07-07-2010, 18:23
(07-07-2010, 11:06)VolkersList schrieb: Wenn es so unmöglich wäre, Gott zu begreifen, warum hat er denn dieses unwiderstehliche Verlangen in mich gesenkt?Mir kommt dieses unwiderstehliche Verlangen (Gott zu erkennen) mit Verlaub sinnleer vor. Man kann Gott glauben - meinetwegen in deinen Thesen - aber 'begreifen' oder 'verstehen'? Deine Thesen enthalten gewisse Moralvorstellungen, wie der Mensch sein sollte, ja sogar könnte. Aber damit wird doch das Unendliche, das große Ganze, Gott nicht in einer befriedigenden Weise für unseren Geist verfügbar gemacht (und damit begriffen)!
(07-07-2010, 11:06)VolkersList schrieb: Ich will doch nur die Motive eines einzelnen Wesens begreifen und ertasten, das ich am besten zu kennen glaube, nämlich mich.Nun, das ist etwas ganz anderes, wesentlich Irdischeres, nämlich der Wunsch die eigenen Motive kennen zu lernen. Die haben zumeist soziologische Ursachen (gute Beziehungen, Liebe, Anerkennung, Selbstwert).
(07-07-2010, 11:06)VolkersList schrieb: Dein nächster Satz macht mich ratlos. Du sagst, es geht darum, unter dem übergreifenden Konzept eines Heiligen, die sozialen Angelegenheiten unserer Spezies überzeugend zu regeln.Richtig, das ist die "horizontale Komponente" des Glaubens. Übrigens "das Heilige" ist nicht eine Person, sondern jenes Konglomerat an Ur-Vorstellungen, die uns ein gutes Gewissen vermitteln, die als unbedingt gut und richtig unterstellt werden.
Ein "übergreifendes Konzept" stellt eine Vielzahl von ethischen Forderungen unter eine gemeinsame Vorstellung. Im Bereich der christlichen Religion ist dies die Vorstellung von einem Gott, der sich in Jesu Verkündigung den Menschen offenbart hat.
(07-07-2010, 11:06)VolkersList schrieb: Wenn Du damit das Weltethos von Prof. Hans Küng meinst, habe ich Dich verstanden.Nicht nur; ich meine dies sehr allgemein im Kontext von sozialen Beziehungen, für die wir gewisse Verhaltencodices brauchen.
(07-07-2010, 11:06)VolkersList schrieb: Die sozialen Angelegenheiten unserer Spezies ? Das Wort Angelegenheit zieht mir die Schuhe aus. Wenn es um Leben und Tod geht (These 369) , dann ist das Wort Angelegenheit am falschen Platz.Keineswegs! Leben mit anderen Menschen und schließlich Sterben sind Angelegenheit, die wir regeln, selbst dann, wenn wir Furcht empfinden. Nicht nur Sterbenmüssen erzeugt Furcht, sondern z. B. auch wütende Chefs (Personalbildung), heranrasende, lärmende Autos (Verkehrsregeln), Knalle (Lärmschutz) usw.
(07-07-2010, 11:06)VolkersList schrieb: Was heißt, wir regeln die sozialen Angelegenheiten unserer Spezies ? Kann man das übersetzen mit, wir rotten jeden Tag mehrere Dutzend gottgegebene Spezies der Natur aus?Warum sollte ich das gemeint haben? Wir entwickeln Verhaltensweisen, die uns in der Gesellschaft (über)leben lassen.
(07-07-2010, 11:06)VolkersList schrieb: Was ist eine vernunftbetonte Philosophie? Diese neuste Erfindung Gottes, kaum Hunderttausend Jahre alt, die wir Verstand, Ratio oder Vernunft nennen, jagt mir Angst ein, weil sie sich hochmütig über des Millionen Jahre alte Gefühl rechthaberisch erhebt.Richtig; auch Gefühle haben wichtige Regelfunktionen, laufen aber manchmal allzu unspezifisch in die falsche (ethische) Richtung. Wenn ich in einem anderen Thread lese, Falunggong-Mitglieder werden verfolgt, gefoltert, eingesperrt und ermordet, empfinde ich Mitleid, Wut und Empörung - ganz klar. Aber ohne Kenntnis "der anderen Seite" sind Wut und Empörung miserable Ratgeber.
(07-07-2010, 11:06)VolkersList schrieb: Was heißt eine Tradition eingeschliffener Mythen, die sagen, was das Rechte ist?Das Neue Testament beispielsweise und seine in der Bergpredigt fixierten Regeln.
(07-07-2010, 11:06)VolkersList schrieb: Nein, ich bleibe dabei, die Zeit , in der der Religion ein Ghetto zugewiesen wurde, ist vorbei.Ich habe nichts anderes behauptet. Da missverstehst du meine Argumentation.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard