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moderne Bibelforschung vs. Neigung zum Herrschaftswissen
#16
Wissenschaftlichkeit kommt dort ins Spiel, wo es um Dinge wie Manuskript- und Textgeschichte geht. Exegese dagegen geht immer durch den theologischen Filter.
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#17
In der sterilen Theorie, gewiß
Aber in der Praxis lassen sich die nicht voneinander trennen

Wenn man ein althebräisches Wort (Nefesch, Scheol, Schedim) oder ein altgriechisches Wort (Psyche, Hades, Daimon) nimmt, beginnt der Käse

Sofort ist man im Sumpf der Übersetzungsschwierigkeiten gefangen, in der Manuskript- und Textgeschichte, im Vergleichen altsemitischer (Kanaanäischer) und altindogermanischer (Griechischer) mythologischer Vorstellungen, es beginnt die Mühle der Exegese

Und oft werden geheime Andeutungen gemacht "666" um behördliche Verfolgung abzuschütteln

Dies zu erforschen, ist eine sehr spannende und interessante Tätigkeit
Eine multidisziplinäre Angelegenheit, die niemand beherrscht. Denn wer ist Religionssoziologe, Theologe, Sumerologe, Ägyptologe, Indogermanist, Semitist, Judaist, Historiker, Archäologe, Kirchenhistoriker, etc in einer Person ??
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#18
Es gibt trotzdem prinzipielle Unterschiede. Textbuecher fuer die Einfuehrungsfragen und fuer die Hermeneutik moegen die gleichen Texte behandeln, aber sie behandeln unterschiedliche Fragen und sind in unterschiedliche Faecher aufgeteilt. Der prinzipielle Ansatz ist halt grundsaetlizh unterschiedlich.
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#19
(16-08-2019, 00:56)Ulan schrieb: sind in unterschiedliche Faecher aufgeteilt.


Ob das in jedem Fall zwangsläufig zielführend sein muß, mag bezweifelt werden.
Der akademische Futterneid verlangt auf Schritt und Tritt nach gerade schon institutioneller Abgrenzung des eigenen Forschungsgebietes vor fremden Einflüssen. A hat im Revier des B nichts zu suchen. Doch ein multidisziplinärer Ansatz kann manchmal erfolgreich sein, besonders dann wenn die klassische Methode nicht weiterkommt wäre dies zu erwägen
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#20
Das ist nicht der Grund. Einfuehrungsfragen sind halt strikt wissenschaftlich zu handhaben, und diese wissenschaftlichen Erkenntnisse kommen halt oft in Konflikt mit der herrschenden Theologie, wenn festgestellt wird, dass ein Text urspruenglich etwas ganz Anderes behandelte und eine andere Bedeutung hatte, die auch wiederum mit einer komplett anderen Theologie verknuepft war.

Die Hermeneutik dagegen will ein in sich geschlossenes Glaubensbild vermitteln. Die Exegese betrachtet deshalb die geschichtliche Entwicklung der Texte bewusst nicht, weil sie gar nicht vermitteln will, wie Glaube sich geaendert hat.
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#21
(16-08-2019, 01:15)Ulan schrieb: Die Hermeneutik dagegen will ein in sich geschlossenes Glaubensbild vermitteln.

Ein Anspruch, den sie nie erfüllen kann. Kein Mensch kennt ein geschlossenes Glaubensbild; alles ist an den Rändern zerfranst


(16-08-2019, 01:15)Ulan schrieb: Die Exegese betrachtet deshalb die geschichtliche Entwicklung der Texte bewusst nicht, weil sie gar nicht vermitteln will, wie Glaube sich geaendert hat.

Jeder Exeget weiß, daß sich in biblischer Zeit der Glaube geändert hat; sogar in der kurzen Zeit des Neuen Testaments

Jesus sagte daß er nur zu den Verlorenen Schafen Israels gesandt sei (Mt 10,5f und Mt 15,24) aber die spätere Apostelgeschichte berichtet von der Heidenmission

Jesus machte Feindesliebe zum Prinzip; in der späteren Geheimen Offenbarung wird aber eine ganz andere Sprache geredet - da steht das Blut bis zum Hals der Pferde . . .
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#22
Beitrag # 15
(15-08-2019, 16:22)Kreutzberg schrieb: Dennoch bleibt am Ende offen was denn nun eine seriöse Bibelforschung ausmacht.


In den Übersetzungen ist immer der Hund begraben.
Die als qualitativ hochwertig und unverdächtig geltende "Einheitsübersetzung" schreibt von einem Kamel:
"Rahel hatte die Götterbilder genommen, sie in die Satteltasche des Kamels gelegt . . . " Gen 31,34 (Einheitsübersetzung)

Doch in dem Zeitraum in den Rahel und Laban lebten, gab es noch keine Kamele in Arabien.
Das aus der Wüste Gobi stammende Kamel gelangte erst sehr viel später über die Seidenstraße nach Arabien
Auf den ersten Blick scheint es sich bei Gen 31,34 um einen gefakten Bericht handeln.

Da aber nicht anzunehmen ist, daß das Wort Gottes gefakt ist, forschte ich nach:
Im althebräischen Original stand das Wort גָּמָל gâmâl was ganz profan Tragtier bedeutete
Ein Esel, ein Muli, ein Lastpferd
Erst viel später, als das Kamel bekannt wurde, bekam dieses hervorragende Tragtier den Namen speziell, es wurde in der altsemitischen Begriffswelt zum Synonym für Tragtier

Das Wort das [gamal oder kame:l] ausgesprochen wird (je nach Periode und Region) kann eben heute Kamel bedeuten oder vor Jahrtausenden bloß Tragtier

So wie viele Leute zu jedem Trommelrevolver "Colt" sagen: "Der Cowboy zog seinen Colt"
obwohl es vielleicht ein Trommelrevolver der Marke Remington war

Als nun Luther versuchte, die Bibel zu übersetzen, stieß er auf gâmâl und dachte sofort an Kamel

Das war ein Übersetzungsfehler !
Natürlich spielt das beim Verständnis der Bibel keine Rolle (ist ja egal ob es ein Kamel oder ein Esel war) - aber bibelfeindliche Leute können versuchen, dies als Indiz zu verkaufen, daß die Bibel ein Fake wäre.

Auch die King James Übersetzung machte Fehler

Und so gibt es zahllose Falschübersetzungen (das berühmte "Einhorn" das es im protestantischen England sogar ins Staatswappen geschafft hat) für die aber Moses nichts dafür kann.
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#23
Ich glaube, daß man Althebräisch studieren muß, wenn man die 5 Bücher Mose lesen und verstehen will.
Wer etwa kath Priester werden will, muß zwingend Althebräisch studieren. Daher gilt Theologie als sehr schwieriges Studium
Wer sich auf "Bibelübersetzungen" verläßt, ist der Willkür und bisweilen der schlechten Absicht des Übersetzers ausgeliefert
Denn bei vielen althebräischen Wörtern gibt es ein halbes Dutzend von unterschiedlichen Übersetzungsmöglichkeiten zur Auswahl
Es liegt nun am Übersetzer, wie bei einem Puzzle diejenigen Bausteine auszuwählen, die zusammenpassen und so der Geschichte einen Sinn geben

Dann das griechischsprachige Neue Testament. Wer kath Priester werden will, muß zwingend auch Altgriechisch studieren. Denn bereits durch die Septuaginta (griechische Übersetzung des Alten Testaments in vorchristlicher Zeit) kamen Begriffe der altgriech. Mythologie in die Bibel
Etwa das Wort Hades
Die Vorstellung vom Hades paßt aber überhaupt nicht in die Bibel !
Das Puzzle wird noch komplexer.
Das Neue Testament verwendete leider völlig unkritisch die Terminologie der Septuaginta

Ich kenne leider keine einzige Bibelübersetzung, die voll verständlich ist.

Man braucht ein hochwertiges Bibelwörterbuch mit althebräischen und altgriechischen Wörtern.
"Hochwertig" bedeutet, daß bei jedem Wort alle Übersetzungsmöglichkeiten gezeigt werden. Nur so - Wort für Wort -  kann man die Übersetzung eines Satzes in der Bibel (AT und NT) überprüfen 
Das ist zwar mühsam und extrem langsam - man kann immer nur einen Satz überprüfen - aber es lohnt sich. Da fand ich schon viele Sachen wie das "Kamel" im vorigen Beitrag
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#24
Es bleibt die Frage offen ob eine objektive Bibelforschung überhaupt möglich ist. Die meisten Quellen sind ausgelesen, auch die der römischen Chronisten. Die praktische Auslegung der Bibel spielte auch nach Ableben der Jünger und Paulus immer noch eine Rolle, denn es ging wohl den Urchristen um ein gelebtes Zeugnis des Glaubens.

Das war sicherlich eine lobenswerte Motivation. Wenn aber die Einhaltung von Riten und Verhaltensweisen ausschlaggebend war ob ein guter oder schlechter Christ vor einem Stand kam die Schattenweise dieses Strebens zum Tragen.

Die moderne Bibelforschung welche ich im Auge versucht den historischen Kontext zu ziehen aus Kenntnissen wie das Römische Reich organisiert war und funktionierte. Da gab es folgerichtig auch viele Schnittmengen zum Christentum.

Es wäre jedoch schade, wenn Bibelforschung sich in Zukunft nur noch auf Topographie und Archäologie  beschränken würde um die Glaubwürdigkeit der Bibel zu belegen.

:::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::

Ich persönlich habe schon etwas Bauchschmerzen, wenn eine Bibelhistoriker auch gleichzeitig Theologe ist. Das muss zwar kein Gegensatz sein, es begünstigt jedoch Filter im Forschungsziel. Alles was nicht ins Suchraster passt wird automatisch verworfen. Das hat nichts mit Wissenschaft zu tun.
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#25
(20-08-2019, 13:38)Kreutzberg schrieb: Es bleibt die Frage offen ob eine objektive Bibelforschung überhaupt möglich ist. Die meisten Quellen sind ausgelesen, auch die ... ... Auslegung der Bibel ...
Alles ist nur eine Frage der Denkweise. Eine objektivere/logischere Denkweise ist nötig.
Alle und alles betreffende Fragen bleiben nicht offen.
Offen bleiben nur die Fragen die nur der Nächste beantworten kann.
Nicht jede Frage braucht eine Antwort. Z.B. die Frage wie gut können die Bibelforscher logisch denken? Diese Frage ist berechtigt und darf gestellt werden, eine Antwort ist jedoch nicht nötig.

Wenn über das Gelesene wirklich richtig logisch gedacht wird, kommt man zu anderen Ergebnissen.

(20-08-2019, 13:38)Kreutzberg schrieb: Die moderne Bibelforschung ...
Es wäre jedoch schade, wenn Bibelforschung sich in Zukunft nur noch auf Topographie und Archäologie  beschränken würde um die Glaubwürdigkeit der Bibel zu belegen.
Die Glaubwürdigkeit der Bibel spielt für einen Menschen der an Gott glaubt keinerlei Rolle, weil der Glaube an Gott auch ohne Schrift funktioniert.
In Wahrheit brauchen Gläubige keine Schrift und kein Glaubenskonstrukt.
Denn im JETZT und HEUTE ist der heilige Geist.
Gott wäre kein Meister, wenn er auf die alten Schriften angewiesen wäre.
Gläubige bekommen das Wort Gottes täglich "frisch wie Brot". Also brauchen Gott-Gläubige die alten Schriften nicht, es sei denn man macht aus den Texten noch etwas Gutes.

(20-08-2019, 13:38)Kreutzberg schrieb: Alles was nicht ins Suchraster passt wird automatisch verworfen. Das hat nichts mit Wissenschaft zu tun.
Ja und Nein.
Wissenschaft muss für alles offen sein, ja.
Funktionen dürfen nicht für alles offen sein.
Automatisch verwerfen, hat m.E. mit einer göttlichen Funktion zu tun.

Wer Kenntis hat, weiß und erkennt was er verwerfen kann, muss, soll, darf, der verwirft automatisch, freiwillig und sofort sehr gerne alles was unlogisch ist und offensichtlich, nicht dazu gehört.

Der Wissende fackelt nicht lange rum und probiert das Unlogische trotzdem noch aus, und schon garnicht öfter.
Es gibt jedoch viele Einzelfälle in denen der wissende aber einfache und machtlose Mensch leider unlogisches tut muss.

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#26
In der Forschung geht es nicht um die Denkweise sondern um die Belegbarkeit. Das ist auch immer noch ein Manko. Ein Bibelforscher der bestimmte Gesichtspunkte als unrelevant im Vorfeld verwirft hat nun einmal einen FILTER im Kopf und das ist absolut unwissenschaftlich und unprofessionell.

Dennoch fehlen mir aus jüngster Zeit Beispiele die zeigen, dass diese Krankheit immer noch als Makel an der Bibelforschung von Theologen haftet. Für Leute die das Problem nicht begreifen wollen : schauen Sie sich bitte mal den Film "The Body " mit Antonio Banderas an.
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#27
(20-08-2019, 13:38)Kreutzberg schrieb: Ich persönlich habe schon etwas Bauchschmerzen, wenn eine Bibelhistoriker auch gleichzeitig Theologe ist.


Du lehnst einen Bibelhistoriker nur deswegen ab, wenn er auch gleichzeitig Theologe ist
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#28
Klar muss Wissenschaft grds. offen sein für verschiedene Perspektive der Bibelforschung.
Jedoch eine Hypothese braucht wenigstens klare Ansatzpunkte um diese Glaubhaft zu machen.

Insofern eine Homogenität im Wissenschaftsspektrum gegeben ist kann eine unseriöse Behauptung
sich in der wissenschaftlichen Welt normalerweise nicht halten.
Eine Heimlich-Tümelei wird erst gar nicht mehr toleriert.

Es gibt jedoch Sachgebiete bei denen wenige Kapazitäten (Fachexperten) bestimmen was richtig ist.

Wenn man bspw. die 40 Jahre Odysee der Israeliten in der Sinai-Ebene als Beispiel nimmt, so darf davon
ausgegangen werden, dass hier auch mündliche Überlieferungen aus dieser Zeit in die Bücher Mose eingegangen
sind.
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#29
(27-08-2019, 16:47)Kreutzberg schrieb: Wenn man bspw. die 40 Jahre Odysee der Israeliten in der Sinai-Ebene als Beispiel nimmt, so darf davon
ausgegangen werden, dass hier auch mündliche Überlieferungen aus dieser Zeit in die Bücher Mose eingegangen
sind.

Warum ?
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#30
(27-08-2019, 16:47)Kreutzberg schrieb: Wenn man bspw. die 40 Jahre Odysee der Israeliten in der Sinai-Ebene als Beispiel nimmt, so darf davon
ausgegangen werden, dass hier auch mündliche Überlieferungen aus dieser Zeit in die Bücher Mose eingegangen
sind.

Wenn man sich so anschaut was allein schon aus solchen mündlichen Überlieferung wird, die nur ein paar Monate unterwegs sind..


Und wenn dann noch 2-3 begeisterte Verschwörungstheoretiker bei dieser mündlichen Überlieferung mitmachen..

Wie es wahrscheinlich wirklich gelaufen sein könnte:

Die Sinai-Gegend war eine Provinz Ägyptens. Der Ausbruch des Santorin.. (ehemaliger Vulkan im Mittelmeerraum) bescherte (nicht nur) den Ägyptern einige unagenehme Plage-Jahre..  Dadurch kam es auch zu einer politischen Instabilität .. Die damaligen Isareliten-Stämme lebten als Halb- oder Ganznomaden schon immer in der Gegend um den Sinai..  Und mit aller Wahrscheinlichkeit auch nicht im friedlichen Miteinander

Der Auszug aus Ägypten dürfte also deutliche anders verlaufen sein.. als die "mündlichen Überlieferungen" welche einige Jahrhunderte  nach den Ereignissen in der Bibel niedergeschrieben wurden... so berichten.

Wann hat Moses eigentlich die fünf Bücher geschrieben..?
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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