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Ein kurzer Blick in die Vergangenheit
#32
Zum Threadthema: Wir Menschen (oder einige der etwas brillianteren Mitglieder unsrerer Spezies) senden ja immer wieder Sonden zu Objekten in unserem Sonnensystem, also unserem direkten "Hinterhof". Da auch die schnellsten dieser Sonden, auf kosmische Entfernungen gesehen, sehr langsam sind (New Horizons kommt z.B. auf 84.000 km/h), dauern diese Fluege viele Jahre. Auch wenn die Planeten letztlich alle sehr nahe an der Erde sind, macht sich die Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit auch bei diesen Missionen schon stark bemerkbar. Licht ist zwar sehr viel schneller als die Sonde, aber als New Horizons bei Pluto vorbeiflog, der damals 4,7 Milliarden Kilometer entfernt war, brauchte ein Signal von der Sonde 4 Stunden und 25 Minuten bis zur Erde. Eine Antwort vom Kontrollzentrum brauchte noch einmal dieselbe Zeit. Deshalb war ja die Situation so heikel, als die Sonde kurz vor dem Pluto-Anflug technische Schwierigkeiten hatte: da kann man nicht mal eben kommunizieren, weil wir immer nur wissen koennen, was mit der Sonde vor viereinhalb Stunden war, wenn wir von ihr hoeren.

Aber all das liegt an den immensen Entfernungen, mit denen wir es hier zu tun haben. Parallaxen-Messungen selbst von den naechsten Sternen waren bis 1838 unmoeglich, wegen der grossen Entfernungen der Sterne. Diese Messungen funktionieren so, dass man zwei Bilder von zwei verschiedenen Orten aufnimmt. Die groesste Entfernung, die wir auf der Erde "aufspannen" koennen, ist von entgegengesetzten Positionen der Erde zur Sonne, also im Abstand von exakt einem halben Jahr und zwei mal 150 Millionen Kilometern. Dass selbst diese riesige Entfernung nicht ausreicht, um mit klassischen Teleskopen irgendwelche Sternparallaxen zu sehen (James Bradley scheiterte 1729 daran, fand aber ein paar andere nuetzliche Dinge), war immer eins der Argumente gegen den Heliozentrismus, da sich niemand vorstellen konnte, dass die "Fixsternsphaere" so viel weiter weg sein koennte  als der letzte Planet. Wie auch immer, mit besseren Instrumenten konnte man im 19. Jhdt. immerhin 60 Sternparallaxen messen, heute mit einer spezialisierten Raumsonde die von Milliarden von Himmelsobjekten in der naeheren Umgebung. Das unternimmt die europaeische Gaia-Sonde auf dem L2-Lagrange-Punkt, der 1,5 Millionen Kilometer hinter der Erde im Erdschatten liegt (damit die Sonne, die sich 150 Millionen Kilometer auf der gegenueberliegenden Seite der Erde befindet, nicht stoert).

Zu guter Letzt hatte im April 2020 auch New Horizons noch einmal die Aufgabe, eine klassische Parallaxen-Aufnahme zu machen. Sie machte Fotos von Proxima Centauri (die naechste Sonne zu unserer, 4,25 Lichtjahre entfernt) und Wolf 659 (auch einer der naechsten Sterne, mit blossem Auge nicht zu sehen, 7,8 Lichtjahre entfernt), und gleichzeitig machten Teleskope auf der Erde Fotos. Da New Horzons damals gerade 6,5 Milliarden Kilometer von uns weg war, waren das die ersten Sternaufnahmen, die wie klassische Parallaxen von Planeten aussahen. Ein Bild fuer Proxima Centauri gibt's hier.

Dass auch hier die Aufnahmen wieder viele Stunden brauchten, bis ihr Signal nach dem Abschicken bei uns ankam, ist klar. Dass auch die Sternaufnahmen diese nur in ihrem Zustand von vor Jahren zeigen, ist ebenso klar.


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RE: Ein kurzer Blick in die Vergangenheit - von Gundi - 28-10-2021, 15:21
RE: Ein kurzer Blick in die Vergangenheit - von Ulan - 31-10-2021, 11:48

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