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Böse Amis, arme Mullahs
#1
mal wieder ein guter Artikel aus dem Spiegel:

Böse Amis, arme Mullahs

Von Claus Christian Malzahn

48 Prozent der Deutschen halten die USA für gefährlicher als Iran - nur 31 Prozent glauben das Gegenteil. Das Ergebnis entspricht der deutschen Grundverlogenheit. Höchste Zeit für eine Neuauflage von Re-Education.

Die Deutschen haben im Laufe ihrer jüngeren Geschichte schon an vieles geglaubt. An Kolonien in Afrika und an den Kaiser; dem glaubten sie sogar, das es keine Parteien mehr gebe, sondern nur noch Frontsoldaten. Wenig später glaubten sie, dass man Juden in Ghettos und KZs stecken sollte, weil sie Volksschädlinge sind. Dann glaubten sie an die Autobahn und den Endsieg und wieder ein paar Jahre später an die D-Mark. Sie glaubten daran, dass die Mauer noch ewig steht und dass die Rente sicher ist. Sie glaubten an Mülltrennung und Billigflüge, an Telekom-Aktien und den Fußball-WM-Sieg, sie glauben sogar gleichzeitig an Peter Hahne und Harald Schmidt.

Die USA - Gefahr für den Weltfrieden? US-Flagge über dem ehemaligen World Trade Center
Im Moment glauben sie, dass die USA für den Weltfrieden gefährlicher sind als Iran. Das ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag des "Stern". Besonders die jungen Deutschen - 57 Prozent der 18- bis 29-Jährigen - erklärten, sie hielten die USA für bedrohlicher als das religiöse Regime in Iran. Das Ergebnis kommt keineswegs überraschend.

Die offizielle deutsche Politik, die das Ergebnis der Umfrage heftig beweinen wird, hat den Antiamerikanismus größtenteils verursacht. Jahrelang wurde den Deutschen von ihren Außenministern das Märchen vom "kritischen Dialog" zwischen Europa und Iran erzählt. Es ging etwa so: Wenn wir nett zu den Ajatollahs sind, ein bisschen mit ihnen knuddeln und ab und zu mit dem Finger "DuDuDu" machen, dann hören sie auf, ihre Frauen wegen "unkeuschen Verhaltens" zum Tode zu verurteilen und die Atombombe zu bauen. Irgendwie ging der Plan schief, was man in Washington übrigens lange vorher ahnte. Iran bastelt unverdrossen am nuklearen Programm, der Präsident Mahmud Ahmadinedschad reagiert auf Uno-Beschlüsse mit demonstrativer Ignoranz. Die Uno ist dann böse und verfasst eine Resolution.

Ansonsten wünscht sich der iranische Präsident die Auslöschung Israels. Das dauert noch ein bisschen. Um nicht aus der Übung zu kommen ließ das Regime vor ein paar Tagen 15 britische Soldaten kidnappen. Aber schuld sind immer die Amis, ist ja klar. Über die wissen wir schon lange Bescheid.

Den Wilden Westen kennen wir von Karl May, den wilden Kapitalismus von Karl Marx. Außerdem waren wir alle schon mal da, im Urlaub, versteht sich. Ob Kalifornien oder Florida (da sind die Mietwagen am billigsten): die Amis haben wir durchschaut. Die Amerikaner sind uns Deutschen entweder zu fett oder zu sportbesessen, zu prüde oder zu pornografisch, zu religiös oder zu nihilistisch. Die Amis sind in der Geschichte entweder zu isolationistisch oder zu imperialistisch aufgetreten, sie überfallen einfach fremde Länder (was wir natürlich nie tun würden) - und hauen dann einfach wieder ab, wie in Vietnam und demnächst im Irak. Besonders schlimm: Die Amerikaner haben 1945 den Krieg gewonnen. (Wenn auch nur mit deutscher Hilfe, Einstein und so). Den V-Day in Europa werden einige Deutsche den Amerikanern nie verzeihen; denn der Nationalsozialismus war ja bloß ein Betriebsunfall, der Ami aber an sich ist böse. Sieht man ja bei Präsident Bush, der, daran glauben auch manche unserer Leser täglich felsenfest, "schlimmer ist als Hitler". Da schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Denn wenn Bush der neue Hitler ist, dann sind wir Deutschen Hitler endlich los. Wir brauchen ihm dann nicht mal mehr nachträglich die deutsche Staatsbürgerschaft abzuerkennen, wie das gerade die SPD-Landtagsfraktion in Niedersachsen vorgeschlagen hat. Unseren Symbolismus macht uns keiner nach!

Antiamerikanismus ist das Wundermittel der deutschen Politik. Wenn Dir keiner mehr was glaubt - hau einfach auf die Amis drauf, dann fährst Du in den Beliebtheitsumfragen nach oben wie im Turbolift. Das Praktische daran ist: Man kann sich als SPD-Chef mit antiamerikanischem Unsinn ins Herz der Partei schrödern und wird trotzdem wieder nach Washington eingeladen. Man kann sich dabei sogar als militärische Doppel-Nulll outen, der von einem Ex-Nato-General "nahezu unglaubliche Unkenntnis" bescheinigt wird - macht nichts. Es geht ja um Glauben, nicht um Wissen.

Antiamerikanismus ist prima bigott. Man kann sich abends die neuesten Folgen von "24" reinziehen und am nächsten Morgen über Guantanamo klagen. Man kann behaupten, die Amis seien am Terrorismus selber schuld - und gleichzeitig eine restriktive Einwanderungspolitik gegenüber Muslimen in Deutschland fordern. Man kann den amerikanischen Präsidenten einen Massenmörder nennen und am nächsten Tag einen Flug nach New York buchen, man kann über die vermeintliche Kultur- und Bindungslosigkeit des amerikanischen Durchschnittsbürgers lamentieren und sich am nächsten Tag die Unterlagen für die Green-Card-Lotterie kommen lassen. Es vergeht kein Tag in Deutschland, an dem über die USA nicht die wildesten Behauptungen, die übelsten Schmähungen, die wahnsinnigsten Verschwörungstheorien verbreitet werden - aber das ist alles kostenlos und dient vor allem der deutschen Selbstgerechtigkeit.

Mit Iran ist das anders. Als beim letzten Mal im deutschen Fernsehen ein Scherz über eine iranische Führungsfigur gemacht worden ist, ging das böse aus. Vor genau 20 Jahren produzierte der holländische Entertainer Rudi Carell einen kurzen TV-Gag, in dem Ajatollah Khomeini in Damenunterwäsche herumwühlte. Carell bekam Morddrohungen. Der nur wenige Sekunden dauernde Spot führte zur Ausweisung deutscher Diplomaten aus Teheran, Flüge wurden gecancelt. Carell entschuldigte sich. Witze über dicke Amis sind einfach sicherer.

Der amerikanische Historiker Daniel Jonah Goldhagen, der den Deutschen vor etwa elf Jahren den Glauben raubte, sie hätten damals weiter nix gewusst, beschäftigt sich zur Zeit mit der Geschichte von Genoziden im 20 Jahrhundert. Dabei fiel ihm auf, dass diejenigen Politiker oder Militärs, die einen Völkermord planten und in die Tat umsetzen ließen, ihre Absichten vorher selten verheimlicht hatten. Ob Hereros, Armenier, Kulaken, Juden oder später Bosniaken die Opfer waren - die Täter sahen sich meist im Recht und keinen Grund, ihre Mordlust zu verschleiern. Wenn der iranische Präsident Achmadinedschad heute von einer Welt ohne Israel und gleichzeitig einer Atombombe träumt, könnte man - gerade als Deutscher - eigentlich eins und eins zusammenzählen. Warum sollte Achmadinedschad eigentlich nicht meinen, was er sagt? Aber wir Deutschen wissen nur, was wir glauben.

Die Amis gefährlicher als die Ajatollahs? Vielleicht sollten die Amerikaner die Deutschen zur Abwechslung beim Wort nehmen. Höchste Zeit für eine neue Runde Re-Education. Die letzte hat nicht gereicht.
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#2
So stellt der kleine Moritz sich den Antiamerikanismus vor!
Nicht zu fassen, wie man so auf einem Auge blind sein kann wie dieser Autor!
Er hat wohl noch nie etwas von einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf den Irak, von den primitiven Lügen gegenüber der UNO, von Guantanamo und den menschenverachtenden Aktionen der USA gehört, denen 500 000 Kinder in Badgad zum Opfer fielen, weil Medikamente auf Drängen der USA zu kriegswichtigen Gütern gezählt wurden.

Die bigotte Anti-Atom-Kampagne gegenüber dem Iran spottet jeder Beschreibung. Da rüstet Bush seine Atomwaffen auf, entwickelt neue kleine A-Bomben usw. und verlangt von einem anderen Staat sein Uran nicht mehr anzureichern, obwohl durch nichts belegt ist, das Waffen daraus werden sollen.

Für wie blöd will man uns eigentlich noch hinstellen,
wenn uns zugemutet wird, derartigen Verbalschrott wie den Spiegel-Artikel ernst zu nehmen?

Dass man sich mehr vor einer Macht fürchtet,
die über andere Länder herfällt, ihre Städt bombardiert und zigtausende von Leichen produziert, als vor einer Macht, deren Präsident wilde Sprüche klopft, dürfte wohl kaum verwunderlich sein.
Allein die infame Lügenkampagne, mit der der Krieg herbeidiktiert wurde, obwohl der Irak mit dem 11. September nichts zu tun hatte, zeigt, was man einem derart kriegsgeilen und intelligenzresistenten Präsidenten alles zutrauen muss.

Ein "Du-du-du" gegenüber Mullahs oder dem Iran
habe ich von deutschen Außenministern noch nie gehört. Das kann nur in den Ohren eines amerikahörigen Journalisten so geklungen haben, der nicht einmal die jetzige Debatte in den USA zu verfolgen in der Lage ist.
Es gab übrigens auch früher viele kritische Amerikaner, die genau so argumentierten und sich verhielten, wie es der Autor jetzt ziemlich dümmlich den "Deutschen schlechthin" unterstellen möchte, für die ihm als großem weisem Oberlehrer nichts Besseres einfällt als "Re-Education"!
Allein dieser Ausdruck offenbart sein Verständnis von Demokratie und kritischem Politikbewusstsein.

Was daran bigott sein soll, den US-Präsidenten einen "Massenmörder" zu nennen und am nächsten Tag eine Reise nach New York zu buchen, ist wohl ein Geheimnis des Autors, der im ganzen Artikel nichts als primitive Schwarz-weiß-Malerei absondert (New York war übrigens eine der 29 US-Großstädte, die sich gegen den Irak-Krieg ausgesprochen hatten).

Ich empfehle Peter Scholl-Latour dazu zu lesen, damit einem von dem Schwachsinn des Spiegelschreibers nicht schlecht wird.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#3
Ein geschmeidiger Kommentar zu dieser tumben Polemik findet sich übrigens hier.

Gruß ;)
Sangus
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#4
Ich finde, der Mann hat Recht. Gut, dass es endlich mal einer sagt!
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#5
alejnu schrieb:Ich finde, der Mann hat Recht. Gut, dass es endlich mal einer sagt!
Klar, wenn du Re-Education brauchst, Alejnu,
wird er bei dir wohl als einer "echten Deutschen" in seinem Sinne Recht haben!
Mich hat er nicht getroffen!
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#6
Das ist kein Grund, mir gegenüber polemisch zu werden.
Mir scheint vielmehr, der Artikel habe dich doch sehr getroffen. Warum sonst würdest du dich so darüber ärgern?

Meiner Meinung spricht der Autor da einen Trend an, den es tatsächlich in Deutschland gibt. Warum z.B. sieht man überall T-Shirts die sich in irgendeiner Art und Weise gegen Bush richten, aber keines gegen Ahmadinedschad?
Wenn mir direkt nach 9/11 ein Typ mit einem Palästinensertuch sagt, die Terroristen hätten das nur aus Verzweiflung getan oder Leute allen Ernstes behaupten, die USA hätte das World Trade Center selber in die Luft gejagt um einen Krieg anzufangen, dann stimmt doch etwas nicht im Staate Deutschland.
Und was Israel angeht, so ist es ohnehin einfacher dem Staat Nazimethoden und ethnische Säuberung vorzuwerfen. Ist doch optimal, wenn man den Juden genau das selbe vorwerfen kann wie unseren Großvätern.
Die Leute glauben eben lieber an das Märchen vom großen bösen Drachen, anstatt auch nur annähernd zu begreifen wie komplex die Vorgänge dieser Welt sind. Ist ja auch bequemer, und lenkt von den eigenen Problemem ab.
Was soll diese ganze falsche Solidariserung mit Terroristen? Vielmehr sollte man sich doch mal fragen, wo Deutschland nach dem Krieg ohne die USA geblieben wäre! Aber wahrscheinlich ist genau das das Problem.

Ich sage auch gar nicht, dass ich die Aktionen der USA oder auch Israels richtig finde, aber dieser latente Antiamerikanismus ist der falsche Ansatz! Aber differenziertes Denken liegt den meisten Leuten einfach nicht.
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#7
alejnu schrieb:Die Leute glauben eben lieber an das Märchen vom großen bösen Drachen, anstatt auch nur annähernd zu begreifen wie komplex die Vorgänge dieser Welt sind.
Wer sind eigentlich die Leute in deinem "komplexen Denken"?
Weder du hast noch dein toller Autor hat begriffen,
dass die Vorwürfe, die viele Deutsche gegenüber Bush vortragen, genau die sind, die auch kritische Amerikaner wie z.B. Noam Chomsky u.v.a. gegenüber Bush vorbringen.
Es ist höchst billig und undifferenziert, Kritik gegenüber Bush als "Antiamerikanismus" zu diffamieren, wo sie genau im Trend der USA von heute liegt. So kann man es sich auch leicht machen.

Willst du etwa bestreiten, was selbst die CIA zugibt,
dass der Irak rein gar nichts mit dem 11. September zu tun hat?
Die Verschwörungstheorien von einer US-Urheberschaft der WTC-Katastrophe kommen auch von Amerikanern und ihrer Bewegung "Unbeantwortete Fragen zum 9/11", nicht von Deutschen.
Ein willkürlicher völkerrechtswidriger Angriffskrieg auf ein Land, ohne jeden Grund, nur weil dem Präsidenten die von ihm selbst früher unterstützte Regierung nicht passt, ist eben für viele Menschen ein Grund zur Furcht, auch wenn du das nicht verstehst.

Im Moment sind die USA und sonst niemand auf Angriffskriegs-Kurs!
Sie zeigen aller Welt, dass man vor ihnen unter der Regierung eines nicht zurechnungsfähigen Präsidenten nur sicher ist, wenn man Atomwaffen wie Nordkorea besitzt, und heizen damit natürlich die Atom-Rüstung an. Dass sie dann selbst die Folgen beklagen und versuchen, die "Weltgemeinschaft" (wer immer das auch sein mag) in ihr Boot zu ziehen, spricht nicht gerade für seriöse Politik.

Vielleicht erklärst du mal den US-Bürgern,
die zu Tausenden ihre Söhne beklagen, warum du das für so notwendig hältst, obwohl nirgendwo dadurch Frieden geschaffen, dafür aber der Terror erst recht angeheizt wurde.

Das dümmliche Schlagwort "Antiamerikanismus"
dient vor allem den Firmen, die in den USA Geld machen wollen und dort die Kritik Deutscher an der hanebüchenen Kriegspolitik der USA als geschäftschädigend erleben.
Für sie werden Artikel gemacht wie der im Spiegel, den der Kommentator, den Sangus zitiert, wunderbar ad absurdum führt.

Von einer "Solidarisierung mit Terroristen"
kann überhaupt nicht die Rede sein, wenn jemand Bushs Angriffskrieg kritisiert - wie es inzwischen die Mehrheit der Amerikaner tut. Wer solidarisiert sich denn hier mit Terroristen? Von "einem Typ mit Palästinensertuch", der dir, Alejnu, nach dem 9/11 Verständnis gegenüber den Attentätern äußert, darauf zu schließen, "dass etwas im Staate Deutschland nicht stimmt", ist einfach albern. So etwas schreibt jemand, der von anderen differenziertes Denken verlangt!

Der Hinweis auf die Rettung Deutschlands
durch die Alliierten im 2. Weltkrieg hat ebenfalls nicht die Bohne mit dem Misstrauen gegenüber der Angriffslust der USA der letzten Jahre zu tun. Er zeigt besonders deutlich, wie pauschal und banal hier die Ankläger gegenüber einem "deutschen Antiamerikanismus" argumentieren. Wer diesen Vergleich vornimmt, hat von Geschichte keine Ahnung. Damals war es die Verteidigung gegenüber einer faschistischen Macht, die Europa in Schutt und Asche gelegt und für den Tod von Millionen Menschen verantwortlich war. Heute wird ein Irak überfallen und werden seine Städte bombardiert, der nichts, aber auch gar nichts Aggressives gegenüber den USA unternommen hat, ja kurz vorher noch mit ihnen ein Bündnis hatte, in dem mit amerikanischer Hilfe die El Kaida gegründet wurde.
Damals wurde Europa verteidigt, im Irakkrieg wurde das Völkerrecht gebrochen, der Angriffskrieg wieder zur möglichen Politik erklärt und somit folgenschwer ein friedenswichtiges Tabu gebrochen.
Dass man heute einen Überfall auf den Iran für möglich hält, obwohl man ihm keinerlei Atombombenbau nachweisen kann, zeigt, wie viel Unmoral und kriminelle Energie man den USA in aller Welt inzwischen zutraut.

Offensichtlich weißt du nicht, was Krieg ist, Alejnu,
so kann man locker theoretisch daherreden.
Vielleicht machst du dich mal mit den Psycho-Schäden der US-Soldaten vertraut, die man jetzt erst zu betreuen beginnt, und mit den Qualen von Zigtausenden verletzter GIs und Irakern, die Bush und seine Politik verfluchen.
Eine Lektüre von Peter Scholl-Latour würde dir auch gut tun!
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#8
Aber denken darf ein Mensch schon noch?

Ich halte es wie mit meinen engsten Freunden. Gerade da sie mir wertvoll sind, getraue ich mich "ihnen gegenüber auch kritisch zu äussern"; nur so gebe ich ihnen (und mir) die Chance ehrlich zu sein und zu bleiben, verhelfe zu Reflexion und Offenheit. Eine Freundschaft (im weitesten Sinne) taugt doch nichts und ist keinen Pfifferling wert, stimme ich aus reiner Loyalität allen Dingen zu. In der Politik gilt das ähnlich (vielleicht mit etwas anderen Spielregeln), inklusive einer gewissen Diplomatie, die voraussehbare Konflikte entschärft- dem anderen mit Verstand, Empathie gegenübertreten, ernstnehmen und dem Gegenüber kritische Dialoge/Fragen zutrauen. Dann erst beginnen wirkliche Gespräche, entstehen Lösungen ....

Wer sich kritisch der amerikanischen Politik gegenüber äussert, ist nicht gleichzeitig ihr Feind oder schlimmer, ein Befürworter iranischer Atombomben. Schreckliche Vorstellung, werden diese verfluchten Teile in noch weiteren Ländern gebaut.

Fazit: Freunde ernstnehmen und den Verstand nicht einseitig ausschalten.

Warum jetzt die Deutschen pauschal abtun, als seien gerade sie zum Nachdenken nicht fähig? Ich weiss nicht, mir kommen andere Stimmen entgegen, die sich durch einen islamistischen Fundamentalismus bedroht fühlen und in Sorge sind. Sie sind sicher keine Beschwichtiger, Verharmloser dieser Gewaltschreier. Wer kann Terrorismus, Atombomen usw... gutheissen oder militärische Invasionen jeglicher Art.
Jede Nation bzw. Land kann Gutes tun, aber auch Schlechtes.

Den Beitrag von Herrn Malzahn finde ich unausgewogen, den Titel tendenziös, was doch der Herr Malzahn so anprangert, jene Blindheit.
Gerade die deutsch-amerikanischen Beziehungen gestalten sich freundschaftlich und stehen in einem ausgewogenen Dialog (hoffentlich). Und wo leben wir eigentlich? In einem freien, demokratischen Land, wo unterschiedliche Positionen und Meinungen offen ausgesprochen werden können, auch für den Fall, dass sich jemand daran stösst. Kritische Stimmen sind keine Feindstimmen und stereotype Meinungen finden wir überall.
Der Artikel des Herrn Malzahn erscheint mir jetzt - je länger ich darüber nachdenke - konstruiert und bedient gewissen Vorurteile und Meinungen. Stimmungsmache ist billig, aber nicht geistreich. Ich finde sogar, diese Form der derzeitigen Diskussionen, stärkt den Rechtsradikalismus.

Lea
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#9
[Bild: usflag.gif]

SUPPORT GIs!
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#10
Hier demonstrieren keine Deutschen:

[Bild: antiwar_bushwarhead.jpg]
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#11
Hier ein empfehlenswertes Buch
des weltbekannten Linguisten Noam Chomsky, der wirklich kein Deutscher, sondern ein kritscher US-Bürger ist.
Hier schreibt ein betroffener Insider und nicht ein oberlehrerhafter Ignorant wie Herr Malzahn.

Noam Chomsky: War Against People. Menschenrechte und Schurkenstaaten
Europa Verlag, Hamburg 2001

Klappentext:
Aus dem Amerikanischen von Michael Haupt. Nicht die diktatorisch regierten Entwicklungsländer, sondern die USA und ihre Verbündeten sind die eigentlichen Schurkenstaaten, so Noam Chomsky. Klassische Großmachtpolitik heißt immer auch, Gewalt dort einsetzen, wo sie für die Wahrung territorialer und wirtschaftlicher Interessen notwendig scheint. Um Demokratie und Menschrechte geht es bloß vordergründig. Die UN-Charta und Bretton Woods haben weitgehend kapituliert. Beispielhaft untersucht Chomsky u.a. die Irak-Krise und den NATO-Einsatz im Balkan.

http://www.perlentaucher.de/buch/7627.html
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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#12
Mandingo schrieb:Hier demonstrieren keine Deutschen:

[Bild: antiwar_bushwarhead.jpg]

so geht es wenn man neu ist, dann drückt man auf Kästchen,die falsch sind.
Also, nochmal.
die Bilder,werter Mandingo, habe ich bereits beim letztem Wahlkampf in New York gesehen, da waren noch ganz andere dabei, aber, Herr Bush
hat die Wahl gewonnen. Das ist Demokratie ob uns das gefällt, oder nicht. Bei den Mullas ist das schon schwieriger, mit der Demokratie.
Ich bin nun schon etwas älter, wohne im äußerstem Osten von Deutsch
land. Ich habe die Solidarität (hoffentlich weiß jeder was das ist)der
Amerikaner erlebt , war ich doch als Kind in Berlin, es wurden dortu.a.
"Freßpakete" verteilt. Das nur nebenbei. Alle in Deutschland solten zu-
frieden sein, daß die Amerikaner,Franzosen und Briten in Berlin bis 1990
als Schutzmacht waren. Wenn das nicht wäre, könnten wir uns heute hier nicht austauschen, oder vieleicht darüber wie weit wir im sozialistischem Wettbewerb , für die Städte München oder Hamburg stehen.
Ich habe gewiß nicht gegen Andersdenkende, insgesamt, und da kön-
nen wir streiten wie wir wollen, glauben wir,wenn wir es tun doch alle
an einen einzigen Gott.
Allerdings gehe ich auch in Moslemforen , wenn ich da die meisten Beiträge lese, weiß ich was ich von den Mullas zu halten habe.
Allerdings habe ich dort einen Beitrag einer Muslima erlebt, von der
wir alle lernen können, er war von einem unerschütterlichem Glauben erfüllt, daß war für mich dann wieder tröstent,also solche und solche
All so, jeder kann abstimmen wie er will, das ist Demokratie,das kann
man in der westlichen Welt, kann man das auch in Staaten wo Mullas das sagen haben?
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#13
Zitat:Wer sind eigentlich die Leute in deinem "komplexen Denken"?

Die Leute aus der Statistik.

Zitat:Das dümmliche Schlagwort "Antiamerikanismus"

Nicht das Wort ist dümmlich, sondern die Sache an sich.

Zitat:Von einer "Solidarisierung mit Terroristen"
kann überhaupt nicht die Rede sein, wenn jemand Bushs Angriffskrieg kritisiert - wie es inzwischen die Mehrheit der Amerikaner tut. Wer solidarisiert sich denn hier mit Terroristen? Von "einem Typ mit Palästinensertuch", der dir, Alejnu, nach dem 9/11 Verständnis gegenüber den Attentätern äußert, darauf zu schließen, "dass etwas im Staate Deutschland nicht stimmt", ist einfach albern. So etwas schreibt jemand, der von anderen differenziertes Denken verlangt!

Das war ein Beispiel für einen generellen Trend.

Zitat:Offensichtlich weißt du nicht, was Krieg ist, Alejnu,
so kann man locker theoretisch daherreden.
Vielleicht machst du dich mal mit den Psycho-Schäden der US-Soldaten vertraut, die man jetzt erst zu betreuen beginnt, und mit den Qualen von Zigtausenden verletzter GIs und Irakern, die Bush und seine Politik verfluchen.
Eine Lektüre von Peter Scholl-Latour würde dir auch gut tun!

Darum geht es doch überhaupt nicht, da musst du nicht so zickig werden. Es geht schlicht und einfach um den Trend zu einem pauschalen Antiamerikanismus in der Otto Normal Bevölkerung, der völlig undifferenziert ist - und dagegen habe ich etwas! Eine Grundsatzdiskussion über amerikanische Außenpolitik möchte ich hier gar nicht führen.
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#14
Welche "Schlagworte" bzw. Bilder werden bei einem theoretischen Antiamerikanismus gebraucht?
Differenzieren wir hier einmal und überlegen, wie "Vorurteile" entstehen und woher.; betrachten wir dabei auch entscheidende Ereignisse und Reaktionen, die damit ausgelöst werden.
Ein Beispiel: Aufnahmen aus einem Lager, wo amerikanische Soldaten Inhaftierte misshandeln, in Ketten legen (nackt) und sie quälen, entwürdigen. Was löst das in Menschen aus? Verständnis? Oder Abneigung, einer derartigen Misshandlung.Wenn dann von "den Amerikanern" gesprochen wird, handelt es sich eventuell um diese transportierten Bilder und nicht um eine generelle Einstellung den Amerikanern als Volk gegenüber. Hier wie dort gibt es einen Alltag, Familienleben, Kinderlachen, Hoffen und Bangen, Tränen und Freude, das verbindet uns alle.
Das ist die Krux und nicht Otto-Normal-Verbraucher.
Es sind häufig Ereignisse, die sich im Gedächtnis der Menschen anhaften und zu Haltungen bzw. im schlechtesten Sinne, zu Vorurteilen führen.
Nachdenken ist immer notwendig, um nicht in einem oberflächlichen Meinungssalat unterzugehen, sich der Verantwortung eigener Reflexion zu entziehen. Das zumindest verhindert (vielleicht) Volkshetze und Massenwahn.
Quintessenz: Ein verfehltes Handeln (Einzelner) wird abgelehnt (Ereignis), nicht ein ganzes Volk.
Otto-Normal-Mensch, ist das differenziert?

Lea
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#15
alejnu schrieb:
Zitat:Das dümmliche Schlagwort "Antiamerikanismus"
Nicht das Wort ist dümmlich, sondern die Sache an sich.
Was ist denn "die Sache an sich"?
Du sprichst hier von der Furcht der Mehrheit der Deutschen (Statistik) vor der US-Kriegspolitik und einem neuen Krieg, bei dem schon über Planungen usw. geredet wird (Iran-Krieg), und das nachdem inzwischen die Mehrheit der US-Bürger in den Umfragen dem Präsidenten nicht mehr traut und den ersten Angriffskrieg (gegen den Irak) für falsch und mörderisch hält.

Diese Furcht, Alejnu,
ist bedeutend komplexer als die billigen Pauschal-Vorwürfe des Herrn Malzahn, denen du ebenso pauschal und argumentationslos zustimmst.
Dümmlich ist also in der Tat das undifferenzierte Etikettieren einer äußerst berechtigten Furcht der Deutschen vor weiteren US-Kriegen mit dem Schlagwort "Antiamerikanismus".
Wer so pauschal andere Menschen diffamiert, sollte nicht von denen Differenzierungen verlangen!

Selbst wenn es diesen "Antiamerikanismus" bei uns gäbe,
wie erklärst du ihn dir denn?

Oder hältst du deine Unterstellung hier für eine differenzierte Begründung von "Antiamerikanismus"? Kannst du dir keine anderen Gründe vorstellen? Ich finde das reichlich arrogant, andere Menschen so völlig ohne Belege zu Deppen zu erklären:
alejnu schrieb:Die Leute glauben eben lieber an das Märchen vom großen bösen Drachen, anstatt auch nur annähernd zu begreifen wie komplex die Vorgänge dieser Welt sind.
Vielleicht gibt es ja auch solche Gründe für das Abstimmungsergebnis, und zwar für Leute, die die "komplexen Vorgänge dieser Welt" begreifen:
[Bild: howamericalied.JPG]

Was du für einen "Trend in Deutschland" hältst,
ist in Wirklichkeit eine weltweite Ablehnung der Bush-Kriegspolitik, nicht nur in Deutschland, wie Statistiken beweisen. Sie gründet auf den jämmerlichen Erfahrungen mit Bushs Überfällen auf Afghanistan und den Irak und vor allem die gewissenlose Bush-Legitimation von Angriffskriegen. Auch in den USA gibt es diese Ablehnung, die sich auf die jüngsten Erfahrungen gründet. Wo soll denn da "Antiamerikanismus" sein?

Ich danke Lea für die differenziert anschauliche Darstellung des Problems.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)
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