28-11-2010, 02:52
(27-11-2010, 10:47)Karla schrieb:(27-11-2010, 10:01)Theodora schrieb: Gerade diese Abtrennung vom Anderen, erzeugt Probleme und Angst. Abspaltung in dem Sinne, als dass ein Du, der/die Fremde, ein Gegenüber als wesentlich anders wahrgenommen wird. Dem ist aber nicht so. Diese Abspaltung ist eine Illusion und führt oder gründet in einer Wahrnehmungsstörung.
Mal abgesehen davon, dass Du uyaniksporun santraforu selektiv gelesen hast und das Dialektische in seiner Argumentation übersiehst, ist "Wahrnehmungsstörung" eine beliebte und gefährliche Waffe.
"Wahrnehmung" ist einfach erst mal eine Wahrnehmung. Ich nehme mich als von anderen verschieden wahr. Jetzt kommst Du mit der Zensur. Es sei eine psychische Krankheit, so wahrzunehmen. "Störung" ist immer eine Krankheit, nicht wahr? Was "normal" ist, wird am roten Tisch entschieden, und Abweichungen davon werden als "Störung" definiert und muss also therapiert oder weggesperrt werden.
Theodora, Du bewegst Dich da auf dünnem Eis. Abgesehen davon, dass
uyaniksporun santraforu ja gerade betont hat, dass der Mensch nur einerseits sich abgrenzt, andererseits eine Einheit mit den anderen ist.
"Abspaltung" ist keine Illusion, sondern notwendig, um sich zu schützen. Wenn jemand nicht mehr Ich und Du unterscheiden kann und zum Beispiel gar nicht wahrnimmt, dass sein eigenes Bein schmerzt, sondern glaubt, es sei das Bein eines anderen, dann kommt er gar nicht auf die Idee, zum Arzt zu gehen.
Insofern ist es überlebenswichtig, sich vom kollektiven Wir gelöst zu haben. Und auch der seelische Schmerz - nach dem Verlust von etwas z.B. - ist der eigene. Wenn man ihn nicht als eigenen wahrnimmt, ist man diesem Schmerz ausgeliefert, man kann ihn nicht angehen.
Dass wir aber auch ein "Wir" sind, ist genauso notwendig wahrzunehmen. Man kann beides nicht gegeneinander ausspielen und das eine oder andere als "Wahrnehmungsstörung" diffamieren.
Da muss ich Karla absolut recht geben. Ich darf daran erinnern, dass es momentan keine Gleichschaltung in Deutschland gibt, was auch gut so ist. Das bedeutet nicht dass es schlecht ist, eine Gemeinschaft zu bilden und das nicht nur aus wirtschaftlichen Interessen heraus. Der eine Punkt um den es hier geht ist nicht ob die eine Kultur oder die andere Kultur besser ist oder welche Kultur den Alleinvertretungsanspruch auf Erden besitzt. Es geht hierbei darum, dass es interkulturelle Probleme gibt, die eine Ursache haben müssen. Und eine der möglichen Ursachen liegt eben darin, wie Andersartigkeit empfunden wird. Das Andersartige wird meistens zu Beginn als Bedrohung empfunden bis man es kennenlernt. Dieses tief sitzende menschliche Empfinden wurde sehr oft in der Geschichte der Menschheit missbraucht, indem man Feindbilder schuf oder schürte damit man politische Interessen durchsetzten konnte und von der eigenen Inkompetenz ablenken konnte. Ich denke, dass gewisse Personen, die öffentlich auftreten, genau das tun. Der andere Punkt um den es hier geht, ist, dass das Empfinden der eigenen Kultur von Minderheiten in einer Mehrheitsgesellschaft oft gestört ist und es dadurch zu Identitätsproblemen, Angst und Minderwertigkeitskomplexen kommt, die sich je nach Individuum verschiedenartig auswirken.