(03-08-2010, 22:35)Ekkard schrieb:[Quoting-Tag repariert./Ekkard](03-08-2010, 18:38)VolkersList schrieb: Von dieser menschenzentrierten Denkweise fühle ich mich überwältigt. Das "Bisschen Materie" hat sich nicht selbst organisiert. Nach christianischer Denkweise steckt ein "Antreiber" dahinter, ...Letzteres ist nach christlicher Ansicht nicht notwendigerweise der Fall. Gleichwohl findet man diese Auffassung weit verbreitet. Ich halte eine solche Überzeugung für die (unzulässige) Extrapolation der zeitlich und räumlich lokalen Erfahrung auf Zeiten, Räume und Verhältnisse, die jedes menschliche Vorstellungsvermögen bei Weitem übersteigt. Du schreibst locker über einen Zeitraum von 3,5 Milliarden Jahren. Leben sagst du, kann nicht plötzlich und nicht von selbst entstanden sein. Du tust, als sei das unvermeidlich. Es ist genau umgekehrt: Das Leben heute ist ein Produkt von gewaltigen Wassermassen, gewaltigen Drücken, großen Temperaturschwankungen und anderen physikalischen und chemischen Einflüssen über einen undenklichen Zeitraum von meinetwegen 3,5 Mrd. Jahren, wobei sich Lebensformen höchsten über 1 Mrd. Jahre nachweisen lassen.
Lieber Ekkard,
als erstes muß ich mich bei Dir für meine lange Abwesenheit entschuldigen, aber ich habe einen Blutsturz im linken Auge.
Dann als nächstes danke ich Dir für Deine nie erlahmende Ausdauer und Geduld, daß Du Dich mit mir beschäftigen magst.
Dein letzter Beitrag vom 3. August fordert mir alles ab und ich kann ihn erst heute , am 11. September 2010 beantworten.
Meine christianische Vision von einer Kraft, die uns antreibt, stellst Du nicht nur in Abrede, sondern behauptest auch, daß auch das Christentum eine solche Kraft, sprich Gott, die uns Menschen begleitet, nicht kennt.
Warum wird dann in den Kirchen immer von einem Gott geredet, der eine Obhut für den Menschen ist ?
Ich verstehe, Du sagst, gleichwohl ist diese Auffassung weit verbreitet, obwohl das Christentum Deiner Meinung nach nicht davon redet.
Jetzt wird es kompliziert.
Du hälst eine Kraft, die uns ständig begleitet, weil sie in uns arbeitet, für nicht denkbar.
Du hälst eine solche endogene Kraft, bzw., die Überzeugung , daß es sie gibt, für eine unzulässige Extrapolation der zeitlich und räumlich lokalen Erfahrung auf Zeiten, Räume und Verhältnisse, die jedes menschliche Vorstellungsvermögen übersteigt.
Was heißt das ?
Heißt das , daß es eine solche eingeborene Kraft nicht geben kann, nur weil wir beschränkten Menschen sie uns nicht vorstellen können ?
Ist das nicht eine etwas waghalsige Art zu denken ?
Was wird hier Deiner Meinung nach extrapoliert ?
Was ist eine zeitlich und räumlich lokale Erfahrung ?
Erfahren wir Menschen Zeit und Raum nur lokal ?
Wieso spielt in Deinen Überlegungen der Mensch die erst Geige ?
Nur weil er denken kann ?
Nur weil er extrapolieren kann ?
An diesem Mittelpunktsdenken des Menschen hat sich das Christianentum schon immer gestoßen und hat es als menschenzentriertes Denken gebrandmarkt.
Stell Dir vor, es gäbe den Menschen nicht.
Dann gäbe es auch keine menschlichen Vorstellungen, die extrapoliert oder überstiegen werden könnten.
Nach christianischer Vorstellung aber wäre diese unbekannte endogene Kraft in allen Tieren, in allen Pflanzen, in allen Viren und Bakterien.
Ohne Menschen könnte gar keine Beweisführung existieren, daß es eine in der Natur eingebaute Kraft nicht geben kann.
Was heißt in die Natur eingebaut ?
Das heißt ganz einfach in jedes Lebewesen der Natur eingebaut.
Selbst die Wissenschaft muß anerkennen, daß jedes Lebewesen einen Bauplan, eine Blaupause in sich trägt, in dem oder in der sogar festgelegt ist, wie er oder sie weiter gegeben werden können. (DNA).
Woher weiß die Wissenschaft eigentlich, daß im Bauplan oder in der Blaupause alle Eigenschaften des Lebewesens stecken, aber eine Kraft ist nicht dabei ?
Ganz sicheres Wissen ?
Alle Eigenschaften, aber Kraft ist keine Eigenschaft ?
Was ist eigentlich eine lokale Erfahrung auf Zeiten und Räume und Verhältnisse ?
Ist unsere Erfahrung ein begrenzter Raum, in dem unsere menschlichen Erfahrungen quasi eingesperrt sind ?
Sind lokale Erfahrungen auf Zeiten und Räume und Verhältnisse wenig wert, weil sie lokal sind ?
Weißt Du, was mich stört ?
Das ist diese ominöse Konjunktion "auf" in Deinem Satz über lokale Erfahrungen. Oft habe ich Dir schon gesagt, daß das Christianentum die Sprache mißtrauisch betrachtet, weil sie als neuste Erfindung Gottes gar so neu und ungeübt ist.
Was heißt "auf" ?
Taugen unsere lokalren Erfahrungen in Bezug auf Zeiten und Räume und Verhältnisse nichts, weil sie lokal begrenzt sind ?
Na und ?
Was hat das mit der endogenen Kraft in den Bauplänen und in den Blaupausen der Tiere und Pflanzen, der Viren und Bakterien zu tun ?
Der Mensch ist das am weitesten entwickelte Lebewesen der Natur.
Das bedeutet nach christianischer Auffassung aber nicht, daß er im Mittelpunkt der Natur steht.
Vor Jahrhunderten war die Erde angeblich der Mittelpunkt des Sonnensystems.
Und ist sie es noch ?
Jahrtausende schien der Mensch der Mittelpunkt der Natur zu sein.
Wann endlich kommt die kognitive Wende, daß er das nicht ist ?
Frag das Christianentum.
Du behauptest, daß ich locker über einen Zeitraum von 3,5 Milliarden Jahre schreibe.
Recht hast Du.
Wie kann das menschenzentrierte Denken sich anmaßen, über einen Zeitraum von 3,5 Milliarden Jahre etwas zu schreiben ?
Ist das ein Beweis, daß ich meinem eigenen Mittelpunktsdenken erliege ?
Ist das nicht eher ein Beweis, wie schleichend das Gift der Überheblichkeit uns Menschen vergiftet ? Auch mich, wie Du siehst.
Zu Recht argumentierst Du damit, daß Leben nur für einen Zeitraum von 1 Milliarde Jahre nachweisbar ist.
Diese hoffentlich wissenschaftlich abgesicherte Tatsache öffnet vielleicht eine Tür zu einem für uns undenkbaren Zeitraum von 2,5 Milliarden Jahren.
Ist es denkbar oder undenkbar, daß Bausteine des Lebens, wie z.B. Aminosäuren oder mineralisches Eiweiß(?) oder Teile , die einer DNA-Sequenz gleichen (?), oder , oder durch das über alle Vorstellung lange beieinander Liegen (sic!) von 2,5 Milliarden Jahre, doch von selbst zueinander gefunden haben, beseelt von einer unfassbaren Eigenbewegung in toter mineralischer Umgebung ?
War das die Lebenskraft Gottes, die Energie heißt und die dann den Funken des Lebens gezündet hat ?
Waren es die Gehirnströme des Schöpfers ?
War es der Magnetismus des Lebens, der unbewegte Stoffe zueinander zog ?
Interpretierten diese unbewegten Stoffe die magnetische Zusammenführung als Heirat des Lebens mit der toten Materie ?
Wie Du siehst, nehme ich Deine Argumente sehr ernst.
Du kritisierst, daß ich behauptet habe, daß das Leben nicht plötzlich und nicht von selbst entstanden sein kann.
Meine Vorstellung, daß Leben nicht von selbst entstanden sein kann, kritisierst Du als meine falsche Annahme, daß eine Selbstentzündung des Lebens nicht möglich ist.
Du sagst, daß es gerade umgekehrt ist, weil die Selbstentzündung des Lebens eben doch möglich ist als ein Produkt gewaltiger Wassermassen, gewaltiger Drücke, großen Temperaturschwankungen und anderen physikalischen und chemischen Einflüssen über einen undenkbar großen Zeitraum von 3,5 Milliarden Jahren.
Nehmen wir einmal an , es ist so , wie Du vermutest.
Einige eiweißähnliche Moleküle "erfinden" durch Energiezufuhr eine Bewegung , sich aneinander zu klammern.
Diese Bewegung üben sie 1 Milliarde Jahre und irgendwann wird diese Klammerbewegung ein Bestandteil der Moleküle.
Nach der undenkbar langen Zeit von 1 Milliarde Jahre, können sich die Moleküle durch die endlosen Wiederholungen, diese Klammerbewegung merken.
Verhältnisse, die zu dieser Bewegung über diesen unvorstellbare langen Zeitraum geführt haben, führen dazu, daß die Moleküle diese Bewegung eines Tages von selbst ohne Anstoß ausführen können.
Leben ist geboren.
Aber was geschieht dann ?
Warum bleibt das Leben nicht bei der ersten primitiven Bewegung stehen ?
Warum beginnt es, etwas zu suchen, was das Überleben dieser Bewegung sichert ?
Deine Wassermassen, die gewltigen Drücke, die großen Temperaturunterschiede, Deine physikalischen und chemischen Einflüsse erklären nicht den zweiten Tag nach der Schöpfung des Lebens.
Ich unterbreche an dieser Stelle, weil Du mir , Gott sei Danke, viel abverlangst und ich erstmal wieder Luft holen muß.
Danke, daß Du mich so auf Trab hälst.
Dein Volker