Hallo WiT!
Dieser Mythos bekam erst in der Exilzeit und danach Gestalt und theologische Ausschmückung.
In der Richterzeit, also in der Zeit nach der Landnahme (Josua) und vor der Königszeit, die mit Saul ihren Anfang nahm, fanden unter dem Druck der Philister immer wieder Vereinigungen von israelitischen Stammesgruppen zu wehrhaften Gemeinschaften statt. Die im Richterbuch geschilderten Sachverhalte sind – wie das gesamte sogenannte "deuteronomistische Geschichtswerk" - vornehmlich Erinnerung und kaum Geschichte. Rettergestalten wie Jiftach und Simson sind Einfügungen der deuteronomistischen Redaktion.
Die israelitische Religion war bis in die Königszeit hinein nicht konsequent monotheistisch. Die Existenz von Göttern neben Jahwe wurde anerkannt. Auch gibt es nicht wenige Belege im AT, dass kanaanäische Götter auch innerhalb israelitischer Gemeinschaften durchaus angesehen waren und verehrt wurden.
Das, was das heutige Judentum ausmacht, gewann erst im und nach dem Exil Gestalt. Genau genommen erst in hellenistisch-römischer Zeit, sodass die moderne Judaistik die Zeit 200 vC bis 100 nC als "Frühjudentum" bezeichnet.
Dazu der Wiener Judaist Günter Stemberger:
Christliche Autoren nennen die Jahrhunderte nach dem Abschluß der hebräischen Bibel gerne die "zwischentestamentliche" Zeit, ebenso die in ihr entstandene Literatur: man sieht darin also die Brücke zwischen Altem und Neuem Testament. Der oft verwendete Ausdruck "Spätjudentum" soll diese Periode als eine Zeit der Dekadenz nach der großen biblischen Zeit kennzeichnen.
Richtiger sprechen wir von "Frühjudentum", insofern die drei Jahrhunderte von ca. 200 v. bis 100 n. Chr. nicht Ende einer Geschichte, sondern Grundlegung einer Entwicklung sind, die zum rabbinischen Judentum führt.
Günter Stemberger. Geschichte der jüdischen Literatur. 1977 München. Verl. C. H. Beck. S. 26
Zum Begriff "Judentum" siehe auch HIER (klick!)
Zu den Philistern siehe HIER (klick!)
(17-02-2023, 16:16)WiTaimre schrieb: Die "Richterzeit" war uebrigens ab Joshua, Nachfolger Moses, und sehr wohl gab es schon "Judentum" - Jiphtachs Ereignis geschah doch nach dem Bund am Sinai...
Dieser Mythos bekam erst in der Exilzeit und danach Gestalt und theologische Ausschmückung.
In der Richterzeit, also in der Zeit nach der Landnahme (Josua) und vor der Königszeit, die mit Saul ihren Anfang nahm, fanden unter dem Druck der Philister immer wieder Vereinigungen von israelitischen Stammesgruppen zu wehrhaften Gemeinschaften statt. Die im Richterbuch geschilderten Sachverhalte sind – wie das gesamte sogenannte "deuteronomistische Geschichtswerk" - vornehmlich Erinnerung und kaum Geschichte. Rettergestalten wie Jiftach und Simson sind Einfügungen der deuteronomistischen Redaktion.
Die israelitische Religion war bis in die Königszeit hinein nicht konsequent monotheistisch. Die Existenz von Göttern neben Jahwe wurde anerkannt. Auch gibt es nicht wenige Belege im AT, dass kanaanäische Götter auch innerhalb israelitischer Gemeinschaften durchaus angesehen waren und verehrt wurden.
Das, was das heutige Judentum ausmacht, gewann erst im und nach dem Exil Gestalt. Genau genommen erst in hellenistisch-römischer Zeit, sodass die moderne Judaistik die Zeit 200 vC bis 100 nC als "Frühjudentum" bezeichnet.
Dazu der Wiener Judaist Günter Stemberger:
Christliche Autoren nennen die Jahrhunderte nach dem Abschluß der hebräischen Bibel gerne die "zwischentestamentliche" Zeit, ebenso die in ihr entstandene Literatur: man sieht darin also die Brücke zwischen Altem und Neuem Testament. Der oft verwendete Ausdruck "Spätjudentum" soll diese Periode als eine Zeit der Dekadenz nach der großen biblischen Zeit kennzeichnen.
Richtiger sprechen wir von "Frühjudentum", insofern die drei Jahrhunderte von ca. 200 v. bis 100 n. Chr. nicht Ende einer Geschichte, sondern Grundlegung einer Entwicklung sind, die zum rabbinischen Judentum führt.
Günter Stemberger. Geschichte der jüdischen Literatur. 1977 München. Verl. C. H. Beck. S. 26
Zum Begriff "Judentum" siehe auch HIER (klick!)
(17-02-2023, 16:16)WiTaimre schrieb: - Aegypter selbst (und auch deren verwandte Philister)
Zu den Philistern siehe HIER (klick!)
MfG B.