrucksweise verwirre, manchmal sogar verärgere. Vermutlich liegt das daran, dass ich ein etwas unübliche Sichtweise habe über Gott und die Welt, was mir aber oft erst klar wird wenn ich die Reaktionen lese. Bitte entschuldigt.
Und voll ins Fettnäpfchen getreten. :icon_cheesygrin:
Naja, mein Punkt steht nach wie vor, selbst wenn er für Dich und Deinen Sohn vielleicht kaum bis gar nicht zutreffen sollte. Es wäre ganz interessant zu wissen wie er aufgewachsen ist, Du sagtest ja Du wärest katholisch erzogen worden, jetzt Moslem mit buddhistischen Zügen(so nehme ich als absoluter Laie diesen Sufismus wahr wenn ich in für mich grob kategorisiere).
Nichtsdestotrotz scheint eine Tendenz zu bestehen zwischen Erziehung und Religiösität, die sicherlich auch mit charakterlichen Vererbungen zusammenhängen kann und nicht nur mit Erziehung an sich. So wird ein spiritueller Mensch vielleicht eher einen zur Spiritualität neigenden Nachwuchs produzieren, so wie sich manchmal auch andere Eigenschaften übertragen. Bei meinem Vater und mir ist es recht deutlich habe ich mir sagen lassen(ich kenne ihn nur aus Erzählungen), er sei ebenfalls ein ruhiger, introvertierter und lesefreudiger Mensch gewesen, ohne großes Interesse an Gesellschaft und Trubel.
Da ich ihn nie kennengelernt habe und meine Mutter und mein Stiefvater völlig andere Menschen sind mag das durchaus genetische Ursachen haben und zutreffen. Aber das erklärt sicher nicht alles, und ich bin mir ziemlich sicher daß religiöse Erziehung Menschen in jungen Jahren nachhaltig prägen kann, zu ihrem Vor- und Nachteil. Ebenso wie eine gottlose, humanistische und auf dem Geist der Aufklärung und dem kritischen, hinterfragenden und möglichst rationalem Verstand aufbauende Erziehung ihre Spuren hinterlassen dürfte. Natürlich ist es bei beiden möglich daß sich der Sproß später für den jeweils anderen Weg entscheidet, ich bin sicher nicht das beste, aber zumindest ein Beispiel dafür.
Aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch denke ich daß dieses Weltbild beibehalten wird. Solange Dinge wie Freiheit, eigenständiges Denken, fundierte Ethik, lebenslange Bildung und was sonst noch an unzähligen wichtigen Werten und Prinzipien vermittelt werden können und natürlich die bedingungslose Liebe und Unterstützung der Eltern Vorrang und Priorität haben und das auch dem Kind gegenüber deutlich gezeigt wird nimmt das ganze aber eher einen untergeordneten Stellenwert ein finde ich, bis hin zu der "Wichtigkeit" der jeweiligen Antwort auf die Frage welche regionale Fußballmannschaft denn nun anzufeuern sei.
Als aufgeschlossenes, gläubiges und kritischer Elternteil kann man religiöse Bildung sicher machen ohne daß man Gefahr läuft daß Dawkins beim Jugendamt anruft, aber selbst dann wäre ich vorsichtig wo und wen ich meine Kinder in Religion unterrichten lassen würde, wenn überhaupt.
Ich persönlich würde das, abgesehen von einem hypothetischen Standpunkt aus, natürlich nicht tun, also gar nicht erst selbst religiös erziehen und schon gar nicht Fremde lassen. Aber ich würde versuchen zu erklären wie ich das sehe, und wie andere das sehen. Ich würde, sobald es alt genug ist, versuchen zu argumentieren, zu erklären und es auffordern ebenso vorzugehen und für sich selbst nach einer Antwort zu suchen.
Also salopp gesagt, ich glaube daß das ganze Unsinn ist, diese und jene Religionen und Weltbilder gibt es, und viele unterschiedliche Grade an Einstellungen und Sichtweisen innerhalb davon, fanatische und sehr aufgeschlossene. Was Du davon hältst mußt Du schon selbst entscheiden.
Das geht natürlich nicht mit einem 6jährigen, aber ich denke mit 10-13jährigen kann man schon ein wenig über solch komplexen Dinge reden, mehr und mehr. Dabei darf man natürlich nicht die Tendenz des Kindes vergessen den Eltern zuzustimmen, die erst in jugendlichen Jahren ins Gegenteil umschlägt.
Allerdings würde mir die Wahl zwischen einem atheistischen Vater der sich mit seinem Nachwuchs kaum beschäftigt und einem moderat gläubigen Ebensolchen der sich intensiv und sich der kindlichen Psyche bewußt fast schon verbiegt um nur ja keine Indoktrination zu betreiben um dem Kind wirklich klarzumachen daß hier eigene Entscheidungen, gleich wie sie ausfallen in Ordnung und sogar essenziell sind nicht schwer fallen und klar für Letzteren ausfallen.
Und dabei würde man lange suchen bis man jemanden findet der dem Konzept Glauben so wenig abgewinnt wie ich.
In Rage gerate ich erst bei solchen Menschen, je näher sie diesem Extrem kommen umso mehr. http://www.spiegel.de/schulspiegel/leben...73,00.html