GermanHeretic schrieb:....Freier Wille und ein allmächtiger und allwissender, zeitlich transzendenter Schöpfergott sind unvereinbar.
Ich glaube auch,
dass hier das Problem für alle liegt,
die dann lieber dem Menschen den freien Willen absprechen, als an der Allmacht und Allwissenheit Gottes zu zweifeln.
So ging es z.B. schon dem Verfasser des Johannes-Evangeliums und des Hebräerbriefes, Kirchenvätern, Luther und auch dem lieben Klaus Wagner,
der daraus eine wahre "Theologie vom Hasen und Igel" macht:
Egal, wie der Mensch sich abhetzt - positiv oder negativ - Gott sitzt immer in der Ackerfurche und ruft:
"Ich bin schon da!"
Für mich sind das alles dogmatische Spekulationen,
mit denen ich nichts anfangen kann.
Allein die Eigenschaften Gottes Allmacht, Allgegenwart und Allwissenheit sind in meiner Sicht reine Spekulation und menschliches Konstrukt,
die dem Gebot "Du sollst dir kein Bildnis noch Gleichnis machen" zuwiderlaufen.
Wir wissen nicht, was Gott alles ist, Gott will "sein, der ich sein werde ("Jahwe"; 2. Mose 3,14))", nicht der, den wir festlegen.
Sagen wir lieber etwas über unsere Erfahrungen mit Gott, das Spüren seiner Kraft usw., aber nicht darüber, was er "an sich" so alles ist.
Wagners übrige Deutungen zur Willensfreiheit
auch in seinem anderen Aufsatz über "Gottes Allmacht und menschliche Willensfreiheit"
sind für mich typische Spekulationen aus dem hohlen Bauch, wie sich das jemand zurechtlegt,
der jedes Zitat aus dem Kontext löst und für sich auslegt
und sich über die damalige Theologie und zeitgeschichtliche Strömungen keine Gedanken macht.
Wenn er z.B. sagt, dass Gott auf Golgatha sich mit der Sünde der ganzen Welt identifiziert hat und es somit auch keinen bösen Willen geben kann, der nicht auch schon von Gott besetzt ist, also für jeglichen anderen Eigenwillen kein Platz mehr ist,
dann ist das naive Spekulation in Hochpotenz,
reine abstruse Theorie, die mit Jesu Botschaft nichts mehr zu tun hat.
Alle Gebote Gottes oder die Bergpredigt und ganze Botschaft Jesu würden ziemlich hinfällig,
wenn wir keine Entscheidung fällen dürften,
ob wir Gott gehorchen oder nicht.
Gottes Gericht würde zum Kaspertheater oder Schauprozess,
wenn alle, für das gerichtet würden, was Gott mit ihnen angerichtet und ihnen auferlegt hat.
Bleiben wir lieber bei unserer Nachfolge Jesu,
zu der wir uns frei entscheiden und bei der wir als freie Kinder Gottes den Vater lieben.
Da wir das immer nur unzureichend schaffen, ist es sowieso immer die Gnade Gottes, die uns annimmt und "erlöst",
auch wenn wir versagen.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)