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Oberhäupter/Führungsgremien in Religionsgemeinschaften
#1
Die römisch-katholische Kirche hat mit dem Papst ein eindeutiges Ein-Personen-Oberhaupt. Die iranischen Schiiten haben den Obersten Rechtgelehrten (hat der auch eine Rolle bei den sonstigen Schiiten?). Die Baha'i haben mit dem Universalen Haus der Gerechtigkeit ein 9-Personen-Gremium an oberster Stelle.

Wie sieht das bei anderen Religionsgemeinschaften aus? Welche haben ein eindeutiges, oberstes Gremium, und wie sieht es aus? Welche nicht, und wie organisieren sie sich?
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#2
Soweit ich weiss, hatten Shiiten nach Ali, dem Schwiegersohn Mohammeds noch zuoberst Imame, ingesamt 2 gleichberechtigte Rechtsschulen nahmen spaeter die Lehrhoheit fuer Schiiten ein. Ein Imam in diesem Sinne amtiert zur Zeit nicht bei ihnen. Iranische-Revolutions-Shiiten sind nicht genau das, was sie vorher waren, sondern etwas Drittes mit anderer Sharia (Rechtsbasis).
Shiiten haben bis 1908 etwa noch 1 Kalif als "Papst der Mehrheit" gehabt und heute nur 4 gleichberechtigte Hochschulen.
Wahabiten - das ist wieder etwas anders - usw.

mfG
WiTaimre
(ich muss was arbeiten - spaeter mehr - vielleicht)
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#3
BS"D

Im Judentum ist es etwas komplizierter, da es keine Oberhäupter gibt, sondern nur Gelehrte und je nach dem, wo man wohnt und nach welchem Gelehrten man sich richtet, haben Aussagen von anderen Gelehrten eine Bedeutung oder auch nicht. Zusätzlich ist dieses auch noch vom Thema abhängig.

In diesem Sinne ist dann auch jeder Jude erst einmal selbst sein Oberhaupt und wenn er in einer Frage nicht weiter weiss oder keine Ahnung hat, fragt er seinen Rabbiner, was sich dann immer weiter fortsetzt, bis sich ein Gelehrter findet, der dazu eine Frage weiss.

So haben dann auch manche Institutionen oder Staaten ihre eigens für sie zuständigen Rabbiner, wie die Oberrabbinate (es gibt zwei) in Israel, aber auch der Oberrabbin in England z. B.

Damit das alles sich nicht immer weiter divergiert, befindet sich alles in ständiger Diskussion. Hierdurch werden dann verschiedene Ansichten miteinander abgeglichen.
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#4
Dennoch würde ich sagen, eine Ebene im Judentum hat eine gewisse Autorität inne; siehe Oberrabbinat(e).
Einen Kopf - bildhaft ausgedrückt - bildet jede Gemeinschaft. Eine beständige Diskussion und Reflexion könnte dabei das Element sein, was eine Erstarrung oder zentrale Macht verhindern könnte. Vorallem im religiösen Bereich ist das leider ein zweischneidiges Schwert.
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#5
Lea schrieb:Dennoch würde ich sagen, eine Ebene im Judentum hat eine gewisse Autorität inne; siehe Oberrabbinat(e).
Ich befürchte, das ist sehr christlich/katholisch gedacht ...

Das zentrale authoritative Lehramt ALLER Juden gibts nicht, nicht mal in Oberrabbinaten, schon weil die "Lehre" im Judentum nicht so den allesüberstrahlenden Rang hat gegenüber der PRAXIS
- dafür gibts aber eine Menge Eigenverantwortlichkeit des einzelnen, von außen bisweilen als chaotisch wahrgenommen ...
MACHTzentren bilden dann eher schon die jüdischen Gemeinden und deren Dachverbände ... aber auch da MUSS keine Jude zwangsläufig zugehören.
Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Jerci Stanislaw Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
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#6
Ja, das habt Ihr gut eingekreist.
Fuer das Judentum kommt hinzu, dass ab und zu von aussen bestimt wird, wer alles juedisch sei, ob es uns wehtut oder nicht, das "Boot" bleibt dadurch bei einer ueberschaubaren Groesse aber ist staendig in Bewegung nach innen und aussen, weil, wenn man denn schon juedisch ist / sein will / sein muss - dann macht man sich das "haeuslich" und nimmt Gedanken auf und bringt auch welche ein, die integrierbar sind.
Wer sich das juedisch-Sein lange nicht "aktivierte", kann ja noch sein Leben lang drauf zurueckgreifen, es schon zu sein und wieder lernen :)

Darum ist die Vielfalt so erstaunlich und obwohl wir eine statistisch moegliche Anzahl sind, deckt sich das nicht genau mit den Kernbereichen, in denen ein Jude Auskunft ueber seine Religion geben koennte. Man kann es auch "einfach" so sein und ist zufaellig dennoch bei keiner Gemeinschaft "fassbar" oder man ist es bewusst, aber in Positionen, wo jeder es nicht vermutet haette, z.B.ein buddhistischer Abt auf Ceylon oder ein Kardinal in Paris, beides durchaus auch fair und getreu im Sinne dieser anderen Gemeinschaft.
"Uns" macht das nicht nervoes, G0TT kennt Sich ja aus. *g*

mfG WiT
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#7
Es gibt kein satanistisches Hoheitsgremium weil es keinen einheitlichen Satanismus gibt. Der allerdings verbreitetste und bekannteste Ableger des atheistischen Satanismus, namentlich die Church of Satan von Antony Szandor LaVey besitzt ein seperates oberstes Gremium: Die Leitung liegt beim Order of the Trapezoid und besteht aus den beiden Hohepriestern und dem Council of Nine.
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#8
Bemerkenswert in den christlichen Kirchen sind doch die Titel:
Eure Heiligkeit
Eminenz
Exzellenz
Hochwürden
ehrwürdige Mutter
und mit Gott selbst ist man per "Du".
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#9
Auch andere Glaubensgemeinschaften verwenden Anreden, die ähnlich der christlichen Würdentitel, Respekt und Ehre bekunden. Ich denke - nehmen wir das Beispiel des Dalai Lama - dies sind Anreden, welche in der entsprechenden Gemeinschaft ihren Sinn und auch Geschichte haben. Sie sollten das sein und bleiben was sie im tiefsten Grunde sind: Titel, sonst nichts.
Die zwischenmenschliche Ebene sollte dabei nicht berührt werden und ein Oben wie Unten vermieden werden. Eine Eminenz ist genauso ein Du, wie meine Lieblingskassiererin im Lebensmittelladen.
Naja, wir könnten davon lernen, dass wir uns (alle) in Ehre und Würde ansprechen und damit eine Egalisierung fortpflanzen, welche ein höheres geistiges Wachstum bewirken könnte. ;)
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#10
Im Judentum gab es doch vor der Tempelzerstörung im Jahre 70 auch eine Art oberstes Gremium, den Hohen Rat, oder?

Gruß
Lhiannon
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