05-12-2010, 03:37
2"Uni Spiegel" dazu gehört
Nun - belegen kann man ja nur etwas, bei dem andere Leute schon vorher ähnlicher Meinung waren. Wo das nicht der Fall ist, fällt es eher schwer
Aber es gibt durchaus Belege von seriösen Wissenschaftlern in seriösen Veröffentllichungen- ich nehme zumindest an, dass ein Artikel eines Heidelberger Professors im "Uni Spiegel" dazu gerechnet wird - dass die Sache mit dem "Aug um Auge" nicht einheitlich gesehen wird. (uni-heidelberg.de/presse/ruca/ruca03-3/auge.html)
Sechs Typen der Deutung, die unten kurz dargestellt werden, ringen im gegenwärtigen Streit der Exegeten miteinander.
Deutung 1:
Die Talio als heilsame Begrenzung des ungezügelten Rachegeistes
Deutung 2:
Die Talio als Dokument einer überwundenen Phase der Rechtsgeschichte
Deutung 3:
Die Talio als Meilenstein des demokratischen Fortschritts
Deutung 4:
Die Talio als Aufforderung einer Ersatzleistungszahlung
Deutung 5:
Die Talio als lex sine poena
All diese Deutungen mit längeren Abschnitten zur Erklärung.
Die 6. Deutung ist vom Verfasser des Artikels selbst - Manfred Oeming, Ordinarius für alttestamentliche Theologie und Prorektor der Hochschule für Jüdische Studien,
Er ist far nicht so weit von dem entfernt, was MaSofia dazu gesagt hat.
Deutung 6:
Die Talio als Ausdruck von juristisch-theologischer Weisheit
Ich selbst interpretiere das ius talionis im Zusammenhang meiner Gesamtsicht der Literaturgeschichte Israels.
[..]
Mein Resümee: Wissenschaftliche Forschung gibt biblischen Texten durch Verknüpfung mit altorientalischen Parallelen, vor allem aber durch immer präzisere Wahrnehmung ihrer innerbiblischen Kontexte die Chance, das zu sagen, was sie von sich aus wirklich sagen wollten. Dabei zeigt sich an so wirkmächtigen und scheinbar eindeutigen Stellen wie dem ius talionis, dass der Wortlaut durchsaus interpretationsbedürftig ist. "Auge um Auge, Zahn um Zahn" ist kein törichtes Prinzip der Rache, sondern ein weises Prinzip der Mäßigung von Rachegelüsten. Es tut der Gemeinschaft gut, auf Rache, ja sogar auf Strafe zu verzichten und "nur" den gerechtem Ausgleich zwischen allen Gliedern der Gesellschaft ohne Ansehen der Person und des Standes zu suchen. Wie Paragraph 249 des BGB ist die Talio als Grundsatz des angemessenen Schadenersatzes zu verstehen. In seiner theologischen Perspektive will dieses Recht zu ethischer Verantwortung erziehen, leichtfertige Täter abschrecken, die Hoffnung auf Gottes Gerechtigkeit stärken und gerade dadurch Wege zum Gewaltverzicht eröffnen (Prediger Salomo, Jesus).
(05-12-2010, 01:43)Bion schrieb: Deine Behauptungen vernünftig belegen sollst Du, weiter nichts!
Nun - belegen kann man ja nur etwas, bei dem andere Leute schon vorher ähnlicher Meinung waren. Wo das nicht der Fall ist, fällt es eher schwer

Aber es gibt durchaus Belege von seriösen Wissenschaftlern in seriösen Veröffentllichungen- ich nehme zumindest an, dass ein Artikel eines Heidelberger Professors im "Uni Spiegel" dazu gerechnet wird - dass die Sache mit dem "Aug um Auge" nicht einheitlich gesehen wird. (uni-heidelberg.de/presse/ruca/ruca03-3/auge.html)
Sechs Typen der Deutung, die unten kurz dargestellt werden, ringen im gegenwärtigen Streit der Exegeten miteinander.
Deutung 1:
Die Talio als heilsame Begrenzung des ungezügelten Rachegeistes
Deutung 2:
Die Talio als Dokument einer überwundenen Phase der Rechtsgeschichte
Deutung 3:
Die Talio als Meilenstein des demokratischen Fortschritts
Deutung 4:
Die Talio als Aufforderung einer Ersatzleistungszahlung
Deutung 5:
Die Talio als lex sine poena
All diese Deutungen mit längeren Abschnitten zur Erklärung.
Die 6. Deutung ist vom Verfasser des Artikels selbst - Manfred Oeming, Ordinarius für alttestamentliche Theologie und Prorektor der Hochschule für Jüdische Studien,
Er ist far nicht so weit von dem entfernt, was MaSofia dazu gesagt hat.
Deutung 6:
Die Talio als Ausdruck von juristisch-theologischer Weisheit
Ich selbst interpretiere das ius talionis im Zusammenhang meiner Gesamtsicht der Literaturgeschichte Israels.
[..]
Mein Resümee: Wissenschaftliche Forschung gibt biblischen Texten durch Verknüpfung mit altorientalischen Parallelen, vor allem aber durch immer präzisere Wahrnehmung ihrer innerbiblischen Kontexte die Chance, das zu sagen, was sie von sich aus wirklich sagen wollten. Dabei zeigt sich an so wirkmächtigen und scheinbar eindeutigen Stellen wie dem ius talionis, dass der Wortlaut durchsaus interpretationsbedürftig ist. "Auge um Auge, Zahn um Zahn" ist kein törichtes Prinzip der Rache, sondern ein weises Prinzip der Mäßigung von Rachegelüsten. Es tut der Gemeinschaft gut, auf Rache, ja sogar auf Strafe zu verzichten und "nur" den gerechtem Ausgleich zwischen allen Gliedern der Gesellschaft ohne Ansehen der Person und des Standes zu suchen. Wie Paragraph 249 des BGB ist die Talio als Grundsatz des angemessenen Schadenersatzes zu verstehen. In seiner theologischen Perspektive will dieses Recht zu ethischer Verantwortung erziehen, leichtfertige Täter abschrecken, die Hoffnung auf Gottes Gerechtigkeit stärken und gerade dadurch Wege zum Gewaltverzicht eröffnen (Prediger Salomo, Jesus).