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Der HERR wird doch, hoffe ich, nicht kleinlich sein?
#1
Religion.ORF.at schrieb:Eine Heuschreckenplage in Israel hat einen jahrhundertealten Streit zwischen Rabbinern neu entfacht. Die Frage, ob die fliegenden Insekten koscher sind, entzweit die Gemüter der jüdischen Glaubensgelehrten.

Der prominente Rabbiner Izchak Josef sprach sich nun klar dagegen aus, Heuschrecken zu essen, wie die israelische Zeitung "Haaretz" am Donnerstag berichtete. Im Verlauf der Jahrhunderte haben sich viele jüdische Gelehrte den Kopf darüber zerbrochen, ob Heuschrecken koscher sind. Das Alte Testament erwähnt sie zwar als Tiere, die nach den jüdischen Speisegesetzen essbar sind.
[…]
Rabbi Josef, Sohn des spirituellen Führers der strengreligiösen Schas-Partei, hat jedoch Zweifel, ob es sich bei den heutigen Heuschrecken um dieselbe Art handelt.
[…]
Besonders bei religiösen Juden aus dem Jemen und aus Marokko gelten sie geröstet als beliebter Snack. Verschiedene Websites veröffentlichten sogar Rezepte für die Zubereitung von Heuschrecken, die "Haaretz" als eine Art "Popcorn des Altertums" beschrieb.

Quelle: *http://religion.orf.at/stories/2574509/

Jene, die die Heuschecken schmackhaft finden, werden wohl einen Schriftgelehrten finden, der sie als Koscher beurteilt (weil er sie auch gerne isst).

Was bewegt einen Rabbiner in einer Weltgegend, in der an Problemen wahrlich kein Mangel herrscht, Menschen Dinge zu verbieten, die sie mögen und die ihnen bisher erlaubt waren?
MfG B.
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#2
Ein Wichtigtuer?
Aut viam inveniam aut faciam
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#3
Ich stelle mir das so vor:
Jemand fragt "seinen" Rabbi ganz nebenbei, ob er Heuschrecken essen darf, weil sie im Bazar ausliegen. Im Judentum ist ja nichts zufällig. Also wird der Rabbiner das bei der nächsten Gelegenheit seinen Kollegen fragen usw.. Und irgendwann entscheidet dann einer mit Autorität, was denn nun gelten soll - ein einfaches Schneeball-System.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#4
Das Bedürfnis, das Leben insbesondere von (anderen) Menschen nach eigenen Maßstäben zu deuten und zu reglementieren, beschränkt sich ja nicht nur auf israelitische Rabbiner und auf religiöse Fragen. Wir reglementieren alle mehr oder weniger andere (Schwächere?) ganz gerne.
Aber dann fühlen wir uns doch nicht selten auch wieder schwach und unsicher und suchen nach Autoritäten, denen wir uns gerne unterordnen, anstatt selbst die Steuerung und Sinndeutung unseres Lebens in die Hand zu nehmen.

Es ergänzen sich Menschen auf wunderbare Weise gegenseitig. Wo Bedarf nach Führung und Sinndeutung von außen besteht, finden sich auch die benötigten Führer und Sinndeuter.
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#5
(08-03-2013, 14:02)dalberg schrieb: Wir reglementieren alle mehr oder weniger andere (Schwächere?) ganz gerne.

Und wenn jene, die reglementieren, über das Ziel hinausschießen, beginnt es, auf die Nerven zu gehen.

Beispiel Brüssel: wenn man meint, alles reglementieren zu müssen (Glühlampen, Wasserhähne, Brauseköpfe, etc.)

(08-03-2013, 14:02)dalberg schrieb: …suchen nach Autoritäten, denen wir uns gerne unterordnen,…

Ich jedenfalls hoffe, dass es nicht allzu viele von denen gibt, die Menschen suchen, denen man sich gerne unterordnet. Das ist, wie die Geschichte zeigt, für die Massen nie gut ausgegangen.
MfG B.
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#6
(08-03-2013, 13:32)Ekkard schrieb: Ich stelle mir das so vor:
Jemand fragt "seinen" Rabbi ganz nebenbei, ob er Heuschrecken essen darf, weil sie im Bazar ausliegen.

Und die Rabbis geben dazu voneinander abweichende Auskünfte, was es den Gläubigen nicht gerade leicht macht, den Willen des HERRN zu erfüllen.

Und:

Das war doch über die Jahrtausende schon geklärt.

Lev 11,22

Diese dürft ihr von ihnen essen: den Arbe nach seiner Art und den Solam nach seiner Art und den Hargol nach seiner Art und den Hagab nach seiner Art.
(Anm.: Es werden vier Arten von Heuschecken beschrieben)

Offenbar bedarf es besonders tiefer Studien, um auf die Idee zu kommen, dass die Heuschecken, die derzeit auftreten, von einer nach Gottesgebot nicht zugelassenen Arten sein könnten.
MfG B.
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#7
Warum kommt mir da bloss das Sprichwort "Katholischer als der Papst" in den Sinn?
Aut viam inveniam aut faciam
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#8
Johannes der Täufer ernährte sich von Heuschrecken (Mt. 3,4 / Mk 1,6) und er hatte gar nicht die Mittel ihre Arten zu unterscheiden.
Aber so sind sie halt, die "Schriftgelehrten".
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#9
Schalom allerseits :.)
Johannes d.T. lebte noch im Kontinuum im Land u.Staat Judaia im Priester-Stand u.da waren die "richtigen 4 Arten" Heuschrecken ohne Weiteres bekannt, es ist wie beim Pilze-Sammeln, wer damit aufwaechst, kommt doch damit von frueh an klar, welches die "richtigen" sind.
- Dieselbe Art Heuschrecke pflegt in ihren Regionen ausserdem im Abstand von 3 oder 4 Jahren merklich zu schwaermen, auch daran konnte man sie wohl damals dort, im Kontinuum lebend, definieren
- eine Heuschrecken-"Plage" betreffs der Masse - etwa ein Estampede-Phaenomen - katastrophal - werden sie nicht jedesmal.
- In ihrem Zug-Verhalten scheint es (wie bei wohl allen Zug-Tieren) auch keine Abweichungen der zu befliegenden Strecke zu geben, je nach Art
- ich las in einem Fachbuch darueber, dass die "Plage"-Schwaerme z.B ueber Aegypten zusammengekommen, dann etwa schnurstraks via Hl Land, Syro-Phoinikien weiter nach O-N-O halten, ueber das Gebiet der "babylonischen" jued.Lehr-Zentren weg (nördl. Mossul - am Habur, wo Abraham auszog u.Juden durch Assur, dann Babel, als Verbannte rund 1'000 Jahre lang kontinuierlich eine halb-autonome Region bewohnen konnten u.nach dem "Babylon. Exil" teils blieben u.teils immer wieder welche hin zogen, bis ca 400 ndZ) - u.am Tarim-Becken (60 km Wuesten-Kessel mit Hitze um bis 60 Grad C) mangels essbarer Vegetation zugrundegehn.
- Das ist der Verlauf des westl. Abschnitts der Seiden-Strasse nach China, die nach dem Tarim-Becken ostwaerts weiter gehend in die Provinz Kansu /China kommt, wo erste Araber im 9.Jhd ndZ zu ihrer Verwunderung auf mindestens 1 groessere oder kleinere Juden-Stadt stiessen, d.h. aeusserlich Chinesen, aber im Brauchtum u.Verhalten juedisch (Beleg im Museum HarTfuzoth (Diaspora-jued. Museum) in Tel Aviv, wo das Modell einer chin.-jued. Pagode-Synagoge aus dem 20.Jhd anzusehn ist, da kriegt man es naeher erklaert). Also auch das Talmud-erstellende Judentum kannte die "richtigen" 4 Arten aus dem Kontinuum.
- Ich denk mal so, dass man es am ehesten in Anspruch nimmt, diese "Flug-Krabben" essen zu duerfen, wenn die einem schon alles Vegetabile der erhofften naechsten Ernte auffrassen - so eine ueberfallene Gegend sieht ja nach dem Durchzug der Plage aus wie verkohlt - das bedeutet ja regional Hungersnot: das Vieh hat ja dann auch kurzfristig nichts zur Ernaehrung u.geht massenhaft ein, wenn es schlimm ist, fehlt dann auch ausser Obst u.Gemuese u.Brot auch bald Milch, Ei u.Fleisch.
Eine Frage, "ob" es diese oder jene Art sei, ob die Grashuepfer vor Ort also die koscheren sind, tritt erst auf, wo in der Diaspora keine Heuschrecken-Plagen heimisch sind (z.B im Aschkenaz. Judentum, spez. Polen-Litauen - wo sollten sie Anschauungs-Material herhaben?), wo also das Kontinuum der Kuechen-Ueberlieferung also unterbrochen war, u.mehrheitlich Hausfrauen eingeheiratet wurden, die genug Anderes, was koscher ist, zubereiten konnten, u.dann mal die eine oder andere ihren Rabbi fragte, der sich zu seinen Lebzeiten aber auch nicht fragte, welche es "koscher" gebe
- man fragte sich zeitweise evtl ja auch nichtmal, ob ueberhaupt mehr als 4 Arten Heuschrecken in der Welt sind - der Disput ist ja sowieso eine sehr beliebte Eigenart im gelehrteren Judentum
- das koennte also ein Disput sein, der weniger bei RAMBAM (Maimonides in Kairo, Aegypten, *1135-1204^, lebt im Bereich der gemeinten Arten, muss sich nicht unbedingt fragen) aktuell sein konnte, als deutlich spaeter im Umfeld von RASCHI (lehrt im Gebiet von Troyes, Frankreich bis Mainz, Worms, Speyer, Humanismus-gepraegte wissenschaftl. Neu-Bestiimmung aller bibl. genannten Realien von Belang fuer das Halten der Gebote fuer Juden-Gemeinden in Mittel-u.Nord-Europa).
Heutzutage gibt es ja oriental. Heuschrecken-Konserven in Dosen (hab sie beim Feinkost-Geschaeft am Schlump in Hamburg erstmals um 1970 gesehn) - die definieren sie allerdings nicht mit den bibl. Bezeichnungen - warum auch
- wer halachisch-korrekt u.nur "glatt-koscher" essen will, wuerde sich in Europa ausserhalb Israels bei den entsprechenden jued. Feinkost-Haeusern orientieren, man koennte sie ja wie Krabben (=nie koscher) in der Kueche einsetzen, dann stuende auf der Dose mit Rabbinat-Stempel, dass es koscher ist
- Zum Topic:
Der HERR ist gewiss nicht kleinlich, da ginge es um Herzens-fromm u.ehrlich
- das jued. Gesetz hat eine Zwischen-Funktion, der fromme Jude soll ausser fromm auch "religioes korrekt" die gemeinsame Abmachung vom Sinai einhalten, das kann eben nicht nach einfach gutem Gefuehl gehn
- aber im Moment wo z.B. das Leben in Gefahr waere, eh dass man verhungert, ist doch das Gebot, zu leben, uebergeordnet u.alles zu essen Ungiftige erfuellt das Gebot, Leben zu retten. Dann "passt" auch der Graue, Braune oder Gruene Grashuepfer von vor der Haustuer in den Kochtopf
Schalom
mfG WiTaimre :.)
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#10
(01-10-2013, 08:19)WiTaimre schrieb: Der HERR ist gewiss nicht kleinlich, da ginge es um Herzens-fromm u.ehrlich
Hast Dir viel Mühe gemacht.
Ich finde die ganzen Speise - und Trankvorschriften sind "menschengemacht" und haben mit den 10 Geboten Gottes nichts zu tun.
Jesus hat alle Speisen für rein erklärt. (Mk 7,19) Auch Paulus schreibt es den Hebräern (Hebr 9,10 / 13,9) oder (Tim 4,3)
Ich finde es ist so, dass ein Mensch, Gott schwört dies und das zu tun oder zu lassen um Gott zu gefallen. Das sollte aber jeder persönlich machen wie er will und nicht als Gesetz ausrufen.
Ob man nun Schaaf ißt, Schwein, Ratte oder eine braune Heuschrecke wird man, beim "Abort", weder am Geruch noch an der Farbe erkennen. Und wenn doch ist es auch nicht schlimm.
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#11
Ich finde diese Gebote Gottes absolut wichtig. Viele relativieren Gottes Wort und meinen, es sei egal, was man ist. Das sehe ich definitiv nicht so.
Gott hatte ja selbst Adam und Eva verboten von der Frucht des Baumes zu essen. War das etwa gar nicht ernst gemeint?
with great power comes great responsibility

Entscheidungen machen uns zu denen, die wir sind. Und wir haben immer die Wahl, das Richtige zu tun.
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#12
(01-10-2013, 15:29)paradox schrieb: Ich finde diese Gebote Gottes absolut wichtig. Viele relativieren Gottes Wort und meinen, es sei egal, was man ist. Das sehe ich definitiv nicht so.
Gott hatte ja selbst Adam und Eva verboten von der Frucht des Baumes zu essen. War das etwa gar nicht ernst gemeint?

natürlich nicht

er war die bande leid und wollte einen vorwand provozieren, sie endlich los zu werden
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#13
(01-10-2013, 15:29)paradox schrieb: Gott hatte ja selbst Adam und Eva verboten von der Frucht des Baumes zu essen. War das etwa gar nicht ernst gemeint?

Es gibt eine Bibelstelle (Ich hab grad keine Bibel hier - Mist! Bin umgezogen und jetzt kann ich es dir nicht nachschlagen, werd ich aber nachreichen!), in der Gott sinngemäß das folgende sagt, nachdem Adam und Eva schlussendlich verschwunden sind: Zum Glück haben sie nicht auch noch vom Baum der Unsterblichkeit gegessen, dann hätte ich jetzt nämlich ein echtes Problem. (Sehr flapsig formuliert.) Man könnte also mutmaßen, dass Gott den Menschen den Genuss dieser Frucht nicht verboten hat, um sie, sondern sich selbst (und zwar vor möglichen Konkurrenten) zu beschützen.

Oder man könnte natürlich auch darüber nachdenken, ob die Schöpfungsgeschichte(n) der Bibel vielleicht gar keine echten Gebote Gottes transportieren, sondern ein durchaus kreativer und vor allem praktikabler Versuch waren, die Frage nach dem "Woher" zufriedenstellend zu beantworten. In diesem Fall wäre die Schöpfungsgeschichte nicht mit den Geboten an anderer Stelle der Bibel gleichzusetzen, die ja zumeist einen ganz nützlichen Zweck verfolgten oder zumindest der Gemeinschaft der Gläubigen Juden der Christen durch Abgrenzung eine Identifikation zu verleihen versuchten. Oder fällt dir ein überzeugender Grund ein, warum Gott die Menschen von Selbsterkenntnis und Bildung fernhalten wollte? Da ist im Gegenzug die Idee der Reinheit beim Genuss der richtigen Nahrungsmittel fast schon richtig nachvollziehbar.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)
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#14
(10-03-2013, 22:22)indymaya schrieb: Johannes der Täufer ernährte sich von Heuschrecken (Mt. 3,4 / Mk 1,6) und er hatte gar nicht die Mittel ihre Arten zu unterscheiden.
Aber so sind sie halt, die "Schriftgelehrten".

Er hatte schon die Mittel, sie zu unterscheiden !
Denn Moses hatte auch kein Mikroskop zur Verfügung und mußte mit den Augen schauen. In 3 Mo 11:21-22 werden die Heuschreckenarten unterschieden.
Einem normalen Menschen kann schon zugemutet werden, daß er mit bloßem Auge eine Grille von einer Wanderheuschrecke unterscheiden kann.

Man soll es sich nicht allzu einfach machen.
Bei uns in Deutschland werden immer wieder die Blätter des Bärlauchs mit den giftigen Blättern des Maiglöckerls verwechselt. Jedes Frühjahr gibt es Todesfälle.
Ein wenig Vorsicht kann von jedem Menschen abverlangt werden.

Und bei den Pilzen muß man ja auch schauen. Manche giftige Pilze sehen einem bestimmten Speisepilz sehr ähnlich. Wem das zu viel ist, der sollte besser keine Pilze sammeln, sondern die Pilze beim Gemüsehändler kaufen.
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#15
3 Mo 11:21-22 únterscheidet zwischen:

1.) "Wanderheuschrecke"
2.) "eßbare Heuschrecke"
3.) "Grille"
4.) "Grashüpfer"

Alle vier Arten sind genießbar.

Nun ist es meineserachtens nicht die Aufgabe von "Schriftgelehrten", diese vier Arten zu erkennen. Denn da gibt die "Schrift" nichts her.
(Da sind wir wieder bei der Frage der Klassifizierung der Palmen.)

Sinnvoll wäre es gewesen, wenn Moses zu jedem der vier Wörter eine kleine Zeichnung danebengemalt hätte.
Damit das Ganze idiotensicher wird. Aber das hätte dem Bilderverbot widersprochen.
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