12-11-2010, 21:41
(12-11-2010, 07:43)Theodora schrieb: Wie ich Polski verstehe, stellt sich die Frage, wann und wie Grenzen überschritten werden. Wann und mit welchen Mitteln wird über das gebotene Maß gehandelt - also mit polizeilichen Mitteln eingegriffen - und schließlich: wie kann man einem überbordenden staatlichen Eingriff stoppen. Die Frage ist stets aktuell. Ich finde nicht, dass das banalisiert werden soll; auch in einer Demokratie nicht und gerade ihr zum Schutze, den Grundfesten einer Demokratie wegen, im Auge behalten. Wachsamkeit und Anschauen, was sich auftut - in alle Richtungen hin -, finde ich selbstverständlich.
da geb ich dir völlig recht. halte es aber für falsch, das am einzelnen polizisten aufzuhängen
denn ich seh das so: es ist politisch gewollt bzw. wird billigend in kauf genommen, daß bestimmte demos eskalieren und gewalt angewendet wird, die dann auch überbordet. um einerseits abzuschrecken (denn wer will schon gerne als friedlicher demonstrant im krankenhaus landen), aber auch um durch kriminalisierung die demonstranten selbst und ihr anliegen zu diskreditieren
(zwischenbemerkung: das ist keine rechtfertigung aggressiver gewalt durch "schwarze blöcke" oder sonstige krawallgruppen, die auch noch die berechtigtste demonstration für sich instrumentalisieren. diese gibt es, und sie tragen ihren teil zum großen spiel bei - zu lasten der friedlichen demonstranten und deren anliegen)
nun ist es sicher der einzelne polizist, der dann eben auch auf einen wehrlosen einprügelt oder ihn mit pfefferspray blendet - oder eben nicht. das ist schon richtig. aber den befehl zur gewaltanwendung hat er von oben, und man hat ihm dabei schon auch ein gefühl vermittelt, was gewünscht oder vielleicht sogar nachträglich durch den sprichwörtlichen korpsgeist gedeckt wird
und der von oben hat seine anweisungen von weiter oben, und auch da wird ja nicht nur schriftlich kommuniziert, sondern vermittelt sich eine haltung
usw.
jetzt ist aber auch nicht der formal letztverantwortliche (innenminister?) nicht der buhmann, der allein an allem schuld ist. es ist das system, das so etwas ermöglicht, wenn nicht befördert
so gesehen ist die entrüstung angesichts eines ereignisses wie in stuttgart sicher berechtigt, aber doch auch recht wohlfeil und greift zu kurz
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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