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Schwangerschaftsabbruch
#61
(01-04-2010, 17:02)elwaps schrieb:
(01-04-2010, 16:45)petronius schrieb:
Zitat:Und ich möchte eben wissen wo das eine anfängt und das andere aufhört. Woran Leute das festmachen.

schau ins strafgesetzbuch
Zu einfache Antwort. Das Gesetz ist ebensowenig mit einem Anspruch auf Allwissenheit versehen wie wir.

Daher ja die ganze Diskussion.

sorry, aber wo der unterschied zwischen abtreibung und kindstötung liegt, ist für jeden offensichtlich. das eine ist vor, das andere nach der geburt

wenn du aber meinst, dann diskutieren wir halt allgemein, wo der unterschied zwischen der beendigung des lebens von bakterien, pilzen, mehzelligen tieren, pflanzen, geborenen wie ungeborenen säugetieren liegt. ich hielte es für sinnvoller, beim thema zu bleiben, und das heißt "Schwangerschaftsabbruch"

angeblich "Schwangerschaftsabbruch" diskutieren zu wollen und dann zu suggerieren, der diskussionspartner (als "befürworter", obwohl ja auch das so nicht stimmt, von abtreibung) würde dann ja wohl auch nichts gegen kindstötung haben oder billigen, daß babies in den mülleimer geschmissen werden - diese taktik kenne ich zur genüge und habe nicht vor, mich darauf einzulassen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#62
Ich möchte auf einen Aspekt hinweisen, der bisher nicht vorkam:

Unabhängig davon, was dem Zellhaufen oder dem Embryo geschieht, gibt es eine ontologische Seite des Schwangerschaftsabbruches, der die menschliche Gesellschaft betrifft, in er er geschieht.

Der Mensch lebt in und von seiner menschlichen Umgebung, in und von den natürlichen Ressourcen. Er hat ein mitleidendes Wesen, was sogar "liebgewordene" Dinge des täglichen Umgangs betrifft. Wir bauen zuweilen auch Beziehungen zu den Pflanzen und Tieren auf, die wir essen wollen. Und in alter Zeit war es deshalb Brauch, den Geistern dieser Dinge zu opfern.

Ganz offensichtlich bedeutet "Schwangerschaftsabbruch" eine Beziehungskrise des mitleidenden Wesens Mensch zu etwas, das ganz tief in uns steckt: Ich meine nicht den Zellhaufen, sondern (selbst) ein mitleidendes, schutzgebendes Wesen zu sein.

Im Grunde setzt der Schwangerschaftsabbruch ontologisch viel früher und ganz woanders ein, als der medizinische Eingriff, nämlich schon dann, wenn es nicht gelingt, eine familiäre, schutzgebende Beziehung aufzubauen, als da sind:
- ein zuverlässiger Partner
- eine ausreichende Existenzsicherung
- helfende Hände in Familie und bei Freunden.

Der Umgang der Gesellschaft mit etwas Schutz und Fürsorge Verlangendem, z. B. den Embryonen, den Behinderten und den Alten ist ein Gradmesser der geistigen Gesundheit dieser Gesellschaft - nämlich eins zu sein mit dem eigenen Wesen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#63
(01-04-2010, 17:26)Ekkard schrieb: Ganz offensichtlich bedeutet "Schwangerschaftsabbruch" eine Beziehungskrise des mitleidenden Wesens Mensch zu etwas, das ganz tief in uns steckt: Ich meine nicht den Zellhaufen, sondern (selbst) ein mitleidendes, schutzgebendes Wesen zu sein

so offensichtlich finde ich das nicht

ich halte auch nichts davon, einen schwangerschaftsabbruch ontologisch zu überhöhen und damit z.b. der frau ein "post-abortion-syndrome" erst einzureden

oder bedeutet auch der "Schwangerschaftsabbruch", daß ein embryo ganz von selbst "abgeht" (was, wie gesagt, bei rund einem drittel aller stattgehabten zeugungen der fall ist), "eine Beziehungskrise des mitleidenden Wesens Mensch zu etwas, das ganz tief in uns steckt"?

lassen wir doch die kirche im dorf und versuchen zur abwechslung mal, dieses "ende eines menschlichen lebens" als das zu sehen, was es biologisch ist: ein täglich in hoher zahl natürlich stattfindender vorgang

was haltet ihr mal von dieser sichtweise?

ich weiß schon: jetzt wird es heißen, petronius befürwortet den mord an geborenen, weil die ja sowieso mal natürlich sterben... ok, wer den unterschied nicht sehen will, der braucht sich an diesem experiment des veränderten betrachtungswinkels besser nicht zu beteiligen
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#64
(01-04-2010, 17:12)petronius schrieb: angeblich "Schwangerschaftsabbruch" diskutieren zu wollen und dann zu suggerieren, der diskussionspartner (als "befürworter", obwohl ja auch das so nicht stimmt, von abtreibung) würde dann ja wohl auch nichts gegen kindstötung haben oder billigen, daß babies in den mülleimer geschmissen werden - diese taktik kenne ich zur genüge und habe nicht vor, mich darauf einzulassen

Jetzt bleib aber mal auf dem Teppich. Das habe ich nicht getan. In keinem meiner Beiträge habe ich dir unterstellt dass du kindstötung billigen würdest.
Ich habe mich dafür entschuldigt etwas falsch verstanden zu haben und mehrfach erklärt was mein eigentliches Anliegen war.
Nun komm mal langsam aus dieser Opferrolle raus.
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#65
(01-04-2010, 16:43)petronius schrieb: ich habe jetzt schon dreimal geschrieben, daß es überhaupt kein "generelles recht auf leben" gibt in dem sinn, daß tötung absolut tabu sei. mit bewußtsein hat das erst mal noch gar nichts zu tun

lies doch bitte auch mal, was ich schreibe

Dann sag doch einfach mal klip und klar warum du Kindstötung verurteilst, Schwangerschaftsabbruch aber nicht. Wenn du es nicht am fehlenden Bewustsein des Embryos festmachst, woran dann? Weshalb tolerierst du das eine und das andere nicht? Wenn Bewustsein nicht der ausschlaggebende Punkt ist, was dann?


(01-04-2010, 16:43)petronius schrieb: wie ich schon sagte: du betrachtest das thema abtreibung isoliert und ausschließlich aus der warte des embryos, dem du ein absolutes lebensinteresse bzw. sogar recht unterstellst bzw. zugestehst. die von mir nun ebenfalls schon mehrfach angesprochene abwägung verschiedener interessen, rechte und pflichte aller beteiligten ignorierst du weiterhin

Dieses Argument macht leider keinen Sinn. Ich könnte dir genauso unterstellen das Thema einseitig zu betrachten und die Sichtweise "aus der Warte des Embryos" zu vernachlässigen.
Dafür diskutieren wir nun einmal, dass jeder seine Sichtweise darlegt.
Im übrigen ignoriere ich deine abwägung verschiedener Interessen keineswegs, sonst würde ich wohl nicht sagen, dass es auch für mich gute Gründe für einen Schwangerschaftsabbruch gibt. Ich stufe aber einfach das Recht eines Ungeborenen zu Leben höher ein als viele andere Interessen. Das heist aber nicht dass ich sie nicht berücksichtige.
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#66
(01-04-2010, 16:52)petronius schrieb:
Zitat:Wir wissen dass bei einem Schwangerschaftsabbruch nicht ein Fisch oder Nager sich nicht entwickeln konnte, sondern ein Mensch

wir wissen nicht, daß sich daraus ein mensch entwickeln wird

du wertest möglichkeiten, aber nicht fakten

Unter der Vorraussetzung das alles gut verläuft, kann ich natürlich wissen das daraus ein Mensch wird und kein Hamster.

(01-04-2010, 16:52)petronius schrieb:
Zitat:Warum sollte das "Ziel" dieses Zellhaufens bei den Überlegungen nicht mitbedacht werden?


dieses ziel kannst du gar nicht kennen. könnte der embryo bereits weisssen und entscheiden, vielleicht würde er lieber nicht geboren, als das leben zu leben, welches ihm aller wahrscheinlichkeit bevorsteht. du maßt dir eine entscheidung in stellvertretung an, die dir gar nicht zusteht

So eine Argumentation macht keinen Sinn. Natürlich wissen wir nicht ob der Embryo leben möchte oder nicht.
Welche Entscheidung maß ich mir denn an? Das ich persönlich finde dass auch mit dem Leben von Ungeborenen nicht wahllos sondern mit Bedacht umgegangen werden sollte? Wirklich sehr anmaßend solch eine Meinung zu vertreten. Bitte vergiss nicht dass wir hier in einem Diskussionsforum sind und ich auch schon mehrfach darauf hingewiesen habe dass hier keine Allgemeingültigkeiten ausgehandelt werden sollen.
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#67
(01-04-2010, 17:50)petronius schrieb: lassen wir doch die kirche im dorf und versuchen zur abwechslung mal, dieses "ende eines menschlichen lebens" als das zu sehen, was es biologisch ist: ein täglich in hoher zahl natürlich stattfindender vorgang

Warum sollte der Mensch so etwas nur biologisch betrachten, wenn er doch nun einmal darüber nachdenkt?
Wenn das deine Meinung ist, ist das doch ok, aber verlang bitte nicht von anderen diese zu übernehmen. Nicht jeder beschränkt dieses Thema auf Biologie.
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#68
Hallo Petronius,
überhöht wird hier gar nichts. Das Wesen des Menschen ist ganz natürlich so gegeben, wie ich das beschrieben habe. Und die Traumata nach solchen Eingriffen sprechen für diese Sichtweise. Ich denke, von Einreden kann da nicht die Rede sein. Bei natürlichen "Fehlgeburten" ist das auch nicht anders.

(01-04-2010, 17:50)petronius schrieb: lassen wir doch die kirche im dorf und versuchen zur abwechslung mal, dieses "ende eines menschlichen lebens" als das zu sehen, was es biologisch ist: ein täglich in hoher zahl natürlich stattfindender vorgang
Das mag stimmen. Wenn es so ist, dann ist unser Leben auch dadurch bestimmt und liegt nicht in unserer Hand.

Ich habe auch nichts von schuldhaftem, gar strafbarem Handeln Einzelner geschrieben, sondern nur darauf hingewiesen, dass eine bewusste Handlungsweise dieser Art dem Wesen des Menschen widerspricht und damit ein fatales Licht auf die Gesellschaft wirft, die Nährböden der Verzweiflung schafft.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#69
(01-04-2010, 20:55)Gundi schrieb: Jetzt bleib aber mal auf dem Teppich. Das habe ich nicht getan. In keinem meiner Beiträge habe ich dir unterstellt dass du kindstötung billigen würdest

nein, du fragst nur ganz unschuldig (beitrag 65):

Dann sag doch einfach mal klip und klar warum du Kindstötung verurteilst, Schwangerschaftsabbruch aber nicht

so als wäre das das gleiche... :icon_rolleyes:

(01-04-2010, 20:55)Gundi schrieb: Dann sag doch einfach mal klip und klar warum du Kindstötung verurteilst, Schwangerschaftsabbruch aber nicht. Wenn du es nicht am fehlenden Bewustsein des Embryos festmachst, woran dann? Weshalb tolerierst du das eine und das andere nicht? Wenn Bewustsein nicht der ausschlaggebende Punkt ist, was dann?

ich verweise noch mal auf meinen beitrag 50, den du konsequent ignorierst bzw. nicht dazu stellung nimmst oder dich darauf beziehst:

es folgt aus der einbeziehung der interessen, rechte und pflichten aller, auch der anderen beteiligten - und eben nicht nur daraus, ob nun der embryo bewußtsein hat oder nicht. sonst wär es ja ok, einen bewußtlosen zu töten

so eindimensional, wie du die sache offenbar betrachtest, wird das dem problem nicht gerecht

(01-04-2010, 20:55)Gundi schrieb: Ich könnte dir genauso unterstellen das Thema einseitig zu betrachten und die Sichtweise "aus der Warte des Embryos" zu vernachlässigen

eben nicht. siehe beitrag 50

(01-04-2010, 20:55)Gundi schrieb: Unter der Vorraussetzung das alles gut verläuft, kann ich natürlich wissen das daraus ein Mensch wird und kein Hamster

ha, ha ha - was haben wir doch gelacht...:icon_rolleyes:

es geht darum, daß bei einem menschlichen embryo die möglichkeit besteht, sich zu einem menschen zu entwickeln - was aber in gut einem drittel aller fälle natürlicherweise nicht der fall ist, weil eben bereits der embryo abgeht - ohne sich weiter zu entwickeln. du aber argumentierst so, als würde man einem embryo, der abgetrieben wird (anders als einem natürlich abgehenden?) auf jeden fall die existenz als geborener mensch verweigern, wenn nicht gar ein glückliches und erfülltes leben

(01-04-2010, 20:55)Gundi schrieb: Welche Entscheidung maß ich mir denn an? Das ich persönlich finde dass auch mit dem Leben von Ungeborenen nicht wahllos sondern mit Bedacht umgegangen werden sollte?

nein - denn genau das hat hier noch jeder gefordert, nicht nur der edle gundi

du scheinst dir aber durchaus eine entscheidung darüber anmaßen zu wollen, welche gründe für eine abtreibung denn überhaupt anzuerkennen wären. gut, vergewaltigung wär für dich grad noch eine akzeptable ausrede, aber präsumptives lebens(un)glück (stichwort: schwere behinderungdes kindes) z.b. würdest du offenbar nicht anerkennen, und alles, was mit der befindlichkeit der mutter zu tun hat (soziale benachteiligung, fehlende bildungs- und berufschancen) sowieso nicht - da steht für dich das "recht des embryos auf leben" drüber

so jedenfalls kommt deine argumentation bei mir an. wenn mein eindruck falsch sein sollte - umso besser

ich verlange nicht, meine meinung zu übernehmen. meine meinung ist alerdings - und das bitte ich dich anzuerkennen - daß es wenig sinnvoll ist, an der biologie vorbei oder über diese hinweg zu argumentieren. du kannst das natürlich trotzdem halten, wie du willst, und z.b. dem pestbakterium moralische vorhaltungen machen, weil es des menschen unbedingtes recht auf leben mißachtet. oder eben der ungewollt schwangeren, wenn sie künstlich herbeiführt, was mit einer nicht zu vernachlässigenden wahrscheinlichkeit auch ohne ihr zutun erfolgt wäre
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#70
(01-04-2010, 21:46)Ekkard schrieb: überhöht wird hier gar nichts. Das Wesen des Menschen ist ganz natürlich so gegeben, wie ich das beschrieben habe

das halte ich für bloße behauptung

(01-04-2010, 21:46)Ekkard schrieb: Und die Traumata nach solchen Eingriffen sprechen für diese Sichtweise

seh ich anders. werden frauen keine schuldgefühle eingeredet, haben sie diese auch kaum. zugegebenermaßen kann ich mich dazu nicht auf verl´ßliche statistische daten beziehen - aber von dir habe ich dazu auch keine gesehen

(01-04-2010, 21:46)Ekkard schrieb: sondern nur darauf hingewiesen, dass eine bewusste Handlungsweise dieser Art dem Wesen des Menschen widerspricht und damit ein fatales Licht auf die Gesellschaft wirft, die Nährböden der Verzweiflung schafft.

das ist, mit verlaub, der pure unsinn. du verwechselst gesellschaftliche konventionen der (westlichen) neuzeit mit "dem Wesen des Menschen", wie z.b. eine betrachtung der kindstötung (welche ja für die eisten wohl über abtreibung "hinausgehen" dürfte) zeigt:

In China wurden seit Jahrhunderten vor allem weibliche Nachkommen getötet, da diese im Vergleich zu Söhnen als weniger wertvoll betrachtet werden (Langer, 1974). Im mittelalterlichen jüdisch-christlichen Europa waren die Gründe für eine Kindstötung vorwiegend Unehelichkeit des Kindes und die Armut der Eltern (Moseley, 1986), aber auch Fehlbildungen des Kindes.

Seit der Antike kennt die Gesellschaft die Tötung des Nachwuchses in Zeiten der Not, des Hungers oder aus anderen Beweggründen. Große Philosophen wie Platon und Seneca befürworteten die verbreitete Sitte der Aussetzung bzw. aktiven Tötung „missgestalteter“ Neugeborener. In der Kanalisation eines Badehauses im spätantiken Askalon wurden hunderte von Kinderskeletten gefunden. Die Knochen männlicher Neugeborener überwiegen deutlich, wie eine DNA-Analyse ergab. Man vermutet, dass das Badehaus auch als Bordell genutzt wurde und die Knochen den systematischen Infantizid männlicher Kinder anzeigen. Schon im klassischen Drama Medea und im 19. Jahrhundert im Märchen (Hänsel und Gretel) wird die Tat literarisch dargestellt.

Vor dem Mittelalter bis in die Neuzeit kam es nicht selten vor, dass ein Elternteil sein Kind umbrachte, da er es nicht ernähren konnte


://de.wikipedia.org/wiki/Kindst%C3%B6tung
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#71
(03-04-2010, 23:25)petronius schrieb: nein, du fragst nur ganz unschuldig (beitrag 65):

Dann sag doch einfach mal klip und klar warum du Kindstötung verurteilst, Schwangerschaftsabbruch aber nicht

so als wäre das das gleiche... :icon_rolleyes:


(01-04-2010, 20:55)Gundi schrieb: Dann sag doch einfach mal klip und klar warum du Kindstötung verurteilst, Schwangerschaftsabbruch aber nicht. Wenn du es nicht am fehlenden Bewustsein des Embryos festmachst, woran dann? Weshalb tolerierst du das eine und das andere nicht? Wenn Bewustsein nicht der ausschlaggebende Punkt ist, was dann?

ich verweise noch mal auf meinen beitrag 50, den du konsequent ignorierst bzw. nicht dazu stellung nimmst oder dich darauf beziehst:

es folgt aus der einbeziehung der interessen, rechte und pflichten aller, auch der anderen beteiligten - und eben nicht nur daraus, ob nun der embryo bewußtsein hat oder nicht. sonst wär es ja ok, einen bewußtlosen zu töten

Entweder verstehst du nicht was meine eigentliche Frage ist, oder wir beide reden komplett aneinander vorbei.
Eigentlich wollte ich von dir (und nicht die Gesetzeslage) wissen, weshalb du beide Situationen anders bewertest, wenn doch in beiden Situationen die Frau Gründe für ihre Entscheidung hat (eventuell sogar die selben)? Wieso kommst du bei beiden Situationen, wenn du die Interessen vergleichst zu verschiedenen Ergebnissen? Wieso ist für dich ein Schwangerschaftsabbruch gerechtfertigt, eine Kindstötung aber nicht, wenn es bei beiden Fällen Gründe der Frau gab? Oder machst du das für dich nur an der Gesetzeslage fest? Das glaube ich nicht. Du wirst doch auch für dich selbst eine Meinung haben, weshalb ersteres für dich in Ordnung geht und zweiteres nicht. Ich würde gerne wissen was? Etwa damit dass die Möglichkeit eines natürlichen Absterbens des Embryos ohnehin gegeben ist?


(03-04-2010, 23:25)petronius schrieb: es geht darum, daß bei einem menschlichen embryo die möglichkeit besteht, sich zu einem menschen zu entwickeln - was aber in gut einem drittel aller fälle natürlicherweise nicht der fall ist, weil eben bereits der embryo abgeht - ohne sich weiter zu entwickeln.

Die Literatur spricht von 15-20% Fehlgeburten, was weit unter "gut einem Drittel" ist.

(03-04-2010, 23:25)petronius schrieb: du aber argumentierst so, als würde man einem embryo, der abgetrieben wird (anders als einem natürlich abgehenden?) auf jeden fall die existenz als geborener mensch verweigern, wenn nicht gar ein glückliches und erfülltes leben

Die Wahrscheinlichkeit dass man ihm eine Existenz als geborener Mensch nimmt ist nun einmal wesentlich höher als die Wahrscheinlichkeit, dass der Embryo vorher stirbt. Daher sehe ich nichts falsches daran zu sagen, das höchstwahrscheinlich ein menschliches Leben in seiner Entwicklung beendet und ihm so die Möglichkeit zu leben genommen wurde.


(03-04-2010, 23:25)petronius schrieb:
(01-04-2010, 20:55)Gundi schrieb: Welche Entscheidung maß ich mir denn an? Das ich persönlich finde dass auch mit dem Leben von Ungeborenen nicht wahllos sondern mit Bedacht umgegangen werden sollte?

nein - denn genau das hat hier noch jeder gefordert, nicht nur der edle gundi

du scheinst dir aber durchaus eine entscheidung darüber anmaßen zu wollen, welche gründe für eine abtreibung denn überhaupt anzuerkennen wären. gut, vergewaltigung wär für dich grad noch eine akzeptable ausrede, aber präsumptives lebens(un)glück (stichwort: schwere behinderungdes kindes) z.b. würdest du offenbar nicht anerkennen, und alles, was mit der befindlichkeit der mutter zu tun hat (soziale benachteiligung, fehlende bildungs- und berufschancen) sowieso nicht - da steht für dich das "recht des embryos auf leben" drüber

Vieleicht erlaubst du mir ja meine eigene Meinung zu diesem Thema vortragen zu dürfen ohne gleich von Anmaßung zu sprechen. Wenn ich nun mal der Meinung bin auch ungeborenes Leben sollte höher eingestuft werden als manch andere Gründe dann hat das nichts mit Anmaßung einer Entscheidung zu tun, sondern vertritt allein meine Ansicht. Im Gegensatz zu dir, habe ich nun auch schon oft genug in diesem Thread darauf hingewiesen dass es hier lediglich um Meinungsaustausch geht, nicht um allgemeine Beschlüsse.


(03-04-2010, 23:25)petronius schrieb: ich verlange nicht, meine meinung zu übernehmen. meine meinung ist alerdings - und das bitte ich dich anzuerkennen - daß es wenig sinnvoll ist, an der biologie vorbei oder über diese hinweg zu argumentieren.

An der Biologie vorbei? Du scheinst zu vergessen, dass der Mensch bei Schwangerschaftsabbrüchen aktiv das Leben eines neuen Menschen verhindert. Wie kann man da sagen dies solle nur biologisch betrachtet werden? Natürlich kommt da die Ethik ins Spiel. Das ist nur menschlich.
Das Verhältnis eines Menschen anderen Menschen gegnüber unterliegt nun einmal ethischen Maßstäben. Diese bei Embryonen radikal zu vergessen und einen Schwangerschaftsabbruch nur noch als rein biologischen Vorgang zu betrachten, scheint mir sehr am eigentlichen Problem vorbei.


(03-04-2010, 23:25)petronius schrieb: du kannst das natürlich trotzdem halten, wie du willst, und z.b. dem pestbakterium moralische vorhaltungen machen, weil es des menschen unbedingtes recht auf leben mißachtet. oder eben der ungewollt schwangeren, wenn sie künstlich herbeiführt, was mit einer nicht zu vernachlässigenden wahrscheinlichkeit auch ohne ihr zutun erfolgt wäre

Für dich macht es wirklich nicht den geringsten Unterschied ob es künstlich oder natürlich erfolgt? Ob der Mensch absichtlich neues Leben verhindert oder ob es natürliche Ursachen hat? Du siehst wirklich nur den biologischen Part dabei?

Desweiteren mache ich Schwangeren keine moralischen Vorhaltungen, da dies lediglich meine Meinung ist (und langsam nervt es das immer wiederholen zu müssen :icon_rolleyes:)
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#72
(03-04-2010, 23:37)petronius schrieb:
(01-04-2010, 21:46)Ekkard schrieb: Und die Traumata nach solchen Eingriffen sprechen für diese Sichtweise

seh ich anders. werden frauen keine schuldgefühle eingeredet, haben sie diese auch kaum. zugegebenermaßen kann ich mich dazu nicht auf verl´ßliche statistische daten beziehen - aber von dir habe ich dazu auch keine gesehen

Kennst du Frauen die einen Schwangerschaftsabbruch hinter sich haben? Ich kenne zwei und beide hatten hinter her extreme Schuldgefühle. Nicht der Gesellschaft gegenüber sondern ihrem ungeborenen Kind.
Ich denke nicht dass das was mit "einreden" zu tun hat.
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#73
(04-04-2010, 01:01)Gundi schrieb: Entweder verstehst du nicht was meine eigentliche Frage ist, oder wir beide reden komplett aneinander vorbei

das kann gut sein

die frage nach einer entscheidung für oder gegen eine abtreibung ist eine, die dich und mich nie wird betreffen können. ich halte es daher für völlig unerheblich, was ich persönlich dazu meine. und außerdem ist es eben immer eine abwägung im einzelfall, da kann und will ich keine grundsätzlichen bzw. dogmatischen aussagen machen

(04-04-2010, 01:01)Gundi schrieb: Eigentlich wollte ich von dir (und nicht die Gesetzeslage) wissen, weshalb du beide Situationen anders bewertest, wenn doch in beiden Situationen die Frau Gründe für ihre Entscheidung hat (eventuell sogar die selben)? Wieso kommst du bei beiden Situationen, wenn du die Interessen vergleichst zu verschiedenen Ergebnissen?

wie oft denn noch?

kannst oder willst du nicht verstehen, daß ein geborener mensch etwas anderes ist als ein embryo, daß er eine ganz andere soziale wechselwirkung repräsentiert?

Zitat:Die Literatur spricht von 15-20% Fehlgeburten, was weit unter "gut einem Drittel" ist

und welchen unterschied macht das, daß deine literaturstellen zehn prozentpunkte weniger nenne als meine?

die von dir vermutlich genutzte quelle wikipedia sagt übrigens auch:

Es wird angenommen, dass in der Gruppe der 20–29-jährigen Frauen etwa die Hälfte der befruchteten Eizellen spontan zu Grunde gehen

Zitat:An der Biologie vorbei? Du scheinst zu vergessen, dass der Mensch bei Schwangerschaftsabbrüchen aktiv das Leben eines neuen Menschen verhindert

wobei diese "lebensverhinderung" eben nichts anderes als sozusagen die imitation dessen darstellt, was "in der Gruppe der 20–29-jährigen Frauen bei etwa der Hälfte der befruchteten Eizellen" auch ohne menschliches zutun stattfindet

Zitat:Das Verhältnis eines Menschen anderen Menschen gegnüber unterliegt nun einmal ethischen Maßstäben. Diese bei Embryonen radikal zu vergessen und einen Schwangerschaftsabbruch nur noch als rein biologischen Vorgang zu betrachten, scheint mir sehr am eigentlichen Problem vorbei

entgegen deiner unverschämten unterstellung vergesse ich nicht radikal ethische maßstäbe, sondern lege an einen embryo eben andere an als an einen geborenen

Zitat:Für dich macht es wirklich nicht den geringsten Unterschied ob es künstlich oder natürlich erfolgt? Ob der Mensch absichtlich neues Leben verhindert oder ob es natürliche Ursachen hat? Du siehst wirklich nur den biologischen Part dabei?

ich sehe das ergebnis
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#74
(04-04-2010, 01:08)Gundi schrieb: Kennst du Frauen die einen Schwangerschaftsabbruch hinter sich haben?

ja

eine sehr gute freundin von mir war jahrelang in einer entsprechenden beratungstelle tätig, die es frauen in einem äußerst repressiven umfeld trotzdem ermöglichte, ihr weiteres leben mit oder eben auch ohne kind selbstbestrimmt in die eigene hand zu nehmen und sich nicht engstirnigen moralvorstellungen einer bigotten gesellschaftlichen mehrheit zu beugen

ich weiß also sehr wohl, wovon ich rede

(04-04-2010, 01:08)Gundi schrieb: Ich kenne zwei und beide hatten hinter her extreme Schuldgefühle. Nicht der Gesellschaft gegenüber sondern ihrem ungeborenen Kind.
Ich denke nicht dass das was mit "einreden" zu tun hat.

und woher kamen diese schuldgefühle?

kannst du ausschließen, daß diesen frauen vermittelt wurde, sie müßten sich schuldig fühlen (z.b., weil ihre entscheidung gegen "das ganz natürlich so gegebene Wesen des Menschen" verstoße, wie ekkard so schön unterstellt?)


siehe dazu auch folgendes:

Die Geschichte von ... passt den AbtreibungsgegnerInnen nur zu gut. Sie haben es immer gewusst: Abtreibung ist Mord, und wer ihn verübt, wird seines Lebens nicht mehr froh. Sie haben einen Fachbegriff dafür: Post-Abortion-Syndrom, PAS. Das "Portal zur katholischen Geisteswelt" im Netz etwa zitiert Studien, nach denen "fast jede zweite Frau" nach einer Abtreibung daran erkrankt.

Schwere Depressionen suchten 42 Prozent heim, Ängste, Schlafstörungen, Alkoholmissbrauch waren bei vielen zu finden. Martina Nierbach passt ins Bild. Die Frage ist, ob das Bild stimmt.

Denn was die Katholiken nicht schreiben: Solche Studien sind nicht sehr aussagekräftig. Die American Psychological Association hat 2008 eine Metastudie erstellt, in der sie die methodischen Probleme vieler Studien benennt. Oft lagen bei den Frauen verschiedene Risikofaktoren für Symptome wie Depressionen vor. Es war kaum möglich zu sagen, ob die Probleme auf die Abtreibung oder anderes wie Gewalterfahrungen in der Kindheit oder die soziale Lage zurückzuführen waren. Wurden Frauen mit ungünstigen Voraussetzungen nicht mitgezählt, ergab sich kaum ein Unterschied im psychischen Wohlbefinden von Frauen mit und ohne Abtreibung


://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/die-richterin-im-kopf/
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#75
Kleiner moderativer Vorschlag: jeder fasst jetzt mal seine eigenen Maßstäbe kurz zusammen und führt sie hier zur Übersicht nochmal an,...


Ich persönlich sehe es so, daß die Wertung von Leben zu vielen Umständen unterliegt, alsdaß man eine allgemein gültige Vorgehensweise anführen kann,..wie schon Petronius angeführt hat, ist die jeweilige Einzelsituation entscheidend,..auch können wir generell zwar eine eigene Meinung haben( no na), aber ist diese rein auf theoretischen Annahmen zu basieren, da wir nicht (so wir alle hier diskutierenden soweit ich mitbekommen habe Männer sind) personlich in die Situation der Entscheidungsfindung kommen können,..ich meine hier als Abbrechende, nicht als Lebenspartner,..

Insofern ist meine Meinung, daß NIEMAND das Recht hat, einer Frau vorzuschreiben, wass sie wann mit ihrem Körper macht,..meiner Ansicht nach, ist das Kind bis zur Durchtrennung der Nabelschnur ein Teil der Frau und deshalb hat sie bis zuletzt das Recht, sich dagegen zu entscheiden,...insbesondere dann, wenn ihr eigenes Fortbestehen in Gefahr ist,..

Daß der Gesetzgeber hier Zeitfristen gesetzt hat, dient der Ethik, sodaß man bis zu einem gewissen Zeitpunkt, wo man noch davon ausgehen kann, daß kein höheres Bewußtsein vorhanden ist, rein biologisch von der Entfernung eines bewußtseinsfreien Zellhaufens ausgehen kann, irrelevant, ob sich schon physische Anzeichen einer humanoiden Form zeigen,...

Auch die Kindstötung nach der Geburt wird vom Gesetzgeber anders bewertet als vorsätzliche Kindstötung nach einer gewissen Zeit,..hier wird von einer Psychischen Ausnahmesituation ausgegangen, wie sie überall im Tierreich zu beobachten ist (auch ander Spezies töten den Nachwuchs in Ausnahmefällen nach der Geburt)...
Aut viam inveniam aut faciam
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