27-08-2004, 15:25
Shadaik schrieb:Ich würde dazu gerne verschiedene Sichtwiesen einholen...Ich stimme Dir im großen und ganzen zu, möchte aber folgendes bemerken:
Zitat:Es war geprägt durch die brutale Ausbreitung des Christentums in Form von Glaubenskriegen mit den Kelten und Gälen in Großbritannien sowie den verschiedensten germanischen Stämmen. In ganz Europa wurden die naturgebundenen Bewegungen durch das römische Erbe des Christentums verdrängt - daraus gingen Städte und Nationen hervor, wie wir sie heute kennen.Die Christianisierung der Kelten und Germanen (mit Ausnahme der Sachsen) ging ehr friedlich und einher mit der Einführung des Feudalismus vonstatten. Christentum und Feudalherrschaft paßt wunderbar zusammen, sodaß die Fürsten gerne Christen wurden und die Untergebenen mitziehen mußten. Zur Spaßerhaltung hat man ihnen die alten Bräuche gelassen (Weihnachten = Wintersonnenwende/Saturnalien; Ostern = Fruchtbarkeitsfest, Eiersuchen, ne?; Erntedankfest, usw.)
Zitat:Im weiteren Verlauf des Mittelalters lässt sich ein Machtzuwachs des Christentums bis hin zur Erfindung des Papstamtes und eine Ausbreitung des Islams in Asien, Nordafrika und Spanien beobachten. Dabei gerät die überaus tolerante islamische Religion in den Focus der Christen, die diese aus Spanien vertreiben.Das Papstamt ist älter als das Mittelalter, genaugenommen sogar älter als das Christentum. Schon Julius Cäser trug den Titel pontifex maximus als oberster Sittenwächter von Rom.
Der Islam war nie tolerant. Schon 8. Jahrhundert wurden Ungläubige verfolgt und Juden und Christen nur geduldet, wenn sie horrende Steuern abdrückten. Im ausgehenden 11. Jahrhundert war es dann mit der Duldung auch vorbei, die "ab jetzt wird zurückgeschossen"-Argumentation Urban II ist also nicht ganz falsch.
Zitat:Es kommt zu den Feldzügen und der Inquisition, den IMHO schlimmsten Auswüchsen menschlicher Grausamkeit vor 1933. In ländlichen Gebieten entstehen die Hexenverfolgungen, die vom Vatikan abgesegnet werden.Zu großangelegten Hexenverfolgungen kommt es erst in der Zeit der "Aufklärung", nämlich im 17. und 18. Jahrhundert. Die Anzahl der im Mittelalter abgefackelten Ketzer ist ehr gering, wenn man mal von der Kathererverfolgung im 13. Jahrhundert absieht, die aber zum großen Teil durch den König von Frankreich betrieben wurde, der sich Okzitanien einsacken wollte (und es dann ja auch gemacht hat). Und nicht nur die Katholiken haben kräftig gezündelt, das konnten die Protestanten auch.
Der schlimmste Auswuchs menschlicher Grausamkeit in Deutschland war IMHO der 30-jährige Krieg. Da wurden im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung soviele Leute abgeschlachtet, daß der 2. Weltkrieg wie ein Kindergeburtstag wirkt. Die Grausamkeiten dieses Krieges (Magdeburg z.B.) haben erst dazu geführt, daß Leute anfingen, über die Trennung von Staat und Kirche, von Alltag und Religion nachzudenken.
