10-10-2010, 17:23
Lieber Petronius (wie war der Urlaub?),
Zur ersten Frage - bitte weiterlesen: Lebenslange Haft kann anstelle der Todesstrafe treten. So steht's im Kitab-i-Aqdas.
2.
Dezentralisierung - könnte schon etwas gegen Geldnot ausrichten... Allerdings ist dann eher die Frage: Wie könnte ein Steuersystem nach Baha'i-Richtlinien aussehen? Obwohl hier sicher noch keine Pläne "en detail" vorliegen, denke ich mir das ein Steuersystem in etwa wie folgt gegliedert sein kann:
Mehrwertsteuer: zwischen 9 und 19%
Lohn- und Einkommenssteuer: zwischen 9 und 19%
Börsenumsatzsteuer, Mineralölsteuer, Versicherungssteuer, Kapitalertragssteuer, Zinsabschlagssteuer und wie sich die ganzen Nebensteuern alle nennen - orientieren sich am Satz der Mehrwersteuer.
Dazu käme eine gesetzliche Verpflichtung der Armutsbegrenzung -Mindestlohn z.B.- und eine gesetzliche Definierung des Höchstlohnes - ich sag mal aus dem Bauch heraus 120.000.- € brutto für einen Single, 240.000.- € für Ehepaare pro Jahr. Alles was darüber hinaus geht muss mit 90% besteuert werden. Aber wie gesagt, das ist meine persönliche Meinung.
Innerhalb unserer Religion gibt es das "Dorfmodell" Abdul'Baha's. Danach gehören Bodenschätze grundsätzlich dem Staat; 30% des Gewinnes aus der Verwertung der Bodenschätze sind global an die Regierungen zur Bildungsversorgung und zur Versorgung der Kranken, Armen, Witwen und Waisen abzuführen. Wenn also das Barrel Öl 3.-$ kostet, dann fliesst 1.- $ davon in die Staatskasse. In einer zusammengewachsenen Welt wird dieser eine Dollar dann aber auf alle Staaten der Welt aufgeteilt, damit jeder Staat Mittel zur Vorsorge und Fürsorge zur Verfügung hat. Analog hierzu müssten natürlich auch die Gewinne aus Luftkraft/Windernergie, Sonnenenergie/Thermalenergie und Wasserkraft aufgeteilt werden.
3
Gute Frage - woher wissen denn die Wähler...:
Ganz einfach: Eine Beha'i-Demokratie lebt von der Beteidigung aller Bürger. Was heute mühsam mit Bürgerinitiativen "erkämpft" werden muss, wird in der Baha'i-Demokratie durch Bürgerinitiativen in gemeinsamer Beratung mit handelnden und planenden Ausschüssen umngesetzt werden können. Zudem gibt es - für Baha'i - die alle 19 Tage verpflichtende "Gemeindeversammlung", genannt "19-Tage-Fest". Neben einem beginnenden geistigen Teil - Andacht und Gebet - ist der zweite und dritte Teil des Festes von besonderer Wichtigkeit: Im zweiten Teil werden die Angelegenheiten der Gemeinde besprochen, Anregungen aufgenommen, aus der lokalen "Regierung" gefasste Beschlüsse erläutert und selbstverständlich zur Diskussion gestellt, im dritten, geselligen Teil - Essen und Trinken, Tanzbein schwingen oder einfach nur zusammensitzen und reden - lernt man sich wechselseitig besser kennen - und kann alleine vom Kennen-lernen schon mal eine vorab Auswahl treffen, wer vielleicht bei der nächsten Wahl für welches Amt "besser" geeignet wäre.
4
Die "Parteiendemokratie" wäre nicht so tragisch, wenn die Parteien sich als repräsentative Teile der Meinung der Bürger sehen würden und ihr Bemühen darauf legen würden, möglichst viele dieser unterschiedlichen Meinungen in ein möglichst harmonisches Regierungsgeschehen umzusetzen. Das ist aber nicht der Fall - es gibt eine Regierungskoalition, eine parlamentarische Opposition - und stehen sich "wie Hund und Katz" bis zur nächsten Wahl entgegen. Ein drittes, im Regierungsgeschehen schon aus Gründen der Verschiebung der Machtverhältnisse unabhängis Gremium könnte diese Erstarrung aufheben. Sowas kann zu Verhältnissen wie in NRW führen, wo die derzeitige Minderheitenregierung ihre Politik so ausformen muss, das von der jeweiligen Opposition mindestens ein Abgeordneter auch mitstimmen muss. Das macht zwar die Parteiklientelpolitik schwieriger - ist aber letztlich im Interesse der Berücksichtigung der "Anderen" demokratischer.
Damit sowas überhaupt mal irgendwann "greift", muss vorher vermutlich das Grundgesetz geändert werden - und nun möge man nicht "aufheulen": Alle von Menschen gemachten Gesetzen unterliegen der Veränderung, falls sich die entsprechenden Mehrheiten zur Veränderung finden. Und unser Grundgesetz ist schon ein paar mal in den letzten 60 Jahren geändert worden...
Was qualifiziert den "Unabhängigen"? Nun, das Interesse daran aktiv als kleiner Teil der gestaltenden Kraft des Parlamentes mitwirken zu wollen. Dieses Interesse kann der Unabhängige in seiner "dienstbaren" Arbeit z.B. in den Ausschüssen und Initiativen der Bürger bereits vertreten - und sich überlegen, ob er seine Person zur Wahl anbietet. Ein Wahlkampf ist schon alleine deswegen nicht erforderlich, weil man den Kandidat aus dessen dienstbarer Arbeit in Gremien und Initiativen ja bereits kennt.
5
Das grosse Problem - das ich übrigends auch bei der Vermittlung der Baha'i-Grundlagen habe - ist, dass wir heute mit den uns zur Verfügung stehenden "Mitteln" und Gedankengängen eine möglicherweise in der Zukunft existierende Gesellschaft beschreiben wollen, die unter ganz anderen Bedingungen lebt als wir sie heute kennen. Ich empfinde es z.B. als Beleidigung meines Offenbarers, wenn Du diesem "Homophobie" unterstellst, kann aber auch gleichzeitig unter Berücksichtigung des derzeit herrschenden Freiheitsbegriffes verstehen, wie Du zu dieser beleidigend Auffassung kommst.
Ohne jetzt auf die Beleidigung eingehen zu wollen - bringt nix - stehen wir hier vor einem Grundsatzproblem: Ist einzig und alleine die von Menschen gedachte, erdachte und so wie bisher umgesetzte "Ordnung" Garant für eine zivilisatorische Fortentwicklung wenigstens der nächsten tausend Jahre, oder benötigen wir eben für diese Fortentwicklung einen ab einem gewissen Punkt nicht mehr zu hinterfragenden "göttlichen Ordnungssinn"?
Deine Antwort darauf - glaube ich zu kennen... meine kennst Du auch...:icon_rolleyes:
Zur ersten Frage - bitte weiterlesen: Lebenslange Haft kann anstelle der Todesstrafe treten. So steht's im Kitab-i-Aqdas.
2.
Dezentralisierung - könnte schon etwas gegen Geldnot ausrichten... Allerdings ist dann eher die Frage: Wie könnte ein Steuersystem nach Baha'i-Richtlinien aussehen? Obwohl hier sicher noch keine Pläne "en detail" vorliegen, denke ich mir das ein Steuersystem in etwa wie folgt gegliedert sein kann:
Mehrwertsteuer: zwischen 9 und 19%
Lohn- und Einkommenssteuer: zwischen 9 und 19%
Börsenumsatzsteuer, Mineralölsteuer, Versicherungssteuer, Kapitalertragssteuer, Zinsabschlagssteuer und wie sich die ganzen Nebensteuern alle nennen - orientieren sich am Satz der Mehrwersteuer.
Dazu käme eine gesetzliche Verpflichtung der Armutsbegrenzung -Mindestlohn z.B.- und eine gesetzliche Definierung des Höchstlohnes - ich sag mal aus dem Bauch heraus 120.000.- € brutto für einen Single, 240.000.- € für Ehepaare pro Jahr. Alles was darüber hinaus geht muss mit 90% besteuert werden. Aber wie gesagt, das ist meine persönliche Meinung.
Innerhalb unserer Religion gibt es das "Dorfmodell" Abdul'Baha's. Danach gehören Bodenschätze grundsätzlich dem Staat; 30% des Gewinnes aus der Verwertung der Bodenschätze sind global an die Regierungen zur Bildungsversorgung und zur Versorgung der Kranken, Armen, Witwen und Waisen abzuführen. Wenn also das Barrel Öl 3.-$ kostet, dann fliesst 1.- $ davon in die Staatskasse. In einer zusammengewachsenen Welt wird dieser eine Dollar dann aber auf alle Staaten der Welt aufgeteilt, damit jeder Staat Mittel zur Vorsorge und Fürsorge zur Verfügung hat. Analog hierzu müssten natürlich auch die Gewinne aus Luftkraft/Windernergie, Sonnenenergie/Thermalenergie und Wasserkraft aufgeteilt werden.
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Gute Frage - woher wissen denn die Wähler...:
Ganz einfach: Eine Beha'i-Demokratie lebt von der Beteidigung aller Bürger. Was heute mühsam mit Bürgerinitiativen "erkämpft" werden muss, wird in der Baha'i-Demokratie durch Bürgerinitiativen in gemeinsamer Beratung mit handelnden und planenden Ausschüssen umngesetzt werden können. Zudem gibt es - für Baha'i - die alle 19 Tage verpflichtende "Gemeindeversammlung", genannt "19-Tage-Fest". Neben einem beginnenden geistigen Teil - Andacht und Gebet - ist der zweite und dritte Teil des Festes von besonderer Wichtigkeit: Im zweiten Teil werden die Angelegenheiten der Gemeinde besprochen, Anregungen aufgenommen, aus der lokalen "Regierung" gefasste Beschlüsse erläutert und selbstverständlich zur Diskussion gestellt, im dritten, geselligen Teil - Essen und Trinken, Tanzbein schwingen oder einfach nur zusammensitzen und reden - lernt man sich wechselseitig besser kennen - und kann alleine vom Kennen-lernen schon mal eine vorab Auswahl treffen, wer vielleicht bei der nächsten Wahl für welches Amt "besser" geeignet wäre.
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Die "Parteiendemokratie" wäre nicht so tragisch, wenn die Parteien sich als repräsentative Teile der Meinung der Bürger sehen würden und ihr Bemühen darauf legen würden, möglichst viele dieser unterschiedlichen Meinungen in ein möglichst harmonisches Regierungsgeschehen umzusetzen. Das ist aber nicht der Fall - es gibt eine Regierungskoalition, eine parlamentarische Opposition - und stehen sich "wie Hund und Katz" bis zur nächsten Wahl entgegen. Ein drittes, im Regierungsgeschehen schon aus Gründen der Verschiebung der Machtverhältnisse unabhängis Gremium könnte diese Erstarrung aufheben. Sowas kann zu Verhältnissen wie in NRW führen, wo die derzeitige Minderheitenregierung ihre Politik so ausformen muss, das von der jeweiligen Opposition mindestens ein Abgeordneter auch mitstimmen muss. Das macht zwar die Parteiklientelpolitik schwieriger - ist aber letztlich im Interesse der Berücksichtigung der "Anderen" demokratischer.
Damit sowas überhaupt mal irgendwann "greift", muss vorher vermutlich das Grundgesetz geändert werden - und nun möge man nicht "aufheulen": Alle von Menschen gemachten Gesetzen unterliegen der Veränderung, falls sich die entsprechenden Mehrheiten zur Veränderung finden. Und unser Grundgesetz ist schon ein paar mal in den letzten 60 Jahren geändert worden...
Was qualifiziert den "Unabhängigen"? Nun, das Interesse daran aktiv als kleiner Teil der gestaltenden Kraft des Parlamentes mitwirken zu wollen. Dieses Interesse kann der Unabhängige in seiner "dienstbaren" Arbeit z.B. in den Ausschüssen und Initiativen der Bürger bereits vertreten - und sich überlegen, ob er seine Person zur Wahl anbietet. Ein Wahlkampf ist schon alleine deswegen nicht erforderlich, weil man den Kandidat aus dessen dienstbarer Arbeit in Gremien und Initiativen ja bereits kennt.
5
Das grosse Problem - das ich übrigends auch bei der Vermittlung der Baha'i-Grundlagen habe - ist, dass wir heute mit den uns zur Verfügung stehenden "Mitteln" und Gedankengängen eine möglicherweise in der Zukunft existierende Gesellschaft beschreiben wollen, die unter ganz anderen Bedingungen lebt als wir sie heute kennen. Ich empfinde es z.B. als Beleidigung meines Offenbarers, wenn Du diesem "Homophobie" unterstellst, kann aber auch gleichzeitig unter Berücksichtigung des derzeit herrschenden Freiheitsbegriffes verstehen, wie Du zu dieser beleidigend Auffassung kommst.
Ohne jetzt auf die Beleidigung eingehen zu wollen - bringt nix - stehen wir hier vor einem Grundsatzproblem: Ist einzig und alleine die von Menschen gedachte, erdachte und so wie bisher umgesetzte "Ordnung" Garant für eine zivilisatorische Fortentwicklung wenigstens der nächsten tausend Jahre, oder benötigen wir eben für diese Fortentwicklung einen ab einem gewissen Punkt nicht mehr zu hinterfragenden "göttlichen Ordnungssinn"?
Deine Antwort darauf - glaube ich zu kennen... meine kennst Du auch...:icon_rolleyes: