10-12-2004, 13:19
cerridwen schrieb:Mit dem sündlosen jesus hatte ich auch immer meine Probleme. ....Er ist dadurch nichts wirklich Besonderes. Aber dadurch dass ich ihn rein als Mensch verstehe, dadurch wird er zu entwas Besonderem. ...CerridwenGenau diese Probleme hatte ich auch, liebe Cerridwen,
und genau deine Sicht ist auch die in der heutigen Jesus-Forschung.
Schon von Luther ist die Forderung bekannt und selbst Kardinal Ratzinger hat sich ihr, als er noch Professor in München war, angeschlossen:
Man kann Jesus nicht konsequent genug als Menschen sehen!
Jesus war nun einmal Mensch und jüdischer Rabbi,
der es wohl selbst abgelehnt hätte, für sündlos erklärt zu werden. So, wie er dem reichen Jüngling, der ihn mit "guter Meister" anredet, antwortete: "Niemand ist gut als der gnädige Gott!" (Matthäus 19,17)
Spekulationen über die Natur Jesu und seine "Sündlosigkeit"
sind dogmatische Elaborate der frühen Kirche, die uns heute rein gar nichts mehr bringen, sondern im Gegenteil, wie du schon überzeugend darstellst, die "Nachfolge" erschweren.
Jesus ist ja nicht Gottes Sohn,
weil Gott sein "leiblicher" Vater wäre,
sondern weil er Gott konsequent in seiner bedingungslosen Nächstenliebe gehorsam war bis zur Konsequenz des Todes.
Da ist es müßig über eine "Sündlosigkeit" nachzudenken.
"Sünde" ist doch wohl keine Art "Befleckung",
sondern ein Prozess, der Prozess der Lieblosigkeit, den wir leider ständig ausüben und deshalb wohl die Vergebung der Nicht-Geliebten brauchen.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)


