19-08-2010, 10:22
(19-08-2010, 02:58)agnostik schrieb: Es ist aber doch so, dass jede Gesellschaft, Volk, Stamm, Clan usw. definiert haben, was gut und böse ist - innerhalb der betreffenden Gesellschaft.
Wenn man diese Regeln vergleicht, dann sind sie weltweit und historisch untereinander sehr ähnlich.
Wer die Regeln nicht einhielt, wurde sanktioniert.
Daraus kann man schon ein absolutes gut und böse herleiten.
nein, kann man nicht
zum einen ist es in verschiedenen gesellschaften (zu verschiedenen zeiten, an verschiedenen orten) durchaus unterschiedlich, was als "gut" oder "böse" angesehen wird. daß gewalt und diebstahl in aller regel geächtet werden, hat weniger damit zu tun, daß es "ein absolutes gut und böse" gäbe, sondern daß ohne solche regen schlicht kein gesellschaftlicher zusammenhalt möglich wäre
"gut" und "böse" können vor allem schon deshalb nicht absolut sein, weil die beurteilung, ja die faktische auswirkung von "gut" und "böse" je nach blickwinkel bzw. davon betroffenem unterschiedlich ausfallen kann
cui bono? also: wem nutzt es? und wer verliert dabei?
die heutzutage so oft beschworene "win-win-situation" gibt es praktisch kaum. üblicherweise wird jeder vorteil des einen durch einen nachteil für den anderen erkauft
feudaler landbesitz wird aufgeteilt?
klar, so was ist eindeutig und absolut "gut", nicht wahr?
jedenfalls für die neuen landbesitzer. für die alten großgrundbesitzer ist es schlecht bzw. "böse". und wenn das land auf zu kleine parzellen aufgeteilt wird, von denen die neuen besitzer nicht leben können und sich daher verschulden bis hin zur schuldknechtschaft - dann ist es auch für sie "böse". wer ein reales und aktuelles beispiel ähnlicher art sehen will, blicke nach simbabwe
es heißt "du sollst nicht töten". für den christen ist daher das umbringen von menschen "böse", nicht wahr? und dennoch unterzeichnen christliche staatenlenker todesurteile und senden soldaten (oder drohnen) aus, um andere menschen umzubringen - weil sie das für notwendig und damit "gut" halten
es gibt kein "absolutes gut und böse". wir sind immer gehalten, abzuwägen und zu entscheiden
und das ist auch "gut" so
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)