07-09-2010, 09:07
(07-09-2010, 07:35)zahira schrieb: Salaam Angelika,
kein Prophet dürfte beleidigt werden. Das was du für Jesus (zurecht) einforderst, fordere ich für alle Propheten. Egal ob du an Sie glaubst oder nicht. So wie du es für Jesus forderst auch von Menschen die nicht an ihn glauben. Achtung und Respekt vor den Personen die den Menschen ihrer Zeit das Wort Gottes vermitteln wollten Achtung und Respektt auch vor den Menschen die heute noch daran glauben. Egal um wen es sich handelt. Wie kann ein Mensch der an Jesus glaubt verächtlich abwertend und verletzend über andere Propheten und Menschen sprechen.
Der wichtigste Satz von Jesus ist für mich: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. In diesen Satz ist Eigenliebe und die Liebe am Nächsten (damit sind auch Menschen gemeint die eine andere Meinung haben) enthalten.
Sorry, das hatte nur bedingt mit dem Treadthema zu tun, aber musste ich einfach mal loswerden. Zurück zum Thema.
Muslime haben es zur Zeit in Deutschland nicht einfach. Ständig werden Ihnen die selben Dinge vorgeworfen. Warum trägst du ein Kopftuch, Warum macht Ihr nichts gegen die Taliban, oder man wird gleich auf die selbe Stufe gestellt. Das man da mit der Zeit überempfindlich wird kann ich gut verstehen.
Ich habe schon viele Jahre eine muslimische Freundin, die in Deutschland aufgewachsen ist und viele Jahre versucht hat Missverständnisse zwischen Christen und Muslimen aus dem Weg zu räumen. Sie ist aktiv in der Integrationsarbeit, macht Moscheeführungen, Sozalarbeit, ist Elterbeirat in der Schule (Realschule in die Ihre Tochter geht). Gestern haben wir telefoniert und Sie hat mir erzählt dass sie nicht mehr kann und merkt wie Sie selber anfängt manchmal ungerecht und unfair gegen diese ewigen Angriffe bei Moscheeführungen zu Denken und hat deshalb hat diesen Job jetzt abgegeben bevor Sie sich im Ton vergreift. Das ist eines unserer Probleme. Anstatt den Muslimen mit dem selben Respekt zu begegenen wie wir Ihn einfordern bringen wir sie immer mehr in eine Verteidigungsposition die für keine Seite gut ist. Ist es nicht verständlich und menschlich in diese Situation die guten Seiten noch etwas besser darzustellen und hervorzuheben?
Mein Wunsch wäre dass jeder den anderen sein lässt, dem anderen seinen Raum und seinen Platz lässt. Dass man sich gegenseitig respektiert und achtet.
Hallo zahira,
genauso wie Du es beschreibst würde ich es mir wünschen, dann hätte auch keiner - bis vielleicht ein paar Hardliner - Angst vor Muslimen. Das was Du schreibst kann ich voll unterschreiben und mit solchen Menschen hätte ich auch gerne zu tun.
Und ich finde es schade, wenn solche Leute wie Deine Freundin dann das Handtuch schmeissen (müssen), weil sie irgendwann auch am Ende sind. Das ist sehr schade, denn so wie Du es beschreibst, ist sie ja anscheinend sehr engagiert.
Ich erlebe das in der Deutsch - Polnischen Zusammenarbeit auch recht häufig, das sich da 2 verfeindete Parteien gegenüber sitzen. Neulich begleitete ich eine deutsche Reisegruppe. Da sassen sich nun alte Menschen gegenüber, die eine Partei musste Ihre Heimat verlassen, die andere Seite musste gegen ihren Willen in die "wiedergewonnenen" Westgebiete ziehen. Erst einmal eisiges Schweigen auf beiden Seite, böse Blicke. Und dann sprüche wie: Eure Leute haben uns aus dem Haus getrieben uns erschlagen etc. Das gleiche Spiel dann von der anderen Seite.
Wenn auch selten aber diesmal hatte ich auch die Schnauze voll und hätte am liebsten gesagt, wenn ihr Lust habt, dann haut Euch doch gegenseitig den Schädel ein. Aber sowas bringt eben nicht weiter.
Mein eigenes Erleben ist leider bisher nur geprägt von negativen Erfahrungen mit Muslimen. Du bist der erste oder die erste Muslim, von der ich den Satz höre, das man sich gegenseitig respektieren soll und wo ich auch das Gefühl habe, das er / sie mich nicht dazu bringen will, vom Christ zum Muslim zu werden. Ja, ich weiss, es gibt auch Hardliner bei den Christen.
Dann alltägliche Dinge. Ich habe es neulich in der U-Bahn wieder erlebt, die Bahn ruckte stark und ich stiess aus Versehen einen Mann an - seine Frau trug Kopftuch - es waren also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Muslime. Ich lächelte verlegen und sagte: Pardon! Kein Wort kein Lächeln, nur eine Miene, als wenn er mich am liebsten gleich erschiessen würde.
Andere Sache, auch in der U-Bahn. Ein Liebespaar tauscht Zärtlichkeiten aus - kein Dauerknutschen - und wird von gegenübersitzenden arabischen oder türkischen Jugendlichen unter Androhung von Schläger aufgefordert, dieses zu unterlassen.
Eien mir befreundete Lehrerin hat sich jetzt nach Polen versetzen lassen, weil sie einfach keine Lust mehr hatte, sich von 6 jährigen anhören zu müssen, sie sei ein "Christenschwein" und müsse ein Kopftuch tragen.
Hinzu kommt, das es als Deutscher oder als Nichtmuslim eigentlich fast unmöglich ist, in solche Familien überhaupt hereinzukommen oder geschweige denn Kontakte zu knüpfen, da diese lieber unter sich bleiben., jedenfalls meine Erfahrung. Und bei Paaren, die einen muslimischen PArtner heiraten, ist es dann wohl eher so, das diese dann zum Islam konvetieren. Erst kürzlich brachte NDR einen Beitrag über eine integrierte Familie, sie Christin oder Atheistin, er Muslim. Auf die Frage, welcher Religion die Kinder angehören sollen, kam sofort: Islam. Und sie überlege, ob sie nicht auc konvertiere. Sowas hinterlässt bei mir den Beigschmack, das ein Zusammenleben nur funktionieren kann, in dem "wir" uns "Eurem" Glauben "anpassen".
Zumindest löst sowas bei vielen Menschen Ängste aus.
Worauf ich hinaus will ist der Kern, den Du angesprochen hast. Gegenseitige Achtung und gegenseitiger Respekt. Und daran müssen beide Seiten arbeiten. Das 6 jährige Kind, das sowas sagt wie oben beschrieben, muss einen Verweis bekommen und beim Dritten mal aus der Schule fliegen. Gewalt, egal von wem, muß ganz konsequent geächtet und bekämpft werden. Erste Ansätze scheint es in der Richtung wirklich zu geben, neulich sah ich etwas von einer Schule, wo der Rektor ganz klar sagte zu einem muslimischen Kind: Du willst nicht das man Dich schlägt, Du willst nicht, das man Euren Propheten und Euren Glauben beleidigt, also lasse es. Das erwartet der Christ oder Atheist genauso von Dir.
Wenn wir es schaffen würden, alle unsere Kinder in diesem Sinne großzuziehen, dann wäre mir wesentlich wohler. Ich denke, Gewalt und die Überzeugung, die eigene Religion sei die einzig wahre, diese beiden Dingen sollten auf beiden Seiten mit gegenseitiger Ächtung - was die Gewalt angeht - und auf beiden Seiten mit gegenseitiger Toleranz - was den Glauben angeht begegnet werden.
Liebe Grüße Polski