(23-07-2010, 18:22)zahira schrieb: Eines der besten Beispiele ist für mich immer wieder die Geschichte von Josef und seinen Brüdern, die ist nahezu identisch.
Es ist nicht zu verkennen, dass Mohammed von der biblischen Josephserzählung fasziniert gewesen war. Ihr ist die 12. Sure gewidmet.
Neben der Ähnlichkeit zur biblischen Erzählung, sind auch Verschiedenheiten auszumachen, die der koranischen Josephsgeschichte eine von der biblischen Erzählung abweichende Bedeutung gibt.
Entgegen der biblischen Vorlage sind in der Version Mohammeds alle Ereignisse im Leben Josephs unmittelbar mit dem Willen Allahs verknüpft. Das, was Joseph von der Allmacht Allahs predigt, ist mythopoetische Schöpfung Mohammeds.
Dazu hat Mohammed eine Geschichte ausgelassen, auf die der biblische Erzähler großen wert legte. Es ist das der Bericht, wie es Joseph anstellt, den Pharao durch umsichtige Geschäftsführung zum alleinigen Herrn und Besitzer des ganzen Landes zu machen.
Offenbarungsreden und Theophanien, wie sie in der koranischen Erzählung vorkommen, sind in der biblischen Version nicht vorhanden.
Die biblische Erzählung ist die Geschichte eines Hirtenjungen, der zum obersten Minister des Königs aufsteigt, die koranische Erzählung die Geschichte von der Bewährung eines Propheten, der von Allah auserwählt und einer Reihe von Prüfungen unterzogen wird. In der biblischen Version ist die Erzählung Heilsgeschichte Israels, die koranische Version betont (wie Du richtig angemerkt hast) die Vorgängerschaft Josephs zu Mohammed.
Der Josephs-Stoff ist von der islamischen Dichtung vielfach aufgenommen und weitergesponnen worden. Das gilt insbesondere für die (unerfüllte) Liebesgeschichte zwischen Joseph und der Suleika. Diese nimmt in der islamischen Mystik etwa den Platz ein, den die jüdische und christliche Mystik dem Hohelied beimisst.
MfG B.

