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Eure Fragen zu den Bahá'í
#8
Lieber sanctus, lieber HJS6102,

ich beantworte eure Fragen gleich mal gesammelt, da einige ganz gut ineinander greifen.

sanctus schrieb:Wieso kritisieren Bahai die Vorstellung der einzelnen Religionen, dass die jeweilige Religion den letzten Propheten kennt und danach nichts mehr kommt, während sie selbst behaupten, Baha'u'llah wäre der letzte Prophet in einem bestimmten Zeitabschnitt.

Hier muss man glaube ich doch nochmal differenzieren zwischen einer absoluten Exklusivität, die behauptet, der eigene Prophet sei nicht nur der letzte, sondern auch der größte Gottesbote aller Zeiten und niemals könnte ein anderer dem nahe kommen, und einer relativen Exklusivität, die nicht darauf aufbaut, andere in ihrer Bedeutung herabzusetzen, sondern alle Offenbarer als gleichberechtigte Kette einer historischen Entwicklung begreift, die auch mit dem eigenen Offenbarer nicht abgeschlossen ist. Da besteht für mich ein sehr deutlicher Unterschied.

Dass man aber die Alleingültigkeit der eigenen Offenbarung für einen bestimmten Zeitabschnitt annimmt (und Bahá'u'lláh hat sehr eindeutig geschrieben, dass diese Aussage (ausnahmsweise) wörtlich zu verstehen sei), ist der inneren Logik der Konstruktion "Offenbarungsreligion" geschuldet. Wenn man kein Geltungskriterium formuliert, bleibt die Religion beliebig und verzerrt ihren eigenen Anspruch. Und dieser ist nun einmal, einen ganz bestimmten Entwicklungsschritt innerhalb der Menschheitsentwicklung zu begleiten und anzuregen, namentlich die politische Welteinheit, verbunden mit der Entwicklung eines "Weltbewusstseins", das die Menschheit als Einheit versteht, die nur geschlossen überleben und vorankommen kann.

Vor allem aber lehnen die Bahá'í die traditionelle Vorstellung eines kosmischen Weltgerichts ab. Die Welt wie auch die Menschheit werden sich im Grundsatz unendlich weiterentwickeln und daher wäre es völlig unsinnig, anzunehmen, die Fragen von heute wären auch die Fragen von in 1000 Jahren. In 1000 Jahren werden die Menschen sich mit völlig anderen Lebensrealitäten auseinandersetzen müssen, als sie das heute tun. Sie werden ihr Wissen erweitert und noch mehr und tiefere Einblicke in die Gesetze des Universums erlangt haben. Daher ist es völlig unumgänglich, dass irgendwann auch Bahá'u'lláh abgelöst wird und daher die Bahá'í in Gänze verpflichtet sind, sich dem Nachfolger Bahá'u'lláhs anzuschließen. Ich glaube keine andere Religion auf der Welt fordert ihre eigene Auflösung.

sanctus schrieb:Die Historie hat doch gezeigt, dass Gott immer einen neuen Propheten schickt und meistens anders als die Erwartungen der jeweiligen Religion. Wenn in 500 Jahren ein neuer Prophet kommt, würden die Bahai ihn genauso ablehnen wie das Judentum Jesu, das Christentum Mohammed und der Islam den Baha'u'llah.

Nun ist es aber ein Unterschied, ob ich mich auf eine Prophezeiung verlassen muss, die ich nicht verstehe, oder auf handfeste Angaben und Kriterien, die ich nutzen kann, um den Anspruch eines neuen Offenbarers zu prüfen. Wenn das Kriterium der Prophezeiung ist, dass "die Sterne vom Himmel fallen", dann kann ich lange warten, zumindest wenn man diese Aussage wörtlich zu nehmen versucht. Wenn ich sie aber nicht wörtlich nehmen kann - und das sollte ja von der Astrophysik hinlänglich bewiesen sein - woran mache ich dann die "richtige" Interpretation fest? Ich persönlich bin daher der Ansicht, dass man Prophezeiungen ohnehin erst ex post facto deuten kann. Und ja, ich weiß, andere Bahá'í haben ein absolutes faible für Prophezeiungen...

Die Zahl 1000 brauche ich nicht zu deuten, sie steht fest. Bahá'u'lláh hat sogar festgelegt, nach welchem Kalender diese 1000 Jahre berechnet werden sollten. 'Abdu'l-Bahá hat später die Kriterien zur Prüfung eines Offenbarers niedergelegt, damit jeder Bahá'í selbst für sich prüfen kann, ob und wer zur festgelegten Zeit seinen Anspruch entsprechend durch "Zeichen" untermauern kann. So bin ich nicht mehr auf Interpretationen irgendwelcher Theologen angewiesen, die sich allesamt als falsch erwiesen haben, sondern nur auf eine klar umrissene Beschreibung dessen, wie ein solcher Mensch sein muss.

sanctus schrieb:Wie kommt es, dass die Bahai Religion den Eindruck erweckt, dass sie eigentlich in allen Religionen Eine Religion sehen, eben nur zeit- und kulturbedingt anders geformt, gleichzeitig aber für die administrativen Rechte verlangt, dass jemand aus seiner alten Religion austritt. Damit zeigt sich auch hier das "meine Wahrheit vs. deine Wahrheit" Denken. Wenn Bahai wirklich überzeugt davon sind, dass alle Religionen Religionen des einen Gottes sind, stellt sich die Notwendigkeit eines Austritts gar nicht.

An dieser Stelle sollte man erst einmal die Frage vorwegschicken, was in unserem Verständnis die Mitgliedschaft in einer Religionsgemeinschaft aussagt. Klar kann man Gemeinden in erster Linie als soziale Gebilde sehen, in denen Menschen mit einem immerhin grob ähnlichen Glaubensverständnis zusammenkommen und etwas gemeinsam unternehmen, gemeinsam feiern etc. Das Bahá'í-Verständnis geht allerdings davon aus - und das tun im Wesentlichen auch die anderen Religionen - dass man mit seiner Mitgliedschaft die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Bekenntnis zum Ausdruck bringt. Deshalb steht auf dem Mitgliedschaftsantrag der Bahá'í, der sogenannten "Erklärungskarte" auch, dass man sich Bahá'u'lláh und der von ihm gebrachten Offenbarung bekennt. Das Bekenntnis ist also mit der Mitgliedschaft verbunden. Im Prinzip schließt das nicht aus, dass man als Bahá'í z.B. wie ich eine besondere Beziehung zu Jesus hat oder sich weiterhin mit christlich geprägten Fragestellungen beschäftigt oder anderswie etwas von seinem Ursprungsglauben in die Gemeinde "mitnimmt".

Wenn nun aber die Kirchenmitgliedschaft nicht nur die Beziehung zu Jesus voraussetzt, sondern gleichermaßen auch die Identifikation mit der kirchlichen Lehre, gibt es da schon markante Unterschiede, die man verwischen würde, bliebe man Mitglied der Kirche. So gehen die christlichen Kirchen alle davon aus, Jesus sei bisher noch nicht wiedergekehrt, während die Bahá'í glauben, dass genau das schon passiert ist. Die christlichen Kirchen glauben an eine Erbsünde, die durch die Taufe überwunden werden muss. Die Bahá'í tun das nicht. Und so setzen sich die theologischen Differenzen zwischen den Kirchen und der Bahá'í-Lehre fort. Man würde also im Prinzip zwei sich widersprechenden Bekenntnissen die Treue halten, was schlicht scheinheilig ist. Man wäre z.B. auch gezwungen, das Glaubensbekenntnis mitzusprechen, wobei einige wesentliche Passagen mit dem Bahá'í-Verständnis konträr gehen. Es ist also im wesentlichen eine Sinnfrage, ob man gleichzeitig zwei Religionsgemeinschaften angehören kann.

sanctus schrieb:Nimmt die Bahai Religion das Selbstverständnis der anderen Religionen als solches an oder strickt sie einen eigenen Mythos zu diesen Religionen, um eine eigene Historie zu konstruieren? Ich denke da nur an die armseligen Versuche seitens des Islam, das Christentum völlig umzudeuten, mit etlichen theologischen Fehlern im Hinblick auf die Dreifaltigkeit. Die Frage ist also: nimmt das Bahaitum die anderen Religionen an oder bastelt es seinen eigenen Mythos über die Religionen?

Zwischen Islam und Bahá'í-Religion gibt es einen wesentlichen Unterschied dadurch, dass die Mehrheit der islamischen Gelehrten, gestützt auf Hadithe, annimmt, die Juden und Christen hätten ihre Heiligen Schriften verfälscht und diese seien daher als Quelle nicht mehr zu gebrauchen. Das schlägt sich unter anderem darin nieder, dass im Koran wenig bis gar kein biblisches Material rezipiert wird, dafür aber Berge von Apokryphen, sei das nun das Protoevangelium des Jakobus (in dem die Kindheitsgeschichten Mariens und Jesu erzählt werden) oder syrische Apokryphen, aus denen einige der Jesus zugeschriebenen Sprüche im Koran stammen. Fakt ist aber, dass man davon ausgeht, dass der Koran die einzige vollständig erhaltene Heilige Schrift sei und alle anderen Schriften Fälschungen. Daher kann man dann auch relativ frei eine eigene Historie konstruieren.

Die Bahá'í hingegen erkennen das Alte und das Neue Testament als authentische und gültige Heilige Schriften an und sind daher auch den in ihnen überlieferten Inhalten verpflichtet. Das bedeutet z.B., dass überhaupt kein Zweifel daran bestehen kann, dass Jesus gekreuzigt worden ist. Juden, Christen und Bahá'í verfügen also für die Entflaltung der Theologie über die gleichen Quellen. Nun ist aber die Frage, was du mit "Selbstverständnis" meinst. Gehört dazu nur das in den Heiligen Schriften zusammengetragene Material? Dann ja! Gehört dazu aber auch die auf Basis dieser Texte entwickelte Theologie, muss ich das im Grundsatz verneinen. Denn dem Selbstverständnis aller Religionen gleichermaßen zu entsprechen, ist schlicht unmöglich, da schon Juden und Christen das Alte Testament unterschiedlich interpretieren und sich die Grundlagen der Theologie, die sich daraus ergeben, massiv unterscheiden. Christen lesen aus dem Schöpfungsbericht eine Erbsünde heraus, die Juden tun das, obwohl sie den selben Text vor sich haben, nicht.

Es sollte also nicht verwundern, dass die Bahá'í das Alte und Neue Testament noch einmal anders lesen als Juden und Christen. Das ist in meinem Empfinden auch nichts Außergewöhnliches, schließlich kommt mit Bahá'u'lláh und den Grundzügen seiner Lehre ein neuer Interpretationsschlüssel hinzu, der zum Verständnis der Bibel herangezogen wird. Dazu gehört z.B., dass die in der Bibel geschilderten Vorgänge keine Tatsachenbeschreibungen darstellen, sondern Glaubenswahrheiten ausdrücken sollen. Das gilt für die Schöpfungsgeschichte ebenso wie z.B. für die Auferstehung Jesu. Diese hat zwar nach Bahá'í-Verständnis - es wird ja im Neuen Testament darüber berichtet - durchaus stattgefunden, aber eben nicht in einer physisch greifbaren Form, sondern in einer geistigen. Das heißt, Jesus wurde in den Herzen der Jünger wieder lebendig, was ihnen Mut und Kraft gab, seine Lehren in die Welt hinauszutragen. Sie haben aber nicht mit ihm Fisch gegessen. Ähnlich verhält es sich mit der Trinität. In den Bahá'í-Schriften findet sich ein strenger Monotheismus, der als solcher reflektiert werden will. Trotzdem wird versucht, den Sinn hinter der Trinitätslehre deutlich zu machen und in einer verständlichen und den Bahá'í-Lehren entsprechenden Form neu zu deuten, weil man sich durchaus des Wertes dieses Sinnbildes bewusst ist. Man vermeidet nur seine Verabsolutierung, wie bei den Ökumenischen Konzilien geschehen. Der Bahá'í-Theologie geht es nicht darum, das Wesen Gottes genau zu beschreiben und zu ergründen, sondern darum, Annäherungen an ein undurchdringliches Mysterium zu gewährleisten, von denen die Dreifaltigkeit nur ein Ansatz unter vielen ist.

Wie man das jetzt von Außen bewertet, ob das das Selbstverständnis der Religion angemessen reflektiert oder sich "eine eigene Historie spinnt", überlasse ich deinem Urteil.

sanctus schrieb:Man könnte also meinen: so wie Jesus kam, um Nord- und Südreich Israel zu verbinden und die Gottesbeziehung in den Mittelpunkt zu rücken, kam für die Schiiten der Baha'u'llah, um viele Zwänge des Islam aufzuheben - dennoch sind die Bahai darin noch verwurzelt.

An dieser Stelle muss man eine deutliche Unterscheidung einziehen zwischen dem, was die Religion selbst "ist" und dem, wie sie von den Anhängern gelebt und verstanden wird. In der Tat ist es immer noch so, dass die Bahá'í-Theologie im Wesentlichen von einem klassisch-abrahamitischen Verständnis dominiert wird, das eben auch solche Dinge wie eine enge Gesetzlichkeit oder das Bedürfnis nach Vereinfachung einschließt. Ich glaube aber für meinen Teil nicht, dass Bahá'u'lláh gekommen ist, um genau diese alten Denkmuster in ein neues Gewand zu kleiden. Ich glaube auch nicht, dass es heutzutage einem Bahá'í möglich wäre, genau zu wissen, was Bahá'u'lláh uns wie vermitteln wollte, weil zum einen unser Verständnis noch sehr von unserem kulturellen und religiösen Hintergrund geprägt ist und zum anderen, weil der weit überwiegende Teil der Schriften Bahá'u'lláhs noch gar nicht übersetzt ist. Klar, die Bahá'í-Gemeinde muss ihrer kulturellen Verwurzelung im schiitischen Islam noch entwachsen, genauso wie das Christentum seinen jüdischen Wurzeln entwachsen musste. Mag sein, dass wir die Ansätze dazu noch erleben, mag sein, dass das eine Aufgabe für meine Kinder und Enkel ist. Jetzt aber schon zu behaupten, die Bahá'í-Religion sei nicht brauchbar, weil sie noch merklich Züge ihres kulturellen Backgrounds mit sich herumschleppt, finde ich unfair. Es braucht Zeit, ein umfassendes Bild dessen zu bekommen, wie die Bahá'í-Religion sein könnte bzw. sein sollte.

sanctus schrieb:Es fehlt also quasi ein Prophet für alle Menschen, der eben nicht in diesem Kontext steht. Der kann aber lt. Bahai Auffassung nicht kommen, weil die 1000 Jahre noch nicht rum sind. Verrückt, oder?

Der gravierende Fehler, den wir in unseren Breiten immer noch allzu bereitwillig machen, ist Westeuropa als Maßstab für die Welt zu nehmen. Denn im Grunde störst du dich am kulturellen Hintergrund der Bahá'í-Religion. Wenn nun aber ein Offenbarer mit einem westeuropäischen Hintergrund käme, inwiefern wäre der für die Perser oder Afrikaner relevant? Die Welt ist noch viel zu weit auseinander als dass jetzt ad hoc ein westliches Religionsverständnis überall dankend angenommen werden würde. Dazu ist die Mentalität zu verschieden. Die Bahá'í-Religion ist im Prinzip fähig, sich auf unterschiedliche kulturelle Gegebenheiten einzustellen und in unterschiedlichen Kulturkreisen verstanden zu werden. Man wird sie sicherlich in anderen Kulturkreisen deutlich anders verstehen (müssen), als im Mittelmeerraum, aber genau das macht auch einen Teil ihres Charmes aus. Dass die "westliche Welt" im Moment ein wenig aus dem Blick gerät innerhalb der Bahá'í-Gemeinde, hat zum einen etwas damit zu tun, dass in anderen Gebieten andere, dringendere Herausforderungen bewältigt werden müssen - z.B. Frauenbildung - und zum anderen damit, dass Religion aktuell nicht wirklich das Lieblingsthema der Europäer ist. Es gibt leider genug Bahá'í, die sich nicht mehr trauen, in den Dialog zu treten, weil sie befürchten, dann von Antireligiösen überfahren zu werden. Das ist weißgott kein haltbarer Zustand, aber ich kann die Vorbehalte schon irgendwo nachvollziehen. 

sanctus schrieb:Wieso sind in einer Religion, die sich der Gleichberechtigung von Mann und Frau verschrieben hat, nur Männer im Leitungsorgan? Das wäre doch der Ort, wo gezeigt werden könnte, dass man Gleichberechtigung wirklich lebt.

Dazu gibt es keine offizielle Erklärung, ich kann daher nur meine eigenen Gedanken zum Thema anbringen.

Ich verweise auf das Argument von eben, dass in anderen Kulturkreisen bestimmte Grundlagen erst noch geschaffen werden müssen. Während in Westeuropa die größten verbleibenden Probleme der Frauen der Gender Pay Gap, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie sexuelle Belästigung sind, muss in manchen Ländern erst ein Verständnis dafür geschaffen werden, dass es sich bei Frauen ebenfalls um menschliche Wesen handelt. In vielen Ländern ist es Frauen nach wie vor verboten, Lesen und Schreiben zu lernen oder es wird einfach als überflüssig betrachtet, weil ja der Mann der Herr im Haus ist und die Frau dazu da, ihm zu dienen und seine Kinder zu gebären. In anderen Regionen gelten Frauen rechtlich als Besitz und stehen in der Rangordnung nicht wesentlich höher als Nutztiere.

Wenn man solchen Menschen ein Gremium vor die Nase gesetzt hätte, in dem Frauen sie zur Förderung der Frauenrechte auffordern, hätten die sich schlicht kaputtgelacht. Im Zweifel hätte es dazu geführt, dass sich die Lage der Frauen sogar noch viel mehr verschlechtert, weil man fürchtet, die Bahá'í könnten ihnen "Flausen in den Kopf setzen". Ein Gremium, das ausschließlich aus Männern besteht und ihnen sagt, sie sollten Frauenrechte fördern, macht da schon mehr Eindruck. Es ist traurig, so etwas als Argument anführen zu müssen, aber die Lebensrealität in manchen Ländern ist einfach noch eine völlig andere als hierzulande. Ich würde diese Regelung daher als ein (temporäres) Zugeständnis an die "Verstocktheit" einiger Männer und als Maßnahme interpretieren, damit das Haus der Gerechtigkeit auch von diesen Menschen so ernst genommen wird, dass es in der Lage ist, wirklich etwas zu bewegen.

So hatten z.B. bis in die 70er Jahre hinein Frauen in der iranischen Bahá'í-Gemeinde kein Wahlrecht. Erst das Haus der Gerechtigkeit hat die iranische Gemeinde dazu gebracht, das Frauenwahlrecht einzuführen. Erst auf lokaler Ebene, dann auf nationaler. Ich denke, es geht bei dieser Regelung vor allem darum, niemanden abzuhängen und auch denjenigen, denen ein Verständnis der Gleichwertigkeit von Mann und Frau völlig abgeht, die Möglichkeit zu geben, sich langsam und schrittweise daran zu gewöhnen. Denn der Bahá'í-Ansatz zielt immer auf Evolution, niemals auf Revolution. Das ist z.B. ein wesentlicher Unterschied zu "europäischen Mentalität", die Dinge lieber sofort und radikal ändern will, statt darauf zu warten, dass sich Veränderungen quasi natürlich entwickeln.

Außerdem, das sei noch nachgeschoben, halte ich es für eine gute Möglichkeit, Wiedergutmachung für die Jahrtausende der Unterdrückung der Frauen zu leisten, wenn es jetzt Männer sind, denen die Aufgabe obliegt, die Gleichberechtigung der Frauen überall auf der Welt durchzusetzen. Diesem Auftrag können und wollen sich die Mitglieder des Hauses der Gerechtigkeit auch nicht entziehen. Auch da wieder ein Unterschied zum "europäischen" Verständnis. Denn bei den Bahá'í gilt es als besonders verdienstvoll, sich für die Rechte Anderer einzusetzen und aufeinander zu achten und einander zu stärken, statt nur für seine eigenen Rechte zu kämpfen und für sich persönlich etwas erreichen zu wollen. Denn da wäre die Schwelle zum Egoismus wieder sehr dünn. Man sieht es z.B. daran, dass zahlreiche Vertreterinnen des modernen Feminismus aktuell auf Transgender losgehen, nachdem wesentliche Forderungen der feministischen Bewegung durchgesetzt worden sind. Statt dass man aber nun andere Diskriminierungsopfer unterstützt, fängt man selbst an, zu diskriminieren. Das ist eine Gratwanderung, die echt nicht sein müsste.

sanctus schrieb:Wieso haben Bahais die gleichen Probleme mit Homosexuellen wie jede andere Religion, während viele Bahais gleichzeitig die Einführung der sog. "Homo Ehe" gefeiert haben? Wäre es nicht sinnvoll, auch weil Bahai immer Wissenschaft und Glaube in Einklang bringen wollen, die rigide Untersagung der Homosexualität abzuschaffen? Damit meine ich jetzt nicht, dass Homosexualität hinreichend erforscht ist, aber zumindest ist es wissenschaftlicher Konsens, dass jemand, der seine Sexualität unterdrückt, damit seiner Psyche nicht langfristig etwas Gutes tut.

Das Thema Homosexualität ist in der Tat eine "offene Wunde", will ich mal sagen. Innerhalb wie außerhalb wird sehr emotional darüber diskutiert. Ich für meinen Teil bin durch einen Freund relativ früh in meinem Bahaisein mit dem Thema in Berührung gekommen. Ich habe mich dann in den gemeindeinternen Diskussionen zum Thema vor allem darauf konzentriert, gewisse Vorurteile gegenüber Homosexuellen abzubauen - zo z.B. die Verknüpfung von Homosexualität und Pädophilie, die Behauptung, Homosexualität sei mehr ein "Lifestyle" oder auch die aberwitzige Zuspitzung des Themas auf bestimmte Sexualpraktiken, wobei der zwischenmenschliche und in meinen Augen viel wesentlichere Aspekt völlig ausgeblendet wird. In diesen Diskussionen habe ich im Übrigen auch meine Frau kennengelernt, die zu dem Zeitpunkt gerade ihre Magisterarbeit über Homosexuelle in der Bahá'í-Religion geschrieben hat. Kann ich, um einen Eindruck dessen zu bekommen, wie Homosexuelle jeweils für sich mit der Lehre und ihrem Bahaisein umgehen, nur wärmstens empfehlen:

Hanna Langer, I don't want to be Tahirih. Homosexuality in the Baha'i religion in theology and practice, Hamburg 2015.

Man muss bei der Beschäftigung mit dem Thema auch bedenken, dass die Religion immer von Menschen gelebt wird und die unterschiedlich mit dem Thema umgehen. Da gibt es diejenigen, die schon eine latente Homophobie aus ihrer Herkunftskultur mitbringen und die dann in den Bahá'í-Schriften bestätigt sehen. Dann gibt es diejenigen, die eigentlich kein Problem mit Homosexuellen haben, aber nicht hinter die Schriften zurückgehen können oder wollen. Dann gibt es diejenigen, die versuchen, erst einmal herauszufinden, was genau überhaupt in den Schriften drinsteht und alles andere als das Vorurteil, das es ist, zu entlarven. In den Schriften findet sich nämlich nirgens ein ausdrückliches Verbot von Homosexualität. Es finden sich Verurteilungen von Päderastie und Analverkehr, die man zwar auf Homosexualität im Allgemeinen beziehen kann, aber keinesfalls muss. Und dann gibt es das Keuschheitsgebot, das von jedem Menschen fordert, außerhalb der Ehe keinen Geschlechtsverkehr zu haben. Da jetzt die Situation von Homo- und Heterosexuellen einfach gleichzusetzen, greift in meinem Empfinden zu kurz, da jeder Heterosexuelle zumindest die prinzipielle Möglichkeit hat, zu heiraten.

Es bleibt die Frage, wie mit fortschreitender Zeit eventuell die Anerkennung der staatlich geschlossenen Ehe auf gleichgeschlechtliche Verbindungen ausgedehnt werden könnte. Bisher gibt es in diesem Punkt noch keine Bewegung, dafür aber in einem anderen, nicht minder entscheidenden. Denn das Haus der Gerechtigkeit hat noch in den 1990er Jahren erklärt, Homosexualität sei heilbar und daher sollte eine medizinische oder psychotherapeutische Behandlung angestrebt werden. In den letzten Jahren hat das Haus mehrere Briefe geschrieben, in denen anerkannt wird, dass die Homosexualität als sexuelle Orientierung nicht veränderbar ist und daher auch keine medizinische Behandlung greifen kann. Da wird also durchaus die veränderte medizinische Bewertung der Homosexualität reflektiert.

Ich glaube aber, dass die Veränderung, die ich mir wünschen würde, vor allem im zwischenmenschlichen Umgang liegen muss und nicht in der Theologie. Die Fixierung auf Ehe und Familie wird man aus den Bahá'í-Schriften ebensowenig rausstreichen können wie aus der Bibel. Damit muss man irgendwie umgehen lernen. Dass dieser Umgang aber Diskriminierung einschließen darf, hat auch das Haus der Gerechtigkeit mehrfach entschieden verneint. Ich würde mir wünschen, dass die Partnerschaft als solche Wertschätzung erfährt und ein gleichgeschlechtliches Paar genauso selbstverständlich zu Bahá'í-Veranstaltungen dazugehört, wie unverheiratete heterosexuelle Pärchen, bei denen sich auch niemand darüber Gedanken macht, was die des Nachts so treiben. Überwunden werden muss die Verengung der Homosexualität auf das Sexuelle. Ich glaube sogar, dass die Diskussionen über das Thema mittel- bis langfristig dazu führen können, sich noch mehr und intensivere Gedanken darüber zu machen, welchen Stellenwert Sex überhaupt in einer Beziehung und in der Gesellschaft haben sollte und ob nicht die Übersexualisierung des Zwischenmenschlichen zu sehr in die Bahá'í-Gemeinde hineingeschwappt ist. In meinem Verständnis geht es schlicht niemanden etwas an, was ich in meinem Schlafzimmer mache und mit wem. Und es sollte auch nicht Thema in der Öffentlichkeit sein. Nicht ohne Grund sind die Gebote im Wesentlichen eine Sache zwischen Gott und dem eigenen Gewissen.


sanctus schrieb:Wieso weichen in manchen Bahai-Videos zum langen Pflichtgebet die Gesten von den Beschreibungen ab, die man zum langen Pflichtgebet findet; wurden die Gesten nicht vom Religionsstifter eindeutig offenbart?

Darauf kann ich dir leider keine Antwort geben. Ich kenne keine Videos vom langen Pflichtgebet. Kannst du mir die mal schicken?

Im Grundsatz gilt aber, dass Bahá'u'lláh relativ genau offenbart hat, wie das Gebet abzulaufen hat. Kleinere Unwägbarkeiten bleiben z.B. bei der Hand- oder Sitzhaltung, aber das empfinde ich zumindest als abolut marginal. Gott wird kaum so pedantisch sein, da den Winkel des Handgelenks oder Ellenbogens nachzumessen... Icon_rolleyes

HJS6102 schrieb:Bei Wikipedia steht, Ihr glaubt, Euer Gott sei allmächtig und allwissend. Gleichzeitig geht Ihr davon aus, die moderne Wissenschaft sei anzuerkennen. Ob Ihr an den freien Willen glaubt oder nicht, weiß ich nicht.
Allmächtig ist aber ein Widerspruch in sich, wenn man den Begriff wörtlich nimmt und verstößt damit gegen die Logik und damit auch gegen die Wissenschaft. Allwissenheit ist ebenso unlogisch und steht im Widerspruch zur Wissenschaft (Unbestimmtheitsrelation, wohl eher kein Determinismus, keine versteckten Parameter)  und im Widerspruch zu einem freien Willen. 

Wie definiert Ihr also Allmächtigkeit, Allwissenheit und freien Willen, so daß dies logisch konsistent und in Übereinstimmung mit der Wissenschaft wäre?

Wir definieren diese Begriffe überhaupt nicht. Das Wesen Gottes ist ein Mysterium, das durch keine menschliche Beschreibung angemessen wiedergegeben werden kann. Daher muss jedes Attribut, das wir Gott zuschreiben, von seinem menschlichen Ursprung her gedeutet werden. Der Mensch erlebt sich selbst als machtlos und schreibt Gott daher ins Absolute gesteigerte Macht zu. Der Mensch erlebt sein Wissen als begrenzt, schreibt Gott also Allwissenheit zu. Gott liegt aber jenseits aller Begriffe der Realität selbst zugrunde und kann von Teilen des Ganzen nie umfassend betrachtet werden. Jede Zuschreibung ist also immer relativ auf das Gottesverhältnis des Menschen hin zu verstehen und nicht als genaue Beschreibung irgendeiner Eigenschaft.

Trotzdem kann man sich bestimmten Fragestellungen aber zumindest annähern. So kann man unter Allmacht natürlichweise verstehen, dass Gott die Macht hat, die Realität zu beeinflussen. Das tut er nach unserem Glauben maßgeblich durch die Naturgesetze, die dafür sorgen, dass das Universum im Gleichgewicht gehalten wird und die einzelnen Teile zueinander in einer Wechselwirkung stehen. er könnte wohl in das Gefüge dieser Ordnung nachträglich eingreifen, aber warum sollte er? Wäre nicht eine Manipulation der Naturgesetze eher ein Beweis dafür, dass er sich mit sich selbst nicht einig ist? Schließlich funktionieren sie ja genau so, wie sie es sollten. Eine nachträgliche Änderung ließe in meinem Empfinden eher Zweifel an seiner Kompetenz als Schöpfer aufkommen^^

Allwissenheit kann man mit einem Beispiel illustrieren. Wenn ich heute behaupte, morgen würde die Sonne aufgehen, dann wird das mit 100%iger Wahrscheinlichkeit auch eintreffen. Das bedeutet nicht, dass die Sonne nicht aufgehen würde, wenn ich das nicht behauptet hätte, sondern einfach, dass ich mir der wirkenden Naturgesetze bewusst bin, die dafür verantwortlich sind, dass sich die Erde in 24 Stunden ein Mal um sich selbst dreht. Ähnlich kann man sich das Vorherwissen Gottes vorstellen, der sich der wirkenden Gesetze, die er geschaffen hat, natürlich bewusst ist und daher mit entsprechender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen kann, wie die Dinge ablaufen werden.

Das widerspricht in unserem Glauben keinesfalls der Vorstellung von einem Freien Willen, den der Mensch hat und der - neben der Fähigkeit, die Wirkung der Naturgesetze zu erforschen und zu verstehen sowie sie sich nutzbar zu machen - einen wesentlichen Teil seiner Gottebenbildlichkeit ausmacht. Denn der Mensch wird als ein Wesen mit körperlichen und geistigen Eigenschaften verstanden. Die körperliche Seite ist natürlich an die Naturgesetze gebunden und kann darüber nicht hinaus. Wenn der Mensch nicht isst, verhungert er. Insofern ist also die Nahrungsaufnahme zur Energiegewinnung determiniert, ob, wann und was der Mensch isst, entscheidet er aber frei.

HJS6102 schrieb:Ist Allgütigkeit Eures Gottes auch Glaubensbestandteil und wie steht Ihr dann zur Theodizee Problematik?

"Der Allgütige" ist einer der Namen Gottes, ja. Nun muss man aber aufpassen, an welchen Stellen man unwissentlich ein "westliches" Verständnis solcher Begriffe wie "Güte" oder "Gerechtigkeit" voraussetzt, wo es gar nicht passt. Außerdem muss man zwischen Phänomenen unterschiedlicher Kategorien unterscheiden.

Ich würde dabei deutlich trennen zwischen Naturkatastrophen, menschlichen Fehlern und göttlich gefügten Begebenheiten.

Naturkatastrophen sind in erster Linie das Resultat der Unfähigkeit (oder Unwilligkeit) des Menschen, die Naturgesetzee richtig einzuschätzen und dementsprechend zu reagieren. Wenn ich im mittleren Westen der Vereinigten Staaten, in dem jährlich im Schnitt drei Tornados toben, Häuser aus Presspappe baue, brauche ich mich nicht zu wundern, wenn die auch dreimal jährlich abgerissen werden. Das ist dann nicht Gottes Werk, sondern die Unfähigkeit des Menschen. Für Überschwemmungsgebiete gibt dasselbe. Wer da Häuser baut, muss damit rechnen, dass sie weggeschwemmt werden, solange er sie nicht auf genau diese Eventualität einstellt, indem er z.B. den Keller wasserdicht versiegelt oder andere Schutzmaßnahmen trifft. Stabile Häuser aus Stein fliegen auch bei einem Tornado nicht so einfach davon. Ich glaube, dass gerade solche Ereignisse und daran erinnern sollten, dass der Mensch eben nicht allmächtig ist, sondern nach wie vor bestimmten Naturkräften ausgeliefert ist, derer er nicht Herr werden kann.

Die zweite Kategorie von Leid auf dieser Welt entsteht durch den Menschen selbst. Jede Form von Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Krieg, Hunger, Armut usw. entsteht durch die Unfähigkeit des Menschen, die Ressourcen des Planeten gerecht zu verteilen. Gegen diese (vermeidbare) Art von Leid geht Gott nach unserem Glauben aktiv vor, indem er immer wieder Boten sendet, die einen besseren Weg aufzeigen sollen, die Probleme der Welt zu lösen. Ob der Mensch diese Angebote dann auch annimmt, obliegt aber wieder seinem freien Willen.

Die dritte Kategorie sind dann göttlich gefügte Begebenheiten. Dazu würde ich z.B. Krankheiten zählen. Nicht, dass Gott aktiv neue Krankheiten erfinden würde, aber die Naturgesetze lassen Raum für die Entstehung neuer Krankheiten, Viren und Bakterien. Krankheiten wären ein Beispiel für Probleme, die in der Welt liegen, die den Menschen dazu anregen sollen, sich weiterzuentwickeln, zu forschen und die Welt besser zu verstehen, um sie irgendwann auszurotten. Krankheiten sind in der Tat seit jeher ein wichtiger Motor der Forschung gewesen - neben dem Krieg. Natürlich wäre das nur ein Beispiel und sicher macht das das Leid von Krankheitsopfern nicht besser. Mir hilft es aber jedenfalls, darin irgendeinen Sinn bzw. eine positive Richtung sehen zu können, die zwar nicht jeden Einzelnen, wohl aber die Menschheit als Ganze weiterbringen kann. Denn dadurch sterben z.B. heute kaum noch Menschen an Pocken. Das Leiden der früheren Pockeninfizierten hat also zumindest den Kindern, die heute auf die Welt kommen, dieses grausame Schicksal erspart. Ich fände es tröstlich, zu wissen, dass ich selbst mit meinem Leid für Andere etwas bewirken kann, indem Ärzte dadurch schneller ein Heilmittel finden. Und so empfände ich es auch nicht als ungerecht, dass es Dinge in dieser Welt gibt, die dazu geschaffen sind, dass wir über uns hinauswachsen können. Denn Möglichkeiten zur Entfaltung und Weiterentwicklung sind nur gegeben, wenn die Aufgaben dementsprechend gestaltet sind. Das wird dir übrigens auch jeder Erziehungswissenschaftler bestätigen.

HJS6102 schrieb:Glaubt Ihr, die "heiligen Schriften" seien von Eurem Gott direkt oder indirekt geschaffen und wie steht Ihr zu den unzähligen Widersprüchen darin, untereinander und zu den Erkenntnissen der Naturwissenschaft?

Wir glauben nicht, dass Gott irgendeine Heilige Schrift persönlich diktiert oder gar geschrieben hat. Die Sprache der Heiligen Schriften ist ganz klar menschlich und von kulturellen und historischen Zusammenhängen abhängig, die man wissenschaftlich erforschen kann, um sie besser zu verstehen. Wir glauben im Gegenteil, dass dem Offenbarer ein instinktives Verständnis für die Zusammenhänge in der Welt und den Willen Gottes verliehen worden ist, sodass sie diesen erfühlten Willen Gottes am Ende in menschliche Begriffe und menschliche Sprache kleiden können, da jeder Offenbarer eben auch ein Mensch ist, der in einen kulturellen, religiösen und sozialen Kontext hineingestellt ist und diesen mitreflektiert. So kann man also sagen, dass die Heiligen Schriften von den Offenbarern geschrieben wurden und darin ihre Übersetzungsleistung in Hinblick auf den Willen Gottes zum Ausdruck kommt. So tappen die Bahá'í nicht in die Falle, dass mit der historisch-kritischen Durchleuchtung der Texte gleichzeitig ein Abgehen von ihrem göttlichen Ursprung verbunden wird.

Dass die Offenbarer immer in einem bestimmten kulturellen, religiösen und sozialen Kontext auftreten zeigt sich auch an der Sprache und den Bildern, die sie verwenden. Die Schöpfungsgeschichte der Bibel widerspricht wissenschaftlichen Fakten, ja. Diese waren aber den Menschen zur damaligen Zeit nicht bekannt und wie man heute weiß folgt die Geschichte einem Vorbild aus Mesopotamien. Sie reflektiert also im Wesentlichen das Vorverständnis ihrer Leser. Das bedeutet aber nicht, dass sie nicht trotzdem zeitlos gültige, nicht vom kulturellen Kontext abhängige Aussagen enthalten würde. Und die wäre in dem Fall, dass es einen Schöpfer gibt, der sich mit seinen Geschöpfen, den Menschen im Besonderen, in Beziehung setzen will. Diese Aussage bleibt durch alle Zeiten die gleiche, auch wenn sich die Sprache, in der sie ausgedrückt wird, teilweise deutlich unterscheidet. Man darf Heilige Schriften halt nicht wörtlich nehmen, wenn man ihren Inhalt erfassen und wertschätzen will. Das Funktioniert bei Gedichten aus der Romantik ja auch nicht.
"Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da." - Sophokles: Antigone, Vers 523
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Eure Fragen zu den Bahá'í - von Sören - 04-09-2017, 23:52
RE: Eure Fragen zu den Bahá'í - von Hase - 05-09-2017, 00:02
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RE: Eure Fragen zu den Bahá'í - von Sören - 08-09-2017, 11:12
RE: Eure Fragen zu den Bahá'í - von Adamea - 10-09-2017, 11:25
RE: Eure Fragen zu den Bahá'í - von Adamea - 10-09-2017, 16:44
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RE: Eure Fragen zu den Bahá'í - von Sören - 12-09-2017, 21:31
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RE: Eure Fragen zu den Bahá'í - von Sören - 12-09-2017, 20:53

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