11-07-2010, 22:09
(11-07-2010, 21:03)zahira schrieb: @Gundi,
ich denke jetzt versteh ich was du meinst. Z.B "Wozu soll ich das Salat 5mal am Tag beten wie Mohammed es gebracht hat, wenn ich dem Christentum den gleichen Wahrheitsgehalt zugestehe kann ich ja auch in Form der Christen beten, was ja weniger Aufwändig ist?"
Dazu kann ich dir versuchen mein eigenes Verständnis zu erklären. Da ich auf einem interreligiösen Sufiweg bin und alle Religionen akzeptiere hilft das vielleicht ein wenig weiter.
ZB Ostern gehe ich morgens so gegen 4 Uhr zum Osterfeuer der evangelische Kirchengemeinde hier, nach dem Frühstück geh ich dann zur Ostermesse der katholischen Gemeinde. Beide Formen kann ich nachvollziehen und nehme an beiden gerne Teil zu Ehren Jesu und seiner Botschaft die er den Menschen gebracht hat.
Zu islamischen Festen und in der Fastenzeit geh ich in die Moschee zu Ehren des Propheten Mohammed und seiner Botschaft.
Öffentliche Gottesdienste anderer Religionen finden hier in meiner Umgebung leider nicht statt.
Ausserdem finden in meiner Sufifamilie regelmäßig Friedensfeiern statt. Dabei wird für jeder größere Religion (große Mutter, Indigene- Naturreligionen, Hinduismus, Buddhismus, Zoroaster, Judentum, Christentum und Islam eine Kerze an der großen Kerze in der Mitte die für die göttliche Kraft steht entzündet, es wird jeweils ein Text aus der jeweiligen Religion verlesen, ein Gebet gesprochen, gesungen. Und zuletzt noch eine Kerze für alle ungenannten, unbekannten Religionen und für alle Menschen die das Licht der göttlichen Kraft oder der Friedensbotschaft in die Welt gebracht haben oder bringen. Trotz alledem fühle ich mich im Herzen als Muslimin und bete regelmäßg, allerdings noch ergänzt durch das Vaterunser in Aramäisch und mein Lieblingsgebet von Hazrat Innayat Khan. Vielleicht fühle ich mich unter anderem im Islam zu Hause weil der alle Propheten und heiligen Schriften akzeptiert.
Ein Türkischer Hodscha hat mal zu mir gesagt:
Was Innayat Khan gemacht hat ist eine wunderbare "Gemüsesuppe", die Gefahr dabei ist, dass du zu Einheitsbrei zerkochst und deinen Geschmack verlierst wenn du vergisst welches "Gemüse" du bist. Ich finde das einen interessanten Vergleich.
Vielleicht hilft dir das weiter?
Danke zahira für deine Erklärung.
Finde es toll dass du auch an den Zeremonien anderer Religionen teilnimmst. Vor allem aber dass ihr andere Religionen so zusammen führt wie du es beschrieben hast (Kerze anzünden und Texte lesen etc.).
Das geht natürlich schon sehr in die Richtung der Gleichakzeptanz aller Religionen.
Vieleicht benötigt der Mensch (oder viele Menschen) aber dennoch eine Religion der sie sich mehr zugehörig fühlen können (so wie es bei dir der Islam ist), ohne daran zu glauben diese habe mehr Richtigkeit. Einfach weilman sich mit dieser Religion mehr identifiziert bzw. es die Religion ist, in der man sich am besten aufgehoben fühlt, in der man seine eigene Religiösität am besten zum Ausdruck bringen kann.
Wünschte es gäbe mehr solch Gläubige wie dich, die über Toleranz hinaus gehen.
