(08-12-2010, 16:39)Karla schrieb: Mir scheint, dass das Ich-Bewusstsein immer zuerst ein Ich-Gefühl ist. Dass das Ich gar nicht anders wahrnehmbar ist als durch das Gefühl. Wenn der Zahn mir weh tut, zähle ich ihn zu mir. Wenn ich Glück über einen Partner empfinde, zähle ich dieses Glück zu mir.Ich stimme dem zu. Allerdings halte ich die Aussage für zu eng gefasst, du schreibst: "nichts weiter als...". Allzu leicht wird dabei die ständige Rückmeldung der Informationsflüsse im Gehirn vergessen. Das macht die Betrachtung zwar zeitlich unabhängig - Motto: So ist es!
Danach wäre dann das Ichbewusstsein nichts weiter als dies: dass ich registriere, wo ich ein Ichgefühl habe oder nicht.
Doch diese Rückmeldungen "wickeln sich beständig auf" in einer Art unendlichem Regress auf alles, was gerade so im Kopf ist.
Solche komplexen, rückgekoppelten Prozesse pendeln zwischen Ordnung und Chaos. Sie würden im Chaos landen, wenn es nicht "Dämpfungsprozesse" gäbe, die das System in Balance halten, also durch "Vergessen", "Übersehen", "Ignorieren".
(Wie labil diese Prozesse sind, zeigen die Ausführungen Petronius'. Dem Selbstbewusstsein kann man unterschwellig Informationen zuflüstern, die als "im Ich vorhanden" (als eigen) empfunden werden.)
Wir tun uns deshalb schwer, das Selbstbewusstsein enger zu fassen, weil es sich nicht enger fassen lässt. In seiner Beschreibung werden wir gezwungen, irgendwelche Informationen dazu "weg zu lassen" (hypnotische Einflüsse, plötzliche Einfälle, Ausbildung eines Willens, Vermeidungsverhalten, Wahrnehmung und Kontrolle von Bedürfnissen, bewusstes Memorieren, Erinnern oder Vergessen eines Termins also insbesonere die zeitlich dynamischen Prozesse).
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard