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Erdbeben in der Bibel
#1
Immer wieder lese ich amüsiert, wie sich Leute über Erdbeben in der Bibel streiten
Reklov und Lovest diskutieren derzeit in "Studium › Koran- und Hadithtexte › Kein Mensch hat Zeit und Lust sich 1000 hadithe durchzulesen"
(05-05-2024 Beitrag #9) über das Erdbeben 2004 in muslimischen Ländern und das Erdbeben von Lissabon 1755

Beide vermuten einen biblischen Bezug

Nun muss man aber wissen, dass es in biblischer Zeit lebensgefährlich war, Umsturzpläne zu veröffentlichen!


Die Spezialisten beim knacken biblischer Codes sind heute die Zeugen Jehovas, und die schreiben in ihrer Homepage jw.org zum Thema "Erdbeben":
"Erdbeben werden in der Bibel oft in übertragenem Sinn gebraucht, um die Erschütterung und Niederwerfung von Nationen und Königreichen zu beschreiben."

Somit ist Erdbeben ein biblischer Tarnbegriff für Umsturz und Revolution
Das klingt nun schon plausibler

Die Apokalypse ist eben kein seismischer Vorgang der Mercalli-Sieberg Skala Icon_cheesygrin sondern die Stürzung der Staaten und und Niederwerfung der Nationen (als "Erdbeben" sprachlich codiert) und Errichtung von Jehovas Weltreich auf Erden wo die Getreuen Jehovas in den Weingärten (somit nicht im Himmel sondern auf Erden) sitzen werden
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#2
Erdbeben gehoeren in der Gegend, wo Palaestina liegt, aber zum normalen Erleben der Menschen. Eine der Hauptplattengrenzen der Erde zieht sich durch Israel, und das Jordantal ist nur ein Ausdruck davon. Israel ist ein wenig ueberfaellig, was ein schweres Erdbeben angeht. Das wird jetzt schon seit einiger Zeit erwartet.
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#3
(05-05-2024, 22:30)Ulan schrieb: Erdbeben gehoeren in der Gegend, wo Palaestina liegt, aber zum normalen Erleben der Menschen.

Das mag schon sein. Aber um seismische Vorgänge zu verkünden, braucht es keine Geheime Offenbarung eines politischen Gefangenen auf der Strafinsel Patmos
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#4
(05-05-2024, 22:46)Sinai schrieb: Das mag schon sein. Aber um seismische Vorgänge zu verkünden, braucht es keine Geheime Offenbarung eines politischen Gefangenen auf der Strafinsel Patmos

Fuer die Leute damals - und, wie man an Lovest sieht, anscheinend auch manchmal heute noch = waren alle natuerlichen Phaenomene wie Erdbeben oder Krankheiten das Wirken von Goettern und Daemonen. Insofern galt das damals dann halt doch.
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#5
(05-05-2024, 22:51)Ulan schrieb:
(05-05-2024, 22:46)Sinai schrieb: Das mag schon sein. Aber um seismische Vorgänge zu verkünden, braucht es keine Geheime Offenbarung eines politischen Gefangenen auf der Strafinsel Patmos

Fuer die Leute damals ... waren alle natuerlichen Phaenomene wie Erdbeben oder Krankheiten das Wirken von Goettern und Daemonen.

Das siehst Du richtig. Und in diesem abergläubischen soziologischen "Biotop" tummelten sich dann gerne unerkannt Revoluzzer, die ihre Umsturzpläne als politisch nicht angreifbare Naturkatastrophen verschleierten.

Mich überzeugt dieses oben in Beitrag #1 erwähnte Statement der Zeugen Jehovas schon sehr:
"Erdbeben werden in der Bibel oft in übertragenem Sinn gebraucht, um die Erschütterung und Niederwerfung von Nationen und Königreichen zu beschreiben."
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#6
Erdbeben gehoerten genau wie Sonnenfinsternisse und aehnliches zu damals verbreiteten Versatzstuecken, um Texte ein wenig aufzupeppen. "Uebernatuerliche" Ereignisse sollten den Text interessanter machen. Aus dem Grund braucht man immer irgendwelche uabhaengigen Quellen, um den Wahrheitsgehalt selbst geschichtlicher Schilderungen in dieser Beziehung zu ueberpruefen.
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#7
(05-05-2024, 23:30)Ulan schrieb: . . . Sonnenfinsternisse . . .

Auch hier lag wahrscheinlich etwas anderes vor

Als Jesus starb
" . . . dauerte die Finsternis drei Stunden, nämlich von 12 bis 15 Uhr, während eine totale Sonnenfinsternis an e i n e m Ort selten länger als zwei bis drei Minuten dauert."
Dies ist den Zeugen Jehovas aufgefallen. jw.org "Sonnenfinsternis" Der Wachtturm 1966 / Fragen von Lesern

Ganz blöd erscheint mir diese Anmerkung (drei Minuten) nicht. Hier sollten wir nachhaken.
Was war da gemeint ?

Zu bedenken ist, dass das NT auf Altgriechisch geschrieben wurde; wahrscheinlich hatte der Begriff "Sonnenfinsternis" im Althebäischen (auch noch) andere Facetten und Bedeutungen als im Altgriechischen
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#8
Da wir genau wissen, wann und wo Sonnenfinsternisse stattfanden, ist das sowieso klar. Es geht hier um Verehrungsformen. Eine Zombie-Apokalypse gab's ja dann bei Matthaeus auch noch.

Ich hatte ja schon mal erwaehnt, dass ich es nicht fuer unwahrscheinlich halte, dass hier Ereignisse aus dem Roemisch-Juedischen Krieg fantasievoll nacherzaehlt werden, welche fuer die Leute damals ja durchaus dramatisch waren.
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#9
(06-05-2024, 00:08)Ulan schrieb: . . . dass hier Ereignisse aus dem Roemisch-Juedischen Krieg fantasievoll nacherzaehlt werden . . .

Das ist nicht gesagt, denn als die Geheime Offenbarung verfasst wurde, war Jerusalem noch nicht zerstört und der Brand von Rom wird auch nicht erwähnt, somit könnte man diese Schrift in die Zeit kurz vor 64 datieren.

Wäre diese Schrift nach dem verheerenden Brand von Rom geschrieben worden, dann wäre dies natürlich als Strafe dargestellt worden (so wie Sodom und Gomorrah) und wäre in dieser Schrift als mahnendes Beispiel dementsprechend ausgeschlachtet worden


Doch kehren wir zu "Erdbeben" und "Sonnenfinsternis" zurück.
Dass das Wort Erdbeben in der Bibel oft zweideutig verwendet wird, habe ich aufgezeigt, und dass die Sonne in der Bibel eine ungeklärte wunderhafte Rolle spielt, ist auch evident:

"Und die Sonne blieb stehen / und der Mond stand still, / bis das Volk an seinen Feinden Rache genommen hatte. Das steht im «Buch des Aufrechten». Die Sonne blieb also mitten am Himmel stehen und ihr Untergang verzögerte sich, ungefähr einen ganzen Tag lang."
Josua 10:13 (Einheitsübersetzung)

Nicht nur die Sonne, sondern auch der Mond stand still !

Ebenso unklar ist, was der Prophet Habakuk schrieb:
"Sonne und Mond bleiben in ihrer Wohnung" Habakuk 3:11 (Einheitsübersetzung)

Das ist halt eine jahrtausende alte religiöse Sprache voll von Symbolen, die wir heute einfach nicht verstehen. Und wahrscheinlich verstanden sie auch nicht die Zeitgenossen der Propheten, sie war nur Schriftgelehrten verständlich.
Wäre das verständliches Allgemeingut gewesen, so hätte es nie den Beruf des Schriftgelehrten gebraucht
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#10
(06-05-2024, 11:45)Sinai schrieb:
(06-05-2024, 00:08)Ulan schrieb: . . . dass hier Ereignisse aus dem Roemisch-Juedischen Krieg fantasievoll nacherzaehlt werden . . .

Das ist nicht gesagt, denn als die Geheime Offenbarung verfasst wurde, war Jerusalem noch nicht zerstört und der Brand von Rom wird auch nicht erwähnt, somit könnte man diese Schrift in die Zeit kurz vor 64 datieren.

Es ging um das Matthaeus-Evangelium, das, wie alle Evangelien, die Zerstoerung Jerusalems voraussetzt. Es gibt bei der Passage, um die es geht, Parallelen bei Josephus in seinem Werk ueber den Juedischen Krieg. Ansonsten wird die Offenbarung - seit der Antike in christlicher Ueberlieferung uebrigens - im allgemeinen auf die Zeit Domitians (um 95 n.Chr.) datiert.

(06-05-2024, 11:45)Sinai schrieb: Doch kehren wir zu "Erdbeben" und "Sonnenfinsternis" zurück.[...]

Das ist halt eine jahrtausende alte religiöse Sprache voll von Symbolen, die wir heute einfach nicht verstehen. Und wahrscheinlich verstanden sie auch nicht die Zeitgenossen der Propheten, sie war nur Schriftgelehrten verständlich.
Wäre das verständliches Allgemeingut gewesen, so hätte es nie den Beruf des Schriftgelehrten gebraucht

Die einfachste Erklaerung ist immer noch, den Text durch solche Ausschmueckungen fuer Leser interessant zu machen. Das funktioniert ja auch bei Dir gut.

Hier raecht sich uebrigens, dass die meisten Glaeubigen keine antike Literatur aus der damaligen Zeit kennen, sonst wuerden sie wissen, dass solche Stilelemente in allen moeglichen Texten vollkommen normal waren, die christlichen Texte also in der Beziehung gar nichts besonderes darstellen.
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#11
Ich weiß, auch die Sintflut wurde in vielen Erdregionen erzählt !

Was eigentlich dafür spricht, dass sie stattgefunden hat

"Eine der ältesten Mythen zur Sintflut findet sich im babylonischen Gilgamesch-Epos aus dem 3. Jahrtausend vor Christus. ( . . . )
Auch die Schöpfungsgeschichte der alt-isländischen Prosa-Edda kennt die Geschichte einer weltweiten Flut . . .
Aus dem chinesischen Altertum der Zeit Kaiser Yaos gibt es Sagen, dass sich „Fluten bis zum Himmel türmen“, oder von „Überschwemmungen, die mit ihren Fluten den Himmel bedrohen“. . .
Auch die altamerikanischen Indianer kannten Geschichten von einer Flut, die die gesamte Erdoberfläche überspült haben soll."
Sintflut - Wikipedia
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#12
(06-05-2024, 12:57)Sinai schrieb: Ich weiß, auch die Sintflut wurde in vielen Erdregionen erzählt !

Was eigentlich dafür spricht, dass sie stattgefunden hat

Nein, denn die Erde selbst erzaehlt uns, dass es keine Sintflut gegeben hat. Auch Aegypten und die aegyptische Geschichte erzaehlen uns das.

Und die uebliche Aufzaehlung von Flutmythen vergisst, dass die zusammenhaengende Kulturlandschaft vom Mittelmeer bis nach Indien dieselbe Geschichte, mit kleineren Abweichungen, erzaehlt. Dieser Raum benutzt nicht nur ein vom phoenizischen und ultimativ aegyptischen Hieroglyphen abgeleitetes Alphabet, sondern hat auch viele Erzaehlungen miteinander geteilt, darunter die Sintflut-Geschichte.

Flutgeschichten ausserhalb dieses Raums haben dagegen bestenfalls sehr oberflaechliche Aehnlichkeiten, was uns nur sagt, dass, wo es Wasser gibt, es hin und wieder auch mal Fluten gibt.
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#13
Du hattest geschrieben, dass "solche Stilelemente" (die Rede war von Erdbeben und Sonnenfinsternis) "in allen moeglichen Texten vollkommen normal waren"

(06-05-2024, 12:03)Ulan schrieb: . . . dass solche Stilelemente in allen moeglichen Texten vollkommen normal waren, die christlichen Texte also in der Beziehung gar nichts besonderes darstellen.

Und es fällt auf, dass die Sintfluterzählung sehr weit verbreitet ist
Wenn das eine uralte Erzählung ist, stammt sie aus vorschriftlicher Zeit. Dann ist es egal, wo sie später zuerst niedergeschrieben wurde
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#14
Die Sintfluterzaehlung stammt aus Mesopotamien und hat sich von dort aus nach Griechenland oder Indien verbreitet. Das hat aber nichts mit meiner Aussage zu tun, weil es sich hier ja um dieselbe Erzaehlung handelt, also eine einzige Ursprungserzaehlung, die in den verschiedenen Laendern leicht adaptiert wurde, aber erkennbar dieselbe Erzaehlung blieb..

Wovon ich sprach, ist, dass verehrten Persoenlichkeiten haeufig uebernatuerliche Ereignisse waehrend ihres Todes und danach nachgesagt wurden. Wenn Caesar bei seiner Feuerbestattung als Adler gen Himmel aufsteigt, so wird das wohl hier niemand als historische Beschreibung verstehen, sondern einfach eine Verehrungsform. Der Stern, der am Himmel erschien, um seine Aufnahme als Gott in den Himmel anzuzeigen, war aber tatsaechlich ein realer Komet, der auch in Fernost gesehen wurde, und so etwas wurde dann vom Volk entsprechend interpretiert.
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#15
Nebenbei erwaehnt, fiel mir beim Lesen der Uebersetzung des Texts von Suetonius ueber das Begraebnis auf livius.org folgender Satz mit einer zugehoerigen Anmerkung des Uebersetzers auf:
"At the height of the public grief a throng of foreigners went about lamenting each after the fashion of his country, above all the Jews, who even flocked to the place for several successive nights.note [It is possible that at least some Jews identified Caesar with the Messiah. After all, he had defeated Pompey, the destroyer of Jerusalem; moreover, Caesar had done much for the Jews. Now that a comet was visible, all prophecies seemed to be fulfilled: the star was the sign of the Messiah and nobody had ever said that the Messiah had to be Jewish (e.g., the Persian king Cyrus the Great had been recognized as Messiah by Isaiah).]"
Quelle: *https://www.livius.org/sources/content/suetonius/suetonius-caesars-funeral/

Auf Deutsch:
"Am Hoehepunkt der oeffentlichen Trauer wehklagte ein Gedraenge von Auslaendern, jeder nach der Art seines Landes, allen voran die Juden, die sich an dem Platz fuer mehrere aufeinanderfolgende Abende versammelten. Anmerkung: Es ist moeglich, dass zumindest einige Juden Caesar mit dem Messias identifizierten. Immerhin hatte er Pompeius besiegt, den Zerstoerer Jerusalems; darueber hinaus hatte Caesar viel fuer die Juden getan. Nun, wo ein Komet sichtbar war, waren alle Prophezeiungen erfuellt: der Stern war das Zeichen des Messias, und niemand hatte je gesagt dass der Messias juedisch sein muesste (z.B., war der persische Koenig Kyros der Grosse von Jesaja als Messias anerkannt worden.)"

Solche Zeichen wurden in einer guten Geschichte erwartet, und der Stern des Caesar war nicht mal erfunden, sondern tatsaechlich erschienen.
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