09-12-2010, 13:07
(08-12-2010, 18:53)Ekkard schrieb:(08-12-2010, 16:39)Karla schrieb: Mir scheint, dass das Ich-Bewusstsein immer zuerst ein Ich-Gefühl ist. Dass das Ich gar nicht anders wahrnehmbar ist als durch das Gefühl. Wenn der Zahn mir weh tut, zähle ich ihn zu mir. Wenn ich Glück über einen Partner empfinde, zähle ich dieses Glück zu mir.Ich stimme dem zu. Allerdings halte ich die Aussage für zu eng gefasst, du schreibst: "nichts weiter als...".
Danach wäre dann das Ichbewusstsein nichts weiter als dies: dass ich registriere, wo ich ein Ichgefühl habe oder nicht.
Da habe ich eventuell ein kleines Wort vergessen. Ich wollte überhaupt keine allgemeine Aussage treffen. Im Moment waren wir ja in der Phase, einfach mal selber herauszufinden, was man als 'Ich' und 'Ich-Bewusstsein' empfindet. Und da war meine Überlegung: Ale erstes - rein zeitlich gesehen -, wird das, was ich zu meinem Ich zähle, als ein Gefühl wahrgenommen.
Und daraus würde dann folgen, dass das Ichbewusstsein nichts weiter als das ist, was ich primär als Ich-Gefühl habe oder nicht.
Oder anders herum ausgedrückt:
eventuell kann ich daran - ob ich etwas als Ich-Gefühl habe oder nicht - erkenne, ob ich es zu meinem Ich zähle.
(08-12-2010, 18:53)Ekkard schrieb: Allzu leicht wird dabei die ständige Rückmeldung der Informationsflüsse im Gehirn vergessen.
Bei dem methodischen Vorgehen, das wir getätigt hatten, werden tausende von Sachen 'vergessen'. Wenn Du darüber schreiben willst, wie sich Zahnschmerzen anfühlen, kann ich natürlich kritiersen, dass Du 'vergessen' hast, die Chaostheorie zu erwähnen.
Nein, es würde nicht vergessen. Nur muss man gucken, was gerade überhaupt in Angriff genommen wurde.
Deine - von mir zitierte - Aussage geht ganz anders ran an die Frage. Ich verstehe so auf die Schnelle auch nicht Deine Perspektive, mit der Du das Ich-Bewusstsein untersuchen willst.
(08-12-2010, 18:53)Ekkard schrieb: Das macht die Betrachtung zwar zeitlich unabhängig - Motto: So ist es!
Doch diese Rückmeldungen "wickeln sich beständig auf" in einer Art unendlichem Regress auf alles, was gerade so im Kopf ist.
Damit sprichst Du ofenbar das an, was wir als Ich-Inhalt bezeichnet haben. Allerdings haben wir keineswegs nur das, was gerade im Kopf ist, dazu gehzählt. Sondern auch das, was als abgelagerte Erinnerung uns im Handeln prägt und steuert.
(08-12-2010, 18:53)Ekkard schrieb: (Wie labil diese Prozesse sind, zeigen die Ausführungen Petronius'. Dem Selbstbewusstsein kann man unterschwellig Informationen zuflüstern, die als "im Ich vorhanden" (als eigen) empfunden werden.)
Wenn ich mich recht erinnere, war das nicht Petronius, sondern ich, die genau diese Problematik anschnitt. Und es sind ja nicht nur die Einflüsterungen, die wir zu unserem Ich zählen. Wie ich schon irgendwo früher schrieb, trügen uns ja sogar unsere Erinnerungen.
Was mich zu der Überlegung bringen könnte, ob es überhaupt objektiv abgelagerte Erinnerungen gibt. Und ob es überhaupt darauf ankommt, was ich als quantitative Menge zu meinem Ich zähle. Denn in dem Moment, wo ich mich hier und jetzt einer Sache 'erinnere', habe ich diese Sache schon umgeformt. Ich erinnere mich offenbar 'funktional' an etwas. Also: ich erinnere mich so, dass es mir im Moment dienlich ist.
Das aber, was unabweislich real vorhanden zu sein scheint, ist das momentane Ich-Bewusstsein. Es verleibt sich als Ich-Inhalt ein bzw. macht sich als Ich-Inhalt bewusst, was es gerade benötigt.
Hinweis noch einmal: ich schreib hier keine Seminararbeit mit abgesicherten Erkenntnissen, sondern versuche, zusammen mit anderen Usern, konkret das tun, was man 'philosophieren' nennt. Und möglichst empirisch.
(08-12-2010, 18:53)Ekkard schrieb: Wir tun uns deshalb schwer, das Selbstbewusstsein enger zu fassen, weil es sich nicht enger fassen lässt. In seiner Beschreibung werden wir gezwungen, irgendwelche Informationen dazu "weg zu lassen"
Da haben Petronius und ich uns geeinigt, Ich-Inhalt von Ich-Bewusstsein begrifflich zu trennen.
Du sprichst nur von Ich-Inhalten, wenn ich das richtig verstehe.
So ungefähr war der letzte Stand der Übelegungen ->
(06-12-2010, 22:47)petronius schrieb:(05-12-2010, 16:03)Karla schrieb: Wer also hat den Überblick über die wirklichen Inhalte meines Ichs?
niemand - das ist es ja und macht es so spannend
mein ich-bewußtsein recht eben nicht, um mein ich quantitativ zu erfassen
(08-12-2010, 18:53)Ekkard schrieb: (hypnotische Einflüsse, plötzliche Einfälle, Ausbildung eines Willens, Vermeidungsverhalten, Wahrnehmung und Kontrolle von Bedürfnissen, bewusstes Memorieren, Erinnern oder Vergessen eines Termins also insbesonere die zeitlich dynamischen Prozesse).
Du beschreibst, wenn ich das richtig verstehe, Ich-Inhalte.
Aber nun war ja die Frage, auf welche Weise ich 'merke', dass sie zu meinem Ich gehören.
Und weiter: aus welchem Grund ich dies oder jenes im Moment zu meinem Ich zähle, anderes aber nicht, obwohl es ja mal als Ich erlebt wurde.
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