Lea schrieb:Wer (und was) Schuld am Tod Jesus Christus gewesen sein soll, diese Frage kam mir nie in den Sinn, jedoch immer jene, wer und was am Morden an Mitmenschen Schuld trägt.
Und daran würde ich die Frage anschließen (habe es irgendwo auch schon getan): Warum soll der Mord an Jesus schlimmer gewesen sein als der Mord an jeden anderen Menschen (mal abgesehen von der Frage, dass manche es so sehen, dass Jesus gar nicht getötet wurde).
Zitat:Aber, es geht ja hier nicht um meine Sichtweise.
Ja, um meine eben auch nicht. Es scheint ja so zu sein, dass sich heute das nach wie vor viele fragen (obwohl mir das nie aufgefallen ist). Ich denke, selbst wenn es eine jüdische Entscheidung war, besteht nicht der geringste Anlass, ein ganzes Volk dafür zu verdammen.
Zitat:Konservativ wie ich bin, kann ich mir einen Fundamentalschristen nur so vorstellen, dass dieser sich auf die Gebote der Nächstenliebe bezieht und sein Leben danach ausrichtet.
Von Nächstenliebe redet ein Fundamentalchrist am wenigsten. Jeder dritte Satz handelt vom Gericht und der Gerechtigkeit, vor allem aber von Gehorsam. Es geht darum, den einen richtigen Glauben zu haben, und da diskutieren sie Jahr für Jahr über die "richtige" Bibelauslegung. Da sind die Fragen:
"Muss der Sabbat oder der Sonntag geheiligt werden",
"Werden Schwule von Gott angenommen",
"Dürfen Frauen predigen",
"Ist der Mensch verdammt, der die Evolutionstheorie für richtig hält" forenfüllend.
Die "Gebote", an die sich der Mensch zu halten hat, sind eben die: nach der "Schrift" zu leben, nach dem "Wort Gottes".
Und die obengestellten Fragen 2-4 werden so beantwortet:
Der Schwule hat enthaltsam zu leben
Frauen dürfen auf keinen Fall predigen, denn die Schrift verbietet das; Frauen müssen dem Ehemann untertan sein (kein Witz, das wird so verlangt).
Wer die Evolutionstheorie für richtig hält, lehnt Gottes Wort ab und wird dafür bestraft werden.
Wer sich auf den alliebenden Gott beruft, bekommt den Vorwurf zu hören, dass Gott kein "Kuschelgott" ist und ein Zitat vor die Nase, wie Gott die Unbötigen bestraft.
Allerdings muss ich sagen, dass seit etwa einem halben Jahr sich der Wind ein wenig dreht. Es zieht so was wie Vernunft ein, und, wie ich glaube, nicht zuletzt darum, weil unermüdlich in diesen Foren sowohl liberale Christen als auch Atheisten aufklären, aufklären, aufklären. Sie bauen über Jahre so etwas wie Vertrauen zu diesen Fanatikern auf, und inzwischen wird freimütig über theologische Erkenntnisse (wie die, dass die biblischen Schriften historisch bedingt sind) diskutiert, ohne dass diese mehr - wie noch vor einem Jahr - wegen "Irrlehre" gelöscht oder gesperrt werden.
Zitat:Vielleicht sind sie, die Christen, noch auf dem Weg dorthin. Selbstverständlich gibt es keine homogenen Gesellschaften, aber die Richtung entscheidet.
Bei den Fundis ist das ein Rückfall in barbarische Zeiten, von denen ich nie geträumt hätte. Diese Richtung führt in den Abgrund, weil da das Gesetz und das Bedürfnis nach blindem Gehorsam dem alttestamentlichen Gott gegenüber tonangebend ist. Kinder müssen gezüchtigt werden, weil das im AT so steht usw. usw. Ich weiß von (liberalen) Christen, die krank geworden sind vor Entsetzen über ihre "Glaubensgeschwister", die ihre Kinder lieber tot wissen wollen als dem Wort Gottes nicht gehorchend.
Ich kann nur hoffen, dass dieser Albtraum der neuen christlichen Fanatiker
eine Zeiterscheinung ist, die bald wieder verschwindet. Auch wenn sie den neutestamentlichen Juden nicht vorwerfen, Jesus umgebracht zu haben - sie sind dennoch gefährlich. Jeder Fanatismus ist gefährlich, und die Evangelikalen werden auf 30 % der gesamten Christenheit eingeschätzt. Das ist keine "Randerscheinung" mehr.
Zwar richtet sich ihr Hass - wie ich vermute - nicht gegen die Juden, wohl aber gegen die Moslems. Und gegen die Demokratie. Sie sind absolut nicht zu unterschätzen.
ich kann nur wirklich hoffen, dass mein Gespür sich nicht irrt und die böseste Zeit bereits hinter uns liegt.
Entschuldigung, das war jetzt ot...