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Warum verbieten Zeugen Jehovas Bluttransfusionen ?
#1
Ich sah heute einen Trolley der Zeugen Jehovas vor dem Bahnhof stehen - und da stellte ich ihnen eine Frage, die mich schon lange beschäftigt: Warum verbieten Zeugen Jehovas Bluttransfusionen ?

Antwort: Biblisch wegen 5. Mose 12:23 und medizinisch vor allem auch wegen der Aids-Gefahr

Zu Hause rief ich in der Bibel der Zeugen Jehovas "Neue-Welt-Übersetzung" diese Stelle auf:

5. Mose 12:23 NWÜ
"Nur nimm dir fest vor, nicht das Blut zu essen, denn das Blut ist das Leben. Du darfst das Fleisch nicht mit dem Leben essen."

Aber ein Unfallopfer, das eine Blutkonserve bekommt, isst ja gar kein Blut !

Essen tut man ja durch den Mund. Oder ist das wieder eine Übersetzungsfrage? Ist "konsumieren im weitesten Sinn" gemeint?
Wohl nicht - denn die Zeugen Jehovas sind beim deutschen Wort "essen" geblieben

Der Satz "Du darfst das Fleisch nicht mit dem Leben essen." ist erstens rätselhaft in der (deutschen) Formulierung und zweitens isst ja ein Unfallopfer weder Blut, noch Fleisch

Rätselhaft

Klar bestehen durch Blutkonserven medizinische Gefahren, von allergischen Reaktionen bis zu Infektionsgefahr
Niemand wird sich ohne akute Lebensgefahr eine Blutkonserve verpassen lassen
#2
Da ist nichts raetselhaft. Und das mit dem AIDS ist mal wieder so eine Nebelbombe, die mit dem eigentlichen Grund nichts zu tun hat.

Blut ist die "Seele" nach juedischer Vorstellung, also das magische Elixir, das nach Vorstellung der israelitischen Religion das Leben ausmacht. Wer Blut eines Anderen bekommt, saugt dessen Leben auf. Solch eine Vorstellung steckt ja auch im zentralen christlichen Ritual, in dem das Blut Christi getrunken wird.

Da das alles also magisch ist, soll das mit der Transfusion nicht sein.
#3
(23-05-2025, 23:43)Ulan schrieb: Solch eine Vorstellung steckt ja auch im zentralen christlichen Ritual, in dem das Blut Christi getrunken wird.

Es wird Messwein getrunken, der nach bestimmten, von der Kirche festgelegten Vorschriften der natürlichen Reinheit und Unverfälschtheit hergestellt wird (Vgl. Wikipedia)
Insbesondere darf er nicht gezuckert sein, nicht geschwefelt und schon gar kein Glykol enthalten (neue Regelung, G. war vor 166 Jahren noch unbekannt)
#4
Mk 14, 24 (EU): "Und er sagte zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird."

Jesus sagt also, dass das, was das Du da trinkst, sein Blut ist. Der Priester in der Messe sagt Dir das auch. Selbst wer, anders als Katholiken, diese Handlung symbolisch sieht, glaubt an die Wirksamkeit der eigentlichen Tat des Bluttrinkens, die hinter dem Symbol steckt.

Die Frage aus Deinem Eingangsbeitrag ist also beantwortet: Blut ist ein magischer Saft.
#5
Der Messwein der Katholiken ist Weißwein

Messwein - Wikipedia
"Bis etwa Mitte des 15. Jahrhunderts wurde für die Eucharistiefeier ausschließlich Rotwein als Messwein verwendet. 1478 wurde durch Papst Sixtus IV. zum ersten Mal Weißwein zugelassen. Die orthodoxen Kirchen verwenden in der Regel wegen der symbolischen Nähe zum Blut Christi nur Rotwein."
Messwein - Wikipedia

Bei den Protestanten gibt es keine einheitliche Vorschrift darüber, ob Weißwein oder Rotwein für das Abendmahl verwendet werden soll. Das hängt oft von der Gemeinde und den lokalen Traditionen ab. Die Protestanten glauben nicht an die Transsubstantiation

Der Wein der Zeugen Jehovas ist Rotwein. Auch die Zeugen Jehovas glauben nicht an die Transsubstantiation

Somit ist die Frage, warum die Zeugen Jehovas Bluttransfusionen verbieten, nicht durch deinen Seitenhieb gegen die rein katholische Transsubstantiationslehre zu erklären.



________________




Die Zeugen Jehovas berufen sich bei ihrem Verbot von Bluttransfusionen auf das Alte Testament
und zitieren 5. Mose 12:23 aus ihrer "Neue-Welt-Übersetzung":
"Nur nimm dir fest vor, nicht das Blut zu essen, denn das Blut ist das Leben. Du darfst das Fleisch nicht mit dem Leben essen."

Hier ist einzuhaken, denn ein Unfallopfer, das eine Blutkonserve bekommt, isst ja gar kein Blut !
Da wird eine Nadel in die Armvene gesetzt

Den Zeugen Jehovas kommt halt zugute, dass es immer wieder wieder Zwischenfälle gegeben hat, von schweren allergischen Reaktionen über Immunreaktionen bis zu Infektionsgefahr mit tödlichen Krankheiten (von Hepatitis bis Aids, von den zahllosen Tropenkrankheiten nicht zu reden).

Der französische Arzt Jean-Baptiste Denis führte die erste bekannte Bluttransfusion bei einem Menschen durch. Er übertrug das Blut eines Lamms auf einen Patienten. Diese frühen Experimente waren jedoch gefährlich und oft tödlich, da die Experimentatoren nichts über Blutgruppen oder Immunreaktionen wussten. Erst Karl Landsteiner entdeckte 1901 das ABO-Blutgruppensystem, im Ersten Weltkrieg wurden bereits Bluttransfusionen durchgeführt. Aber erst 1937 kam es zur nächsten Verfeinerung der Blutklassifizierung, da wurden die Rhesusfaktoren entdeckt. Sicher ist das nicht der Letztstand der Blutklassifizierung, die Wissenschaftler suchen weiter fieberhaft nach noch weiteren Klassen, wann sie die nächste Stufe erreichen werden, ist offen. Bei jeder Bluttransfusion muss der Patient (oder die Eltern) einen Revers unterschreiben, dass er selbst das Risiko trägt!
Außer bei Unfällen, da kann sich der Arzt juristisch auf den Notstand berufen.
Ziemlich riskant sind nämlich nach wie vor all die vielen Tropenkrankheiten, die natürlich nicht bei jedem Blutspender ausgetestet werden können! Gerade Flüchtlinge spenden wegen der finanziellen Entschädigung gerne Blut
Was allerdings absolut unverständlich ist, ist das Argument der Zeugen Jehovas, dass der Mensch keine Seele im christlichen Sinne hätte und das Blut die "Seele" wäre. Zeugen Jehovas, deren Kind gegen ihren Willen wegen eines Unfalls eine Blutkonserve erhielt, meinen dass das nunmehr nicht derselbe Mensch sei
#6
(24-05-2025, 11:39)Sinai schrieb: Somit ist die Frage, warum die Zeugen Jehovas Bluttransfusionen verbieten, nicht durch deinen Seitenhieb gegen die rein katholische Transsubstantiationslehre zu erklären.

Wo war da ein "Seitenhieb"? War irgendetwas, das ich gesagt habe, nicht richtig? Und haben die Zeugen Jehovas eine andere Bibel als die, wo Jesus sagt, der Wein sei sein Blut?

Traeum weiter!

Edit: Die Neue Welt Uebersetzung schreibt bei Mk 14. 24 tatsaechlich: " 24  Und er sprach zu ihnen: „Dies bedeutet* mein ‚Blut+ des Bundes‘,+ das zugunsten vieler vergossen+ werden wird.+" 

Dass das eigentlich "dies ist mein Blut" heisst, steht in der Fussnote zu "bedeutet". Sie erzwingen dort also ihre Interpretation durch die Uebersetzung.

(24-05-2025, 11:39)Sinai schrieb: Was allerdings absolut unverständlich ist, ist das Argument der Zeugen Jehovas, dass der Mensch keine Seele im christlichen Sinne hätte und das Blut die "Seele" wäre. Zeugen Jehovas, deren Kind gegen ihren Willen wegen eines Unfalls eine Blutkonserve erhielt, meinen dass das nunmehr nicht derselbe Mensch sei

Nun, das mit dem Koerper-Seele-Dualismus ist griechischen Ursprungs und stammt aus dem Platonismus. Wer also die aus den Evangelien sprechende Ablehnung des Platonismus ernst nimmt, mag sich auf die juedische Vorstellung, dass das Blut der Sitz der Lebenskraft ist, zurueckziehen, und eine monistische Koerper-"Seele"-Vorstellung haben. Die Bibel ist in dem Punkt ja auch nicht eindeutig, und natuerlich ist auch die katholische Begruendung fuer die Erdbestattung ein Hinweis darauf, dass sie das mit dem Koerper-Seele-Dualismus auch nicht konsequent sehen.
#7
Zum lesen der Bibel (AT und NT) braucht man keine griechischen Lehren
#8
Und doch beruht das, was Du hier explizit als "christliche" Lehre bezeichnet hast, auf platonischer Lehre, nicht auf der Bibel.

Aber Du lehnst ja auch in diesem Thread das ab, was die Bibel sagt.
#9
(23-05-2025, 23:35)Sinai schrieb: Ich sah heute einen Trolley der Zeugen Jehovas vor dem Bahnhof stehen - und da stellte ich ihnen eine Frage, die mich schon lange beschäftigt: Warum verbieten Zeugen Jehovas Bluttransfusionen ?

Antwort: Biblisch wegen 5. Mose 12:23 und medizinisch vor allem auch wegen der Aids-Gefahr

zweitere ist auf jeden fall quatsch, weil es dieses transfusionsgebot bei den zeugen ja auch schon vor hiv gab

zu ersterem: jo mei... so kommts halt, wenn man die bibel wörtlich nehmen zu müssen glaubt (nicht, daß die zeugen das durchgehend täten...)
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
#10
(24-05-2025, 19:58)petronius schrieb:
(23-05-2025, 23:35)Sinai schrieb: Ich sah heute einen Trolley der Zeugen Jehovas vor dem Bahnhof stehen - und da stellte ich ihnen eine Frage, die mich schon lange beschäftigt: Warum verbieten Zeugen Jehovas Bluttransfusionen ?

Antwort: Biblisch wegen 5. Mose 12:23 und medizinisch vor allem auch wegen der Aids-Gefahr

zweitere ist auf jeden fall quatsch, weil es dieses transfusionsgebot bei den zeugen ja auch schon vor hiv gab


Genau lesen:
Sie wiesen darauf hin, dass sie Bluttransfusionen biblisch ablehnen (wegen 5. Mose 12:23) und medizinisch "vor allem auch" wegen der Aids-Gefahr

Klar gibt es auch viele andere Gefahren, von allergischen Reaktionen bis zu Infektionsgefahr (Hepatitis, viele Tropenkrankheiten wie Aids usw)

Heute dürfte Aids die gefährlichste durch Bluttransfusionen übertragbare Krankheit sein, vor 1981 war Aids unbekannt, aber es gab andere Infektionskrankheiten, die man mit den damaligen Antibiotika nicht alle im Griff hatte. Abgesehen davon wirken Antibiotika gegen Bakterien, nicht gegen Viren
Vor 1937 waren die Rhesusfaktoren unbekannt, vor 1901 wusste man nichts von Blutgruppen.
Und viele Menschen (nicht nur Zeugen Jehovas) haben Angst vor allergischen Reaktionen

Die Verabreichung von Blutkonserven ist keine Kleinigkeit!


Was ich aber eigentlich überhaupt nicht verstehe, ist die biblische Begründung der Ablehnung
Da dies hier ein "Religionsforum" ist und kein "Forum der Virologen und Tropenmediziner", möchte ich nun den religiösen Aspekt diskutieren:

Wie ich hörte, berufen sich die Zeugen Jehovas bei ihrem Verbot von Bluttransfusionen auf das Alte Testament und zitieren 5. Mose 12:23 aus ihrer "Neue-Welt-Übersetzung", die im Internet zu lesen ist, dort steht geschrieben:
"Nur nimm dir fest vor, nicht das Blut zu essen, denn das Blut ist das Leben. Du darfst das Fleisch nicht mit dem Leben essen."

Doch ein Unfallopfer, das eine Blutkonserve verabreicht bekommt, isst ja gar kein Blut !
Bei einer Bluttransfusion wird eine Nadel in die Armvene gesetzt

Da ist doch keine Rede davon, das Fleisch mit oder ohne dem Leben zu essen

Das ist ein Befehl, das Fleisch zu schächten, das heißt vor dem Verzehr völlig ausbluten zu lassen, hat aber mit dem Thema Bluttransfusionen nichts zu tun.
Eine alttestamentarische Speisevorschrift wie das ominöse Verbot, das Zicklein in der Milch seiner Mutter zu kochen, ebenfalls nachzulesen in der
"Neue-Welt-Übersetzung" in 2 Mose 23,19:
"Du darfst ein Ziegenjunges nicht in der Milch seiner Mutter kochen."
#11
Jetzt sehe ich, dass die Zeugen Jehovas den Muttertag nicht feiern. Warum eigentlich? Ist ja kein heidnischer Tag

In Israel gibt es den "Tag der Familie" (früher "Muttertag"), der 1994 offiziell umbenannt wurde, um die Rolle beider Elternteile zu würdigen.
#12
Thema verlassen. Geschlossen!
MfG B.


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