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Kurien-Macht und Papst-Einflußmöglichkeiten
#5
Ich habe mir den spannenden Beitrag #1 noch einmal angeschaut:
(04-01-2019, 13:01)Kreutzberg schrieb: Das Papst Franziskus gewählt wurde zeigt dass die Reformkräfte langsam die Überhand gewinnen.


Der Papst ist doch ein Jesuit und ich tue mir schwer, sie zu irgendwelchen "Reformkräften" zu rechnen

In der ganzen Geschichte waren die Jesuiten die Speerspitze der Gegenreformation, und sie bekämpften meines bescheidenen Wissens auch innerkatholische Neuerungen (wie den "Modernismus" um ca 1900)
Sollte bei den Jesuiten - von der Kirchenöffentlichkeit unbemerkt - unglaublicherweise eine 180° Kehrtwendung stattgefunden haben, so läge die Beweislast dafür bei den Jesuiten.

Mit ein paar aufsehenerregenden Handlungen des Papstes ist es damit nicht getan.

Der Schwerpunkt der katholischen Welt liegt längst in Südamerika
Ein riesiger Kontinent, eine katholische Bevölkerung die nicht überaltert ist, zudem familienfreundlich ist und daher rasch wächst.
Die Stahlindustrie in Südamerika ist heute stärker als die europäische. Sehr fleißige Leute. Starke Landwirtschaft mit riesigen Flächen. Da spielen die paar Verbrecherviertel und Slums auch keine Rolle.
Derartige gewalttätige Ausschreitungen und Straßenkämpfe wie in Paris seit ein paar Monaten gibt es in Südamerika jedenfalls nicht.
Südamerika ist sehr aufstrebend. Europa ist längst nicht mehr das leuchtende Vorbild für die Welt. Diese Vorbildrolle hat Europa schon vor Jahrzehnten verspielt

Der Papst hätte wenig Veranlassung, auf Zurufe von irgendwelchen Einzelmeinungen aus dem breiten und uneinheitlichen Spektrum der aussterbenden katholischen Welt Europas zu reagieren

Eigentlich könnte der Papst das Museumsdorf Vatikan verlassen
und in Südamerika residieren


Der Vatikan hat eine Fläche von nur einem halben Quadratkilometer
So mancher Staatschef in Südamerika wäre stolz, wenn der Papst in seinem Land residieren würde.
Vielleicht schenkt ihm einer ein kleines Viereck Brachland (7 km x 7km = 49 Quadratkilometer) also 100 Mal so groß !

Jedenfalls glaube ich nicht, daß der Papst irgendwelche Änderungen in der Religion gegen den Willen der Myriaden von Katholiken des südamerikanischen Kontinents durchziehen wird, nur um irgendwelche europäische Liberale zufrieden zu stellen, die nicht einmal in der katholischen Kirche Europas anerkannt sind.

Das sind meist Einzelmeinungen, die lautstark vorgetragen werden - und der Papst wendet offenbar eine geschickte Strategie an. Er will das "aussitzen"
Einmal hier eine zwar hochauffällige aber letztlich wirkungslose Handlung setzen, das Gerede ein wenig anheizen, Zeit gewinnen . . .

Europa verliert immer mehr Gewicht in der katholischen Welt.
Was ist denn die europäische katholische Welt? Süddeutschland, Südfrankreich, Spanien, Portugal, Italien, Irland und Polen

Um 1970 galt Italien noch als erzkatholisches Land. Heute dürfen sie nicht einmal mehr Kruzifixe in die Klassenzimmer hängen, das hat der Europäische Gerichtshof verboten weil eine Migrantin sich aufgeregt hat. Katholische Schulkinder sind in Rom längst die Minderheit

Die katholische Religion hat in Europa längst verloren. Die Katholiken sind überaltert und sterben allmählich aus. Kirchen werden aufgelassen und müssen zusammengelegt werden.

Bekanntlich denkt die katholische Kirche in Jahrhunderten und die Jesuiten denken seit jeher großräumig, nicht eurozentriert. Schon vor Jahrhunderten waren manch ihrer Schwerpunkte in Südamerika und in China.

Den Jesuiten geht es nicht ausschließlich darum, europäische Befindlichkeiten zufrieden zu stellen (da soll man sich vom jesuitischen Barock nicht täuschen lassen; der war wohl nur Mittel zum Zweck um den Protestantismus in Mitteleuropa auszustechen) - und derzeit ist es innerhalb der gespaltenen und in sich zerstrittenen Welt der katholischen Christenheit Westeuropas keineswegs klar, was ihre Befindlichkeit überhaupt ist. Immerhin gibt es die schweigende Mehrheit - und die will keine Veränderungen. Und die Veränderer sind hochaktive Aktivisten, aber in der Minderheit. Es gibt unausgesprochene aber tiefe Gräben

So wie es aussieht, wollen die Jesuiten eine neue Plattform außerhalb des für die Kirche verlorenen Europa aufbauen, und die heißt nun einmal Südamerika

Die Katholiken Europas schwelgen gerne in alten Zeiten (Märtyrertod des Apostel Petrus in Rom, Iroschottische Mission, Karl der Große und sein längst verblichenes Reich) aber realistisch gesehen ist Europa nicht mehr der Schwerpunkt der katholischen Religion
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RE: Kurien-Macht und Papst-Einflußmöglichkeiten - von Sinai - 13-01-2019, 00:30

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