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Besteht ein biblischer Auftrag, die Schöpfung zu hüten ?
#76
Farius schrieb:Es scheint sich hier um 2 verschiedene Berichte zu handeln, die den Eindruck erwecken, als ob Adam zweimal erschaffen worden wäre. Dadurch entstehen ein paar Fragen: Wieso wird das Paradies von der übrigen Erde abgegrenzt? Warum soll er nicht vom Baum des Lebens essen, wenn er doch leben soll? Wenn er doch eine Prüfung zu bestehen hat, warum soll er nicht wissen, was gut und böse ist?

Wie Ulan schon schrieb, sind das ziemlich sicher zwei verschiedene Erzählungen. Geht es in der ersten v.a. um die Erschaffung der Welt, konzentriert sich die zweite auf die Menschwerdung und wie Tod und Leid in die Welt kamen. Entsprechende mythologische Erklärunen gibt es weltweit in allen möglichen Kulturen, mir erschließt sich nicht warum man der biblischen Version eine Sonderrolle einräumen geschweige denn sie wie einen (metaphorischen) Tatsachenbericht lesen sollte.

Farius schrieb:Wenn es also heisst: "Und Gott sprach: 'Es werde Licht!' Und es ward Licht!" dann wird man an die geistige Schöpfung denken, die wahrhaftig eine Welt des Lichtes ist, das zuerst in Christus mit unermesslichem Glanz aufstrahlte und dann in all den unzähligen "Engeln des Lichtes (2 Kor. 11.14). Von diesem Licht schied Gott - nach dem Abfall eines Teils der Lichterwelt - die 'Finsternis'.

Das kannst du so sehen, ich sehe keine Grundlage es als solches zu lesen.
#77
(24-07-2025, 03:18)Sinai schrieb: Welcher Autor eines Fachbuches kann wissen, dass der Garten Eden ein persischer Palastgarten gewesen wäre ?

Ich bezog mich auf die Beschreibung des Aussehens, und dass Du einfach mal eine Einleitung in diese Texte lesen koenntest. Der Garten Eden selbst, sowie das zugrundeliegende Wort, entstammen sumerischen Vorstellungen, die Geschichte selbst erinnert eher an Motive aus Inanna und dem Hulupubaum in ihrem heiligen Garten, aber nicht nur. Wie das bei solchen Geschichten ueblich ist, werden die immer wieder recyclet.

Uebrigens, wenn man sich diese Geschichten so anschaut, finde ich es immer wieder erstaunlich, wie kurz einige dieser Motive sind, die so gross in der kulturellen Ueberlieferung dominieren.
#78
(22-07-2025, 20:06)Flattervogel schrieb:  
Farius schrieb:Es ist denkbar, dass Gott jene Engel, denen er nicht mehr traute, erst in einer geistigen Sphäre prüfte - was vermutlich wesentlich einfacher gewesen wäre. Es ist anzunehmen, dass der materielle Kosmos erst erschaffen wurde, nachem das Experiment Paradies gescheitert war.
[...]
Bei Adam und Eva im Paradies kann es sich nur um jene Engel gehandelt haben, denen Gott schon vorher nicht mehr traute und daher hatten sie hier eine Gelegenheit, sich zu bewähren - was aber schieflief. 

Das geht dann schon in Richtung Fanfiction. Man kann sich natürlich Botschaften aus der Bibel herauslesen wie es einen glücklich macht, aber die Schöpfungsgeschichten sind hier wiederum sehr eindeutig, dass es um die Entstehung von Erde und Menschheit geht.

Lieber Flattervogel,

Es geht aber auch in Richtung Fanfiction, jene Botschaften der Bibel, die nicht passen, einfach zu ignorieren - wie es Dich eben glücklich macht.

Dass Gott einigen Engeln nicht mehr traute habe ich mir ja nicht aus dem Daumen gesogen. Auch hat Jesus Christus den Satan wie einen Blitz aus dem Himmel fahren sehen. Man kann das natürlich einfachheitshalber als Geheimnis des Glaubens erklären, wie so vieles andere auch.

In meiner Primarschule, ist allerdings schon etliche Jahre her, wurde im Religionsunterricht offen über den Engelsturz berichtet. In der Hölle, so sagte man, befänden sich jene Engel, die unter Führung von Luzifer/Satan Gott den Gehorsam verweigerten.

Dass Gott Menschen im Paradies erschafft, egal ob dies nun eine geistige Sphäre oder auf der Erde sei, und diese dann zuerst einer Prüfung unterzieht, halte ich für unhaltbar. Es widerspricht der Vollkommenheit Gottes. Auch war ja die Schlange, das Böse, bereits da! Das Böse kann aber nicht aus der vollkommenen Liebe Gottes entstanden sein - das ist unmöglich. Also muss doch schon vorher etwas geschehen sein!
#79
(23-07-2025, 19:44)Ulan schrieb:
(23-07-2025, 19:38)Farius schrieb: Dagegen sprechen jedoch die unhaltbaren biblischen Widersprüche.

Da die Einleitungswissenschaften in der Theologie davon ausgehen, dass die Mythensammlung in Genesis Geschichten unterschiedlichsten Ursprungs in einen losen Erzaehlstrang zu bringen versuchte, liegen die Widersprueche einfach daran, dass diese aus den Ursprungserzaehlungen stammen. Das sieht man ja schon an Genesis 1 und 2, die aus ganz anderen Gegenden kommen (Genesis 1 aus Mesopotamien, Genesis 2 aus einer Wuestengegend). Der Garten Eden wiederum ist ein persischer Palastgarten. Aus diesen Widerspruechen neue Erzaehlungen zu erfinden, wie Du das tust, halte ich fuer kontraproduktiv.

Lieber Ulan,

Du unterstellst, dass die Schreiber des AT besagte Mythen wahllos aneinandergereiht haben, ohn sich dabei etwas zu denken.

Ich erfinde nicht einfach eine neue Erzählung, sondern gehe davon aus, dass die Schreiberlinge sehr wohl wussten, was sie taten und was wirklich vorgefallen war. 

Natürlich kann man achselzuckend sagen, dass aufgrund verschiedener Erzählungen Adam zweimal erschaffen wurde. Sollte Gott jedoch zuerst eine Prüfung in einer geistigen Sphäre Paradies versucht haben, die dann nicht bestanden wurde und erst dann die Erde erschaffen haben, dann hätte da Adam in der Tat ein zeits Mal erschaffen werden müssen. Ist doch eine sehr produktive Überlegung?
#80
(23-07-2025, 23:37)Sinai schrieb:
(23-07-2025, 19:38)Farius schrieb:  

Woher hast du all diese Gedanken ?

Hast Da das irgendwo gelesen oder hast Du dir das alles selbst zusammengereimt?

Lieber Sinai,

Nimm doch erst Mal Stellung zum Inhalt - nicht der Baum ist von Interesse, sondern die Früchte.

Ja ich habe in den letzten Jahrzehnten sehr viel gelesen und betrachte die Dinge kritisch. So weigere ich mich strikte, einen ungerechten und lieblosen Gott anzunehmen. Auch gehe ich vor allem den unvernünftigen Dogmen auf den Grund.

Hier im Forum ist es oft so, dass bei Quellenangaben nur noch auf den Quellen rumhackt und diese aufgrund von Imponderabilien als unglaubwürdig darstellt - nur um sich nicht mit dem eigentlichen Thema auseinanderzusetzen zu müsen/wollen.

Ich versuche die Schriften so zu interpretieren, dass es einen Sinn ergibt - im Ganzen, dass also auch ein Lebenssinn abgeleitet werden kann - und Du bist herzlich ein geladen, diesen Gedanken zu folgen.
#81
(24-07-2025, 10:28)Farius schrieb: Du unterstellst, dass die Schreiber des AT besagte Mythen wahllos aneinandergereiht haben, ohn sich dabei etwas zu denken.

Natuerlich tu ich das nicht. Das war nicht wahllos, zumindest nicht zuerst. Da aber anscheinend auch noch unterschiedliche Sammlungen nach Aufbau des Erzaehlstranges miteinander kombiniert wurden, entstand das heutige Kuddelmuddel, mit vielfachen Wiederholungen. Bei der Endbearbeitung wurde nicht mehr sorgfaeltig editiert.

(24-07-2025, 10:28)Farius schrieb: Ich erfinde nicht einfach eine neue Erzählung, sondern gehe davon aus, dass die Schreiberlinge sehr wohl wussten, was sie taten und was wirklich vorgefallen war.

Das mag zwar sein, aber der Text selbst widerspricht Dir halt. Und mit "was wirklich vorgefallen ist" hat das nun tatsaechlich gar nichts zu tun. Wir wissen doch, dass so mancher Mythos in Genesis rein gar nichts mit historischen Wirklichkeiten zu tun hat, darunter, was wohl jeder kennt, der aus Mesopotamien stammende Flutmythos. 

(24-07-2025, 10:28)Farius schrieb: Natürlich kann man achselzuckend sagen, dass aufgrund verschiedener Erzählungen Adam zweimal erschaffen wurde. Sollte Gott jedoch zuerst eine Prüfung in einer geistigen Sphäre Paradies versucht haben, die dann nicht bestanden wurde und erst dann die Erde erschaffen haben, dann hätte da Adam in der Tat ein zeits Mal erschaffen werden müssen. Ist doch eine sehr produktive Überlegung?

Nein, ich halte das fuer einen geistigen Irrweg, auch wenn schon juedische Gelehrte das immer wieder versucht haben, wie z.B. bei der "Loesung", dass Mann und Frau in Genesis 1 als Zwitter erschaffen wurden, der dann in Genesis 2 getrennt wurde. Oder dass Adams erste Frau Lilith war, und in der zweiten Geschichte dann erst die richtige Eva.

Die viel vernuenftigere Loesung ist halt, dass hier verschiedene Versionen derselben Geschichten aufgenommen wurden, um jeweils unterschiedliche theologische Aussagen zu treffen, und es den Editoren dieser Geschichtensammlung egal war, wenn sich die Details der Mythen widersprachen.
#82
(24-07-2025, 10:08)Farius schrieb: Lieber Flattervogel,

Es geht aber auch in Richtung Fanfiction, jene Botschaften der Bibel, die nicht passen, einfach zu ignorieren - wie es Dich eben glücklich macht.

Das hat doch nichts mit Fanfiction zu tun, sondern entspricht normalen literaturwissenschaftlichen Vorgehensweisen, die, ausgehend von der Kenntnis alter Kulturen, ihrer Erzaehlgewohnheiten und nicht zuletzt auch psychologischer Menschenkenntnis, die Entstehungsgeschichte von solchen historischen Texten erklaeren.

Und Flattervogel hat Dich nur darauf aufmerksam gemacht, dass die Erde in Genesis 1 geschaffen wurde; das steht da so. Wer hier also etwas ignoriert, ist klar.
#83
(24-07-2025, 10:43)Farius schrieb: Ja ich habe in den letzten Jahrzehnten sehr viel gelesen und betrachte die Dinge kritisch. So weigere ich mich strikte, einen ungerechten und lieblosen Gott anzunehmen.

In der Bibel sagt Gott das doch von sich selbst. Also nicht ungerecht - er meint natuerlich immer, im Recht zu sein - aber unueberlegt, voll von Rachsucht, Hass, hinterhaeltig und sogar selbst Falsches begehend, wenn das notwendig ist, sein Muetchen zu kuehlen. Kann man natuerlich machen, sich zu weigern, das anzuerkennen, aber das ist dann halt auch eine Losloesung vom Text. In dem Sinne bastelst Du Dir also Deinen eigenen Glauben. Macht natuerlich jeder bis zu einem gewissen Grad, aber mit der Bibel hat das, was Du hier vorstellst, nicht mehr viel zu tun.

Da finde ich es eine einfachere Loesung, die Bibel einfach als eine Textsammlung anzuerkennen, die die Meinungen verschiedenster Autoren zu unterschiedlichsten Zeiten widerspiegeln, die jeweils versucht haben, ihren Glauben und den ihrer Mitmenschen zu formen. Dass das dann sehr gemischte Signale sind, die man bekommt, ist dann zu erwarten.
#84
(23-07-2025, 19:38)Farius schrieb:
(22-07-2025, 20:06)Flattervogel schrieb:
Farius schrieb:Ich glaube nicht, dass das Paradies materieller Natur war - es war eher eine geistige Sphäre.

Die Schöpfungsgeschichte ist da aber ziemlich eindeutig, dass es als solches verstanden wurde, es wurde sogar geographisch verortet. 
die Zweifel über die Örtlichkeit des Paradieses kommen von der Unklarheit der biblischen Schilderung in 1 Mose 2.8 bis 3.24. Dieser Abschnitt legt die Annahme nahe, dass sich das Paradies hier auf Erden befand. Voraus geht ja in 1. Mose 1 der Bericht von der Erschaffung der Erde mit allem Leben bis hin zum Menschen. "Dann pflanzte Gott der Herr einen Garten Eden gegen Osten ... " (1 Mose 2.8) Die Beschreibung eines schönen Gartens mit zum Teil bekannten Flüssen wie Euphrat und Tigris, mit Bäumen, Früchten und Tieren führte dazu, dass man das Paradies auf Erden zu lokalisieren suchte

nein, da muß man gar icht "etwas zu lokalisieren versuchen". es wird in diesem bibeltext lokalisiert - punkt

daß die bibel kein tatsachenbericht ist, steht natürlic wieder auf einem anderen blatt, und ist eigentlich auch jedem vernünftigen menschen klar. nur folgt daraus aber nicht, daß jeder irgendetwas völlig frei daherfantasieren kann und sich dabei auf die bibel berufen

dein glaube an ein "Paradies nicht materieller Natur, eher eine geistige Sphäre" sei dir unbenommen - ist dann aber nicht aus dem bibeltext abzuleiten
 
Zitat:Dagegen sprechen jedoch die unhaltbaren biblischen Widersprüche. Denn nachdem in 1 Mose 1 die Erschaffung des Mineral-, Pflanzen- und Tierreiches sowie des Menschen als Mann und Frau erzählt wurde, wird dies alles in 1 Mose 2.5 gleichsam wieder zurückgenommen mit der Behauptung: "... noch gab es aber kein Gesträuch des Feldes auf Erden und noch wuchs kein Kraut auf dem Felde, ... und es war kein Mensch da ..." worauf der Mensch - und zwar nur der Mann - ein zweites Mal erschaffen wird (Vers 7). Dass aber Adam vor allen Pflanzen und Tieren erschaffen wird, leuchtet nicht ein. Wovon sollte er sich denn ernähren?

Es scheint sich hier um 2 verschiedene Berichte zu handeln

ja natürlich!

die bibel, und auch die thora, ist ja nicht aus einem guß, sondern ein kompendium verschiedener geschichten von verschiedenen autoren, aus verschiedenen zeitlichen und kulturellen kontexten und hintergründen, in jeweils eigener und daher insgesamt unterschiedlicher absicht verfaßt

kultur- und literaturgeschichtlich äußerst interesant, aber als lehrwerk eben ungeeignet

Zitat:die den Eindruck erwecken, als ob Adam zweimal erschaffen worden wäre. Dadurch entstehen ein paar Fragen: Wieso wird das Paradies von der übrigen Erde abgegrenzt? Warum soll er nicht vom Baum des Lebens essen, wenn er doch leben soll? Wenn er doch eine Prüfung zu bestehen hat, warum soll er nicht wissen, was gut und böse ist? 

Diese Widersprüche lösen sich weitgehend auf, wenn man erkennt, dass 1 Mose 2.8-17; 3.1-24 auf ein Geschehen zielt, das zeitlich vor 1. Mose 1.6 bis 2.4a und nach 1. Mose 1.3 f einzuordnen ist.

Denn 1.Mose 3 f spricht von der Schöpfung des Lichts, das Gott als 'gut' beurteilt, was von der Finsternis nicht gesagt wird. Sie wurde weder von Gott geschaffen noch als gut befunden, sondern lediglich vom Licht geschieden. Was aber ist mit diesem 'Licht' und dieser 'Finsternis' gemeint? Wohl kaum etwas Materielles, Physisches - denn die Sonne, Mond und Sterne, die 'Tag und Nacht beherrschen' , werden erst am 4. Schöpfungstag erschaffen. So muss unter dem 'Licht' und der 'Finsternis' ursprünglich Geistiges verstanden worden sein

nein, genau das folgt eben nicht daraus. es ist nur, was du gerne glauben möchtest

das ist zulässig, aber eben deine subjektive ansicht ohne irgendwelche generelle verbindlichkeit
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#85
(24-07-2025, 10:08)Farius schrieb: Es geht aber auch in Richtung Fanfiction, jene Botschaften der Bibel, die nicht passen, einfach zu ignorieren - wie es Dich eben glücklich macht

genau davon redet flattervogel doch - denn genau das machst du

Zitat:Dass Gott einigen Engeln nicht mehr traute habe ich mir ja nicht aus dem Daumen gesogen

aber aus einer fantasiereichen interpretation einzelner textfragmente

Zitat:In meiner Primarschule, ist allerdings schon etliche Jahre her, wurde im Religionsunterricht offen über den Engelsturz berichtet

in meinem religions- und konfirmandenunterrricht hat das genau gar keine rolle gespielt. auch in keinem sonstigen gespräch mit christen, laien wie geistlichen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#86
(24-07-2025, 11:50)Ulan schrieb: Die viel vernuenftigere Loesung ist halt, dass hier verschiedene Versionen derselben Geschichten aufgenommen wurden, um jeweils unterschiedliche theologische Aussagen zu treffen, und es den Editoren dieser Geschichtensammlung egal war, wenn sich die Details der Mythen widersprachen.


Genau das ist die unvernünftigste, da unwahrscheinlichste Theorie!

Denn da wären derartige Ungereimtheiten gar nicht verschriftet worden! Jeder Geschichtsfälscher liest sich sein Werk gut durch und korregiert es so, dass es logisch klingt.

Diese zahlreichen krassen Ungereimtheiten weisen darauf hin, dass die Genesis in einer längst ausgestorbenen Sprache mit mehrdeutigen Begriffen der altsemitischen Begriffswelt geschrieben wurde

So wie im Deutschen das Wort "Hahn" mehrere Bedeutungen hat (Hahn am Bauernhof, Hahn der Flinte, Hahn der Wasserleitung), hatten altsemitische Wörter ebenfalls oft mehrere Bedeutungen. Der Baum der Erkenntnis war gar keine Pflanze, sondern das altsemitische Wort "Baum" hatte die Zweitbedeutung einer Lehre

So gibt es zwei Bibelversionen: eine naive für die Bauern von 1530 wo sich der Sündenfall liest wie ein Streit von Bauern um einen Obstbaum - und eine andere, wo es um eine Sekte (Frau) geht

Diese sprachliche "Codierung" begegnet uns wieder besonders auffällig in der Geheimen Offenbarung (mit der Hure) - eine Schrift, die zwar auf Griechisch geschrieben wurde, aber viele Codes des Althebräischen einbaute. Siehe folgende Anmerkung im Wikipedia:
"Das Griechisch der Offenbarung ist mit Semitismen versetzt" Offenbarung des Johannes - Wikipedia

Frau hatte im Altsemitischen die Zweitbedeutung Sekte
#87
(24-07-2025, 15:25)Sinai schrieb:
(24-07-2025, 11:50)Ulan schrieb: Die viel vernuenftigere Loesung ist halt, dass hier verschiedene Versionen derselben Geschichten aufgenommen wurden, um jeweils unterschiedliche theologische Aussagen zu treffen, und es den Editoren dieser Geschichtensammlung egal war, wenn sich die Details der Mythen widersprachen.

Genau das ist die unvernünftigste, da unwahrscheinlichste Theorie!

Denn da wären derartige Ungereimtheiten gar nicht verschriftet worden! Jeder Geschichtsfälscher liest sich sein Werk gut durch und korregiert es so, dass es logisch klingt.

Du gehst von falschen Voraussetzungen aus. Die Geschichten waren doch schon verschriftet. So wie sich das heute darstellt, hat ein Editor irgendwann mal einen Erzaehlstrang entworfen und jeweils eine Version der Erzaehlungen mit unterschiedlichem Hintergrund (meist mesopotamisch) in diesen Erzaehlstrang inkludiert, so dass eine halbwegs zusammenhaengende "Geschichte Israels von den Anfaengen bis zur Landnahme" daraus wurde. Ein anderer Editor hat dann zusaetzliche und andere Versionen derselben Geschichte aus anderen Quellen genommen und diese dann in den Erzaehlstrang des ersten Editors eingefuegt, und zwar an Stellen, von denen er dachte, dass sie halbwegs passen wuerden. Deshalb ist die Tora solch ein Durcheinander. Genesis 1 kommt demnach aus der Priesterschrift und ist die juengere Schicht, waehrend Genesis 2 aus einer anderen Quelle kommt. Wir hatten das auch schon mal am Beispiel der Jakobsgeschichte ausgefuehrt. Nimmt man die ganzen, zum Teil reichlich unsinnigen, Einschuebe raus, wird eine ganz brauchbare Erzaehlung daraus.
#88
Farius schrieb:Es geht aber auch in Richtung Fanfiction, jene Botschaften der Bibel, die nicht passen, einfach zu ignorieren - wie es Dich eben glücklich macht.

Welche Inhalte habe ich ignoriert, den Engelssturz? Klar kommt der in der Bibel vor, aber ich kritisiere die Vermischung mit der Schöpfungserzählung und, dass du den Eindruck erweckst zwanghaft vermeintliche oder tatsächliche Lücken füllen zu wollen.

Farius schrieb:Dass Gott Menschen im Paradies erschafft, egal ob dies nun eine geistige Sphäre oder auf der Erde sei, und diese dann zuerst einer Prüfung unterzieht, halte ich für unhaltbar. Es widerspricht der Vollkommenheit Gottes. Auch war ja die Schlange, das Böse, bereits da! Das Böse kann aber nicht aus der vollkommenen Liebe Gottes entstanden sein - das ist unmöglich. Also muss doch schon vorher etwas geschehen sein!

Das ist wohl der Unterschied zwischen uns. Du gehst offenbar davon aus, dass die Bibel mehr oder minder ein in sich kohärenter Tatsachenbericht ist, während sie für mich einfach eine über Jahrhunderte von verschiedenen Autoren mit verschiedenen Beweggründen verfasste Textsammlung ist, die keine Sonderrolle im Vergleich zu anderen mythologischen/religiösen Texten einnimmt.

Deshalb sehe ich auch hier per se keinen Widerspruch außer, dass die Autoren der Genesis und die frühen Christen ein jeweils anderes Bild von Gott und der Welt hatten.
#89
(24-07-2025, 15:25)Sinai schrieb:
(24-07-2025, 11:50)Ulan schrieb: Die viel vernuenftigere Loesung ist halt, dass hier verschiedene Versionen derselben Geschichten aufgenommen wurden, um jeweils unterschiedliche theologische Aussagen zu treffen, und es den Editoren dieser Geschichtensammlung egal war, wenn sich die Details der Mythen widersprachen.

Genau das ist die unvernünftigste, da unwahrscheinlichste Theorie!

Denn da wären derartige Ungereimtheiten gar nicht verschriftet worden! Jeder Geschichtsfälscher liest sich sein Werk gut durch und korregiert es so, dass es logisch klingt

das tut es ja auch, in und für sich selbst, jedenfalls für autor und präsumptive leserschaft. du übersiehst nur leider wieder mal, da´die bibel eben kein werk aus einem guß ist, sondern eine (beliebig, wenn auch nicht wahllos) aus verschiedensten schriften zusammengestellte sammlung

Zitat:Diese zahlreichen krassen Ungereimtheiten weisen darauf hin, dass die Genesis in einer längst ausgestorbenen Sprache mit mehrdeutigen Begriffen der altsemitischen Begriffswelt geschrieben wurde

das ist natürlich krasser unsinn und entbehrt jeder grundlage
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#90
(24-07-2025, 11:50)Ulan schrieb:
(24-07-2025, 10:28)Farius schrieb: Du unterstellst, dass die Schreiber des AT besagte Mythen wahllos aneinandergereiht haben, ohn sich dabei etwas zu denken.

Natuerlich tu ich das nicht. Das war nicht wahllos, zumindest nicht zuerst. Da aber anscheinend auch noch unterschiedliche Sammlungen nach Aufbau des Erzaehlstranges miteinander kombiniert wurden, entstand das heutige Kuddelmuddel, mit vielfachen Wiederholungen. Bei der Endbearbeitung wurde nicht mehr sorgfaeltig editiert.

Lieber Ulan,

in der Tat erscheint es als Kuddelmuddel, mit etwas Abstand jedoch erkennen wir ein Geschehen, das Sinn ergibt. Zuerst erschafft Gott das Licht, das aber nicht die Sonne sein kann, denn diese wurde erst Tage später erschaffen. Es war also geistiger Natur - und da Licht war gut. Das Licht ist natürlich sein Sohn Christus und in der Folge die Engel. ("Ich bin das Licht der Welt!") Dass Gott auch die Finsternis erschuf ist unmöglich - würde seiner Vollkommenheit widersprechen.

Woher also stammte die Finsternis? Genau, es war Luzifer, der ein Teil der Engel verführte und Gott ungehorsam wurde und ein Riesenchaos verursachte. Wie in Lk 10.18 trennte Gott das Licht von der Finsternis und stürze die Ungehorsamen in die Hölle. Vom Engelsturz wurde uns noch in der Primarschule im Religionsunterricht berichtet.

Danach folgen zwei Erzählungen, wie Du richtig erkannt hast. Die erste Erzählung handelt vom Paradies, der erste Versuch der Rückführung der Gefallenen - jedoch in einer geistigen Sphäre. Dass das Paradies geistiger Natur ist, geht schon aus der Aussage Jesu hervor, dass der Schächer zur Rechten noch heute mit ihm im Paradies sein werde - womit natürlich nicht die materiellen, verweslichen Körper gemeint waren, sondern die Seelen.

Die Prüfung, die Gott nun den Wesen in dieser geistigen Sphäre auferlegt bekommt nun plötzlich einen Sinn, denn es waren ja vermutlich nicht nur Adam und Eva - sicher folgten noch viele nach, die ebenfalls geprüft werden mussten. Sowohl Adam und Eva als auch alle anderen bestanden die Prüfung nicht und mussten zurück zu Luzifer - Experiment Paradies: abgeschlossen!

Dann erst wird der Kosmos mit der Erde erschaffen, auf der nach vielen Milliarden Jahren dann der erste Mensch - wiederum die Seele Adams inkarniert wird, gefolgt von, kurze Zeit später, Eva. Aber auch auf Erden reiht sich Prüfung an Prüfung, was den unterschiedlichen Entwicklungsstand der Menschen begründet.

Natürlich wird man wieder meine Phantasie und so ansprechen - aber bisher war noch niemand in der Lage, vernünftig zu erklären, wieso Gott die Wesen im Paradies erst einmal geprüft hat. Und die Kirche lobt Jesus als Heilsbringer, Versöhner mit Gott!! Wo eine Versöhnung ist, muss doch ein Streit vorausgegangen sein!!?


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