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Heidenmission gegen das Verbot Jesu ?
#1
Jesus gebot den Aposteln, nicht zu den Heiden zu gehen. Somit ein ausdrückliches Verbot.

Matthäus 10:5 f "Diese Zwölf sandte Jesus aus und gebot ihnen: Geht nicht zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samariter, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel." (Einheitsübersetzung)

Nach dem Ende des irdischen Wirkens Jesu auf Erden - frühestens im Jahre 44 oder einige Jahre danach -
beschlossen die Apostel jedoch eigenmächtig, die Heidenmission zu beginnen

"Das Apostelkonzil in Jerusalem (zwischen 44 und 49) war eine Zusammenkunft der Apostel der Jerusalemer Urgemeinde mit Paulus von Tarsus und seinen Begleitern. ( . . . )
Im Anschluss an diese Reden habe die gesamte Gemeinde den Beschluss schriftlich niedergelegt, die Heidenmission im Sinne des Jakobus zu gestatten." Apostelkonzil - Wikipedia

Damit setzten sich die Apostel über das Verbot Jesu hinweg.

Ich will hier nicht Sinn oder Unsinn der Heidenmission diskutieren. Da gibt es tonnenweise Meinungen dazu; die Befürworter der Heidenmission sagen, daß dadurch das Christentum zur größten Religion der Welt wurde - die Gegner der Heidenmission beklagen die Aufnahme heidnischer Bräuche ins Christentum.

Doch diese endlose Diskussion will ich in diesem Thread nicht führen - wen es interessiert, kann ja einen eigenen Thread eröffnen !

Mir geht es hier in diesem Thread lediglich um die Frage, ob es den Aposteln eigentlich erlaubt war, sich über den ausdrücklichen Willen Jesu hinwegzusetzen

Waren die Apostel nach dem Apostelkonzil überhaupt noch Christen - oder hatten sie eine eigene Lehre gegründet ?
Eine arge Frage

Dieser Thread ist kein Glaubensthema - sondern ein juristisches Thema
Es geht darum, ob es statthaft ist, den Willen einer Person nach deren Tod zu mißachten und sich dennoch als Erfüller ihres Willens darzustellen

Wenn Jesus gebot "Geht nicht zu den Heiden", dann waren das harsche - aber eindeutige Worte !

Vielleicht brachte die Heidenmission deshalb so viel Unglück über die Völker (beispielsweise der Dreißigjährige Krieg) weil sie gegen den Willen Jesu erfolgte

Offenbar wollte Jesus wirklich eine zwar weltweite Mission aber innerhalb der jüdischen Diaspora
Schon zur Zeit Jesu gab es bekanntlich eine gewaltige Diaspora im Römischen Reich inklusive Alexandria (im Niltal) wo die Septuaginta entstand - und Tarsus (Provinz Asia) - aber auch außerhalb des Römischen Reiches in Mesopotamien, in Bombay (heute Mumbai im heutigen Staat "Indien")

Die Messiasidee war eine jüdische Hoffnung - den Nichtjuden (Heiden) unbekannt

Hätte Jesus eine Heidenmission gewünscht, hätte er nicht geboten: "Geht nicht zu den Heiden"

---

Noch ein Gedanke: Da die Heiden gar keinen Messias (Jüdischer Heerführer) wünschten, wurde ihnen dann von den auf Abwegen geratenen (da führerlos gewordenen) Aposteln ein "himmlischer" Messias gebastelt, eine neue theologische Kategorie, halb Angelos - halb Zeus, der oben im Himmel lebt.

Der jüdische Wunsch, die Römer aus Jerusalem zu verjagen, ging spätestens 135 verloren (Ende des Bar-Kochba-Aufstandes) - da waren alle Apostel längst tot - und nun wurde aus der altjüdischen Idee des Messias eine völlig theologische Figur, die oben in den Wolken lebt

Während Jesus noch auf einem Reittier mit einem Ölzweig in der Hand als symbolischer König von Jerusalem in die Stadt einritt, war Jesus um 50 bereits eine überirdische Figur geworden, im Jahre 75 war die Jesussekte in ihren Vorstellungen noch viel "himmlischer" geworden, im Jahre 140 war sie eine reine Religion geworden - ohne jeden Anspruch auf irdische Vorgänge. Niemand (kein Jude und kein Christ) wäre nun auf die Idee gekommen, mit einem Ölzweig in der Hand in Jerusalem einzureiten . . .

Das Judentum war nach der Zerstörung des Tempels (70) rettungslos in seine zwei Sekten zerfallen: die Sadduzäer hatten ihre Stellung als Priesterpartei verloren, und die Pharisäer triumphierten nun ohne jede Kontrolle durch die Sadduzäer in der Diaspora.

Die dritte jüdische Sekte der Täufer (Johannes der Täufer - und die Jesusleute) konnte sich seit dem Jahre 40 nicht mehr behaupten, sie fand im Judentum keine Anhänger mehr - und machte ihre Bankrotterklärung (Apostelkonzil). Sie schüttelte das Verbot Jesu ab - und begann unter den Nichtjuden zu missionieren

Im Jahre 70 kam die nächste Zäsur (die Zerstörung des Tempels) - und im Jahre 135 wurden die Judenchristen aus den Synagogen ausgestoßen (cherem), da sie im gescheiterten Bar-Kochba-Aufstand gewaltlos geblieben waren.

Ecclesia und Synagoge trennten sich - und gingen seit 135 völlig getrennte Wege.

Spätestens 312 war aus der Heidenmission eine Römische Religion geworden.
"in hoc signo vinces" ("In diesem Zeichen wirst du siegen") ist ein lateinischer Spruch. Er bezieht sich auf den Sieg Konstantins des Großen gegen seinen Rivalen Maxentius im Jahr 312 in der Schlacht bei der Milvischen Brücke.
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Heidenmission gegen das Verbot Jesu ? - von Sinai - 12-11-2018, 21:54
RE: Heidenmission gegen das Verbot Jesu ? - von Davut - 27-03-2020, 10:06
fromme schummeleien sind erlaubt - von edi - 23-03-2020, 22:50
RE: Heidenmission gegen das Verbot Jesu ? - von Davut - 26-03-2020, 18:38
RE: Heidenmission gegen das Verbot Jesu ? - von Davut - 27-03-2020, 07:38
RE: Heidenmission gegen das Verbot Jesu ? - von Davut - 27-03-2020, 13:39
RE: Heidenmission gegen das Verbot Jesu ? - von Davut - 27-03-2020, 15:20
RE: Heidenmission gegen das Verbot Jesu ? - von Davut - 27-03-2020, 17:41

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