Hallo Jazzter!
Früher hat mich der Islam nicht stärker interessiert als andere Religionen. Allerdings habe ich schon vor 15 Jahren den Koran gelesen und war, als starker Kritiker des NT und vor allem des oftmals grausamen AT (Grausames Gottesbild) entsetzt über die Lügen über und die Gewaltandrohungen gegen Nichtmuslime (Ich bin schließlich auch einer).
Später in den Diskussionen (vor allem im alten Reliboard) begegneten mir sehr oft ultrakonservative und zum Teil imperialistisch denkende Muslime, die nicht in der Lage waren, über den Tellerrand der eigenen Religion zu blicken.
So habe ich Schritt für Schritt dazugelernt, hab mir eine Tafsir-Sammlung angeschafft (Koranexegese) und mich in die Hadithe ein wenig (das sind tausende) eingelesen, habe im Internet gestöbert und habe zum Schluß auch das Buch von Bassam Tibi und eines von Mark A. Gabriel gelesen. Letzteres ist als das Buch eines Konvertiten zum Christentum, der sein Heil in der Bekehrung der Muslime sieht, nicht empfehlenswert. Dennoch erläutert er (als Gelehrter der Al Azhar-Uni) den Begriff "Naskh" sehr gut.
Mein Antrieb war und ist dabei, den Imperialisten im Islam zu widersprechen. Diese versuchen mit Hilfe von saudischem Geld, den Islam auf eine konservative Wahabiten-Schiene zu bringen. Solche Leute versuchen einen Keil zwischen die Muslime und die Nichtmuslime zu treiben und suggerieren den Muslimen, dass sie nur dann richtige Muslime seien, wenn sie die Menschenrechte des Grundgesetzes ablehnen und die Scharia mit ihrer Klassengesellschaft voll anerkennen. Andernfalls seien sie Kafir.
Diese zum Großteil verlogenen Umtriebe zu Lasten des Miteinanders müssen aufhören. Da wird (siehe Text: Rechte der Frau) ein verzerrtes und verlogenes Bild der Frau in den modernen Gesellschaften gezeichnet und die wahren Ausmaße der Entrechtung der Frau unter der Scharia verschwiegen.
Jazzter schrieb:Beziehst Du Aspekte Deines Gottesbildes daraus?
Nun ja - einige Texte in Hadith und Koran sind gut und vorbildlich, andere nur grauenvoll. Ein Vorbild sind eher Sufis, wie Ibn Arabi oder al Halladsch oder auch Rabia von Basra.
Du kennst vielleicht schon die Geschichte über Rabia, wo sie den Menschen sagt, sie wolle Wasser in die Hölle schütten und Feuer ins Paradies bringen, damit die Menschen Gott nicht aus Furcht vor der Hölle oder Gier nach dem Paradies lieben.
Dieses Anliegen der Rabia ist auch mein Anliegen.
Zitat:Welchen Bezug hast Du zum Islam?
Einen ambivalenten. Islamische Mystik oder Spiritualität kann ich ganz und gar teilen. Islamisches Recht und den islamischen Staat niemals. Denn dort werden eindeutig die Menschenrechte mißachtet.
Was mich die Diskussionen mit den Imperialisten gelehrt haben, war, eindeutiger zu den Menschenrechten Stellung zu beziehen und diese nicht unter einem Mus von interkultureller Toleranz zu begraben und damit den Intoleranten das Feld zu überlassen.
Denn über die Religionen und die Rechte der Frau kann die Frau (eben ich oder in Zukunft meine Tochter) nur in einem Land diskutieren, in dem Religionsfreiheit und Gleichberechtigung gesetzlich verankert sind.
Gruß Lhiannon