(30-01-2022, 19:09)petronius schrieb:(29-01-2022, 19:41)Farius schrieb: vielleicht hast Du auch eine eigene Meinung.
ich sehe keine notwendigkeit, einen schöpfergott zu konstruieren, und auch keine einer erlösung
keine meinung habe ich daher dazu, auf welche vertrackte weise der schöpfergott die einen erlösungsbedarf begründen und wie er diese erlösung organisieren will - die gedanken des erlösungsgläubigen dazu sind frei (auf konsistenz abprüfen darf man sie trotzdem)
kurz gesagt: du setzt axiome (es muß einen schöpfergott geben und dieser muß einen grund haben, erlösen zu wollen oder auch nicht), die ich nicht teile, und versuchst auf dieser basis dem ganzen einen sinn abzuringen
Hallo petronius,
... ein nur "konstruierter" Schöpfergott wäre schon mal kein "echter". "Erlösen" können sich die Menschen aber schon hier auf Erden, indem sie zunächst "erkennen" - sich also z.B. den Leidenschaften oder Gütern zwar nicht verschließen, aber sich in keinem Fall von ihnen beherrschen od. gar vernichten lassen. Das wäre der erste, wichtige Schritt.
Notwendig aber bleibt nun mal die Frage nach der ersten Ur-Sache, welche uns wegen der Phänomene, die vor unsere Sinne treten, ein Antrieb zu versch. Denkansätzen war - ist und bleibt.
>> Eine Hilfe beim Erkennen der Welt ist u.a. unsere Logik. Methodologische Regeln als Festsetzungen könnte man als Spielregeln des Spiels > Empirische Wissenschaften < bezeichnen. Sie unterscheiden sich von den regeln der Logik in ähnlicher Weise, wie etwa die Regeln des Schachspiels, die man ja nicht als einen Zweig der Logik zu betrachten pflegt.
Da die Regeln der Logik Festsetzungen über die Umformung von Formeln sind, so könnte man zwar die Untersuchung der Regeln des Schachspiels vielleicht als >Logik des Schachspiels< bezeichnen, nicht aber als >die Logik< schlechthin; und ähnlich können wir die Untersuchung der Regeln des >Wissenschaftsspiels<, der Forschungsarbeit, auch Logik der Forschung nennen. << (Karl Popper)
Bei dem Gerangel um die ersten Plätze hinsichtlich der Deutung von Sein und Dasein sollte also keiner einen Logenplatz für sich beanspuchen, sondern einfach erkennen, dass wir alle auf dem Weg sind.
Wie jeder unschwer erleben kann, haben beide "Spiele", Wissenschaft und Religion, erstens andere Regeln und zweitens noch lange kein Ende, denn im Denken der Menschen tritt ein altes Problem auf:
>> Wollte man wissenschaftliche Sätze nicht wie ein Dogma aufstellen, so muss man sie schon begründen können. Wird aber eine logische Begründung verlangt, so sind Sätze immer nur auf Sätze zurückzuführen, was zum unendlichen Regress führt! Will man dies vermeiden, bleibt nur der Psychologismus übrig. Es besteht also berechtigte Annahme, dass man Sätze nicht nur auf Sätze, sondern z.B. auch auf Wahrnehmungserlebnisse gründen kann. << (Karl Popper)
Nicht nur die Bibel stellt uns solche vor, sondern jede Menschenseele könnte davon ebenfalls individuell und interessant berichten.
Auch Wahrnehmungserlebnisse können Erkenntnisquellen der Erfahrungswissenschaften sein.
Was wir also bisher über die Welt der "Tatsachen" wissen, muss daher auch über die Formen der versch. "Erlebnisse" ausgesprochen werden können und dürfen.
Es kann aber kein wissenschaftlicher Satz ausgesprochen werden, der nicht über das, was wir als sicheres Erleben einordnen können, weit hinaus geht und Wissenschaft ist der Versuch, unser Wissen und erlebte Überzeugungen zu ordnen und zu beschreiben - als systematische "Darstellung".
Dabei sollte aber berücksichtigt werden, dass jeder Mensch völlig andere Erlebnisse hat und die Welt aus seiner Sicht betrachtet. Diese nur mit Negation zu abzutun, halte ich für nicht förderlich und das nicht nur, weil Wissenschaft bei transzendenten Themen weder Erklärungs- noch Deduktionsarbeit leisten kann. Sätze über eine subjektive "Wahrnehmung der Welt" sind umständlich und schwierig, weil der Entschluss eines Menschen in seinem Inneren heranwächst und von Erlebnissen motiviert wird.
Keiner hat Wahrheit für sich gepachtet!
So gibt es auch keine festen Körper und die Dinge sind ledigliche Prozesse, die im Fluss sind. Feuer ist der eigentliche Baustoff unserer Welt und das, was uns stabil vorkommt, ergibt sich lediglich aus den Gesetzen, welche die Prozesse unserer Welt "bestimmen".
Heraklit sagte es auf seine Weise:
"Wer nicht mich (als Autorität) vernimmt, sondern die wahre Botschaft selbst, der wird, wenn er weise ist, zustimmen. Alles ist eins. Es ist ein ewig lebendiges Feuer, aufflammend nach Maßen und verglimmend nach Maßen."
Gruß von Reklov