13-08-2010, 10:51
(13-08-2010, 00:27)Karla schrieb: Ich habe ja nun Dich gefragt. Wenn Du nicht antworten willst, sondern einfach nur den Spieß umdrehst, dann werde ich auch nicht mehr reagieren. Du bist der Threaderöffner, und darum ist es eigentlich normal, dass man erläutert, was man in seinem Thread diskutieren will.
Also, Karla, Rabbiner antworten mit Gegenfragen, der Messias hat es auch getan, und überhaupt ist die Gegenfrage mitunter die beste Antwort. Warum ich diesen thread eröffnet habe? Du sagst ja, daß dir die Intention nicht klar geworden ist. Ich kann nur sagen, daß es ziemlich spontan meinerseits geschah. Aber eine Sache gibt es, die mich immer beschäftigt: die Entscheidungsfreiheit. Im Buch Mormon steht:
„Und wir sehen, daß der Tod über die Menschheit kommt, ja, der Tod, wovon Amulek gesprochen hat, nämlich der zeitliche Tod; doch wurde dem Menschen ein Zeitraum gewährt, worin er umkehren könne; darum ist dieses Leben zu einem Zustand der Bewährung geworden; eine Zeit, um sich bereitzumachen, Gott zu begegnen; eine Zeit, um sich für jenen endlosen Zustand bereitzumachen, von dem wir gesprochen haben, der nach der Auferstehenung der Toten sein wird.“ (Alma 12:24)
Also, um umzukehren müssen wir die entspechende Entscheidung treffen. Doch wie oft werden wir abgelenkt, wie oft werden wir in Konflikte verstrckt, wie oft finden wir gar keine Zeit, darüber nachzudenken? Und dann vergessen wir diese Frage, und widmen uns dem Alltäglichen. Und irgendwann stellt sich diese Frage dann doch wieder. Was ich meine, ist, daß es durchaus eine Macht geben könnte, die unser Denken und Handeln infiltriert, und uns somit ablenkt von wichtigen Erkenntnissen. So gesehen hat Du völlig Recht mit deiner Annahme, daß unsere Gedanken möglicherweise nicht immer ganz allein die wirklich unsrigen sind. Es gibt auch nicht den geringsten definitiven Beweis dahingehend, daß es so ist.
Ich erinnere mich an das eine oder andere Gespräch mit anderen, wo es um die Thematik des Mormonentums ging, und war regelrecht überrascht und erstaunt, wie der eine oder andere urplötzlich in eine aggressive Artikulationsweise verfiel, die für ihn untypisch war. Und eine Zeitlang, während meiner damaligen Evangeliumsgespräche mit den Elders, hatte ich eine gewisse Sensibilität dafür entwickelt. Heute achte ich nicht mehr so sehr darauf. Nun, im Mormonentum ist Luzifer ein Geistwesen. Und meiner Sichtweise nach könnte solch ein Geistwesen existieren. Ich interessiere mich auch für Naturwissenschaft und Kosmologie, und ich sehe darin überhaupt keinen Widerspruch. Sicherlich, es gibt viele, die den Ursprung Luzifers aus der Menschheitsgeschichte ableiten, aus dem Altpersischen, oder dem Judentum, und ihn als reine Fiktion in der christlichen Variante ansehen. Ich bin anderer Meinung, weil mir allein vom Grundgedanken her die Existenz eines "Gegenspielers" plausibel erscheint.
Und die Entscheidungsfreiheit? Sie wird dann eingeschränkt, wenn man sich durch völlige Hingabe an das weltliche Sein und der rein weltlichen Existenz von der Entscheidungsfähigkeit entfernt. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo eine freie Entscheidung nicht mehr möglich ist. Nicht etwa vom Grundsatz her nicht mehr möglich ist, sondern auf Grund der Verstricktheit des Menschen, z.B. durch Machtrausch und Verblendung, durch Ideologien, durch Fixierung auf die eigenen Probleme oder das Gefangensein im Materialismus oder durch Suchterkrankung aller Art usw. So sehe ich es.
