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Das Judentum als Geschichtsreligion oder Schriftreligion
#11
(07-10-2016, 21:01)WiTaimre schrieb:
Zitat:Die Verschriftlichung der jüdischen Religion erfolgte im Wesentlichen während des Exils und auch noch danach.
- das glaube ich eher nicht.

Nach allgemeinem (wissenschaftlichem) Sprachgebrauch lässt man das Judentum mit dem Babylonischen Exil beginnen. (vgl. G. Stemberger. Geschichte der jüdischen Literatur, 1977 München, Verl. C. H. Beck, S. 9).

Die Geschichte der Königreiche Israel und Juda ist nicht jüdische, sondern israelitische Geschichte.

Nicht zu bestreiten ist, dass Schriftpropheten schon früh (also vor dem Exil) auftraten. Amon beispielsweise unter Jerobeam II. Prominente Vertreter der Frühzeit sind Elija und Elischa im 9. Jh. Andererseits sind Teile von Texten anderer prominenter Propheten erst sehr spät entstanden, beispielsweise Jesaja 24-27 im 3. Jh. Auch die Salomon zugesprochenen Sprichwörter sind teilweise sehr alt (teilweise auch der 1000 v. Chr. entstandenen Weisheit des Amenemope und anderen alten Texten entnommen), teilweise lassen sich aber auch hellenistische Einflüsse festmachen, was wiederum eine relativ späte Entstehungszeit (oder zumindest Bearbeitung) annehmen lässt. Bei den David zugeschriebenen Psaltern muss das ähnlich gesehen werden. Es gibt sowohl Psalter, für die man sumerische oder ägyptische Vorlagen finden kann, als auch solche, die erst in der Makkabäerzeit entstanden waren.

Dass die alten Sagen, die prophetischen Texte und jene Texte, die in Anspruch nehmen, historische Begebenheiten zu vermitteln, erst im Exil und danach ihre theologischen Überarbeitungen und Deutungen erhalten haben und zu einem guten Teil auch erst im Exil und danach entstanden sind, sollte man dabei nicht übersehen.

Zur zeitliche Einordnung der jüdische Bibel als verbindlicher Text des Judentums ein Zitat, das ich dem oben angemerkten Buch G. Stembergers  (S. 25) entnommen habe:

Zitat:Geschichtlich können wir einige Fixpunkte im Werden der Bibel festhalten. Der Pentateuch muss schon im 4. Jahrhundert das offizielle religiöse Buch des Judentums gewesen sein: die Samaritaner, die sich damals von ihm trennten, haben ihn als Erbe mitgenommen. Jesus Sirach bezeugt in seinem "Lob der Väter" die Anerkennung fast der ganzen biblischen Sammlung für den Beginn des 2. Jahrhunderts (Sir 44-50; vgl. 39,1-3)· Allein das chronistische Geschichtswerk scheint er nicht dazuzurechnen; denn anders lässt sich kaum erklären, dass er Esra nicht nennt. Das Buch Daniel kann er noch nicht kennen, da es erst zwanzig Jahre später entstanden ist.
MfG B.
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RE: Das Judentum als Geschichtsreligion oder Schriftreligion - von Bion - 08-10-2016, 01:17

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