(12-11-2010, 22:28)Franziskus schrieb: Nach heutigen Standards sicherlich nicht mehr - aber es war nicht so, als wenn damals Leute Alibis gesucht hätten. Lombroso war von seinem Theorem des "geborenen Verbrechers" überzeugt und hat "Beweise" geliefert, die damals stichhaltig schienen.
Magnus Hirschfeld hat sicherlich Homosexuelle nicht deshalb als ein genetisch determiniertes und degeneriertes "drittes Geschlecht" bezeichnet, um ihnen zu schaden - er war einer der ersten richtigen Aktivisten zugunsten von Homosexuellen.
Eugenik war zur damaligen Zeit - von politischen Ideologien unabhängig - verbreitet, viele SPD-Mitglieder der 2oer Jahre waren Anhänger der Eugenik.
Es ist nicht so, dass das alles Alibifunktion hatte - Biologismus war lange Zeit ein ernstzunehmender Teil der Forschung. Was wussten die Leute denn damals schon über Genetik?
Aber das ist ein anderes Thema.
Dein Einwand ist berechtigt.
Ich hatte allerdings weniger Leute wie Lombroso oder M. Hirschfeld vor Augen, sondern solche wie Hans F. K. Günther oder Friedrich Keiter.
Dass auch diese Leute in ihrer Zeit durchaus anerkannt waren, ist nicht zu bestreiten. Heute weiß man, dass es Unsinn war, was sie da an "rassenkundlichen" Theorien entwickelt hatten.
Natürlich sollte man Wissenschafter nach der Summe ihrer Leistungen beurteilen, Voltaire zB nicht nach seinen abfälligen Bemerkungen, die er über "Neger" gemacht hat.
MfG B.