27-10-2017, 06:55
(25-10-2017, 23:47)eddyman schrieb: Man muss sich doch fragen, warum dieses Ideal in allen Religionen hochgehalten wird. Warum müssen Mönche dieses Gelübde ablegen, warum das Beharren auf dem Zölibat in der RKK?
Im Falle der RKK dürfte der Zölibat vor allem mit der Frage der Eigentumsverhältnisse im Mittelalter zu tun haben. Andere katholische Gruppen pflegen ein solches nicht und bei den evangelischen Geschwistern gibt es bei den Pastoren ebenfalls kein Zölibat. In der RKK wird dieses ebenfalls ausgesetzt, wenn jemand zum Priester geweiht wird und bereits verheiratet ist. Es gibt auch innerhalb der RKK gar keinen Zweifel daran, dass der Zölibat im Kirchenrecht verankert ist und jederzeit aufgehoben werden kann. Wenn man sich die Entwicklungen im geweihten Leben in der RKK ansieht, sieht man in den Klöstern und klösterlichen Gemeinschaften einen massiven Mitgliederschwund. Irgendwann wird der Zölibat in der Kirche auch fallen, gerade wenn man sich die letzten Studien zum Thema Missbrauch und Zölibat ansieht. Zumal die Kirche sich ja bewusst ist, dass der Zölibat etwas widernatürliches ist und damit einen Verstoß gegen das natürliche Sittengesetz darstellt, um mal im Duktus zu bleiben. Wichtig dürfte sein, die keusche Lebensform als eine freiwillige Sache anzusehen und den Priesterstand vom Zwangszölibat zu entbinden. Wenn man sich darüber Gedanken macht, dass der Priester nicht genügend Zeit für eine Familie hätte (was ja ein Widerspruch zur Weihe verheirateter Männer ist), sollte man die Priester erstmal von 90% der ganzen Sekretariatsaufgaben befreien, die behindern die priesterliche Tätigkeit nämlich viel mehr als jede mögliche Familie.
Zitat:Der Schlüssel zu dessen Verständnis liegt in der Fähigkeit zur Konzentration.
Also sind alle nicht römisch-katholischen Priester und Bischöfe, alle verheirateten römisch-katholischen Priester, alle evangelischen Pastoren etc, nicht zur Konzentration fähig?
Wo dem Trieb kein Raum gelassen wird, dürfte er die Konzentration viel mehr behindern. Es sei denn man hat einen guten Weg gefunden, den Trieb zu kompensieren. Das kann bei manchen Menschen gut funktionieren, ist aber nicht jedem Menschen möglich.
Zitat:Und das gleiche gilt natürlich für die Ziele der Religion. Etwas macht nur Sinn, wenn es auch praktisch ist, und praktische Religion ist i.d.R. Konzentration auf ein spirituelles Ideal (außer im Buddhismus, da ist es K. auf den Atem im Zen oder die Körperempfindungen im Vipassana).
Unabhängig von der Zölibatsdiskussion:
Es macht überhaupt keinen Sinn anzunehmen, dass der Mensch sich besser konzentrieren können, wenn er sich dem widersetzt, was ihm Gott als natürliches Gesetz mitgegeben hat. Auch innerhalb der RKK ist es unstrittig, dass der Mensch darauf ausgerichtet ist, mit einem anderen Menschen "ein Fleisch" zu werden. Das ist die natürliche Bestimmung des Menschen. Das bedeutet nicht, dass man nicht auch ehelos leben kann. Aber das ist eine persönliche Entscheidung und inwiefern sich die auf das spirituelle Leben auswirkt, ist bei jedem Menschen verschieden.
Zitat:Ohne Keuschheit ist das Gebet oder die Meditation lau und kraftlos.
99,9% aller religiösen Menschen als lau zu bezeichnen ist schon ziemlich hochmütig.