11-06-2004, 10:25
Ekkard schrieb:...Statt "erkannten" würde ich sagen "definierten". Glaube erkennt eigentlich nichts....Genau da, Ekkard,
scheint mir ein wesentlicher Vorteil jüdischen Denkens zu liegen:
Dort werden Erfahrungen ausgewertet.
Gottes Liebe muss man spüren, wenn sie Verhungernde satt macht und Sterbende lebendig.
Jahwe ist ein Gott ihrer Geschichte, die sie erlebt haben.
Das älteste Buch der Bibel ist das sog. "Deborah-Lied", ein Lobpreis Gottes für den erfolgreichen Durchgang durch das Rote Meer. Als schon alles verloren schien auf der Flucht vor dem Phraraoh, da erfuhren sie die Rettung ihres Gottes.
Auf diese Liebe bauten sie, auch gegen alle Wahrscheinlichkeitsrechnung, und dieses Vertrauen auf die Macht der Ohnmächtigen durch Gottes Liebe das ist Glaube, wie auch Jesus ihn versteht, ein Setzen auf den Erfolg der Liebe Gottes und ihrer Spielregeln in der Zukunft.
Gemäß unserer frühkirchlichen griechisch-römischen Verkrustung von Jesu Judentum hast du Recht:
Dort wird munter definiert!
Deshalb wimmelt es ja bei uns auch von Axiomen von der völlig unjüdischen und jesusfernen "Gottgleichheit Jesu" bis zu Kuriositäten wie der Transsubstantiationslehre und später dem Unfehlbarkeitsdogma der kath. Kirche.
In unserer Kirche scheint lange Zeit die Maxime gegolten zu haben:
Je unnatürlicher und erfahrungsfremder etwas ist oder klingt, desto interessanter und wichtiger für den Glauben. So wurde selbst das Wort "Glaube" verhunzt.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)