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Darf das "passieren" III - Tod durch Hartz IV?
#31
"Irgendwo" habt Ihr ja alle Recht...

Ich habe mal eine ganze Zeit "nebenbei" als Verfahrensbevollmächtigter gemäss § 14 VwVfG gearbeitet - zu mir kamen erst Sozialhilfeempfänger/innen, später von Hartz IV-Betroffene, die sich schlichtweg keinen Anwalt leisten konnten. Zwar gibt`s in Deutschland üblicherweise Prozesskostenhilfe - aber auch nur, wenn das über die Prozesskostenhilfe entscheidende Gericht der Meinung ist, eine Klage hätte Aussicht auf Erfolg - und wenn der Mensch ggf. bis zum BVerfG klagen muss, um nachzuweisen dass eine Verwaltungsanordnung, eine Teilbereich eines Gesetzes oder ein Gesetz in seinen Ausführungsbestimmungen verfassungswidrig ist - dann hat der Mensch ein finanzielles Problem. Denn nach dem deutschen Recht musste erstmal alle dre Instanzen (Amtgericht, Landgericht, Oberlandesgericht) durchlaufen, bevor Du Dich an das Bundes(sozial)gericht und das BundesVerfassungsgericht wenden kannst. Und wenn das Amtsgericht nun sagt: "Pustekuchen, in den ersten drei Instanzen keine Aussicht auf Erfolg" - dann bleibts bei der Rechtswidrigkeit eines Gesetzes oder eine Ausführungsbestimmung. Eingaben beim BVerfG dauern Jahre, Jahrzehnte - bis die Erfolg haben, ist der Hartz-IV-Empfänger verhungert... Ich kenne mich also mit der Materie aus, ich habe übrigends auch schon 2 Jahre lang Hartz IV beziehen müssen...

Das mit dem "sozialen Netz" Lhiannon, ist ja ne schöne Sache....: In Berlin bekommt ein Hartz IV-Empfänger eine "Sozial-Monatskarte" für die BVG und die S-Bahn. Die kostet 35.- € im Monat - im Regelsatz des Hartz-IV sind aber nur 19,93 € für Verkehrsleistungen vorgesehen...(die Abonnementkarte kostet für Normalverdiener 60.- €/mtl.). Berlin hat eine Ost-West-Ausdehnung von 80km, eine Nord-Süd-Ausdehnung von 45km... zu Fuss oder nur mit dem Fahrrad biste da bei Wind und Wetter bald aufgeschmissen. D.h.: 15,07 € gehen von Deinem Essen, Deinem Kleidungsbedarf ab - für die BVG. Ebenso wie in anderen Städten auch hat Berlin für Hartz IV-Empfänger eine Strompauschale im ALG II: 16.- € mtl. Die billigsten Anbieter (wakker-strom, Flexstrom und Yellow-Strom) verlangen aber zwischen 28.- € und 32.- € mtl. Abschläge. Die zusätzlichen 12.- € bis 16.- € gehen also vom Essen, von der Kleidung ab....Besonders erschwerend für Hartz IV-Empfänger kommt hier hinzu, das im Ost- wie im Westteils Berlins die billigsten Wohnungen Altbauten sind - und diese haben meistenteils eine über Durchlauferhitzer "geregelte" Warmwasserversorgung. Das heist für den Hartz IV-Empfänger: Strom ist sauteuer - also ist nix mit jeden morgen duschen - alle 4 Tage muss reichen....

Es-Bundeskanzler Schröder hat den Spruch vom "Fordern und fördern" geprägt: "Fordern" heisst hier: 1. Der Hartz-IV-Empfänger hat jeden Monat mindestens 20 Adressen vorzulegen, bei denen er sich um einen Job bemüht hat. Die Mehrzahl der Firmen, die in den Anzeigenblättern inserieren, haben Kontakttelfonnummern, die mit "01805..." anfangen. Im Klartext heisst das: 2 Minuten Warteschleife, die Minute zu 60 Cent bis hoch 1,80 Cent... Da nutzt eine Telefon-und Internetflatrate von max 29.- € mtl auch nix...die Flatrate deckt keine 01805-Nummern ab... mir einem Prepaid-Handy kann man sowas gleich vergessen und Internetcafe`s sind für 01805 und 0900 Nummern gesperrt. Berrlin hat eine Arbeitslosenquote von etwa 18%, in Leipzig sind es 20%, im Landkreis Bitterfeld 22%, im Ruhrpott bis zu 24% - das produzierende Gewerbe stirbt in Deutschland langsam aus... Hier die Leute mit "Meldezettel zur Jobvorsprache" loszuschicken ist eine reine Verarschung.... Also geht man dazu über, den Leuten eine "Fördermassnahme" zu verpassen - wer über 50 ist, muss dem europäischen "Computerführerschein" machen....Nun gibt`s sicherlich Menschen, die keine Ahnung von IE 5,6,7 haben, die keinen Firefox, kein Mozilla, kein outlook, kein Pegasus kennen. Es gibt sicherlich Leute, die nicht wissen wie sie Debian oder Windows installieren, wie man eine Webside baut, wie man Open-Office, Open Calc, aber auch MS-Office, MS-Excel oder TM/BM/PM bedient. Das alleine zu wissen schafft aber noch lange keinen Arbeitsplatz im Büro... - für`s Jobcenter egal - Hauptsache man hat die Leute drei Monate in einer "Weiterbildungsmassnahme" untergebracht. Und für die angegliederten Agenturen - auch egal, die kriegen ihr garantiertes Monatsgeld anhand der Teilnehmeranzahl zu unsinnigen Kursen... und was danach passiert, interessiert die nicht. Letztlich bleibt der berühmte "ein-€-Job" übrig.... eigentlich für "zusätzliche gemeinnüztzige Arbeit" reserviert. Faktisch jedoch werden die Menschen da als Büroboten in der Verwaltung eingesetzt - und die vorher eigentlich zu besetzenden Planstellen für Arbeiter werden gestrichen - ein-€-Jobber sind billiger...
Hat dann jemand Glüch und bekommt eine "befristete Massnahme" (früher ABM genannt), dann ist die auf 11 Monate beschränkt - bei 12 Monaten hätte man wieder Anspruch auf ALG 1 und das ist zu vermeiden; ALG 2 ist ja für die Bundesagentur letztlich "billiger"....

Und wenn einmal Arbeitsabgebote vermittelöt werden - müssen die spätesten beim dritten Vermittlungsangebot angenommen werden - mit fatalen Folgen: Der Industriemeister Maschinenbau muss als Hilfsschlosser arbeiten und in Kauf nehmen, mit 700.- € netto nach Hause zu gehen (und bekommt dann noch 150 € vom Arbeitslosenamt dazu... obwohl er eine Qualifikation hat, die alle seine Kollegen in den Schatten stellt). In Hamburg haben die von einem Gehbinderten verlagt, zu seiner Arbeit HINZULAUFEN, nur damit sie den Mann aus der ALG-II Statistik `rauskriegen. In Mannheim haben die verlangt, das eine Frau ihren Job kündigen muss und sich einen bessder bezahlten Job suchen muss - damit die Zuzahlung für den kranken Ehemann nicht mehr vom Arbeitsamt geleistet werden muss....(die Frau war 57, der Mann 62...).

So ist im groben die Situation - und da sollen die Leute noch die Kraft haben, ein soziales Netz aufzubauen? Von den pekunären Voraussetzungen für ein solches Netzwerk mal ganz zu schweigen...

Die Resignation, die Lea da angesprochen hat, ist nachvollziehbar. Und ohne dass sich dessen die Menschen bewusst sind: Hartz IV im Alter kannste nur noch durch den Suff ertragen - dann giltste nämlich als "alkoholkrank" und bist weder für Fortbildungen, noch für ein-€-Jobs zu gebrauchen.... Ausserdem stirbste früher und hast das Elend hinter Dir...

Ich weiss ja nicht wie es bei den ökumenischen Gemeinden ist - was aber freie Verbände und Vereine angeht, die nicht kirchlich gehalten oder organisiert sind - da stimm`ich Fritz zu: meistenteils selbstzufriedene Organisationen die erstmal darauf achten, das eigene Schäfchen in trockene Tücher zu packen... (gilt leider übrigends auch für "meine" Baha´i). Die wenigen, die tatsächlich was machen - Treberhilfe, "warmer Otto", aber auch "Arche", die Tafeln, Suppenküche der Franziskaner, Synanon (Selbsthilfeinitiative gegen Drogen und Alkohol in Berlin) kämpfen um jeden viertel Cent, um jeden Tropfen Sprit für ihre Fahrzeuge, um jeden Schlafplatz für Obdachlose....
#32
t.logemann schrieb:So ist im groben die Situation - und da sollen die Leute noch die Kraft haben, ein soziales Netz aufzubauen? Von den pekunären Voraussetzungen für ein solches Netzwerk mal ganz zu schweigen...

Die Resignation, die Lea da angesprochen hat, ist nachvollziehbar. Und ohne dass sich dessen die Menschen bewusst sind: Hartz IV im Alter kannste nur noch durch den Suff ertragen - dann giltste nämlich als "alkoholkrank" und bist weder für Fortbildungen, noch für ein-€-Jobs zu gebrauchen.... Ausserdem stirbste früher und hast das Elend hinter Dir...

Tolle Lösung! - Und passt auch noch so gut ins Klischee!!!Occasion14

Das Dumme ist: - Es gibt eigentlich keine praktikable Lösung...., also vielleicht doch einen Gedanken wert???Eusa_think

Gruß - Gudrun
Jedes Mal, wenn ein Traum in Erfüllung geht, geht er verloren.
#33
http://www.n-tv.de/945071.html?070420081301
Zitat:Hartz IV für erfolgreich erklärt

Dementsprechend wird wohl auch seitens der Regierung nicht daran gerüttelt.
Da in naher Zukunft die Regierung sowieso bald nur noch Sicherheits- und Aussenpolitik betreiben darf (lt. EU), wird das hier in Deutschland eh niemanden mehr interessieren in wie weit die ärmere Schicht der Bevölkerung überlebt. Das ist denen "Piep"-egal. Wacht endlich auf..
jw MAa.t xai.tw r-HA.t =k
†~†~~~†~†~†~~~†~†
mAa.t r-Hna =k
#34
Warum, gudrun, soll`s keine praktikable Lösung geben?

Gut, jeder Lösungsansatz muss mittel- b is langfristig ausgelegt sien; kurzfristige Massnahmen können nur temporär die Not lindern:

A. Kurzfristig:

Anpassung der ALG II Sätze von Ost und West - im Regelfall kosten die Lebensmittel im Osten der Republik das gleiche wie im Westen der Republik. Ein Preisgefälle ist eher an Zentren festzumachen; Mannheim, Stuttgart und München sind als Wohn- und Lebensraum deutlich teurer als Duisburg, Hamburg, Berlin und Rostock.

2. Allgemeine Erhöhung des Grundsicherungsunterhaltes von derzeit 347 €/mtl auf mindestens 500.- €/mtl. In den "Hochpreisregionen" kann dieser Mindestsatz um bis zu 15% erhöht werden, in den "Niedrigpreisgegionen" dann um bis zu 15% herabgesetzt werden.

3. Gesetzliche Verpflichtung oder freiwillige Selbstverpflichtung der Arge-agenturen, Aus- und Weiterbildungsangebote so zu gestalten, das erstens die vorhande Qualifikation der Arbeitslosen berücksichtigt wird, zweitens die Bildungsmassnahmen so gestaltet werden, das es einem Arbeitslosen nach erfolgreichem Abschluss der Aus- und Weiterbildung mit einer Wahrscheinlichkeit von 60% bis 80% möglich ist, eine Arbeit zu erhalten, mit der er OHNE ZUSCHUSS DER ÄMTER UND BEHÖRDEN eine Arbeit finden kann, mit der er seinen Lebensunterhalt bestreiten kann.

4. Gesetzliche Einführung eines MINDESTLOHNES für alle Branchen von 8,50 bis max. 10,00 €/Std. Um dies für kleine bis kleinste Unternehmen, aber auch für den schon gebeutelten Mittelstand finanzierbar zu machen, müssen ZWINGEND sie Steuersätze für Gewerbesteuer und Einkommensteuer GESENKT werden. Weiterhin muss geprüft werden, ob die MwSt. pauschalisiert für Unternehmen mit bis zu 20 Mitarbeitern in Dienstleistung und Produktion nicht ebenfalls um wenigstens 4 Prozentpunkte gesenkt werden kann. Auf diese Art und Weise verbilligen sich Waren und Dienstleistungen und die Verbilligung von Waren und Dienstleistungen erbringt höhere Auftragsleistungen, für die wieder mehr Mitarbeiter benötigt werden...

B. Mittel- bis Langfristig:

Grundlegende Verbesserung der Bildungsstruktur: Die Pflichtschulzeit wird auf 14 Jahre erhöht. Der Hauptschulabschluss wird abgeschafft, stattdessen ist entweder die Mittlere Reife in Verbindung mit einem Lehr/Ausbildungsberuf Pflicht, oder das Abitur. Die Tagesschule wird als Standard-Schule eingeführt - vormittag Unterricht, Mittags Pause und Mahlzeiten, nachmittags Hausaufgabenbetreuung und Hilfe sowie ggf. Leistungssonderkurse (Deutsch für Immigrantenkinder zum Beispiel, aber auch Hilfe und Betreuung für Legastheniker, für Hochbegabte usw...)

Studiengebühren werden ebenso wie NC abgeschafft. Bildung darf nicht am Geld scheitern und die besondere Einzelfähigkeit zu einem Berufsfeld darf nicht an der Forderung von Spitzenschulnoten in allen Fächern scheitern. Anstelle eines NC kann ein Abiturslehrgang fachspezifisch ausgerichtet werden; ein kommender Nobelpreisträger/in in den Naturwissenschaften muss nicht unbedingt in artfremden Lehrfächern auch Bestnoten erzielen...

Gesetzlich muss festgelegt werden, dass "Überqualifizierung" kein Hindernisgrund für dauerhafte Einstellungen sind - wenn man vom Hartz IV-Empfänger verlangt, das er im Park weggeworfenes Papier aufliest, obwohl der Mann / die Frau über einen Hochschulabschluss oder alternativ zwei Lehrberufe verfügt, dann darf man es nicht zulassen, dass der Mensch mit zwei Berufen oder Hochschulabschluss wegen "Überqualifizierung" keinen Job in der Privatwirtschaft oder bei der "öffentlichen Hand" erhält! Das ist ein Unding....

Gesetzliche Einführung des 4-Schichten-Modells in der Schichtarbeit - statt drei Schichten a` 8 Stunden "zu fahren", nun 4 Schichten zu 6 Stunden; die Regelarbeitszeit pro Tag wird auf 6 Stunden begrenzt. Rechnet Euch mal aus, wieviele Jobs plötzlich benötigt werden, damit real, Plus, Lidl, Karstadt, rossmann und wie sie alle heissen von 9.00 Uhr bis 22.00 Uhr ihre Läden offen halten können...

Steuerlich Regelung der Einkommens-Obergrenzen: Wer als Alleinstehender mehr als 120.000.- € NETTO im Jahr verdient (Verheiratete: 240.000.- € NETTO, für jedes im Haushalt befindliches Kind einen Zusatzbetrag von 24.000.- € NETTO), muss für jeden darüber hinausgehenden Euro 90% ZUSATZSTEUER bezahlen - ohne Abschreibungsmöglichkeit. Und wenn sich jetzt hier jemand aufregt: Wenn ein Hartz IV-Empfänger nach einer Reform mit 500.- € durchschnittlich für seine Lebensmittel, seine Kleidung, seinen Strom, sein Internet, seine notwendigen Reperaturen (Waschmaschine, Kühlschrank) aufkommen muss, - dann hat der Spitzenverdiener mit seinen vielleicht 15.000.- € mtl oder mehr ja wirklich keinen Grund sich zu beklagen...
#35
t.logemann schrieb:Gut, jeder Lösungsansatz muss mittel- b is langfristig ausgelegt sien; Anpassung der ALG II Sätze von Ost und West - 2. Allgemeine Erhöhung des Grundsicherungsunterhaltes von derzeit 347 €/mtl auf mindestens 500.- €/mtl. In den "Hochpreisregionen" kann dieser Mindestsatz um bis zu 15% erhöht werden, in den "Niedrigpreisgegionen" dann um bis zu 15% herabgesetzt werden.

3. Gesetzliche Verpflichtung oder freiwillige Selbstverpflichtung der Arge-agenturen, Aus- und Weiterbildungsangebote so zu gestalten,

Leute, das grundsätzliche Probleme ist NICHT fehlendes Geld ... sondern Abschneiden von der Würde im Umgang ...

Ich wage zu bezweifeln, dass es so ganz gravierende regionale Unterschiede bis zu genannten 30% (+-15%) im Grundbedarfsbereich insgesamt gibt ...  Gerade im ländlichen bereich fernab von Allem entstehen ganz eigene kostenträchtige Zugangsschwierigkeiten zu Angeboten für Geringverdiener und zu Kultur und zu Arbeitsangeboten.
Da wird ein neues Märchen lanciert ... Ggf. bitte ich um Nachweis durch statistische Datenbasis ... EVS2003?
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
#36
Erfahrungswert, Fritz - München ist im Vergleich zu Berlin ein sauteueres Pflaster... Ich komme ja geschäftlich viel `rum und kann mir da schon eine Meinung zu bilden.

Was Deine Bemerkung zum ländlichen Raum angeht - das hast Du natürlich Recht. Es nutz wenig, ein umfassendes Bildungsangebot in einer Kreisstadt anzubieten, wenn in Gross-Auheim, Klein-Gerau oder Roitzsch dreimal am Tag ein Bus fährt, die Fahrt in die Bildungsstätte bei einer Luftlinienentfernung von 10 Km 2,5 Stunden dauert, weil ja auch noch Klein-Auheim, Ober-Hinterdorf, Hinter-Oberdorf und schiess-mich-tot-wieviele andere Dörfer noch angefahren werden... Es nutz nix ein gutes Schulsystem einzurichten, das in Städten funktioniert - aber auf dem Land werden die Dorfschulen plattgemacht.
#37
t.logemann schrieb:Erfahrungswert, Fritz - München ist im Vergleich zu Berlin ein sauteueres Pflaster... Ich komme ja geschäftlich viel `rum und kann mir da schon eine Meinung zu bilden.
Bestreitet ja grundsätzlich niemand. Aber WAS davon, das in München soviel teurer ist, ist überhaupt im Grundbetrag Hartz IV enthalten? Miete und Heizung ist draußen vor, Bildung und Kultur eh nicht enthalten, Verkehr in so winziger Dosierung, dass es auch keine Relevanz hat ...

Geschäftlich ist eine GANZ andere Welt ;)

Fritz
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
#38
t.logemann schrieb:Anpassung der ALG II Sätze von Ost und West -
Na, ja,
seit 2007 Schnee von Vorgestern ... Anpassung bereits Gesetz!
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
#39
...200g Kochschinken bei Plus in München: 1,29 €, in Berlin: 1,19 €
...200g Bauernschinken bei Plus in München 2,28 €, in Berlin 1,99 €
Berlin: Weizenmischbrot - 0,89 €
München: Weizenmischbrot - 0.98 €

Edeka Nürnberg: No-Name Abflussreiniger: 3,19 €
Edeka Berlin: das gleiche 2,89 €

Lidl München: Hundefutter, 1250 g 0,99 €
Lidl Berlin dito 0,89 €

Klar, folgendes kann sich ein Hartz IV-Empfänger seltenst leisten:

Döner-Kebap am Viktaulienmarkt: 4,50 €
Döner-Kebap am Alexanderplatz: 2,80 €
(EU-weit gibt`s schlimmeres: Döner-Kebap an der Oxford-Station in London: 8,00 €.... da legst`di nieder..., da kommst als Hartz-IV-Empfänger auch mit einem Billigflug bei Ryan-Air nicht allzuweit...)

Ich habe nicht alle Preisbons aufgehoben - aber wenn ich das nächste mal in München bin, nehm`ich extra welche mit....
#40
t.logemann schrieb:...200g Kochschinken bei Plus in München: 1,29 €, in Berlin: 1,19 €
...200g Bauernschinken bei Plus in München 2,28 €, in Berlin 1,99 €
Berlin: Weizenmischbrot - 0,89 €
München: Weizenmischbrot - 0.98 €

Edeka Nürnberg: No-Name Abflussreiniger: 3,19 €
Edeka Berlin: das gleiche                        2,89 €

Lidl München: Hundefutter, 1250 g  0,99 €
Lidl Berlin dito                              0,89 €

Klar, folgendes kann sich ein Hartz IV-Empfänger seltenst leisten:

Döner-Kebap am Viktaulienmarkt: 4,50 €
Döner-Kebap am Alexanderplatz: 2,80 €
(EU-weit gibt`s schlimmeres: Döner-Kebap an der Oxford-Station in London: 8,00 €.... da legst`di nieder..., da kommst als Hartz-IV-Empfänger auch mit einem Billigflug bei Ryan-Air nicht allzuweit...)

Ich habe nicht alle Preisbons aufgehoben - aber wenn ich das nächste mal in München bin, nehm`ich extra welche mit....

Hallo,  merkst Du denn überhaupt noch was????

Ganz bewusst habe ich mich vor ein paar Tagen mal etwas provozierend wie  ein 0-8-15-HartzIV-ler ausgedrückt, so, wie er vielleicht in Euren Köpfen existiert.
--Hatte gehofft, ihr würdet vielleicht etwas raffen, aber der Beitrag war offensichtlich unter Eurem Nieau.(hätte ich mir auch gleich denken können!)
HartzIV oder Armut überhaupt hat mehr mit Emotionen zu tun, als es sich jemand vorstellen kann, der monatlich für seine Arbeit eine bestimmte Summe auf sein Konto überwiesen bekommt, egal, was er damit anfängt.

Es ist keine Frage des Geldes, sondern eine Frage der Würde.

Stellt euch mal vor, an Euch klebt ein Schild: HartzIV-Empfänger - Wie ein Judenstern.
Wenn es außer Euch keiner sieht, ist es doch in Euerm Kopf. Der Blick von Straßenpassanten, von Verkäuferinnen u.a. bleibt vielleicht an der alten Jacke, an den Schuhen kleben. Man fühlt, dass man einsortiert und ausgegrenzt wird. - Eigentlich in jedem Bereich des Lebens.

Nicht Verhungern oder Erfrieren bedrohen die Armen (Rentner, Sozialhilfeempfänger, Obdachlose), sondern Isolation, Lieblosigkeit und Arroganz.
Es sind ganz sicher weniger materielle Sorgen, die Menschen in den Selbstmord treiben, als die gefühlte Kälte und Einsamkeit, die Menschen dazu bringt, ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Gruß gudrun
Jedes Mal, wenn ein Traum in Erfüllung geht, geht er verloren.
#41
Ein bisschen, gudrun , kommst auch darauf an, wie man mit seiner persönlichen Situation umgeht - und ob man gelernt hat, Zivilcourage und Selbstbewusstsein zu entwickeln: Ein Sachbearbeiter im Arbeitslosenamt ist in erster Linie eine Dienstleister. Der Hartz IV-Empfänger ist kein "Bettler, Sozialschmarotzer", sondern ein Bürger der einen gesetzlich verbrieften Anspruch hat. Und wenn man sich selbst so begreift, nämlich als Bürger mit Rechtsanspruch - dann lässt man sich von Sachbearbeitern ebensowenig `runterziehen, wie von anderen Mitmenschen.

Das Zivilcourage und Selbstbewusstsein in Deutschland nicht so sonderlich ausgeprägt sind - hat aber wenig mit Hartz IV zutun...
#42
Guten Abend Thomas!

Ich denke, es ist gerade für Menschen schwierig, Selbstbewußtsein zu entwickeln, wenn sie Jahre arbeitslos sind, viele erfolglose Bewerbungen gemacht haben und möglicherweise dann in der Arbeitsgemeinschaft(ArGe) unter Umständen auf einen abgestumpften Sachbearbeiter treffen, der möglicherweise seine Kunden noch herablassend behandelt.

Selbstbewußtsein läßt sich nicht verordnen und ist möglicherweise nicht gerade verstärkt bei Kunden der Argen zu finden.

Gruß
Gerhard
#43
...und Zivilcourage beweise ich nicht, indem ich meine eigenen Interessen gut vertrete, sondern mich UNEIGENÜTZIG für die Rechte anderer einsetze, auch, wenn ich dadurch Nachteile zu befürchten habe

Gruß - Gudrun
Jedes Mal, wenn ein Traum in Erfüllung geht, geht er verloren.
#44
gudrun,
erstaunt über deine Reaktionen auf das Geschriebene und gleichzeitig der Einordnung und Vorurteil, welche du hier den Leuten gegenüber zeigst, frage ich mich "wann und wie beginnt" sowas wie "Feindbild", der alltägliche Faschismus? Was beklagst du? Haben Menschen, die ihr Recht auf staatliche Unterstützung wahrnehmen (müssen) das nötig, von dir verteidigt zu werden?
Stimmungsmache auf der einen Seite (Medien und Politker auf unverantwortliche Art und Weise!) und eine anwachsende Polarisierung der Gesellschaft - Arbeitnehmer und Arbeitslose - und die Auswirkungen innerhalb der Gesellschaft, das lohnt mal einer genaueren Betrachtung und Auseinandersetzung.
Lese, höre ich von Demonstrationen? Sogar die Studiengebühren sind fast klaglos angenommen worden - von ganz jungen Leuten!?
Die Frage kann auch sein, warum sind wir mittlerweile so (selbst)zufrieden geworden und akzeptieren jeden gesellschaftlichen Zustand?

Lea
#45
Lea schrieb:frage ich mich "wann und wie beginnt" sowas wie "Feindbild", der alltägliche Faschismus? Was beklagst du? Haben Menschen, die ihr Recht auf staatliche Unterstützung wahrnehmen (müssen) das nötig, von dir verteidigt zu werden?
... da staune ich dann auch über DEIN Weltbild!
Alle Menschen haben es bisweilen "nötig", allemal aber verdient, verteidigt, wahrgenommen, gewürdigt zu werden! ... von wem auch immer. Meistens nicht von sog. (gefühlten) intellektuellen oder emotional-mythischzentrierten Eliten ... man kanns sich nicht aussuchen ...

Fritz
P.S. Bisweilen scheint sparsameres Rundumposten im morgendlichen Schnelldurchgang auch für Moderatorinnen bedenkenswert.
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!


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