05-06-2009, 12:46
(04-06-2009, 16:20)Saldo schrieb: In Wahrigs „Deutsches Wörterbuch“ – Auflage 2002 – steht unter „Religion“:Das ist innerreligiös gedacht und ignoriert den Gesellschaftsbezug völlig. Wer Gott nicht verehrt, ist danach nicht "religiös" - Buddhismus?
„Glaube an und Auseinandersetzung mit einer überirdischen Macht sowie deren kultische Verehrung; Gottesglaube, Gottesverehrung; Glaube; Glaubensbekenntnis […]"
(04-06-2009, 16:20)Saldo schrieb: Wikipedia-Beitrag: http://de.wikipedia.org/wiki/ReligionsdefinitionEs gibt nur die funktionalistische Betrachtungsweise. Die "substanzialistische Religionsdefinition" setzt Gegenstände der Religion(en) voraus, was eine irrelevante Zirkeldefinition ist. (Das ist keine Machtdemonstration meinerseits, sondern das sind ganz normale Denkregeln).
In diesem Artikel wird behauptet, „die Religionswissenschaft“ unterscheide zwei Kategorien, die substanzialistische Religionsdefinition und die funktionalistische Religionsdefinition.
Da steht also zum Glück nicht, dass es nur eine Kategorie gebe, bzw. das nur eine „richtig“ sei, ...
(04-06-2009, 16:20)Saldo schrieb: Der funtkionalistische Religionsbegriff scheint mir der von Ekkard zu sein, während mir daran liegt, die anthropologischen Grundbedürfnisse zu erforschenIch bezweifle ja diese "anthropologischen Grundbedürfnisse" gar nicht. Die kannst du erforschen. Wenn es solche Bedürfnisse gibt, dann ist nicht die Frage, wie diese aussehen, sondern warum sie existieren, und welche Funktion sie erfüllen (unabhängig von ihrem Inhalt). Oder die Frage: Warum ist der Mensch so gebaut? Nicht: Welches Grundbedürfnis hat er, sondern warum hat er es? Sichert es das Überleben? In welcher Weise? Oder ist Religiosität ein Luxus, der z. B. mit der Sprachentwicklung einhergeht, oder mit Kommunikation?
Ich sehe selbstverständlich deine Fragestellung(en)! Man kann das Phänomen Religion selbstredend empirisch angehen, viele Individuen fragen. Sie werden aber nicht das WARUM beantworten, sondern nur ihre Sichtweise auf ihr Glauben (bewusst nicht: „ihren Glauben“).
Wir haben leider nicht den Laborfall einer total glaubenslosen Gesellschaft, vermutlich, weil dies ein dramatischer Überlebensnachteil der Spezies Mensch wäre.
Ich bezweifle, dass es Naturwissenschaft überhaupt gäbe, wenn die Menschheit so glaubenslos wie beispielsweise Orang-Utangs wären. Wir nähmen die Dinge hin, wie sie sind, ohne sie nennenswert zu verändern. Wir tummelten uns in unseren kleinen Gruppen, ohne weitere Kulturleistungen. Vermutlich wären wir relativ wenig angepassten Lebewesen längst verhungert.
Die Funktion eines, den nahe liegenden Dingen übergeordneten Denkens muss unglaubliche Überlebensvorteile bringen.
Inhaltliche Bezüge mögen anderswo erforscht werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard