27-09-2010, 13:32
(27-09-2010, 11:18)alwin schrieb: Auch eine Weiterbildung ist kein Garant. Nachdem ich mich im Bereich SAP weitergebildet hatte (mit Prüfungszertifikat!) kam in dem Zusammenhang von sämtlichen Firmen, bei denen ich mich daraufhin beworben hatte, die Antwort: Schön mit dem Abschluß, aber 2 -3 Jahre Berufserfahrung sollten schon mit dabei sein....
Das ist wohl das Problem des überlaufenden Arbeitsmarktes. Wenn du Arbeitgeber wärest und hast pro Stelle rund eintausend Bewerber, dann nimmst du dir den Besten und der muß dann eben alles in nahezu unmöglicher Kombination haben und wer diese Attribute nicht bieten kann bekommt den Job nicht.
Ein Garant ist Weiterbildung natürlich nicht. Ich gehe auch nicht davon aus, dass ich nach dem Studium einen sicheren Job bekomme. Aber welche Chancen hat man, wenn man einmal längere Zeit (1 Jahr aufwärts) arbeitslos war und das im Lebenslauf steht? Jede Weiterbildung, und seie sie noch so kurz, ist besser, als eine im Lebenslauf vermerkte Arbeitslosigkeit. Wer einmal den Stempel "Hartz 4" auf der Stirn trägt, der hat es dutzendfach schwerer, denn das Klische des faulen Arbeitslosen ist ja schon Gang und Gäbe. Aber wird man dazu angehalten, etwas aus seinem Leben zu machen? Ich finde: Nicht wirklich. Kein Berater vom Arbeitsamt und niemand anderes hat mir auch nur eine Sekunde nahe gelegt, mich fortzubilden, einen höheren Abschluß zu machen, zu studieren usw. Warum nicht, frage ich mich da?
Natürlich ist nichts eine Garantie für einen Job, aber mir geht es um die generelle Einstellung, die in diesem Land herscht und die mir immer wieder bewußt wird, wenn sich Leute über den niedrigen Hartz 4 Satz aufregen. Sicher: Man soll sich nicht an schlechteren Ländern orientieren, aber ich finde, es gibt wichtigere Bereiche, in die der Staat Geld stecken sollte und die nachhaltig dafür sorgen würden, dass ein Umdenken stattfindet. Und die ständige Diskussion um Hartz 4 erreicht das Gegenteil.
Zitat:. Und in meinem eigentlich traditionellem Umfeld komme ich bspw. wegen meiner "Überqualifizierung" nicht an. Jüngere Aspiranten sind auf Grund der Tarifgebundenheit billiger und leichter im Interesse des Unternehmens formbarer.
Ich kenne das. Meine Schwester hat ein Diplomstudium hinter sich, war richtig richtig gut und bekam aufgrund der Überqualifizierung keinen Job, da sie Anrecht auf höheres Gehalt hatte als die meißten anderen. Nun studiert sie nochmal, um beide Studiengänge im Endeffekt kombinieren zu können, aber bekommt sie für das zweite Studium Geld? Nein. Sie ackert sich halb tot, hat 3 Jobs zeitgleich und arbeitet in einer Woche so viel, wie die meißten nicht in einem halben Jahr. An dieser Stelle wird auch nicht gearbeitet, hier wird das System auch nicht auf Lücken geprüft, nein, wir führen sogar noch Studiengebühren ein, erhöhen aber parallel Hartz 4. Wo ist das logisch? warum wird denen, die Steuergelder zahlen werden das Leben schwer gemacht, warum wird Bildung nicht unterstützt, aber der Sozialsatz schon und das auch für die Leute, die sich bilden könnten, die arbeiten könnten?
Das ist aus meiner Sicht eine ganzheitliche Entwicklung und sie wird garantiert zusammen brechen, das ist nur eine Frage der Zeit.
Gruß
Motte
Motte

