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Enki und Ninmach
#1
Schon in den Götterlisten aus Fara (2600-2500 vC) ist der Weisheitsgott Enki als eine der bedeutendsten Götterfiguren des sumerischen Pantheons vermerkt. Als sein Vater gilt An1, als seine Mutter sind nach verschiedenen Traditionen die Göttinnen Namma2 und Urasch3 überliefert. Kunstfertigkeit, Einsicht und Menschenfreundlichkeit sind seine wesentlichen Persönlichkeitsmerkmale.

Ninmach ist ebenfalls schon in den Götterlisten von Fara vorzufinden. Ursprünglich dürfte Ninmach (erhabene Herrin) der Beiname einer Muttergöttin gewesen sein, die unter verschiedenen Namen verehrt worden war.

Bekannt wurde die Erzählung von Enki und Ninmach mit der erstmaligen Veröffentlichung dreier Fragmente einer sumerischen Tontafel durch das Museum der Universität Pennsylvania im Jahre 1911. Der Text wurde durch weitere Funde von Fragmenten nach und nach ergänzt. Eine umfassende Edition des Textes legte 1969 C. A. Benito in seiner Dissertation vor.


Das Leben der Götter in der Urzeit ist mühsam. Schwer haben sie für ihren Lebensunterhalt zu schaffen.

Namma, die Mutter Enkis, sucht ihren Sohn auf, um ihm die Klagen der Götter zu überbringen. Sie regt an, Wesen zu schaffen, die für die Götter die Arbeit übernehmen. Daraufhin bittet Enki seine Mutter, einen Menschen zu formen.

Aus Lehm des Süßwasserozeans ↗Abzu (akkad. Absu) wird ein kleiner Körper mit Gliedmaßen geschaffen, der Fötus eines Menschen, den Namma austragen wird. Ninmach und andere Göttinnen sollen ihr als Geburtshelferinnen beistehen. Das Schicksal des Menschen wird bestimmt, die Pflicht, für die Götter zu sorgen, wird ihm übertragen.

Der zweite Teil der Erzählung handelt vom Wettstreit von Enki und Ninmach.

Nach der Schaffung des Menschen wurde ein Fest ausgerichtet. Enki und Ninmach betrinken sich mit ↗Bier. Im trunkenen Zustand behauptet Ninmach, es hänge alleine von ihr ab, ob das Heranwachsen einer Menschheit mit dem erhofften Erfolg verbunden sein werde. Enki hingegen meint, er werde die Fehler, die Ninmach machen wird, im Rahmen halten.

Der Wettstreit wird ausgetragen.

Ninmach stellt aus Lehm sieben geistig und körperlich behinderte Menschen her. Enki gelingt es, jeden einzelnen von diesen mit einer angemessenen Aufgabe in der Gesellschaft auszustatten. Ninmach schafft das mit einem von Enki hergestellten Wesen voller Mängel nicht. Er hat den Wettstreit gewonnen, sie muss ihre Niederlage eingestehen.

Möglicherweise sollte der ↗Mythos dazu dienen, die Frage zu beantworten, warum es in der Welt geistige und körperliche Behinderung gibt.

In anderen sumerischen Erzählungen (↗'Preislied der Hacke' und ↗'Enkis Reise nach Nippur') lassen die Götter Menschen aus dem Ackerboden wachsen. In akkadischen Texten wird vornehmlich die handwerkliche Erzeugung des Menschen aus Lehm beschrieben. Beispielsweise im ↗Atrachasis-Mythos, wo der erste Mensch aus Lehm und dem Blut eines geschlachteten Gottes hergestellt wird.


1) An, der Himmel und oberster Gott im sumerischen Pantheon
2) Namma (auch Nammu), kosmischer Urozean, zugleich Schöpfungsgottheit.
3) Urasch = sumerisch 'Erde', sumerische Erdgöttin. Nin-urasch (Herr, Herrin der Erde) steht für das männliche und weibliche Prinzip der Erde. Da das Sumerische (im Gegensatz zu zum Akkadischen) keine grammatische Unterscheidung des Geschlechts kennt, ist einem Text nicht ohne weiteres zu entnehmen, ob eine Namensbezeichnung für eine männliche oder für eine weibliche Figur steht. In der Götterliste der Stadt ↗Nippur beispielsweise ist Urasch als Gott der (unteren) Erde angeführt.


Literatur:
Manuel Ceccarelli. Enki und Ninmaḫ. 2016 Tübingen. Verl. Mohr Siebeck.
Brigitte Groneberg. Die Götter des Zweistromlandes. 2004 Düsseldorf/Zürich. Patmos-Verlag.
Carlos Alfredo Benito. "'Enki and Ninmaḫ' and 'Enki and the world order'" (Diss. Uni Pennsylvania 1969).



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MfG B.
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