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Mythologische Grundsätze sind doch eigentlich Vorsätze von Religion
#16
Eine einheitliche Religion hatten die Griechen während der Antike nie gehabt. Kultübungen, die zu Ehren verschiedener Gottheiten stattfanden, wurden in den unzähligen, im Mittelmeerraum verstreuten griechischen Stadtgemeinschaften zwar mit vergleichbaren rituellen Handlungen, aber häufig mit Abweichungen im Detail im  begangen. Die Abweichungen waren in der lokal bedeutsamen kollektiven Erinnerung bzw. in den in Varianten überlieferter Mythen begründet. Aus erhaltenen Festkalendern ist zudem ersichtlich, dass beispielsweise prominente Dionysosfeste von manchen Stadtgemeinschaften vom Athener Festkalender abweichend begangen wurden.

Für das gesamte Griechentum bedeutend waren die großen Zeus-Feste (Olympische u. Nemeische Spiele), die Pythischen Spiele in Delphi für Apollon, die Isthmischen Spiele in Korinth für Poseidon, die Panathenäen zu Ehren der Athena und, wie schon angemerkt, die großen Dionysos-Feste gewesen. 

Mit all diesen Festen waren sportliche oder künstlerische Wettbewerbe verbunden. 

Manche kultische Festhandlungen fanden nur in Anlassfällen statt. Beispielsweise in vorklassischer Zeit für Zeus als Wettergott in Dürrezeiten, etc. Andere hatten wiederum nur regionale Bedeutung. Beispielsweise die Feste zu Ehren der Hera (Heräen) in Korinth, Argos und auf Samos. Poseidon-Feste waren auf der Peloponnes stark vertreten, wobei ihm die Ehren vornehmlich als Pferdegott erwiesen wurden. Auch solche religiösen Feste waren häufig mit Wettbewerben (Agones) verbunden. Jeder der alten griechischen Götter (und Heroen) hatte über das griechische Siedlungsgebiet verstreut seine mehr oder minder bedeutsamen Kultstätten. Darüber hinaus hatte nahezu jeder der griechischen Stadt-Staaten seinen eigenen, durch regional bedeutsame Mythen eingefärbten "Staatskult".

Alles das war Teil der "griechischen Religion".

Erwähnenswert sind auch die in griechischen und römischen Gemeinschaften gepflegten Mysterienkulte, die in der Regel – vielleicht von der geheimen orphisch-dionysischen Kultpflege abgesehen - nur Eliten zugänglich gewesen waren. Teil des religiösen Lebens der Antike waren jedenfalls auch sie.
MfG B.
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#17
Ich bezog mich auch darauf, dass selbst bei panhellenischen Kulten lokale Verehrhungsformen kaum in den grossen griechischen Sagenzyklen wiederzuerkennen sind, die das allgemeine Bild griechischer Religion formen.

Z.B. wurde Zeus, der olympische Herrscher der meisten Sagen, in Kreta fast nur als Kind oder Jungendlicher verehrt (Zeus Velchanos). er war wohl Nebengott einer Muttergottheit und allgemein fuer die Erziehung des Nachwuchses "zustaendig". Natuerlich koennte man einraeumen, dass dieser Kult im Kronos-Mythos gewisse Spuren hinterlassen hat. Dies mag auch erklaeren, warum die Griechen glaubten, Zeus waere in Kreta geboren worden. Wie auch immer, es ist nicht unwahrscheinlich, dass Zeus dort der Juniorpartner in der im griechischen Raum haeufig zu findenden Kombination einer Muttergottheit mit jugendlichem Begleiter oder Begleitern war, also aehnlich wie in Eleusis, dem Adonis-Kult etc. Als Typus waere das also nicht ungewoehnlich. Natuerlich muss man immer vorsichtig sein, dass man hier nicht auf spaetere Angleichungen schaut anstelle von urspruenglichen Kulten. Der jugendliche Zeus scheint aber eventuell auf minoische Muster zurueckzugehen. Es ist natuerlich moeglich, dass man hier auf eine sogenannte "Interpretatio graeca" schauen, also die Assimilation eines Fremdkultes; dies muss aber sehr frueh geschehen sein.

Bei der Artemis von Ephesos, einer der bekanntesten Kulte der Antike, bin ich mir auch nicht sicher, ob man darin die typische Artemis der uns gelaeufigen Sagen wiedererkennen wuerde. Eine "Interpretatio graeca" ist hier wahrscheinlich, wobei aber zu erklaeren waere, warum das ausgerechnet mit Artemis passierte. Um das zu beantworten, wissen wir wohl zu wenig.

Ein bedeutender panhellenischer Kult war auch der der "Grossen Goetter von Samothrake". In diesem Mysterienkult waren sogar die Namen der Goetter geheim. Es gibt zwar auch dort Gleichsetzungen mit bekannten griechischen Goettern, aber auch vollkommen unbekannte Namen werden genannt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Kult vorgriechischen Ursprungs ist. Anscheinend konnte man dort die Vergebung von "Suenden" erlangen, selbst Mord. Mythologische Bezuege gibt es hier gar keine.
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#18
(01-09-2018, 10:33)Ulan schrieb: Z.B. wurde Zeus, der olympische Herrscher der meisten Sagen, in Kreta fast nur als Kind oder Jungendlicher verehrt (Zeus Velchanos).

Einen Ausgangspunkt der im griechischen Siedlungsgebiet gepflegten Zeus-Kulte zu suchen, ist mühsam. Es darf angenommen werden, dass die Griechen die Gottheit im Zuge der Bildung ihrer Großgemeinschaft ererbt haben. Eine griechische Entwicklung hingegen ist das, was aus ihr geworden ist.

Seine Wandlung von einem Berg- und Wettergott auf dem Olymp zum Götterkönig hat er möglicherweise in der Zeit des Übergangs von der Vorpalastzeit zur (Alt)Palastzeit erfahren, in der sich die in Bildung begriffenen Eliten einen Götterhimmel nach dem Vorbild ihrer irdischen Gemeinschaft schafften. Möglicherweise sind in Zeus auch die vielen Berg- und Wettergötter der verschiedenen griechischen Landschaften zusammengeflossen.

Was Kreta betrifft, hat Zeus mit dem Eindringen der Griechen zum Ende der kretischen der Palastzeit eine oder mehrere kretische Gottheiten beerbt, wohl auch einen kretischen Feuergott namens Velchanos (oder einen Fruchtbarkeitsgott?; zumal die Velchania in Lykos ein Vorerntedankfest gewesen war).

Die Namen der beerbten Götter wurden übernommen und als Beinamen hinzugefügt. Da Kreta vor und nach dem Eindringen der Griechen eine Ansammlung von kleinen und kleinsten Stadtstaaten gewesen war,  wird Zeus dort wohl auf vielfältige Weise Einzug gehalten haben.
MfG B.
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#19
(02-09-2018, 19:23)Bion schrieb: Was Kreta betrifft, hat Zeus mit dem Eindringen der Griechen zum Ende der kretischen der Palastzeit eine oder mehrere kretische Gottheiten beerbt, wohl auch einen kretischen Feuergott namens Velchanos (oder einen Fruchtbarkeitsgott?; zumal die Velchania in Lykos ein Vorerntedankfest gewesen war).

Eine phonetische Auffälligkeit. War dieser kretische Feuergott Velchanos mit dem römischen Volcanus vergleichbar?

" Vulcan (Latin: Volcānus or Vulcānus; . . . ) is the god of fire including the fire of volcanoes, metalworking, and the forge in ancient Roman Religion and myth.
( . . . )
Vulcanus entspricht dem griechischen Gott der Schmiedekunst Hephaistos
( . . . )
Den Namen des Gottes haben die Römer von den Etruskern übernommen (Velkʰans) und latinisiert. " 
Vulcan (mythology) - Wikipedia

" Zeus Velchanos
With one exception, Greeks were unanimous in recognizing the birthplace of Zeus as Crete. Minoan culture contributed many essentials of ancient Greek religion: "by a hundred channels the old civilization emptied itself into the new", Will Durant observed, and Cretan Zeus retained his youthful Minoan features. The local child of the Great Mother, "a small and inferior deity who took the roles of son and consort", whose Minoan name the Greeks Hellenized as Velchanos, was in time assumed as an epiphet by Zeus, as transpired at many other sites, and he came to be venerated in Crete as Zeus Velchanos ("boy-Zeus"), often simply the Kouros. " 

Zeus - Wikipedia
4.1.1 Zeus Velchanos

Interessant wäre jedenfalls, ob Zeus in vorgriechischer Zeit ursprünglich eine nicht indogermanische Gottheit war.
Eine nicht indogermanische Wurzel - neben einer indogermanischen Wurzel - dieses griechischen Gottes. Dies wäre sozusagen eine synkretistische Gottheit.
Der Hinweis auf die Große Mutter dürfte ebenso wie der Umstand, daß ein Zusammenhang mit einem Feuergott bestand (ob er nun Volcanus hieß oder nicht), eine solche Vermutung nahelegen.
Der Kult der Großen Mutter und die Vorstellung von einem chthonischen Feuergott stammte jedenfalls aus weit vor indogermanischer Zeit
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#20
(02-09-2018, 19:23)Bion schrieb: Was Kreta betrifft, hat Zeus mit dem Eindringen der Griechen zum Ende der kretischen der Palastzeit eine oder mehrere kretische Gottheiten beerbt, wohl auch einen kretischen Feuergott namens Velchanos (oder einen Fruchtbarkeitsgott?; zumal die Velchania in Lykos ein Vorerntedankfest gewesen war).

Die Namen der beerbten Götter wurden übernommen und als Beinamen hinzugefügt. Da Kreta vor und nach dem Eindringen der Griechen eine Ansammlung von kleinen und kleinsten Stadtstaaten gewesen war,  wird Zeus dort wohl auf vielfältige Weise Einzug gehalten haben.

Das ist eine interessante Ausfuehrung, aber irgendwie fehlt mir hier noch ein Schritt. Warum hat Zeus gerade einen Feuergott beerbt, der nur als Jugendlicher dargestellt wurde? Die Deutung als Fruchtbarkeitsgott scheint die einleuchtendere zu sein (was jetzt nicht heissen soll, dass sie richtig ist), da dieser Velchanos anscheinend in den Kult einer Muttergottheit eingebunden war und somit die Rolle des Pluton in der eleusinischen Trias aehneln koennte (die - allerdings spaete - Verehrung des Grabs des Zeus deutet auch in die Richtung). Wobei ja auch in Eleusis irgendwann eine Gleichsetzung des Pluton mit Hades, dem "Zeus" der Unterwelt stattfand, was wohl ueber den Namen geschah (beide galten als Goetter des Wohlstands). Bei Velchanos mag der Hebel die bekannte Sage sein, dass Zeus als Kind in Kreta aufwuchs (in einer Hoehle, mit versorgenden Bienen; wieder ein chthonischer Bezug mit Fruchtbarkeitsanteil), wobei sich wieder die Frage stellt, was aelter ist, Mythos oder Kult. Vielleicht war auch die Muttergottheit das bindende Glied. Uebrigens ist selbst die Grenze zwischen Zeus und Hades im Kult sehr unscharf und oft fliessend.

Die kultische Landschaft griechischer Gottheiten war aber haeufig sehr komplex. Man sucht ja auch schon ewig nach dem Ursprung des Apollonkults. Selbst Erklaerungen vom vorderasiatischen Nergal oder gar einem persischen Gott (der Kontaktpunkt existiert tatsaechlich im Innern Anatoliens) sind alle moeglich und haben genuegend Datenpunkte fuer sich, aber richtig entscheiden kann man die Frage bis heute nicht.
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#21
Es wird von Fachgelehrten zwar gelegentlich behauptet, es handle sich bei Volchanos ursprünglich um einen kretischen Feuergott (und sie meinen, ihn mit dem römischen Volcanus in Verbindung bringen zu dürfen), doch lässt sich ein solcher bzw. eine solche Behauptung mit der Abbildung, die man von den Münzen aus Phaistos kennt, nicht gut in Einklang bringen, wie du richtig eingewandt hast.

Dazu eine Bemerkung von Franz Altheim in seiner Habilitationsschrift:
"Γελχάνος ist bekanntlich der Name oder Beiname des kretischen Zeus, der zumal auf den Münzen von Phaistos erscheint. Nun ist aber dieser Zeus Γελχάνος nicht ohne weiteres dem Hephaistos gleichzusetzen, zumal, wenn sich nicht das Geringste dafür anführen lässt, was eine derartige Gleichsetzung auch nur empfehlen, geschweige denn beweisen könnte. Denn die Darstellung des Gottes auf Münzen — ein nackter Jüngling auf einem Baumstamme inmitten des Gezweiges sitzend und einen Hahn im Schoß haltend — wie auch immer sie zu verstehen sein mag: auf Hephaistos oder Volcanus wird sie sich schwerlich beziehen lassen."
F. Altheim. Griechische Götter im alten Rom. 1930 Giessen, Verl. A. Töpelmann. S. 206.

Es erscheint auch mir naheliegender, den abgebildeten Jüngling mit einem Vegetations- oder Fruchtbarkeitsgott in Verbindung zu bringen.

Allerdings sind Quellen, an denen man solche Dinge festmachen könnte, rar.
MfG B.
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#22
Ich finde es echt schön und interessant welche Fakten es alles dazu gibt, ABER ich rede nicht von Fakten, sondern von Blickwinkeln der Menschen. Wenn es um Fakten geht ist mir bewusst weshalb Mythen keine Religionen sind heute. Auch das das Wort dazu recht weit gelockert wurde. Das in verschiedenen Abschnitten des Kontinents immer wieder verschiedene Götter angebetet wurde um desen Abschnitt zu schützen und das alles. Aber ich rede weshalb heute die Menschen es nicht Größtenteils nicht mehr so sehen.
Wenn wir gefragt werden was Religion ist, dann kommt von allen IMMER als erstes eine der Drei großen. Fragt man was den mit den Geschichten von Zeus, Amun rah und so ist, dann wird diese Frage mit der Gegenfrage beantwortet, dass es doch Mythen bzw Legenden sind.

Für die Menschen damals waren es Religionen (ich verwende diesen Begriff nicht als beschreibung für unsere standarte wie wir sie kennen, sondern rede vom richtigen, überzeugten Glauben, welcher den Leuten die Angst vor dem Tod und die Hoffnung auf Erlösung eines Elends gegeben hatte. Etwas woran die Leute mit Haut und Haar geglaubt und Jedes Wort sich eingeprägt haben um Hoffnung nicht nur in Notsituationen zu haben sondern auch in alltägliche Dinge hineininterpretiert haben, wie zb tote mit den Füßen vorraus hinauszutragen, da sie sonst den Weg in das Jenseits nicht finden und ihre Seele zurück bleibt in der sterblichen Welt.)
Und heute reden wir darüber als wären es nur Geschichten, ob privat (was ja jedem seine Sache ist) und vorallem in der Öffentlichkeit. Wenn wir das mit denn drei Großen machen würden, würden wir als Hetzer gesehen (nicht unbedingt von allen) und bei den Extremissten als Ungläubige.

Ich habe in den Letzten Tagen sehr viele darauf angesprochen, da ich in der Gastronomie arbeite lerne ich auch einige Kennen. Mehr als 70% der Menschen mit denen ich mich unterhalten habe, gaben mir entweder keine Konkrete antwort oder eben die, dass das alles nur Legenden und Mythen sind. Veränderung gehört zum Wandel der Zeit, ist mir klar, aber weshalb dann machen wir nicht neue Mythen und machen diese zu unserer Religion? Was hat die Leute dazu bewegt ihre Religion zu vergesse, obwohl (wie ihr alle zugebt) es sehr sehr viele schnittstellen gibt auch Faktisch gesehen.

~WerBinIch~
Grenzen setzt uns niemand außer wir selbst.
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#23
Ich weiss immer noch nicht, auf was Du eigentlich hinauswillst. Geschichten (Mythen) sind austauschbar. Sie aendern sich mit den Vorlieben der Zeit. Das Buch, das das Bild der mittelalterlichen Christen mit seinen Legenden massgeblich praegte, war die Legenda Aurea. Es wuerde mich nicht wundern, wenn Du nicht mal weisst, was das ist, so sehr sind die Geschichten heute aus der Mode gekommen (das soll jetzt nicht Dein Wissen diskreditieren; das Buch ist heutzutage wirklich so gut wie vergessen, obwohl es das populaerste Buch des Mittelalters war).

(04-09-2018, 09:39)Werbinich schrieb: Wenn wir gefragt werden was Religion ist, dann kommt von allen IMMER als erstes eine der Drei großen. Fragt man was den mit den Geschichten von Zeus, Amun rah und so ist, dann wird diese Frage mit der Gegenfrage beantwortet, dass es doch Mythen bzw Legenden sind.

Die Leute reden halt von Dingen, die existieren. Die alten Religionen existieren nicht mehr. Sie sind unwiederbringlich verloren. Selbst vereinzelte Revitalisierungsversuche sind letztlich Neuschoepfungen.

(04-09-2018, 09:39)Werbinich schrieb: Für die Menschen damals waren es Religionen (ich verwende diesen Begriff nicht als beschreibung für unsere standarte wie wir sie kennen, sondern rede vom richtigen, überzeugten Glauben, welcher den Leuten die Angst vor dem Tod und die Hoffnung auf Erlösung eines Elends gegeben hatte.

Wie bereits erwaehnt, beruht der Begriff "Religion" auf der griechisch-roemischen Staatsreligion mit dem griechisch-roemischen Pantheon samt fremden Erweiterungen. Er ist in dem Zusammenhang zuerst benutzt worden, und wenn "Leute" etwas anderes behaupten, dann liegen sie halt falsch. Trotzdem sind Mythen keine Religion; der kultische Ausdruck des Verhaeltnisses der Menschen zum Uebernatuerlichen nach dem Prinzip "do ut des" ("ich gebe, damit du gibst") ist es, wie der Begriff "religio" schon impliziert. Es war Buergerpflicht, die Kulthandlungen durchzufuehren, um Schaden von der Gemeinschaft abzuwenden (das war also "Religion"). Das ist auch die Begruendung, warum fruehe Christen oefter wegen Atheismus hingerichtet wurden.

(04-09-2018, 09:39)Werbinich schrieb: Ich habe in den Letzten Tagen sehr viele darauf angesprochen, da ich in der Gastronomie arbeite lerne ich auch einige Kennen. Mehr als 70% der Menschen mit denen ich mich unterhalten habe, gaben mir entweder keine Konkrete antwort oder eben die, dass das alles nur Legenden und Mythen sind. Veränderung gehört zum Wandel der Zeit, ist mir klar, aber weshalb dann machen wir nicht neue Mythen und machen diese zu unserer Religion? Was hat die Leute dazu bewegt ihre Religion zu vergesse, obwohl (wie ihr alle zugebt) es sehr sehr viele schnittstellen gibt auch Faktisch gesehen.

Ich denke, diese Frage wurde in diesem Thread jetzt dutzendfach beantwortet. Da Du der Ansicht bist, dass diese Antwort bis jetzt nicht gekommen ist, scheint mir das Problem in Deiner Frage zu liegen. Was willst Du eigentlich? Warum sollten wir alte oder neue Mythen zur Religion machen? Das macht fuer mich keinen Sinn.

Man kann Mythen doch schaetzen, ohne sie in Religion einzubinden.
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#24
(04-09-2018, 13:05)Ulan schrieb: Ich weiss immer noch nicht, auf was Du eigentlich hinauswillst. Geschichten (Mythen) sind austauschbar. Sie aendern sich mit den Vorlieben der Zeit. Das Buch, das das Bild der mittelalterlichen Christen mit seinen Legenden massgeblich praegte, war die Legenda Aurea. Es wuerde mich nicht wundern, wenn Du nicht mal weisst, was das ist, so sehr sind die Geschichten heute aus der Mode gekommen (das soll jetzt nicht Dein Wissen diskreditieren; das Buch ist heutzutage wirklich so gut wie vergessen, obwohl es das populaerste Buch des Mittelalters war).
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Die Leute reden halt von Dingen, die existieren. Die alten Religionen existieren nicht mehr. Sie sind unwiederbringlich verloren. Selbst vereinzelte Revitalisierungsversuche sind letztlich Neuschoepfungen.
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Wie bereits erwaehnt, beruht der Begriff "Religion" auf der griechisch-roemischen Staatsreligion mit dem griechisch-roemischen Pantheon samt fremden Erweiterungen. Er ist in dem Zusammenhang zuerst benutzt worden, und wenn "Leute" etwas anderes behaupten, dann liegen sie halt falsch. Trotzdem sind Mythen keine Religion; der kultische Ausdruck des Verhaeltnisses der Menschen zum Uebernatuerlichen nach dem Prinzip "do ut des" ("ich gebe, damit du gibst") ist es, wie der Begriff "religio" schon impliziert. Es war Buergerpflicht, die Kulthandlungen durchzufuehren, um Schaden von der Gemeinschaft abzuwenden (das war also "Religion"). Das ist auch die Begruendung, warum fruehe Christen oefter wegen Atheismus hingerichtet wurden.
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Ich denke, diese Frage wurde in diesem Thread jetzt dutzendfach beantwortet. Da Du der Ansicht bist, dass diese Antwort bis jetzt nicht gekommen ist, scheint mir das Problem in Deiner Frage zu liegen. Was willst Du eigentlich? Warum sollten wir alte oder neue Mythen zur Religion machen? Das macht fuer mich keinen Sinn.

Man kann Mythen doch schaetzen, ohne sie in Religion einzubinden.

Diese LEgende der Aurea kenne ich, habe ich zwar noch nicht selbst gelesen, da ich mit latein irgendwann aufgehört habe aber bekannt ist es mir.
Ich verstehe auch worauf ihr hinauswollt, dien ganzen Historischen Ereignisse sind mir auch bekannt.

Warum? Warum nicht? Ist natürlich keine handfeste Antwort, ich weiß, aber warum nicht? Damals haben wir vielleicht keine so hohe Lebenerwartun gehabt, da wir mit der Technik und Medizin nicht so weit waren.
Was wäre aber wenn wir mit unserem heutigen Wissen und den alten kulten unser Leben gestalten würden?
Es gab damals weniger Kontrolle über uns, als heute. Zumindest in den meisten. Nicht in allen naütrlich, man kann natürlich nciht alles verallgemeinern, aber in vielen.

Aber gut die Frage hat sich ja weitgehend geklärt dafür danke ich.

~WerBinIch~
Grenzen setzt uns niemand außer wir selbst.
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#25
(07-09-2018, 10:22)Werbinich schrieb: Diese LEgende der Aurea kenne ich, habe ich zwar noch nicht selbst gelesen, da ich mit latein irgendwann aufgehört habe aber bekannt ist es mir.

Die Legenda Aurea ("die goldene Legende") ist eine Sammlung der Heiligenlegenden, also Teil des christlichen Mythos, und die kann man natuerlich auch auf Deutsch lesen. Lateinkenntnisse sind dafuer nicht erforderlich.

(07-09-2018, 10:22)Werbinich schrieb: Warum? Warum nicht? Ist natürlich keine handfeste Antwort, ich weiß, aber warum nicht?

"Warum nicht" ist, wie Du einraeumst, keine handfeste Antwort, und ist ganz okay, wenn es um Hobbys, Gesellschaftsspiele oder die Frage, ob ich mir jetzt einen Tee mache, geht. Aus alten Mythen eine neue Religion zu machen, braeuchte fuer mich persoenlich da schon ein wenig mehr Sinn dahinter. Aber gut, auch "richtige" Religionen sind aus "warum nicht"-Bewegungen entstanden. Wicca ist z.B. das Produkt von einem gelangweilten Herrn aus der oberen Mittelklasse, der das wohl eher als Spiel sah, und hat trotzdem heute viele Anhaenger.

(07-09-2018, 10:22)Werbinich schrieb: Damals haben wir vielleicht keine so hohe Lebenerwartun gehabt, da wir mit der Technik und Medizin nicht so weit waren. Was wäre aber wenn wir mit unserem heutigen Wissen und den alten kulten unser Leben gestalten würden?

Meine Frage waere: wofuer? Oder, um Deine Frage aufzugreifen, was waere denn dann? Was schwebt Dir da eigentlich konkret vor?

(07-09-2018, 10:22)Werbinich schrieb: Es gab damals weniger Kontrolle über uns, als heute. Zumindest in den meisten. Nicht in allen naütrlich, man kann natürlich nciht alles verallgemeinern, aber in vielen.

Das wuerde ich differenziert angehen wollen. Die Kontrolle durch die Staatsmacht war damals wohl nicht so ausgefeilt. Die gesellschaftliche Kontrolle des Einzelnen war aber weitaus schaerfer. Wer zur Mehrheit der weniger Privilegierten gehoerte, musste, was Religion angeht, sowieso machen, was der Herr des Haushalts tat. Persoenliche Entscheidungsfreiheiten gab es in dem Punkt keine. Das sieht man ja auch am fruehen Christentum. Wenn der "Pater familias", der Herr des erweiterten Haushaltes, zum Christentum wechselte, mussten die anderen Mitglieder des Haushaltes, inklusive des ganzen abhaengigen Personals (Sklaven und Freigelassene), halt mitziehen. Verurteilungen und Verbannungen, weil Leute die "falschen" Goetter verehrten, gab es oft genug (in Rom z.B. wurde da oefter mal "aufgeraeumt", was fremde Kulte anging). "Propheten" lebten generell gefaehrlich, da auch das im Prinzip strafbar war.

Ich glaube generell nicht, dass Deine Verklaerung der antiken Zustaende auf Tatsachen beruht. Ich glaube nicht, dass es je eine Zeit gab, in der die Menschen freier in der Wahl dessen, an was sie glauben wollen, waren, als heute. Im Prinzip kannst Du doch machen, was Du hier im Thread vorschlaegst. Ich glaube nicht, dass Dir da irgendjemand Steine in den Weg legen wuerde, von Reaktionen aus dem Bekanntenkreis mal abgesehen und ein paar rechtlichen Huerden (wie z.B. das mit den Tieropfern). Angst, wegen Deines Glaubens in den Knast zu wandern, musst Du jedenfalls nicht haben. Die wahrscheinlichste Reaktion ist wohl, dass andere Menschen Dich ignorieren werden, falls Du nicht besonders charismatisch bist. Kann natuerlich sein, dass Dir das letztlich zu langweilig ist.
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#26
(07-09-2018, 16:38)Ulan schrieb: Das wuerde ich differenziert angehen wollen. Die Kontrolle durch die Staatsmacht war damals wohl nicht so ausgefeilt. Die gesellschaftliche Kontrolle des Einzelnen war aber weitaus schaerfer. Wer zur Mehrheit der weniger Privilegierten gehoerte, musste, was Religion angeht, sowieso machen, was der Herr des Haushalts tat. 


Ob das tatsächlich so war und so ist ?
Der Herr des Haushalts wollte sich doch gar nicht mit dem Gesinde fraternisieren.
Sonst muß er seine Sklaven gar noch freilassen !

Hier ist doch immer Rassentrennung zu erkennen. Von Assyrien bis Südafrika und Indien. Die herrschaftliche Familie gehört den siegreichen Eroberern an, die Sklaven sind aus der unterworfenen Vorbevölkerung oder importierte nubische Sklaven

Der Herr des Haushalts hatte doch nicht das geringste Interesse, die baumwollpflückenden Sklaven auf den Feldern zu missionieren

Und das war und ist auch im Islam so. Der Alptraum jedes tunesischen oder türkischen Großgrundbesitzers war, wenn seine sündteuer erworbenen Sklaven plötzlich "Allah Akbar" zu schreien begännen  Icon_evil
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#27
Haussklaven hatten zum Teil durchaus einen ganz guten Stand. Ausserdem ist es falsch, anzunehmen, das Christentum haette irgendetwas gegen Sklaverei gehabt. Sklaven sollten im Gottesdienst als Brueder betrachtet werden; von Freilassung ist keine Rede. Paulus schickt ja sogar seinen "Sohn" (wie auch immer das gemeint war) als Sklaven zurueck zu seinem Herrn, mit der Bitte um Milde bei den zu erwartenden Konsequenzen.
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#28
(07-09-2018, 20:14)Ulan schrieb: Sklaven sollten im Gottesdienst als Brueder betrachtet werden

Dies war aus Sicht der Sklavenhalter (zB auch Familie Washington) kontraproduktiv.

Wenn die Sklavenfamilie am Sonntag im Gottesdienst als "Brüder und Schwestern" bezeichnet wurden, konnten die Verbrecher am Montag schwer die Familie auseinanderreissen - die Kinder an einen anderen Gauner verkaufen

Da gab es dann Grenzen des Anstands.  Ich bleibe dabei: wenn Sklaven die Religion der Besitzer rezipierten, dann war die Sklaverei für die Gaunerfamilien nicht mehr rentabel

Genau dieses Phänomen kann man auch in der Türkei 1800 studieren
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#29
Nein, das Gegenteil ist der Fall. In einer der Sklaverei neutral gegenueber eingestellten Religion wie dem Christentum fuehrt das sogar zu einer Befriedung des Verhaeltnisses. In allen christlichen Sklavenstaaten wurden die Sklaven zum Christentum bekehrt. Die Kirche war schon immer ein Instrument der "Fuehrung".
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#30
(07-09-2018, 20:14)Ulan schrieb: Ausserdem ist es falsch, anzunehmen, das Christentum haette irgendetwas gegen Sklaverei gehabt.


Abgesehen davon, daß das nicht stimmt, und außerdem:

Viele Europäer helfen den Flüchtlingen nur ungern und zähneknirschend, weil ihnen gesagt wird, sie sind als Christen dazu verpflichtet.
Dein Statement könnte dazu führen, daß dann bei Christen die Idee aufkommt, die Flüchtlinge zu versklaven


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(07-09-2018, 21:54)Ulan schrieb: In einer der Sklaverei neutral gegenueber eingestellten Religion wie dem Christentum


Das ist aber ein sehr steiles Statement.  Bekanntlich war es das Christentum mit seinem egalitären Menschenbild (alle Menschen sind Kinder Gottes 
und daher Geschwister), das die Sklaverei beendete. 

In Germanien gab es anfänglich noch keine Gesetze, da das Volk zu mehr als 99 % aus Analphabeten bestand.
1235 gab es dann den Sachsenspiegel. 

Siehe Sklaverei - Wikipedia
"Das erste Rechtsbuch der Weltgeschichte, das die Sklaverei und Leibeigenschaft verwirft, ist der deutsche Sachsenspiegel von 1235 des Eike von Repgow: „Unfreiheit sei demnach ein Unrecht, welches durch Gewohnheit für Recht gehalten werde. Da der Mensch Gottes Ebenbild sei, gehöre er nur ihm und sonst niemanden." [18] 
[18] Egon Flaig: Weltgeschichte der Sklaverei. München 2009, S. 158 f.

Dieses deutsche Rechtsbuch aus 1235 nimmt starken Bezug auf Gott.  Selbstverständlich ist der christliche Gott gemeint.
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